HERZLICH WILLKOMMEN!

Mit diesem Blog möchte ich gerne alle Interessierten einladen, an unseren Törns teilzuhaben.
Für Bootfahrer soll es eine Hilfestellung zur eigenen Törnplanung sein, wobei alle Hinweise sich immer auf das Jahr beziehen, in dem wir die Tour gemacht haben, d.h. sie werden nicht laufend aktualisiert! Für weiterreichende Anfragen stehe ich gerne zu Verfügung.
Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden, aber nicht ohne Erlaubnis heruntergeladen oder anderweitig verwendet werden, denn das Urheberrecht liegt bei mir, schreibt mich einfach bei Bedarf an.
Ihr findet mich übrigens auch bei Instagram unter @my_bettelu

Nun aber viel Spaß beim Lesen ... Gruß Bettina

2023 – es geht wieder in den Norden > über Hamburg und die Nordsee nach Bremerhaven ...
            ist aber noch noch nicht vollständig 🖥️ ...

Letztes Update: August 2023

2015 - Hamburg ist immer wieder eine Reise wert


Montag, 1. Juni 2015 - Nach zu langem Winterschlaf geht es endlch wieder ins Wasser!

 
Nicht ganz so aufgeregt wir im letzten Jahr beobachten wir die Rangierarbeiten, um unsere BetteLu wieder ins Wasser zu befördern. Wie immer sorgt unser Hafenmeister mit vollster Konzentration dafür, dass dabei nichts schief geht. 
Im Element Wasser angekommen, kontrollieren wir gleich die Bilgenbereiche, doch alles bleibt trocken. 
Also wird der Motor gestartet. Er sollte jedenfalls starten, 
doch es tut sich nichts. OH SCHRECK!!! Was ist passiert? 
Eine Stunde sucht Ludger mit einem Mechaniker nach der Lösung des Problems und sie können es schließlich beim Analysieren der elektrischen Arbeiten in den letzten Wochen ausfindig machen: 
ein Kabel war doch falsch angeklemmt worden.
Zügig wird der Fehler behoben und siehe da, er startet wieder ohne Schwierigkeiten - HURRA!
Nun aber weg hier vom Kranplatz, denn das nächste Schiff hängt bereits in den Seilen 
und wartet ebenfalls darauf, wieder schwimmen zu dürfen.
Nach einer kleinen Aufwärmrunde geht es in unsere Box und der Mechaniker führt einen Ölwechsel durch: 
12 Liter von der gelblichen Flüssigkeit verschlingt der Motor in seinem Inneren. 
2 andere geplante Inspektiontätigkeiten müssen leider auf einen anderen Tag verschoben werden, 
da durch den Poststreik die Teile nicht geliefert worden sind - Blöd!
Wir sind nochmals 2 Tage damit beschäftigt, das Schiff auf Vordermann zu bringen und wieder einzurichten. 
Die neue Backskiste und auch ein neuer Achterdeckteppich sind das Geschenk in diesem Jahr für BetteLu, 
hoffen wir, dass sie sich uns gegenüber als dankbar erweisen wird.

Am kommenden langen Wochenende planen wir die Fahrt zum Hafenfest nach Münster, hat es uns dort im letzten Jahr doch so gut gefallen. Als wir morgens zum Hafen kommen, werden wir mit einem Überraschungbesuch "überfallen": mein Bruder mit Frau hatten mich unauffällig im Vorfeld am Telefon ausgehorcht und sind nun mal eben 450 km von Heilbronn nach Münster gekommen, 
um auch mal das Bootsleben kennen zu lernen. Da wir lebensmittelmäßig nicht auf Besuch eingerichtet waren, bingen sie als Willkommensgruß ihre und auch unsere Verpflegung gleich mit
Abends lassen wir uns im Hafenrestaurant "Zum Fährhaus" das sehr leckere Essen schmecken. Zurück an Bord sitzen wir noch lange an Deck und freuen uns auf das morgige Hafenfest.
Der Weckruf am Freitag ertönt von dem regelmäßig kommenden Tante-Emma-Wagen, der sein Kommen mit einer lauten Klingel ankündigt. Fix ziehen wir uns an, um für das Frühstück einzukaufen. Hier gibt es alles, was man so an fester und flüssiger Nahrung haben möchte
 - erstaunlich was in so einen kleinen Lieferwagen alles rein passt.
Nach dem ausgiebigen Frühstück bei bestem Wetter bereiten wir alles für die erste Fahrt in dieser Saison vor: die Handgriffe sitzen auch nach der langen Winterpause noch. Über das ruhige Kanalwasser fahren wir rüber nach Münster und passieren dort die Schleuse. Mein Bruder mit Frau lassen sich schnell vom maritimen Bazillus anstecken, ebenso wie wir schätzen sie das ruhige Fahren auf dem Wasser.  
Im Stadtbereich von Münster liegen rechts und links vom Kanal sehr viele Leute am Wasser, um das herrliche Wetter zu genießen, hier wird gegrillt und gebadet. So müssen wir aufpassen, dass keiner dem Boot zu nahe kommt. Auch auf die Brücken haben wir ein besonderes Augenmerk, ist es hier doch sehr beliebt, von diesen zu springen.
Im Hafenbecken angelangt haben wir fast die freie Auswahl, wobei allerdings an beiden Seiten Anlegeverbotschilder angebracht sind - kann das richtig sein? Vor den Restaurants können wir ja verstehen, sitzen bei den Wasseraktionen dort die Zuschauer und könnten nichts sehen, wenn hier die Boote liegen. Wir wollen eh auf der Südseite festmachen und gesellen uns zu einem anderen Motorboot. Ein Blick auf unsere Wellendichtung lässt uns erblassen: die Bilge hier steht voller Wasser - so ein MIST! Wir zapfen es ab und Ludger versucht sie besser einzustellen. Nach einiger Zeit kommt eine Dame angeradelt, die sich als Sicherheitspersonal vom Veranstalter ausgibt und sagt uns, dass wir hier nicht liegen bleiben können, da das komplette Hafenbecken für Sportboote aus Sicherheitsgründen gesperrt ist  
Was ist das für ein Hafenfest??? Ohne Boote??? 
Kann man nicht wenigsten einen Teil für die Boote freigeben??? 
Völlig enttäuscht legen wir somit nach einiger Zeit wieder ab und fahren Richtung Heimathafen. In der Nähe festzumachen und zu Fuß zum Fest zu gehen, haben wir jetzt auch keine Lust mehr, war es im letzten Jahr doch sehr schön, das Treiben an Land zu beobachten und der Live-Musik vom Achterdeck zu lauschen 
Zurück im Heimathafen wundern sich alle, dass wir schon wieder da sind und sind ebenfalls entrüstet über das Booteverbot. In den Anfängen des Hafenfestes hätten sie sogar beim Hafenmeister angerufen und um Besuch von den Booten gebeten, damit die Atmosphäre martimer wird - jetzt werden eben diese rausgeworfen!
Ein erneuter Blick auf unsere Sorgendichtung bringt die nächste Ernüchterung, wieder hat sie zuviel Wasser durchgelassen. Ludger zapft erneut ab und schraubt wieder an ihr rum - ein Glücksspiel - hoffentlich hält sie nun schön dicht. Da wir Hunger haben, der Kühlschrank aber leer ist, statten wir dem Hafenrestaurant erneut einen Besuch ab, wiederum schmeckt es vorzüglich. Den Abend lassen wir an Deck ausklingeln und reden noch lange über die heutigen Ereignisse. 
Morgens packen wir mit leeren Mägen unsere Sachen, denn am Wochenende kommt der nette Lebensmittelmann leider nicht und fahren nach Hause. Der Überraschungsbesuch ist trotz allem begeistert von dem Wochenende und bedauert, dass sie sooo weit weg wohnen.
 
Aus beruflichen Gründen kommen wir leider die nächsten 4 Wochen nicht dazu, Böötchen zu fahren. Es wird zwischenzeitlich wohl noch der Impeller gewechselt und ein Dieseldoppelfilter eingebaut. So sind wir für unsere geplante Sommertour motormäßig gut gerüstet. Ist ein Filter bei der eventuell unruhigen Fahrt auf der Elbe oder Nordsee verstopft, kann man fix den anderen aktivieren, ohne dass der Motor ausgeht. Fällt auf solchen Gewässern der Motor aus wird man schnell zum Spielball der Strömung und ist den anderen Schiffen hilflos ausgeliefert - das will keiner!


Eine Woche vor unserem Urlaubsstart schaffen wir es nochmals ein Wochenende auf dem Boot zu verbringen. Wir führen letzte Arbeiten durch, z.B. passt aufgrund des Dieselfilters nun die im Winter neu gestaltete Dämmplatte nicht mehr, sie müsste ein großes Loch gesägt bekommen. Doch entscheiden wir uns dazu, sie erstmal ganz raus zu lassen und den Dieselfilter im Herbst eventuell an einen anderen Platz zu setzen, z.B. in die darüber sitzende Sitzbank, da kämen wir im Notfall auch noch schneller ran.
Bei bestem Wetter machen wir eine Tour nach Norden und legen uns bei Dörenthe an die Sportbootliegestelle im Wendebecken. Hier springen wir aufgrund der Hitze in das hier klarer aussehende Kanalwasser und trinken unseren Anlegeschluck vom Wasser aus - so hält man es aus. Abends gehen wir im nahegelgenen Restaurant "Zum Goldenen Anker" sehr gut essen und sitzen anschließend noch lange auf dem Achterdeck. Erst am nächsten Tag machen wir uns nach dem Auftanken des Dieseltanks wieder auf den Heimweg. Ein Kontrollblick bei der Wellendichtung zeigt uns, dass sie nun endlich passend eingestellt ist, sie lässt nur minimal Wasser durch. Wir werden sie aber im Herbst auf jeden Fall austauschen lassen.  
 

Also kann es losgehen, die neue Schiffsbeflaggung und der Kapitän warten schon auf ihre neue große Tour, auch die 90seitige Planungsmappe liegt bereit. Die Bänke sind mit Essens- und Trinkvorräten gut gefüllt, auch die Wasser- und  Dieseltanks sind voll


3 WOCHEN SOMMERTOUR
Folgende Tour soll dieses Jahr gefahren werden:

Über die Gewässer:
Mittellandkanal - Elbe-Seitenakanl - Elbe - Hadelner Kanal - 
Wattfahrwasser - Ems-Jade-Kanal - Ems - Dortmund-Ems-Kanal
geht es zu folgenden Städten:
Hannover - Hamburg - Cuxhaven - Bremerhaven - Wilhelmshaven - Aurich - Emden
Es sind ca. 900 km Wegstrecke, 30 Schleusen und ebensoviele Brücken.
 
Tag 1: Freitag, 10. Juli 2015: Von Fuestrup nach Venne

Statt um 10 Uhr kommen wir erst gegen 11 Uhr von zu Hause los, immer das Gleiche bei uns:
hier noch was machen, da noch was machen und schwupp ist die Zeit um – aber es ist ja Urlaub ;-) Im Hafen fix die Sachen an Bord verstauen und von den Stegnachbarn verabschieden, um 13:54 Uhr bei Sonnenschein ist Motorstart – HURRA URLAUB!
Schon nach kurzer Zeit sitzt zu meiner Überraschung Tochter Sarah am Steuer. Letztes Jahr wollte sie gar nicht selber fahren – aus Kindern werden Leute.
Nach 2,5 Stunden zügiger Fahrt auf dem fast leeren DEK biegen wir in den MLK ein, leider schnappt uns ein dicker träger Berufsschiffer die Pole-Position vor der Nase weg, so dass wir von nun an um 3 Stundenkilometer langsamer unterwegs sind. Das ist schade, denn Hamburg wollen wir gerne am Dienstag, spätestens Mittwoch erreichen. Ab dort werden wir es langsamer gehen lassen – man ist ja nicht auf der Flucht.
Ein Überholmanöver dieser Art erwies sich im letzten Jahr als nicht sinnvoll, zieht es sich doch über eine lange Wegstrecke und kann gefährlich werden, wenn auch noch Gegenverkehr dazu kommt.
Sarah und ich verziehen uns mit Lesestoff ausgerüstet auf den Bug und lassen Ludger in Ruhe das Schiff steuern. Die Sonne scheint dabei herrlich auf unsere Rücken.
Obwohl es schon spät ist und wir nach wie vor durch den Berufsschiffer ausgebremst werden, fahren wir an der Liegestelle Achmer vorbei und folgen ihm weiter bis zur Sportbootliegestelle Venne. Hier machen wir in der Dreiecksbucht gegen 21:30 Uhr für die Nacht fest. Zum Fahrtende hin hatte ich schon angefangen die mitgebrachten Reste von zu Hause zu verkochen: es gibt Möhren, Bratkartoffeln und Bratwurst – Lecker.
Da wir morgens früh los wollen gehen wir bald schlafen. Dank eines provisorisch angebrachten Insektenschutzes an dem großen Schrägfenster, zum Glück ohne Fliegen. Vor einer Woche hatten wir noch mit ca. 20 dieser Plagegeister zu kämpfen.

Tag 2: Samstag, 11. Juli 2015: Von Venne bis Hannover

Zeitig um 7:08 Uhr starten wir die Maschine. Das Frühstück wollen wir unterwegs während der Fahrt einnehmen, entscheiden uns dann aber doch um und machen bei Bad Essen an der Liegestelle fest – ist doch gemütlicher. Auch die Tochter, die wir hatten schlafen lassen, gesellt sich nun zu uns. Der Himmel ist noch ziemlich bewölkt, doch die Sonne fängt an sich durch die Wolkenschicht zu kämpfen – hoffentlich gewinnt sie die Oberhand!
Nach 1 Stunde Pause setzen wir die Fahrt Richtung Osten fort. In Bad Essen stellen wir fest, dass der Yachthafen, der letztes Jahr noch im Bau war, nun geöffnet hat. Er sieht noch recht kahl aus, aber es liegen schon mehrere Boote an den neuen Stegen.
Ein spannendes „Etappenziel“ wird die Brücke 125 bei Minden. Hier treffen wir wie vorab verabredet meine Schwester mit Mann und einer wichtigen Tüte. Wir verlangsamen unsere Fahrt und Sarah positioniert sich auf dem Bug, um diese an einem Bindfaden heruntergelassene Tasche in Empfang zu nehmen Zum Glück gelingt dieses gleich beim ersten Versuch. Was in der Tüte ist wollt ihr wissen? Je ein Band Harry Potter und Eragon in englischer Sprache. Sarah kennt die Reihen in deutscher Sprache und möchte mal testen wie sie mit den Originalausgaben klarkommt. Dafür machen wir gerne solche Experimente.
 
Kurz darauf sehen wir auf der Backbordseite die Schachtschleuse Minden liegen, hier ging es im letzten Jahr auf die Weser nach Bremen. Dieses Jahr fahren wir jedoch weiter geradeaus über die neue Weserüberführung. Damit
ich die Weser
besser sehen
und fotogra-
fieren kann,
klettere ich auf
das Salondach – jetzt bitte nicht ruppig fahren!
Die Sonne hat übrigens die Oberhand gewonnen : - )

Bei km 130 begegnet uns das erste Containerschiff, aber ich denke
wir werden noch mehr und vor allem noch GRÖSSERE sehen.
Der Hafen Idensen bei Hannover macht in der Vorbeifahrt einen
sehr guten Eindruck. Den werden wir vielleicht beim nächsten Mal
testen, heute geht es weiter, denn es ist noch viel zu früh zum
Festmachen.
Kurz danach
sehen wir in der
Ferne einen
riesigen Berg
in der sonst
flachen Land-
schaft, wir vermuten einen Salzberg – das muss ich mal abklären.
Ohne besondere Vorkommnisse erreichen wir den Stichkanal Hannover-Linden, hier machen wir im Yachthafen Rasche fest. An den Preisen merken wir, dass wir die Landeshauptstadt erreicht haben: 1,30 € für den laufenden Meter und pauschal 3 € für Strom, wenn man ihn denn will – wir wollen ihn daraufhin nicht mehr. Beim nächsten Mal werden wir direkt davor an der Sportbootliegestelle festmachen, man hat von dort die Möglichkeit zum Hafen und dazugehörigen Bistro/Restaurant rüber zu gehen.
Abends sitzen wir gemütlich auf dem Achterdeck beim Gläschen Rotwein. Diesen mögen auch 2 kleine Fliegen, die sich in meinem Glas verirrten, ich stelle es beiseite. Beim späteren Aufräumen habe ich dieses jedoch schon vergessen und trinke diesen letzten Schuck noch aus. Plötzlich sagt Ludger amüsiert: „Und was hast du jetzt mit den Tieren gemacht???“ Meine Augen werden schlagartig groß, doch der Schluck ist eh schon im Magen verschwunden. Alle drei müssen wir darüber lachen – MAHLZEIT und PROST!

Tag 3: Sonntag, 12. Juli 2015: Von Hannover bis Wittingen
 
Motorstart ist wieder früh um 7:30 Uhr bei bewölktem Himmel. Die Fahrt geht Richtung Schleuse Anderten, hier wird man angeblich nur mit den Berufsschiffen geschleust, doch weit und breit ist keines zu sehen. Während wir wie am Vortag an einer Sportbootliegestelle das von mir vorbereitete Frühstück einnehmen, sehen wir eines in der Ferne kommen, also fix die Sachen einräumen und hinter der WESTERLAND herfahren.
Sie ist jedoch zu schnell für uns und fährt uns weg, alleine zieht sie in die Schleusenkammer ein. Wir müssen nach Anweisung des Schleusenwärters festmachen und warten. Kurz darauf kommt ein zweites Berufsschiff und wir sollen mit einfahren. DOCH Oh JE: der Motor geht kurz an, stirbt dann aber wieder ab, mehrfach versuchen wir zu starten – ohne Erfolg. Schnell den Salontisch wegräumen, die Motorklappe öffnen und einen Blick auf den neuen Dieselfilter werfen, doch hier ist alles OK. Weitere Startversuche scheitern, der Schleusenwärter gibt über Lautsprecher die Order zügig zu kommen, per Funk geben wir bekannt, dass wir Startprobleme haben : - (   Gefühlte Ewigkeit später klappt es endlich, jetzt aber noch fix mit in die Kammer. Bei der Einfahrt erwarten uns heftige Wasserturbulenzen, die das Boot derbe zum Tanzen bringen. Auch beim Schleusenvorgang selber, der Hub beträgt hier fast 15 m, werden wir immer wieder durch das hereinströmende Wasser von der Schleusenwand weggedrückt. Den Motor lassen wir vorsichtshalber laufen, doch zum Korrigieren benötigen wir ihn nicht: war schließlich mit Sarah und mir geballte Frauenpower an den Leinen
Übrigens fing es während der Schleusung – wie kann es auch anderes sein – an zu regnen. Auch bei der Weiterfahrt bleibt uns dieses Wetter leider treu. Bei geschlossener Persenning sitzt Ludger auf „Halbmast“ um mit aufrechtem Rücken besser durch die untere Scheibe gucken zu können. Ich ziehe mir schon bald noch einen dicken Fleecepullover über, es ist kalt und ungemütlich.
Hinter Braunschweig verlassen wir den Mittellandkanal und biegen nach Norden in den Elbe-Seitenkanal ein. Dieser kommt uns sehr unattraktiv vor: er verläuft zwar mitten durch die Natur, aber die Ufer sind steinig und kaum bewachsen. Interessant ist, dass er wie ein Deich in die Landschaft gesetzt wurde, rechts und links kann man weit ins Land schauen und man bewegt sich auf Höhe der Baumkronen. Ca. alle 10 km befinden sich Sportbootliegestellen. Wir können es kaum noch erwarten den Sportboothafen Wittingen zu erreichen, im Regen machen wir hier nach 20 Uhr fest. Nach dem Essen gehen wir trotz später Stund noch duschen, das Motto lautet hier nicht „Heilen durch Hand auflegen“ sondern „Duschen durch Hand auflegen“. An der Wand sind Sensorfliesen angebracht, bei Berührung kommt das temperierte Wasser aus dem Duschkopf – kannte ich bisher noch nicht. Kalt-Warm lässt sich so zwar nicht regulieren, aber wir haben es als angenehm empfunden. Der Hafen kostet übrigens 1,20 €/lfm incl. Strom, Wasser bunkern und unbegrenztes Duschen; pro Person kommen noch 50 Ct dazu. Hier kommen wir gerne wieder hin.
Der Tag war wieder lang und so gehen wir müde gegen Mitternacht ins Bett.

Tag 4: Montag, 13. Juli 2015: Von Wittingen nach Oortkaten
 
Wieder haben wir eine lange Strecke vor uns, ideal wäre es, wenn wir heute die Häfen in der Ilmenau erreichen würden. Aber wir haben auch 2 Schleusen und das Schiffshebewerk Lüneburg vor uns, mal sehen wie es läuft…
Während Ludger fährt bereite ich das Frühstück vor und beseitige die Spuren vom Abendessen, ein derzeit tägliches Ritual. Nach der Frühstückspause geht es weiter Richtung Norden: zur Schleuse Uelzen. Unterwegs hören wir den Funkverkehr ab – wie sich das gehört – und bekommen so mit, wie der Schleusenwärter zu einem Berufsschiffer sagt: „Im Vorhafen habe ich auch noch mehrere Sportboote liegen, aber die haben ja Urlaub, somit haben die Zeit.“ Noch Fragen?
Wir stellen uns auf Wartezeit ein, doch nein, wir können mit 6 anderen Sportbooten direkt in die offene Kammer einfahren – SUPER! Hier wird es für uns 23 m in die Tiefe gehen. Voller Spannung stehen Sarah und ich an den Leinen und warten darauf dass es losgeht. Plötzlich hören wir ein Geräusch wie von einem Wasserfall und schon geht es stoßweise runter, dann stoppt es kurz und wieder geht es mehrere Meter runter. So geht es weiter bis zum unteren Wasserlevel, dabei bleibt das Boot übrigens schön ruhig liegen. Zum Glück haben wir hier glatte Wände und Schwimmpoller.
Bei der Weiterfahrt kommen wir an der Liegestelle Bodenteich vorbei, hier sind im 80 m langen Sportbootbereich 3 Stromtankstellen installiert – VORBILDLICH. Meistens liegen diese im Bereich der Berufsschifffahrt. Die anderen Liegestellen sind allerdings stromlos.
Nun nähern wir uns einem weiteren Highlight, dem
Schiffshebewerk Lüneburg / Scharnebeck. Wir können nach
nur kurzer Wartezeit mit vielen anderen Booten in den 100 m
langen Trog einfahren, das Boot wird ganz normal an den
Seitenstegen festgemacht, denn der komplette Trog wird gleich 38 m ! in die Tiefe gehen. Derweil können wir aussteigen und
die Aussicht genießen. Nach nur 15 Minuten „Talfahrt“ erreichen wir das untere Wasserlevel, nacheinander verlassen alle Boote den Trog des Hebewerkes. Beim Blick zurück hat man nochmals das gesamt gewaltige Bauwerk vor Augen.




 
 Nach nur weiteren 9 km erreichen wir die Elbe, in sie fahren wir in Richtung Westen ein. Hier ist es um einiges breiter als im Kanal, nur die Fahrwasserbreite (= mit Tonnen begrenzte schiffbare Bereich) beträgt hier schon 50 m. Es kommen auch gleich mehrere Berufsschiffer entgegen, dann wird es jedoch leerer. Das wiederrum ist nicht schön, denn wir haben die Schleuse Geesthacht noch vor uns, auch hier werden die „Kleinen“ nur mit den „Großen“ geschleust. So kommt es, dass wir dort abends im Regen ankommen und 1 Stunde warten müssen – Blöd. Erst gegen 17 Uhr geht es für uns weiter. Von nun an sind wir im Tidenbereich, d.h. nach Möglichkeit ist es hier sinnvoll mit der Ebbe zu fahren. Gegen 19:30 Uhr biegen wir in die Ilmenau ein, doch die beiden Häfen dort sind voll bzw. bereits zum Land/Sanitärgebäude abgesperrt, so beschließen wir doch noch 7 km weiter bis nach Oortkaten zu fahren, dort sind in einem Hafenbecken 2 Segelclubs beheimatet. Wichtig für uns von nun an ist, dass die Häfen auch bei Ebbe genug Wassertiefe haben, denn mit unserem Bootstyp dürfen wir nicht trockenfallen. Hier passt es. Beim SV4 finden wir ein freies Plätzchen und der Hafenmeister teilt uns per Telefon netterweise den Zahlencode für die Box mit dem Hafenschlüssel mit. Die Bezahlung erfolgt in solchen Fällen auf Vertrauensbasis mit Hilfe eines Briefumschlages. Der vierte lange Tag geht zu Ende. 
 
Tag 5: Dienstag, 14. Juli 2015: Von Oortkaten bis Hamburg

Eine letzte Etappe bis Hamburg liegt vor uns:

Kurz nach der Hafeneinfahrt Oortkaten teilt sich die Elbe an der Bunthäuser Spitze in die Norderelbe und die Süderelbe. Erstere haben wir vor einigen Jahren schon befahren, deshalb wählen wir heute die Süderelbe. Hinter der Autobahnbrücke der A1 steht eine Menschenfigur auf dem Unterteil einer Boje und schaut auf das Wasser. 

Hinter den nächsten Brücken wollen wir nach Steuerbord (=rechts) in den Reiherstieg abbiegen, um eine private Hafenrundfahrt zu machen (wenn man nicht anlegt ist das erlaubt), leider antwortet niemand auf unsere Kontaktversuche, denn am Anfang befindet sich eine Schleuse.

So fahren wir auf der Süderelbe weiter, was für uns den Vorteil hat, dass wir unter der Kattwykbrücke herfahren können. Diese Hubbrücke wurde 1973 erbaut und zählt zu den größten der Welt. Die normale Durchfahrtshöhe (DFH) beträgt bei mittlerem Wasserstand 5,21 m, als gehobene Brücke sage und schreibe 51 m! Wir passen bei diesem Wasserstand locker in geschlossenem Zustand drunter her.

 

 
Im anschließenden Industriehafen Ballinkai liegen die großen
Containerschiffe, die hier ent- und neu beladen werden. Beim
Beobachten dieser Vorgänge nähert sich uns ein Boot der
Wasserschutzpolizei. Sofort fragen wir uns: Was wollen die
von uns? Haben wir was falsch gemacht? Sie kommen auf ca.
1 m heran und wollen unsere Papiere sehen, diese hole ich
und reiche sie zu ihnen herüber – alles bei langsamer Fahrt.
Nun entfernen
sie sich etwas
zum Überprüfen der Unterlagen, nach ca. 10 Minuten Düm-
pelei kommen sie wieder ran und geben uns die Unterlagen
wieder. Dabei ist nun eine Erklärung, die bestätigt, dass wir
ohne Beanstandung (HURRA!) kontrolliert worden sind. Bei
Bedarf brauchen wir diese nur vorzeigen. Das war schon
aufregend für uns. Die Weiterfahrt verläuft unter der
Köhlbrandbrücke her, ein Display an ihr zeigt eine derzeitige
DFH von 54 m an – sollte für uns passen.
Nach ihr biegt
der Rosskanal
in den Industriehafen ab, doch auch hier ist für uns kein
Durchkommen, er ist zurzeit gesperrt. Es soll in diesem Jahr
nicht sein – SCHADE. Somit biegen wir bald in die Unterelbe ein, sogleich herrscht hier reger Verkehr: mehrere Hamburger Fähren und Berufsschiffe mischen das Wasser auf, dadurch ist es hier immer sehr unruhig. Sarah und ich sind vorne am Bug und haben Spaß an den Auf- und Abwärtsbewegungen, ich habe zur Vorsicht immer eine Hand an der Reling, angelegte Schwimmwesten sind eh Pflicht an Bord in diesen Gewässern.

Schon bald können wir bei der Speicherstadt zum zentral gelegenen City-Sporthafen Hamburg abbiegen. Der Wellengang lässt direkt merklich nach, so dass wir ohne Probleme in die Hafeneinfahrt einbiegen und vor Kopf an einem Steg festmachen können. Da der Hafenmeister gerade Mittagspause hat, essen wir erstmal etwas, mit Blick auf die vielen hier fahrenden Barkassen, die Elbphilharmonie und die Speicherstadt – HERRLICH. Der Hafenmeister sagt uns später, dass wir diesen Logenplatz ruhig behalten können, das ist uns sehr recht.
Ludger und ich machen uns dann auf den Weg zu einem nahe gelegenen Nautic Shop, ist es doch immer schön hier zu stöbern. Wir gehen natürlich nicht mit leeren Händen hinaus, sondern sind um ein Fernglas reicher. Noch eben im nahegelegenen Supermarkt den Kühlschrank auffüllen und abends lecker kochen. 


Tag 6: Mittwoch, 15. Juli 2015: Ein Tag in Hamburg

Heute können wir ausschlafen – KLASSE, denn es ist Ruhetag.  
Ludger und Sarah machen eine Vater-Kind-Aktion und gehen ins Hamburger Dungeon, ich nutze die stillen Stunden für die mal notwendige Büroarbeit, die auch immer so anfällt. Nach 3 Stunden tauchen die beiden enttäuscht wieder auf, sie hatten sich
für das viele Geld mehr erhofft, es war mehr ein schnelles Durchschleusen, damit die nächste Gruppe folgen kann.
Dafür haben sie 45 € bezahlt.
Nachmittags steht nach dem Kaffeetrinken duschen auf dem Plan, denn wir haben heute noch eine Verabredung mit dem Phantom der Oper. Gerade als wir los wollen, bekommen wir Besuch aus der Heimatstadt, ein Ehepaar ist auch gerade für ein paar Tage in der Hansestadt. Nach einer Bootsbesichtigung verabschieden sie sich bald wieder, da wir ja weg müssen. Mit der S-Bahn geht es zum Theaterhaus Neue Flora, Karten hatten wir tags zuvor online vorbestellt. Wir beide kennen das Stück schon und Sarah hatte es im letzten Schuljahr in Musik durch genommen. Auch sie war ganz begeistert von der Aufführung und würde es am liebsten gleich nochmal sehen.
Leider hatte es während der Vorstellung angefangen zu regnen und wir hatten aufgrund des guten Wetters über Tag die Persenning nicht ganz geschlossen und die Badehandtücher draußen hängen gelassen. Nun waren sie wieder nass, ebenso das Achterdeck. Da lernen wir raus: immer alles wegräumen und dicht machen!

Tag 7: Donnerstag, 16. Juli 2015: Von Hamburg nach Borsfleth
 
Aufgrund der Tidenzeiten – wir wollen mit ablaufendem Wasser fahren – müssen wir wieder früh los.
Auf der Elbe ist
noch nicht ganz
viel los, die Bar-
kassen fahren
noch nicht und
die Fähren sind
auch nur spär-
lich aktiv – un-
ser Vorteil. Wir 
fahren vorbei an
dem Airbus-Ge-
lände und se-
hen am Nord-
ufer das dicht besiedelte Blankenese. Hier sehen wir ein Schiff am Strand liegen, so wollen wir nicht enden.
Mit gutem Tempo lassen wir uns von dem ablaufendem Wasser
nach Wedel schieben, vorbei an der Schiffsbegrüßungsstelle und
gleich dahinter in den großen Hamburger Yachthafen. Hier wollen
wir zum einen auftanken und zum anderen frühstücken, was auch
auf Anfrage kein Problem ist. Danach geht es weiter in Richtung
Nordsee, Ziel ist heute die Stör. Während der Weiterfahrt
ändert sich die Tiede, die Flut setzt ein und bremst uns aus: hatten
wir vorher 17-18 km/h, so fahren wir jetzt nur noch mit 4,5 km/h. 
Immer wenn die
großen Schiffe
uns überholen,
müssen wir un-
ser Boot senk-
 recht zu den
entstehenden
Wellen lenken, 
dabei sind Sa-
rah und ich ger-
ne auf dem Bug
und genießen
wieder den Wellentanz. Die Gischt spritzt dabei auch schon mal über die
Reling auf uns.
   
Erst am späten Nachmittag erreichen wir die Stör, hier biegen
wir schon di-
rekt hinter dem Sperrwerk
in den Hafen des SSV
Borsfleth ein, hier müssen
wir zum ersten Mal nach
Pricken fahren (lange Äste
mit Zweigen als Fahrwas-
sermarkierung). Am süd-
lichen Gästesteg machen
wir hier fest und gehen
noch schnell zum nahe
gelegenen Hofladen um
das nötigste einzukaufen. Zurück an Bord bekommen wir vom Hafen-
meister noch Tipps für unsere weitere Fahrt nach Cuxhaven (er wollte
uns sogar seinen Elbe-Atlas überlassen, doch den haben wir selber,
aber SUPERNETT von ihm).
Schon gegen 22 Uhr liegen wir total müde im Bett und schlafen gleich ein.

Tag 8: Freitag, 17. Juli 2015: Von Borsfleth nach Bad Bederkesa

Wir haben zwar keine langen Strecken mehr, aber die Tidenzeiten
zwingen uns trotzdem zu einem frühen Start. Während der Fahrt
gibt es heute das Elbe-Skipperfrühstück, man darf dabei nur die
Teetassen nicht zu voll machen, sie müssen wellentauglich sein.
Vor dem Nord
Ostsee-Kanal
ist reger Schiffs-
verkehr, einige 
fahren ein, eini-
ge raus, andere
liegen hier auf
Reede (vor An-
ker in der Elbe)
und warten auf Einlass. Leider konnten wir wegen der Großen vor-
her nicht auf die südliche Seite wechseln, so müssen wir uns da-
durch schlängeln. Dann haben wir endlich eine große Lücke und
wir können rüber, die Querung dauert hier etwas länger und die
Containerschiffe kommen einem schnell zu nahe. Auf der „falschen Seite“ geht es strandnah weiter nach Otterndorf. 
Cuxhaven lassen wir aufgrund der schlechten Wettervorhersagen aus.
Bei der Einfahrt nach Otterndorf halten wir uns exakt an die gesetzten Pricken,
doch plötzlich hat das Boot eine enorme Schlagseite, sodass wir alle einen
großen Schrecken bekommen und uns nach Backbord begeben. Das Schiff
richtet sich etwas wieder auf, jedoch nicht ganz. Voller Angst bleibe ich auf der
Reling sitzen. Schnell realisieren wir, dass wir im Fahrwasser aufgesetzt haben
und festsitzen: es geht nicht vor und nicht zurück. Aus dem Auspuff kommt ver-
schlammt aussehendes Kühlwasser, also Motor aus. Jetzt laufen unsere Ge-
hirndrähte heiß: jemanden alarmieren, der uns rauszieht, abwarten bis das
Wasser wieder steigt, Schleusenwärter anrufen, was wenn die Großschifffahrt
kommt mit ihren Wellen, was passiert bei richtigem Niedrigwasser, bleibt das
Schiff stabil, wohin springe ich wenn, … Es ist grausam!  Um dem stärker
werdenden Wind nicht eine so große Angriffsfläche zu bieten, legen wir die
Persenning und den Geräteträger nieder. Das Elend dort fest zu sitzen reicht
noch nicht, zu dem immer noch zunehmenden Wind, kommt auch noch Regen.
Unfreiwillig gesellt sich zu uns noch ein kleines Segelboot, auch er bleibt in der
Fahrrinne hängen, kann sich aber wieder befreien und dreht seine Runden im
tieferen Wasser. Ein kleiner Trost für uns, dass es anderen ebenso ergeht.
Wir melden uns telefonisch beim Schleusenwärter, er hat uns schon gesehen und meint, wenn wir dann wieder Wasser unter uns haben, sollen wir uns nochmals melden, damit er uns dann die DFH von dem Deichtunnel durchgibt. Dieser Tunnel ist praktisch die Einfahrt zur Schleuse.
Nun kommt das, was wir vorab schon durchdacht hatten, ein Großschiffer fährt elbaufwärts, was wird seine Bug- und Heckwelle ausrichten, zumal wir quer zu ihr liegen. Der Niedrigwasserpunkt ist erreicht, wir merken, dass sich unser Bug bewegt und wir uns etwas drehen, warum ist uns nicht ganz klar. Sarah und ich gehen zum Bug in der Hoffnung, dass das Heck damit etwas höher kommt und wir dann den Motor starten können. Und, ja es klappt! Wir schaffen es aus der Einfahrt herauszukommen und die schon kommenden Wellen passend anzusteuern. Ein riesiger Stein fällt mir vom Herzen. Nach 1 Stunden festsitzen fahren wir wieder.
Ein weiteres Motorboot nähert sich, ähnlich groß wie unseres, wir funken ihn an um ihn zu warnen, er bedankt sich und dümpelt nun ebenfalls. Ein viertes kleineres gesellt sich auch noch zu uns. Wir überlegen nun für uns schon, wann man wohl wieder einen Versuch starten kann und wer macht den Anfang? Wir setzen uns eine Zeit von 1 Stunde nach auflaufendem Wasser. Der Segler verschwindet als erstes in der Einfahrt, er scheint es geschafft zu haben. Das kleine Motorboot traut sich ebenfalls, er wird auch nicht viel Tiefgang haben. Nach einiger Zeit kommen schon 2 andere Boote herausgefahren, sind aber auch kleinere. Wir warten lieber noch ab. 1 Stunde nach Niedrigwasser startet das andere Motorboot einen Versuch, er scheint auch durch zu kommen, also wagen wir es auch. Parallel rufe ich den Schleusenwärter wieder an und sage, dass wir einen Neustart versuchen. Er gibt uns die Tunnelhöhe durch – 3,40 m – das ist OK – und sagt, er würde mit der Schleusung auf uns warten. Vorsichtig tasten wir uns an den Pricken vorbei, sie bleiben auf Steuerbord, der Wind drückt von Backbord, so dass Ludger ständig gegensteuern muss. Zusätzlich gibt der LOG (Tiefenmesser) ständig Alarm und zeigt nur 10 cm Wasser unter Kiel… Sarah und ich stehen wieder auf dem Bug, ob es hilft? Keine Ahnung, dem eigenen Gefühl auf jeden Fall.
Beim Ufer angekommen sieht man schon, dass sich der Weg in ca. 50 m teilt: Steuerbord in den Yachthafen von Otterndorf, backbord zum Tunnel und zur Schleuse. Schnell legen wir auch noch die Glasscheiben flach, nun sind wir als Cabrio mit 2,63 m Durchfahrtshöhe unterwegs, aber sie liegen teils auch auf der Reling und versperren die Gangbord. Das Tunnelloch sieht sehr klein aus, Ludger muss nach wie vor mit gewisser Fahrt den Wind ausgleichen (ein zügig oder schnell fahrendes Boot lässt sich besser steuern als wenn man ganz langsam fährt). Im Tunnel muss er dann gleich gegensteuern, denn da herrscht natürlich kein Wind.
Durch den Tunnel sehen wir schon, dass er die Einfahrt zur direkt dahinter liegenden Schleuse ist. Also müssen Sarah und ich noch schnell alle Fender zum Anlegen raus hängen, sie stößt sich dabei den Kopf an der Fußgängerbrücke – AUA. Ich sehe hierbei die flach liegende Glasscheibe nicht und sie trifft mich genau an meinem rechten Brillenglas – wieder AUA! Die Brille hängt an einem Brillenband (zum Glück habe ich an Bord immer eins um), sie ist verbogen und das Glas fehlt – SCHEI.. – und das bei -8 Dioptrien – Aktion Maulwurf. Nützt nichts, wir müssen jetzt erst an einem der anderen Schiffe festmachen. 
Ludger stoppt das Boot in dem kleinen Schleusenbecken auf, er hatte ja noch gut Fahrt wegen der Winde und steuert das an Steuerbord liegende Boot  an. Dort warten die Eigner schon auf unsere Leinen, schnell noch die Fender auf die richtige Höhe bringen. Die Bugleine ist fix angebracht, das Heck will aber noch nicht rüber kommen, die anderen Skipper haben schnell Vorschläge parat, was zu tun ist, doch manchmal will ein Boot einfach nicht so wie der Mann am Steuer. Nach einiger Zeit klappt es und auch das Heck liegt fest am Nachbarboot. Sarah holt mir meine Reservebrille von unten – endlich wieder klarer sehen. 

  Da ertönen schon Rufe von den anderen: „Bezahlen! Bezahlen!“ Ach ja, da war noch was. In dieser Schleuse muss die Kanaldurchfahrt bezahlt werden, also Geld schnappen und rüber zum Schleusenhäuschen (mit den beiden Kanalschleusen macht das 8 €). Nun kann es losgehen, es geht 70 cm in die Tiefe, dieses passiert einfach durch etappenweises Öffnen des Ausfahrttores. Als das Kanallevel erreicht ist legt der Schleusenwärter die Reihenfolge fest, wie die Schiffe ausfahren sollen, wir als zweites. Doch es gibt ja immer welche, denen es nicht schnell genug geht, der Segler von eben und ein Gleiterboot pirschen dicht an uns vorbei, da hilft auch kein Schimpfen mehr. UNMÖGLICH!
Bei der Ausfahrt höre ich am Bug Rufe von hinten: „Kopf einziehen! Kopf runter!“ Was wollen die? Ich drehe mich um, die große Sarah am Heck steht mit dem Rücken zur Fahrtrichtung und sieht das niedrige Schleusentor nicht, im letzten Moment zieht sie den Kopf ein. ES REICHT FÜR HEUTE!
 
Im Kanal angekommen erleben wir eine ganz andere Dimension des Fahrens als die letzten Tage: der Kanal ist grade mal 10-15 m breit, weswegen Schiffe mit mehr als 3 m Breite die Flagge N (blau-weiß kariert) am Bug führen müssen. Nach den letzten Stunden können wir kurz durchatmen, die Sonne scheint zum Glück auch wieder.
Nach 8 km kommt die niedrigste Brücke in diesem Gewässer: 2,70 m DFH hat sie nur. Wir haben vorm Urlaub noch mit Wasserwaage und Zollstock das Schiff vermessen, Minimum in dieser Cabrioversion ist 2,63 m. Hoffentlich passt es! Ein Sportboot vor uns geht vor der Brücke an den Anleger, er muss wohl noch an seiner Höhe arbeiten. Aufgrund vom immer noch vorhandenen Wind können wir uns nicht im Schritttempo an die Brücke vortasten, müssen also auf unsere Messergebnisse und die angegebene Brückenhöhe vertrauen. Es ist knapp, aber es passt! Puh, wieder eine Aufregerhürde geschafft, der Adrenalinspiegel bleibt heute auf sehr erhörtem Level. Die nächsten Brücken sind geschätzt ca. 30 cm höher, zur Vorsicht lassen wir die Scheiben noch flach und ziehen die Köpfe ein.
Zu den heutigen Abenteuern kommt noch ein weiteres hinzu:
der Segler vor uns, der hier unter Motor fährt, verliert an Geschwindigkeit und schwenkt mit einem Benzinkanister als Zeichen, dass er Sprit benötigt. Auf Nachfrage ob Benzin oder Diesel ruft er uns Benzin zu, wir könnten aber nur mit Diesel dienen. Also wirft er uns bei der langsamen Vorbeifahrt eine dicke Leine zu, die wir am Heck und er am Bug befestigt und wir ihn bis zum Sportboothafen Bad Bederkesa abschleppen, das sind ca. 4 km, klappt aber trotz der kurvigen Strecke ganz gut. Vor den Anlegestellen machen wir ihn wieder los, mit seinem Spritrest kann er selbst manövrieren. Er bedankt sich später und sagt, dass er viel Sprit bei der Dümpelei vor Otterndorf verfahren habe.
Beim Entfernen seiner Leine fällt mir auf, dass wir dabei sind, die hintere Relingwand zu verlieren, wieder ein neues Drama. Hoffentlich hält sie erst noch, haben wir doch vor 2 Jahren bei der Überführungsfahrt schon die Steuerbordplatte verloren und im Winter dann die seitlichen ersetzt. Nach dem Festmachen an der schönen neuen Steganlage hier in Bad Bederkesa kümmern wir uns um dieses Problem. Die Schrauben halten die Spannungen der leicht gebogenen Platte nicht aus und rutschen immer wieder aus den Schnappschellen heraus. Wir ersetzen die Schellen und Schrauben erstmal durch dicke Rasterbänder, die halten ja einiges aus. Im kommenden Winter werden wir die starre schwere Platte dann ebenfalls durch eine leichtere und flexiblere ersetzen müssen. 
 Jetzt aber erstmal ab auf die Badeplattform, Füße ins Wasser und den Anlegeschluck genießen, eigentlich wäre ja ein dreifacher heute fällig. 
Abends gönnen wir uns einen Besuch im direkt gegenüber liegenden Restaurant Dobbendeel, hier lassen wir uns das tolle Essen schmecken und genießen auch den Blick auf den großen See nebenan. Anschließend gibt es beim Stadtrundgang noch ein leckeres Eis.
 
DAS HABEN WIR UNS HEUTE 
REDLICH VERDIENT!!!  




Nach dem Essen fachsimpelt Ludger noch mit anderen Skippern,  
während Sarah und ich auf dem Achterdeck einen Spieleabend einlegen:  
Schiffe versenken ist heute angesagt... 

 
Tag 9: Samstag, 18. Juli 2015: 
Von Bad Bederkesa nach fast-Bremerhaven 

Heute heißt es mal ausschlafen und es gaaaanz langsam gehen lassen. Wir gehen einkaufen, vor allem schöne frische Brötchen und ich lasse meine defekte Brille beim Optiker reparieren. Beim Apotheker nebenan hole ich auch noch Ohrentropfen, der ständige Wind am Kopf lässt die Ohren leider schmerzen (in Berlin vor 2 Jahren entwickelte sich daraus eine Mittelohrentzündung, das brauche ich nicht wieder). Nach dem ausgiebigen Frühstück verlassen wir mittags schon diesen schönen Ort.







Nach 3 km erreichen wir die Selbstbedienerschleuse Lintig, zu ihr haben wir in Otterndorf einen Infozettel bekommen. Wir sind alleine unterwegs hier, so lassen wir uns Zeit und schauen uns die Anlage erstmal zu Fuß an. Der Anleger ist an der Ostseite, hier ist auch gut sichtbar der erste Bedienknopf zum Öffnen des Tores. Es öffnet prompt nach der Betätigung und man erreicht zunächst ein sehr breites Schleusenbecken, diesem direkt angeschlossen ist die nur 5 m breite Schleusenkammer. Beim Übergang sieht man an der Ostseite den Schalter unterhalb der Fußgängerbrücke, er lässt das Tor wieder schließen und aktiviert den eigentlichen Schleusenvorgang. 

Der Hub hier ist sehr gering und so öffnet sich schon bald das zweite Tor. Hinter der Schleuse ist an der Westseite wieder ein Anleger mit dem dritten Schalter, er lässt das Tor wieder zugehen. Wir haben Sarah am Anfang an Land gelassen, so konnte sie zu Fuß rüber gehen und Fotos von dem Vorgang machen.



 

Der Kanal schlängelt sich danach völlig naturnah durch die Natur, mal haben wir Kuhwiesen neben uns, mal ein frisch gemähtes Feld mit vielen Möwen und Störchen – HERRLICH!






Schon von weitem kann man die Hochhäuser von Bremerhaven sehen, markant das Atlantic Hotel SAILCity mit einer Aussichtsplattform in 67 m Höhe.

Kurz vor der Großstadt sehen wir bei km 53,8 das Restaurant Schiffdorfer Stauschleuse liegen, es hat lange Anlegestege und scheint auch gut besucht zu sei.
 

 
Bald darauf kommen wir zum Tidesperrwerk Bremerhaven, müssen hier jedoch erfahren, dass wir heute nicht mehr mitschleusen können. In und nach der Schleuse ist eine feste Brücke über die Geeste, bei Flut hat man hier nur eine DFH von 2,20 m und bei Ebbe 4 m. Wir haben zwar ablaufendes Wasser, aber wenn der Wasserstand für uns passend wäre, hat der nette Schleusenwärter schon Feierabend. Also verbringen wir die Nacht hier an den Schwimmstegen (ohne Landzugang) und warten auf den Morgen. Essensmäßig haben wir ja alles an Bord. 



Da ich im Vorfeld lange nach detailierten Infos über den
 Hadelner Kanal (Elbe-Weser-Schifffahrtsweg
gesucht habe, hier mal eine Übersicht über die Eckpunkte 
(km-Angaben = ca. Angaben; OHNE GEWÄHR!):

Elbe km 713,0 L grüne Tonnen 45OTTERNDORF1 und OTTERNDORF3
Zufahrt zum Hadelner Kanal markiert mit Pricken (Zufahrt je nach Tiefgang tiedenabhängig!)
km 1,1
– Deichtunnel 
km 1,2 – Schleuse Otterndorf

Tel.: 04751-2190 7:30 -17:30 Uhr sehr netter Schleusenwärter
km       – Brücke 1
km       – Brücke 2
km 8,2 – Eisenbahnbrücke 2,70 m - niedrigste Brücke
km       – Brücke 4
km 10,5 – Brücke 5
km 13 – Brücke 6
km 18,1 – Brücke 7
km 20,1 – Brücke 8 mit Landgasthaus „Brückenwirt“ südlich mit Anleger
km 22,2 – Brücke 9
km 23,4 – Brücke 10
km 25,4 – Brücke 11 mit Anleger
km 26,8 – Brücke 12
km 27,6 – Brücke 13 mit Anleger und Hinweisschild zum Gasthaus Volkmann
km 31,9 – Sportboothafen Bad Bederkesa
auf der Westseite neue Längsstege nördlich der Fußgängerbrücke
südlich alte Holzstege ebenfalss auf der Westseite
auf der Ostseite liegt das gute Restaurant "Dobbendeel"
km 32 – Fußgängerbrücke 14

km 32,5 – Fußgängerbrücke 15
km 32,8 – Brücke 16
km 34,1 – Brücke 17
km 35 – Brücke18
km 37 – Brücke 19, bestimmt 3,50 m DFH
km      – Brücke 20
km 39,4 – Westseite Yachtclub W.D.W. Kührstedt
km 41,2 – Brücke 21
km 48,5 – Brücke 22 

km 50,6 – Brücke 23
km 53,8 – Brücke 24 und Restaurant „Schiffdorfer Stauschleuse“ mit Anlegern
km 54,9 – Westseite Yachtclub WSS Bremerhaven mit Gastliegeplätzen
km 55,2 – Nordseite Yachtclub LTS Bremerhaven
km 55,7 – Nordseite Yachtclub LSV Leher Turnerschaft
km 56 – Tidesperrwerk Bremerhaven:
2 recht morsche Schwimmstege auf Backbord,
Schleusenmöglichkeit von der Bootshöhe abhängig = Tidenabhängige DFH von 2,20 – 4,00 m
km 56,2 – Eisenbahnbrücke
km 56,9 – Drehbrücke Stresemannstraße DFH bei MTW 3,50 m
km 57,9 – Klapp-Drehbrücke Grimsbystraße
km      – City Port Bremerhaven: fällt trocken
km 59 – Drehbrücke Achgelisbrücke DFH bei MTW 3,50 m
km 61 – Klappbrücke Kennedybrücke DFH bei MTW 5,50 m
km 61,2 – südlicher Notanleger
km 62,5 – südlich Fähranleger Bremerhaven - Nordenham
>>> WESER

Tag 10: Sonntag, 19. Juli 2015: Von fast-Bremerhaven nach Bremerhaven
Wir können bis 8 Uhr schlafen, denn Sonntags ist erst um 9 Uhr Betriebsbeginn an der Schleuse. Noch wissen wir nicht, wie der Wasserstand auf der anderen Seite aussieht und schauen besorgt zum Himmel, denn es regnet und wir müssen evtl. wieder in der Cabrioversion fahren, 


d.h. ALLES wird nass, was oben so rumliegt. Nach einem Telefonat mit dem „Meister“ erfahren wir, dass wir mehr als 3,50 m Durchfahrshöhe haben werden, SUPER. Somit können wir zumindest die Persenning über dem Cockpit stehen lassen. Der Geräteträger und der hintere Persenningteil liegen flach nach hinten und versperren uns wieder mal den direkten Weg zur Gangbord, was lästig beim Anlegen ist. Die Geeste schlängelt sich dann sehr kurvenreich durch Bremerhaven. Man sieht ihr an, dass bald Niedrigwasser ist, an den Ufern wird der Blick frei auf die Schlickbereiche, auch der Anlegebereich City Port fällt hier trocken, wäre also nicht für uns geeignet. 

Nach der letzten Brücke, der Kennedybrücke, wollen wir gerne kurz anlegen, doch die Plätze sind alle belegt. So richten Sarah und ich den Geräteträger und die Persenning während der Fahrt auf, endlich sind wir wieder komplett geschützt vor dem Regen. 

Und schon befinden wir uns auf der Weser, fahren vor der neuangelegten Havencity her und gelangen nach nur 1 km stromabwärts zur Schleuse Neuer Hafen die uns in das geschützte Becken der Lloyd-Marina bringt. In der großen Schleuse (60 x 14 m) sind übrigens Schwimmstege auf beiden Seiten angebracht, was sehr angenehm ist. Sie sind allerdings nur 20-30 cm hoch, d.h. Fender müssen auf Wasserhöhe gesetzt werden und zum rübergehen muss man tief springen (was natürlich Bootsabhängig ist). Das Wasser strömt mit derber Wucht von vorne in die Kammer und versucht so immer uns wegzudrücken.


 
An der Lloyd-Marina fahren wir erstmal langsam vorbei und halten Ausschau nach einem freien Plätzchen in passender Läge, viele Boxen sind durch rote Besetzt-Schilder blockiert. Am vorletzten Steg werden wir fündig, hier machen wir mit dem Wind, der nicht grad auf unserer Seite ist, fest. Wir zahlen hier 15 €/Nacht und 1 € für Strom. Auch 6 Minuten Duschen mit Start/Stopp-Funktion bekommt man für 1 € und man fühlt sich im Sanitärbereich wie in einem edlen Hotel – KLASSE. Das gute WLAN-Netz ist übrigens im Preis inbegriffen. Im Hafen-Bistro bekommen wir noch Brötchen, so frühstücken wir trotz Mittagszeit erstmal ausgiebig. Danach ist Siesta angesagt, draußen ist es eh diesig und regnerisch. Sarah genießt den Internet-Luxus am Laptop, muss sie doch schon seit über 1 Woche auf ihr Handy-Internet verzichten, da sie ihre Super-Pin nicht dabei hat.

Ludger und ich gehen nachmittags rüber zum ATLANTIC Hotel SAIL City Gebäude und fahren auf die 76 m hohe Aussichts-plattform rauf. Von hier oben hat man normalerweise einen herrlichen Blick über Bremerhaven und die Weser, leider ist es heute wetterbedingt nur eingeschränkt zu bewundern. Anschließend schlendern wir noch durch das nett angelegte Mediterraneo, hier sind trotz Sonntag alle Geschäfte in den Sommermonaten geöffnet, und lassen uns Crepes und Eis schmecken.  
Nach einem Tipp von einem anderen Skipper telefonieren wir abends mit dem hiesigen Schleusenwärter und dürfen ihn in seinem Büro besuchen. Von ihm lassen wir uns über unsere nächste Etappe beraten: es soll durch den geprickten Wattfahrweg nach Wilhelmshaven rüber gehen. Er nimmt mir meine Bedenken und rät uns 2 Stunden vor und nach Hochwasser diese Passage zu nehmen, der Tiefgang von 1,10 m wäre dann kein Problem.

Tag 11: Montag, 20. Juli 2015: Von Bremerhaven nach Wilhelmshaven


Heute ist der große Tag: die große Wattfahrt liegt vor uns. Wir verlassen mittags den Hafen wieder durch die Schleuse Neuer Hafen und fahren gegen das auflaufende Weserwasser. 
Zunächst geht es bei gutem Wetter und Windstärke 3 bft 14 km die Weser runter, vorbei an den Containerterminals, 
die ORCA1 wird gerade durch die kleinen Schubser in die richtige Position geschoben/-zogen, 
wir lassen ihr natürlich den Vortritt und schauen zu.
 



Später kommt uns noch eine RoRo-Fähre von KESS entgegen, 
an ihrem Rumpf steht Elbe-Highway, 
hat sie sich wohl verfahren?

Nach ca. 14 km geht es bei der Tonne 43 runter von der Weser, ab nun gibt es keine Bojen mehr, nur noch Pricken, wir sind im Mittelpriel eingelaufen. Mit ständigem Blick auf die Tiefenanzeige balancieren wir das Schiff an den recht kurvigen Prickenweg vorbei – eine spannende Sache. Am Ende des Priels kommen uns einige Boote entgegen, im letzten Moment erkennen wir in einem die NICOLE und winken ihr zu, sie hat ihren Heimathafen in Hooksiel, lag aber im Winterlager neben uns. Als die Pricken aufhören haben wir erst Schwierigkeiten die Bojen des nun folgenden Fedderwarder-Priels zu finden, wir müssen diesen aber nur kurz folgen, um dann in die Kaiserbalje abzubiegen, hier müssen wir die Pricken ebenfalls auf Steuerbord lassen. Dieser Prielverlauf ist nochzackiger als eben der, das Aufsuchen der Zweige wird enorm erschwert durch die inzwischen tiefer stehende Sonne, die das Wasser in eine glänzende Oberfläche verwandelt – eigentlich ein schöner Anblick aber jetzt nicht zu gebrauchen! Eine Pricke, die auch noch eine Kurve markiert hätten wir fast übersehen, im letzten Moment sehe ich sie und Ludger reißt das Steuer noch rum – Glück gehabt! Mal sind es auch lange Pricken, die 3 m aus dem Wasser schauen, dann auch mal nur 1 hoch wie Minibüsche. 
Nach 2,5 Stunden Prickenfahrt erreichen wir die Jade, der Wind frischt hier auf 4-5 bft auf und wir kämpfen uns hier wieder gegen die Tide nach Wilhelmshaven vor, werden dabei aber von den Wellen immer wieder aus der geraden Fahrlinie gedreht.
Am neuen Jade Port liegt nur ein einziges Containerschiff, 
dass entladen wird.
 
Die kleine Krabbe sagt uns auf der Karte immer wo wir gerade sind.



Wie es in den Unterlagen steht, melden wir uns ca. 1 Stunde vor Erreichen der Großen Seeschleuse per Funk an, er sagt aber wir sollen erstmal näher kommen und uns 15 Minuten vorher wieder melden. Wilhelmshaven ist der Marinestützpunkt Deutschlands, in dem großen Schleusenvorhafen sieht man schon von weitem mehrere große Marineschiffe liegen. 
Hier darf man auch nicht festmachen oder gar an Land gehen, ein großes Schild weist darauf hin und weist bei Nichtbeachtung auf sofortigen Schusswaffengebrauch hin, es gibt also keine Warteanleger für die Schleuse. Bei dem 2. Funkkontakt sagt er uns aber, wir könnten direkt einfahren und so finden wir uns bald ganz allein in der zweitgrößten Schleuse der Welt wieder (lt. Wikipedia) und kommen uns ziemlich verloren vor. Die Kammer ist 390 x 60 m groß, hat aber an beiden Seiten Schwimmstege, die allerdings kaum aus dem Wasser schauen, so niedrig sind sie.

Auf der anderen Seite fahren wir durch den Nordhafen, den Großen Hafen und unter der Kaiser-Wilhelm-Brücke her zum Yachthafen HSYC Germania, hier können wir direkt vor Kopf festmachen und haben somit Logenplatz mit freien Blick auf das Nationale Denkmal aus dem Jahre 1907. Sie ist die größte Drehbrücke Europas und hat eine Spannweite von 159 m. Die Durchfahrtshöhe beträgt bei normalem Wasserstand 9 m, reicht dieses nicht aus, so lassen sich der Nord- und auch der Südflügel unabhängig voneinander öffnen. 
Wir hoffen darauf, dieses noch sehen zu können!
Bei einem Glas Rotwein - oder waren es 2? - 
lassen wir den Abend mit Blick auf die schön beleuchtete Brücke ausklingen.

Tag 12: Dienstag, 21. Juli 2015: Ein Tag in Wilhelmshaven

Ludger besorgt heute wieder die Brötchen für unser Logenfrühstück, dafür benötigt er über 1 Stunde, denn der Weg vom Hafen bis zur Innenstadt zieht sich ganz schön lang hin, führt aber auch über die Deichbrücke, die morgen früh für unsere Weiterfahrt geöffnet werden muss. 
Beim Frühstück kommt ein Segler mit stehendem Mast auf die Kaiser-Wilhelm-Brücke zu, diese öffnet daraufhin nach 
einer Weile für seine Durchfahrt ihren Südschenkel und wir können zuschauen. 
Schon toll, was vor 108 Jahren schon so möglich war.
 
Nach der Stärkung macht Ludger sich auf den Weg zum Deutschen Marinemuseum, hier wird die Geschichte der deutschen Seestreitkräfte gezeigt. Unter anderem liegt hier der Lenkwaffenzerstörer MÖLDERS, das Minenjagdboot WEILHEIM und das U-Boot U10.

Sarah und ich bleiben zunächst an Bord, um Schreibarbeit zu erledigen: Sie schreibt Harry Potter-FanFictions (Geschichten, die man sich zu einem Thema selbst ausdenkt, aufschreibt und ins Netz stellt) und ich arbeite am Blog weiter. Später machen wir uns auf den leider langen Weg zu einem Discounter, um den Kühlschrank aufzufüllen und Internetguthaben zu kaufen (letzteres ist ganz wichtig!). Auf dem Rückweg stärken wir uns mit einem sehr leckeren Eis, das wir bei Laarnis an der Deichbrücke kaufen. Allein der einfache Weg beträgt schon 45 Minuten, manchmal fehlen uns echt Bordfahrräder. 
Wieder zurück gibt es Tee und Kuchen um uns für die nächste Aktion zu stärken: vom Yachthafen aus brauchen wir nur eben über den Deich gehen und wir befinden uns am einem der wenigen Südstrände Deutschlands: am Jadebusen. 
Wir hatten auf Sandstrand gehofft, werden aber enttäuscht. Sarah und ich gehen hier zur Hochwasserzeit ins Wasser und lassen uns von den Wellen treiben, sie könnten ruhig noch höher sein ist unser beider Meinung. Die Strömung soll hier teils sehr stark sein, weswegen der Hafenmeister uns die Hochwasserzeit empfohlen hatte, auch gibt es mehrere entsprechende Hinweisschilder. 
Nach dem leicht salzigen Bad gibt es eine Dusche für uns und 
Ludger und ich machen noch einen Spaziergang über die KW-Brücke.
 
Abends aktivieren wir endlich das Internet am Laptop und ich schreibe doch die ersten Tage des Blogs, eigentlich wollte ich das erst nach dem Urlaub machen, aber es juckt doch zu sehr in den Fingern…

Während wir anschließend so auf dem Akterdeck sitzen, 
sehe ich plötzlich etwas aus dem Wasser schauen: 
in das Hafenbecken hat sich ein Robbe verirrt.




Tag 13: Mittwoch, 22. Juli 2015: Von Wilhelmshaven nach Aurich

Es sind über den Ems-Jade- Kanal zwar nur 47 km bis Aurich, aber zu den 4 Schleusen gibt es auch 20 Brücken, die geöffnet werden müssen. Dabei handelt es sich teils noch um alte handbetriebene Drehbrücken oder um schon modernisierte elektrische Klappbrücken. 
Gleich bei der ersten Schleuse Mariensiel müssen wir ca. 30 Minuten warten, da der Schleusenwärter ebenfalls die 4 dahinterliegenden Brücken bedienen muss und gerade unterwegs ist. Wir nutzen die Wartezeit zum Frühstücken. 
Beim Schleusenvorgang bekommt er einen Anruf, dass die Eisenbahnbrücke Sande defekt ist man warte dort zurzeit auf den Monteur, der aus Oldenburg anreisen muss. Wir hoffen auf eine schnelle Behebung.
In Sande angekommen sehen wir schon von weitem, dass 3 andere Boote sich an dem kleinen Anleger versammelt haben und auf die Reparatur warten, Päckchen parkend machen wir an dem hinteren noch mit fest. Die Arbeiter rufen uns Wartenden rüber, dass sie in 20 Minuten nach dem Zug einen Versuch starten wollen, die Brücke zu heben. Doch leider passiert nix, die Sicherung würde immer gleich wieder rausspringen. 
Nach 1¾ Stunden machen sie für uns eine Öffnung per Handbetrieb, was alle sehr nett finden. 
Ist halt immer wichtig, zur Motorisierung noch die 
Ausweichmethode per Hand zu haben!

Von nun an fahren wir im 4er Konvoi weiter, damit der zuständige Brückenwärter nach dem Schließen gleich weiter zur nächsten Brücke fahren kann. Bei einer Bootgeschwindigkeit von 8 km/h passt das ganz gut. Die Wärter sind hier immer für 4-5 Bauwerke verantwortlich.
Die letzten Brücken erreichen wir durch die Wartezeit erst kurz vor Feierabend, kurz müssen wir auf ihn warten, dann haben wir freie Einfahrt nach Aurich. Von den eigentlichen Liegeplätzen hier im Zentrum haben uns mehrere andere Skipper abgeraten, da hier oft die Jugendlichen die Leinen loswerfen oder auch Flaschen auf die Boote werfen. Dem entgehen wir, indem wir in den Altarm zum WSA-Anleger fahren (WSA = WasserSchutzAmt, entspricht dem städt. Bauhof an Land). Hier kommen wir im hinteren Bereich in einer Rundecke zu liegen, Bug und Heck haben Landkontakt (über Fender natürlich!), in der Mitte ist 1 Meter Abstand zu unserem eigentlichen Ausstieg. Alternativ klettern wir halt über die Reling am Bug. 

Tag 14: Donnerstag, 23. Juli 2015: Ein Tag in Aurich

Heute ist zur Abwechslung mal Wassertag, jedoch bewegen wir uns nicht AUF dem Wasser fort sondern IM Wasser.
Nach einem gemütlichen Vormittag machen wir uns auf den Weg ins nahe gelegene Freizeitbad De Ballje. Hier toben wir uns unter anderem auf der 66 m langen Röhrenrutsche aus, in der sogar die Zeit gestoppt wird. Ludger erweist sich als der schnellste von uns dreien, obwohl wir alle die 3-Punkt-Technik beherrschen. Sarah nutzt auch den Sprungturm, doch die meiste Zeit verbringen wir im Sole-Außenbecken mit Massagedüsen. Schön finde ich hier die kleinen angebrachten Fender als Nackenstütze, das wäre eine Idee für die Badewanne zu Hause. Danach habe ich keine Lust mehr auf Kochen, so besuchen wir den Gourmet-Tempel mit den goldenen Bögen.

Tag 15: Freitag, 24. Juli 2015: Von Aurich nach Emden

Nach Frühstück und Bezahlung beim Hafenmeister (nur 0,38 €/lfm!) starten wir den Motor und können uns 3 anderen Booten anschließen, die ebenfalls gerade durch die Klappbrücke wollen. 
 
So fahren wir heute als Quartett durch den Ems-Jade-Kanal und fühlen uns dabei wie in einem Freizeitpark, bei dem die Boote im konstanten Abstand auf Schienen geführt werden.

An den Brücken und Schleusen kommen wir wieder etwas enger beisammen, an der Brücke Uphuser Klappe machen wir sogar Päckchen parkend fest, denn der Wärter hat Mittagspause. 
Übrigens machte der Yachthafen des WSV Westerende Kirchloog 
bei km 20 optisch einen sehr guten Eindruck.
Bei km 3,3 liegt die Kesselschleuse Emden, es ist die einzige Schleuse dieser Art: 
aus den 4 Himmelsrichtungen kann man in sie rein fahren, jeder hat eine eigene Schleusenkammer, in der Mitte ist der große Schleusenkessel von 33 m Durchmesser, da kann man die gewünschte Fahrtrichtung wählen. Will man nur von Ost nach West (oder umgekehrt) fahren, bleibt die Wasserhöhe gleich, will man jedoch nach Nord oder Süd abbiegen, hat man einen Hub von 2,40 m zu überwinden. Ein interessantes Bauwerk, das bereits im Jahre 1886 gebaut wurde. Eine Fußgängerbrücke an der östlichen Kammer hat übrigens eine DFH von 4,15 m, kann aber bei Bedarf weggedreht werden.
Wir könnten theoretisch ohne Hub gerade durchfahren, doch die 3 anderen Boote wollen abbiegen und wir sollen laut Schleusenwärter mit in die Kammer fahren. Also schleusen wir erst runter, fahren dann durch den Kessel in die westliche Kammer um dort wieder hoch zu schleusen.
Hinter der Schleuse machen wir kurz an einem Wartesteg fest, denn wir hatten beim Neustart in der letzten Kammer ein technisches Problem: der Motor startete zwar, doch wir hören ein Dauerpiepen und merken, dass der Drehzahlmesser nicht funktioniert. Ludger stellt fest, dass die Lichtmaschine wohl nicht arbeitet, somit die Batterien nicht geladen werden und damit die Cockpitinstrumente nicht mit Strom versorgt werden. Beim erneuten Startversuch funktioniert dann alles wieder – zum Glück (für technisch versierte Leute: wahrscheinlich ein Wackelkontakt der Erregerspannung der Lichtmaschine).Noch drei Klappbrücken liegen vor uns,
 dann erreichen wir das Zentrum von Emden:
das Hafenbecken rund um den Ratsdelft. 
Hier machen wir am äußersten Punkt der Nordseite fest, denn auf den schnellen Anfahrtsblick ist hier kein Fußvolk zu erwarten, das Südufer liegt direkt an der Promenade und die Mülltonnen erzählen von dem zu erwarteten Nachtleben der Stadt.
Die Leinen sind noch nicht alles befestigt, da kommt auch schon der Hafenmeister von der AG Ems zum Kassieren, er wartet jedoch unser Festmachen ab und hat auch einen Stadtplan für uns.

Ebenfalls teilt er uns mit, dass die Weiterfahrt Richtung Ems durch eine defekte Eisenbahnbrücke behindert ist, nur um 11:55 Uhr wird sie täglich einmal geöffnet. 
Doch wir hatten uns eh schon für einen anderen Weg entschieden, nämlich durch die Kesselschleuse zurück und über den Verbindungskanal zum Ems-Seitenkanal, der dann in Oldersum auf die Ems führt. 
Doch das ist alles erst in 2 Tagen aktuell…

Zurück zur AG Ems Marina Emden: 
Das Sanitärgebäude ist hier am Ratsdelft leider sehr weit weg: entweder auf der Südseite des Ratsdelft am Hafentor (geöffnet aber nur bis 17:30 Uhr) oder an der Ostseite des Kanals beim Campingplatz, dort dafür Rund-um-die-Uhr, jeder Gang kostet 50 Cent. Die eigentliche Liegegebühr beträgt 1 €/lfm, Strom funktioniert mit 50 Cent-Stücken.

Ludger und ich machen noch einen Orientierungsgang durch die Innenstadt. Hier suchen wir gegen 18:30 Uhr vergeblich nach einem Fischbrötchenstand, kann es wahr sein??? Eisdielen gibt es an jeder Ecke, Pizzerien auch viele, aber keine Fischbrötchen. Fündig werden wir schließlich am südlichen Ende des Ratsdelft beim Hafentor. Der Preis erschreckt uns zunächst, doch die frische Zubereitung und der Geschmack sind das Geld wert – also unbedingt testen: Bittners Fischbrötchen

Später an Bord haben wir bei jedem Zug, der über die ca. 500 m entfernte Brücke fährt das Gefühl, es kommt ein Gewitter, der Klang ist sehr ähnlich, aber man gewöhnt sich daran. Unserem Schlaf stört das nicht. Der Regen ist da schon störender, zumal wir anfangs noch die kleinen Seitenfenster offen hatten und es so auf der Backbordseite zu Nässe im Boot kam – Grrrr!


Tag 16: Samstag, 25. Juli 2015: Ein Tag in Emden

Heute ist es wie schon in der Nacht sehr regnerisch. 
Gegen Mittag besuchen wir Dat Otto Huus und können uns dort viele seiner Requisiten, aber auch Filmausschnitte ansehen. 
Doch nicht nur Otto ist gebürtig aus Emden, auch Karl Dall wurde hier geboren.

Anschließend lassen wir uns ausführlich das SAR-Rettungsboot GEORG BREUSING erklären, es war von 1963 – 1988 auf der Station Borkum im Einsatz und half 1672 Menschen aus Seenot oder anderen Gefahren. 
Mit 2 anderen Museumsschiffen liegt es hier im Ratsdelft: das Feuerschiff AMRUMBANK (1915 in der Mayer Werft Papenburg gebaut) und der Logger STADT EMDEN, der über die Heringsfischerei informiert.
Nach dem Abendessen sitzen wir  - wieder mal – auf dem Achterdeck und erleben erstmalig mit unserem Schiff Winde im Bereich von 6-7 bft, Sturmtief Zeljko läst grüßen. Die Persenning flattert heftig, der Regen peitscht dagegen, doch sie hält. Auch bis spät in die Nacht pfeift der Wind hier derbe durch den Hafen, erst in den Morgenstunden beruhigt sich das Wetter.

Tag 17: Sonntag, 26. Juli 2015: Von Emden nach Leer 

Nach dem stürmischen Abend ist heute fast blauer Himmel und nur wenig Wind.
Morgens gegen 10 Uhr rufen wir bei der AG Ems an, um uns für die Öffnung der 3 Klappbrücken Richtung Kesselschleuse anzumelden. Leider teilt er uns mit, dass die dritte Klappbrücke defekt ist und der Monteur erst am Mittag Zeit habe, er hat aber einen telefonischen Hinweis von ihm bekommen, was er versuchen kann, er sei gerade auf dem Weg dorthin und würde sich gleich wieder melden.
Also entweder ziehen wir die defekten Brücken an oder das ist hier ein Dauerthema.
Nach einer Absage von ihm entscheiden wir uns dazu die täglich einmalige Brückenöffnung der defekten Eisenbahnbrücke zu nutzen, um dann über den Binnen- und Industriehafen in die Schleuse Borßum zu fahren, diese führt uns dann auch in den Ems-Seitenkanal. So fahren wir gegen 12 Uhr mit mehreren Sportbooten durch die Eisenbahnbrücke.
Im Binnenhafen dahinter sehen wir in der Vorbeifahrt einen Trimaran liegen.
  
Danach teilen sich die Boote auf: 
zwei fahren zur Großen Seeschleuse, die direkt auf die Ems führt. 

Wir fahren mit einem anderen Sportboot durch den Industriehafen rüber zu Schleuse Borßum. Die Kammer ist hier zweigeteilt, 33 m und 55 m lang, der östliche Teil hat an der Nordseite schöne Schwimmstege, doch der Schleusenwärter hat für uns nur die westliche Kammer vorbreitet, hier gib es Poller in einer Spundwand, in der selbst die großen Fender in den Nischen verschwinden.


Der Ems-Seitenkanal dahinter ist ein sehr beschaulicher Kanal, an dem viele Anwohner ihre privaten Stege am Gartenende haben, auch 2 Yachtclubs sind hier beheimatet.





In Oldersum angekommen machen wir kurz am dortigen Yachtclub fest, denn die Schleuse Oldersum arbeitet nicht bei Niedrigwasser +/- 1 Stunde, die Ausfahrt zur Ems ist dann nicht tief genug. Ludger entdeckt beim Anlegen ein Sportboot mit einem interessanten Namen:
Nach ca. 30 Minuten öffnen sich die mächtigen Tore und wir können einfahren. Sie hat keine normalen festen Schleusenwände, sondern Naturufer. Zum Festmachen hat sie an der Ostseite große Metalldalben, die für Sportboote aber nicht geeignet erscheinen. Für uns gibt es an der Westseite schöne Schwimmstege, die nutzen wir gerne. Ein kleines Boot macht noch bei uns mit fest, 2 weiteren hinter uns. Kaum ist das hintere Binnentor verschlossen öffnet sich auch schon das vordere Butentor.



Nach Durchfahren der kurzen Kanalmündung erreichen wir die Ems, nach Westen schauend können wir noch das Emssperrwerk sehen, eins der Nadelöhre für die Kreuzfahrtriesen aus Papenburg.


Wir fahren mit der Tide Richtung Leer, der Wind fegt ebenfalls um uns rum und so können wir locker eine Geschwindigkeit von 15 km/h erreichen.


Nach 15 km biegen wir ab in die Leda, wir möchten heute gern nach Leer. Vor der Seeschleuse Leer liegen schon mehrere Sportboote in 2er Reihen am Warteanleger, die nächste Sportbootschleusung ist erst in 1 Stunde. Auch wir suchen uns noch ein Plätzchen an einem anderen Boot für diese Zeit. 
Pünktlich um 17:30 Uhr können wir in die 192 x 26 m große Schleusenkammer einfahren. Wir kommen an der Nordseite zu liegen, was nicht so schön ist: sie hat ebenfalls Spundwände mit großen Nischen und am Rand sind schwimmende Baumstämme als Prellschutz montiert, die möchten wir aber auch nicht an unserem Schiffsrumpf haben, so bekommen wir hier lange Arme vom Abdrücken. Die Südseite dagegen hat Gleitstangen und keine Baumstämme.



Nach der Schleusung fahren alle 8 Boote Richtung Stadthafen von Leer, hoffentlich bekommen wir alle noch einen Platz. Die Dr.-vom-Bruch-Brücke wird für uns hochgeklappt, bei der Fußgängerbrücke passiert zunächst nichts und ich hatte im Vorfeld auch keine Angaben zur Durchfahrtshöhe gefunden. Vorsichtshalber legen Sarah und ich schnell den Geräteträger nieder und passen dann ohne Probleme durch. Später erfahren wir, dass sie eine Höhe von 4,10 – 4,50 m je nach Hafenwasserstand hat. Am Südufer finden wir noch eine Lücke für uns. Einige der hier schon liegenden Boote sind schon für das bekannte Hafenfest am kommenden Wochenende geschmückt, sie kommen dafür extra aus den Niederlanden rüber. Zum Anmelden ist es nun zu spät, denn um 18 Uhr ist da Feierabend. Aber zum Essen gehen im Ort bei San Marino ist die Zeit genau passend :-)

Tag 18: Montag, 27. Juli 2015: Ein Tag in Leer

 Den ganzen Tag über regnet es, so sind wir heute sehr „häuslich“. In einer kurzen Trockenphase gehen wir rüber zum Schiffskontor an der Straßenklappbrücke (auch Rathausbrücke genannt), um unser Liegegeld zu bezahlen und uns für den nächsten Tag für die Brückenöffnung und die Schleusung anzumelden. Die Liegegebühr beträgt hier ebenfalls 1 €/lfm und 2 €/Tag für Strom, WC wieder 50 Cent und Dusche 1 €. Der Müll wird hier morgens direkt am Boot von sehr netten Personen eingesammelt.

Diese Entsorger wie auch der Herr im Kontor bedauern übrigens, dass wir nicht bis zum Hafenfest bleiben wollen, doch leider reicht unsere Zeit dafür nicht. Es soll im nächsten Jahr eventuell nicht stattfinden, da die Schiffszahlen stark zurückgehen.



Eine zweite Regenpause am Abend nutzen wir für einen kleinen Gang über die Fußgängerbrücke, um Bilder vom Hafenbecken zu machen, dabei sehen wir die Sportboote aus der letzten Schleusung ankommen. 
Es sind mehrere Motoryachten, die teils aus Rotterdam und Zaandam kommen, für sie sind die Plätze am Nordufer direkt bei der Innenstadt reserviert.



Mit dem Einlaufen der Boote sehen wir nun auch die 
Öffnung der Fußgängerbrücke.


Das Wetter kippt leider schnell wieder, so dass wir zum Boot zurückgehen und auf besseres Wetter für morgen hoffen, wenn wir nach Papenburg weiterfahren wollen.
 





Tag 19: Dienstag, 28. Juli 2015: Von Leer nach Papenburg

Wie angemeldet starten wir passend zur Brückenöffnung um 7:15 Uhr den Motor, das Wetter ist leider immer noch regnerisch. 
Die Seeschleuse empfängt uns und die anderen Boote schon mit offenem Tor, das Umlegen der Leinen lohnt eigentlich gar nicht, denn grad wo das Tor geschlossen ist öffnet auch schon das Außentor zur Leda, der Wasserstand muss also auf einer Höhe sein. Die kurze Passage auf der Leda gibt uns schon einen Vorgeschmack auf die Ems, das Wasser ist durch den Wind (5-6 bft.) ziemlich unruhig – auch ohne Gegenverkehr. Die Putzlappen an den Stühlen wehen im Wind und sind ruckzuck trocken. 
Auf der Ems spritzt uns die Gischt dann teilweise sogar bis oben ins Cockpit hinein, das sind hier ja schlimmere Zustände wie auf der Außenweser.
5 km vor Papenburg erkennen wir schon das große Gebäude der Meyer-Werft, daneben liegt die Seeschleuse von Papenburg. 
Da die nächste Schleusung laut Öffnungsplan erst in 90 Minuten vorgesehen ist, machen wir am Sportbootanleger fest und frühstücken erst Mal. Per Funk melde ich uns aber schon Mal an und erfahre so, dass gleich ein Berufsschiffer herausschleust und er uns dann mit rein nimmt. Also nix mit ruhigem Frühstück, wir haben nur ca. 30 Minuten Zeit.
 




Nach der Schleusung geht es 2 km durch den Papenburger Sielkanal auf die klappbare Eisenbahnbrücke zu, diese sehen wir aus der Ferne noch in geöffnetem Zustand, doch können wir sie nicht schnell genug erreichen, hier bestimmt der Zugfahrplan die Öffnungszeit und –dauer. Also wieder festmachen, das 2. Brötchen essen und nach ca. 45 Minuten durch die dann weder geöffnete
Brücke fahren.
Dahinter liegt der Turmkanal mit dem alten Meyer Werft Gelände, 
am Ende der Yachtclub Turmkanal Papenburg, ihn kennen wir schon vom letzten Jahr. Hier zirkelt Ludger trotz Wind das Boot rückwärts an den Stegen vorbei, bis unter dem denkmalgeschützten grünem Kran eine freie Lücke erscheint.
2 Vereinsmitglieder helfen uns beim Anlegen, was wir dankend annehmen. Durch den Wind (immer noch 4-5 bft) werden wir vom Steg weg gedrückt und Sarah und ich können nicht auf ihn springen zum Festmachen, so werfen wir die Leinen rüber.
Im Endeffekt liegt das Boot mit 5 Leinen befestigt
sicher in der Box und es ist grad mal Mittag.
Den Nachmittag verbringen wir mit leichter Beschäftigung: 
einkaufen, Mittagsschlaf, Lesen, Schreiben, Linssen-Yachts gucken, 
Tee und Plätzchen, Schiffe versenken, … Urlaub halt. 
Die Stadt Papenburg und die Meyer Werft haben wir im letzten Jahr schon gesehen. 

Tag 21: Mittwoch, 29. Juli 2015: Von Papenburg nach Lathen 

Die Seeschleuse hat ihre erste Schleusung heute um 10:30 Uhr, so melden wir uns morgens schon telefonisch bei der Bahn, um die möglichen Brückenöffnungszeiten zu erfragen. Gegen 9:45 Uhr können wir bei bewölktem Himmel mit 3 weiteren Sportbooten die Straßen- und Eisenbahnbrücken passieren, bis zur Schleuse sind es dann wieder 2 km, hier können wir direkt einfahren. Da kein Berufsschiffer dabei ist muss jeder von uns 4 € pro Boot bezahlen. Dabei erfahren wir, dass die Schleuse im nächsten Jahr 2 neue Tore bekommen soll, die Gelder dafür seinen schon bewilligt. Mit der Tide fahren wir auf der Ems Richtung Süden, begleitet von mehreren Regenschauern.
Nach 13 km erreichen wir die Schleuse Herbrum, die uns Sportboote auch gleich aufnimmt und uns so in tidenfreies Gebiet bringt. Während der Schleusung erleben wir einen Prasselregen, der Sarah und mich ziemlich durchnässt. Sie geht anschließend frierend ins Bett, hoffentlich kündigt sich da nicht eine Erkältung an. Bei der nächsten Schleuse lassen wir sie schlafen.
Bei der Schleusenanfahrt nehme ich die Bug- und die Heckleine in die Hand und stelle mich in der Bootsmitte, in Pollernähe will Ludger mit dem Bugstrahlruder noch eine kleine Kurskorrektur vornehmen, doch dieses reagiert nicht, ich habe Mühe das Boot von der Schleusenwand fern zu halten. Nach dem Belegen meint der Regen es mal wieder zu gut, er begießt mich mit viel Wasser von oben. Zum Poller umlegen kommt Ludger zu mir zum Helfen, der Motor ist eh aus. Als wir da so stehen geht plötzlich das Bugstrahlruder – wie kann das sein? Ludger eilt wieder ins Cockpit hoch, um es am Hauptschalter aus zu schalten. Wir vermuten, dass Regenwasser in das Schaltpult gedrungen sein muss und so Fehlfunktionen hervorruft. Während der Weiterfahrt kommt es auch noch mal vor, dann verstummen sie ganz.
Die nächste Schleuse erledigen wir wieder zu zweit, das ist auch kein Problem, 
ärgerlich nur, dass der Regen es wieder zu gut mit uns meint.
Im Yachthafen des WSV Lathen hoffen wir auf einen windfreien, trockenen und gut ansteuerbaren Liegeplatz, was aber Utopie sein dürfte. Hierfür schmeißen wir Sarah doch nochmal aus ihrem warmen Bett, denn das Anlegen muss schnell klappen. Windfrei klappt schon mal nicht, leichten Regen haben wir, dafür aber einen gut ansteuerbaren Längssteg. Sarah springt wie immer als erste von Bord um sich um die Heckleine zu kümmern. Ich gehe als zweite von Bord und PLUMPS liege ich auf dem nassen rutschigen wackeligen Holzsteg. Zum Glück kann ich ohne Blessuren wieder hochkommen und mich um Bug- und Mittelleine kümmern. Die Leinen ordentlich aufzuhängen schaffen wir nicht mehr, denn der nächste Prasselregen ergießt sich auf uns. Dafür haben wir ein schönes Anlegemanöver ohne Querruder geschafft. Jetzt erst Mal trockene Sachen anziehen und Plätzchen essen, schön mit heißem Tee zum Aufwärmen. Ludger kümmert sich um die Schaltelemente der beiden Querstrahlruder, kann sie aber nicht öffnen. Die abgegriffenen Tasten weisen schon Löcher auf wodurch das Wasser eingedrungen ist.
Zusätzlich versucht er das Abwasserloch der Gangbord auf der Steuerbordseite wieder durchgängig zu machen, es stellte sich bei dem heutigen Regen als verstopft heraus. Es gelingt ihm nicht ganz, aber das Wasser fließt zumindest langsam wieder ab.
Eigentlich wollten wir heute grillen, zumal dieser Hafen dafür sehr geeignet ist, man  kann hier auf dem Deich direkt neben dem Steg sitzen und die Ems beobachten. Stattdessen kommen die Bratwürste in die Pfanne und wir essen unter Deck, das kommt nur selten vor.

Tag 22: Donnerstag, 30. Juli 2015: Von Lathen nach Lingen


Die Nacht war regenfrei und heute Morgen sehen wir nach dem späten Aufstehen etwas Neues:

es ist hell, gibt Wärme ab und blendet etwas: es nennt sich SONNE – HURRA!
Der Himmel ist zwar auch etwas bewölkt, aber es soll laut Radio trocken bleiben. Ludger rückt der Feuchtigkeit in den Schaltelementen mit dem Föhn zu Leibe, doch es hilft auch nicht, die Querruder bleiben stumm. Also legen wir gegen Mittag ohne den tollen Hilfssteuerelementen ab, der Wind ärgert uns zwar, aber es klappt auch so. Bei schönem Wetter durchlaufen wir die 4 heutigen Schleusen ohne Wartezeiten und ohne besondere Vorkommnisse.

In Meppen halten wir uns an das Linksfahrgebot 
und unterfahren die Hubbrücke, 
die ausreichend Durchfahrtshöhe für uns hat. 
Von hier hat man einen schönen Blick auf die Höltingsmühle, in ihr ist ein Café untergebracht.
 







Kurz danach ist an Backbord ein Kurzzeitanleger, von hier könnte man gut zu Fuß in die Stadt gehen.




Die wohl schon älteren KM-Schilder in diesem Bereich 
sind viel besser sicht- und lesbar 
als die neueren kleinen weißen.






In Lingen schauen wir uns bei km 146 den Alten Hafen an, 
ich hatte gelesen, dass man ihn als Kurzzeitlieger nutzen kann. Da es dazu keinerlei Hinweisschilder gibt, bleiben wir über Nacht hier. Man liegt an der Spundwand, braucht aber zum Festmachen lange Leinen oder Erdnägel, denn es gibt keine zusätzlichen Poller auf der Oberkante, der zierliche Holzzaun erscheint uns dafür nicht geeignet. 
Lebensmittelgeschäfte sind links herunter fußläufig zu erreichen und diverse Müllbehälter stehen auch an dem Parkplatz.

 
Ein Test der Querruder zeigt, dass das Bugstrahlruder nach wie vor gar nicht funktioniert und das Heckstrahlruder nur in einer Richtung.
 
Da das Grillen gestern aufgrund des Regens ausgefallen war, holen wir es heute hier auf einem kleinen Einweggrill nach. Bei Vollmond sitzen wir danach noch bis spät in den Abend bei Kerzenschein auf dem Achterdeck. 




Tag 23: Freitag, 31. Juli 2015: Von Lingen nach Riesenbeck

Bei schönstem Wetter und 18 Grad 
starten wir zur vorletzten Etappe:
40 km und 6 Schleusen liegen vor uns.
Bei der ersten Schleuse Gleesen hat man uns im letzten Jahr noch bei kräftigem Wind 1 Stunde an einer Dalbe „tanzen“ lassen. In diesem Jahr können wir an dem nagelneuen Warteanleger an der Backbordseite festmachen: er ist ca. 15 m lang und hat 15 Doppelklampen plus je 2 an den kurzen Seiten.
Was manche zu wenig haben ist hier etwas zu gut gemeint. Die Halterung für die Wechselsprechanlage incl. Anleitung ist schon montiert, nur die Anlage selbst fehlt noch. Das Ganze wirkt wie gestern erst gebaut, für uns gerade passend – DANKE.
Während der Schleusung kommen wir mit dem Berufsschiff vor uns ins Gespräch, es entpuppt sich als ehemaliges Berufsschiff aus dem Jahre 1928, nun ist es das Freizeitschiff Katharina Elisabeth aus dem Hafen Fuestrup – so klein ist die Welt.
Die folgenden Schleusungen nehmen wir alle gemeinsam und kommen überall auch relativ zügig dran.
In Riesenbeck lassen wir sie ziehen, denn wie im letzten Jahr bleiben wir hier an der Sportbootliegestelle über Nacht. Im Ort lassen wir es uns bei der Pizzeria Donna Elisa gut schmecken und als Abschluss gibt es noch ein Eis auf der Hand (das von Wilhelmshaven war allerdings besser). Zurück an Bord lassen wir den Urlaub auf dem Achterdeck bei einem Glas Rotwein nochmals Revue passieren.

Tag 24: Samstag, 1. August 2015: Von Riesenbeck nach Fuestrup

Die letzten 25 km liegen vor uns und über uns ist strahlend blauer Himmel. Erst gegen 11 Uhr starten wir die Maschine. Statt die Sachen unter Deck einzuräumen urlaube ich vorn auf dem Bug, diese Momente waren viel zu selten, der Koffer kann warten. Nach einiger Zeit gesellt sich auch Sarah zu mir.
Als wir in Schmedehausen vorbeikommen, rufen wir Ludger zu:
„Wir wollen baden!“ Also gehen wir spontan, 6 km vorm Ziel an die Sportbootliegestelle und springen alle 3 ins kühle Nass – HERRLICH! Anschließend noch schön vorn auf dem Sonnendeck Plätzchen, Tee und Sonne genießen – KLASSE (das ist so wie vor 2 Jahre im Badeurlaub Berlin).
Nach 3 Stunden setzen wir die Fahrt fort und erreichen um16:45 Uhr unseren Heimathafen, hier werden wir von den Bootsnachbarn gleich empfangen und tauschen gegenseitig unsere Urlaubserlebnisse aus.


Eckdaten:
940 km  –  106 Betriebsstunden  –  36 Schleusen  –  42 bewegliche Brücken 
sehr abwechslungsreich durch unterschiedliche Gewässe:
schmale und breite Kanäle, große Flüsse, Tidengewässer, Wattfahrwasser –
wenig Mineralwasserverbrauch – viel Früchteteeverbrauch (bringt Wärme bei Regen)
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Nach dem Urlaub kümmert Ludger sich um die defekten Querstrahlruder, wir beschaffen uns neue Bedienelemente, die nun wieder wasserdicht sind und uns ein sicheres Manövrieren garantieren sollen.


Außerdem unternehmen wir an einigen Wochenenden unsere üblichen Kurztripps in die Umgebung:
Stündchen fahren
Tee trinken, Plätzchen essen und zurück.
Eine dieser Touren verläuft nach Süden und
wir müssen feststellen
da passiert was:
der Neubau der Kanalbrücke Ems hat begonnen, bzw. die vorbereitenden Massnahmen dazu. Es ist ein gigantisches Bauvorhaben, was 50 Millionen Euro kosten soll.

Die aktuelle Überführung ist für die heutige Schifffahrt eine Engstelle, die beseitigt werden soll. Der Kanal bekommt 
in den nächsten 4 Jahren eine aufwendige Umfahrung gebaut, damit dann bei parallel laufendem Schiffsverkehr die jetzige
Neue Emsbrücke in eine Doppeltrogbrücke verwandelt wird
und auch die noch vorhandenen Sicherheitstore
Fuestrup und Gelmer verschwinden sollen.
Schön nachzulesen ist dies alles auch auf der Seite der Westfälischen Nachrichten oder man besucht die
Infobox zum DEK an der Schleuse Münster,
hier gibt es eine interessante Ausstellung über den Kanal.
Uns wird diese vor der Tür liegende Baustelle wohl viele Jahre begleiten, im Moment sieht es aus wie ein überdimensionaler Sandkasten für große Kinder.

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Im Oktober nutzen wir die erste Herbstferienwoche und machen uns
mit der Tochter auf den Weg zum Nullpunkt des Kanals: es geht nach Dortmund.
 
Mittags bei unseren Vorbereitungen bekommen wir  Besuch von Freunden,
denn auch sie nutzen mit ihrem Cabrio
die Herbstsonne für eine Ausfahrt.
Hierdurch kommen wir erst nachmittags los, doch werden wir dafür mit einer schönen Abendstimmnung belohnt
das Bild entsteht bei Senden.

Die erste Nacht verbringen wir hier im Yachtclub Tomberge kurz vor der nächsten Großbaustelle (Kanalverbreiterung). Beim Anlegen fällt uns schon das verschlammt aussehende Wasser auf, welches wohl auf die Bauarbeiten zurückzuführen ist. 

Das ursprünglich geplante Rückwärtsanlegen erweist sich als nicht sinnvoll, der Tiefenmesser schlägt an und wir sehen auch, wie wir den Untergrund aufwühlen. Also drehen und vorwärts rein, so haben wir zum Frühstück halt nicht die Sonne auf dem Achterdeck stehen, dafür aber Blick zum Kanal auch schön.

Ebenfalls gibt es hier die Möglichkeit an 3 kostenlosen Wasserwanderrastplätzen festzumachen, doch hat man dann keinen Zugang zum Hafengelände und auch keine Seitenstege, auch sind sie für jedermann zugänglich.


Morgens legen wir bei leicht bewölktem Himmel nach einem gemütlichen Frühstück kurz vor Mittag ab und fahren Richtung Lüdinghausen weiter. Die erwähnte Baustelle zur Kanalverbreiterung ist gut vorangeschritten, es gibt zur Zeit nur noch kurze Abschnitte, die die Begegnung behindern können. In Lüdinghausen machen wir an der Spundwand fest, denn wir wollen die örtliche Eisdiele testen. Der ca. 2 km lange Weg dorthin verläuft entlang der Hauptstraße, die auch von einer Eisenbahnlinie gekreuzt wird. Passend geht kurz vor uns hier die Schranke runter, denn ein Zug nähert sich. Schnell staut sich dadurch der Straßenverkehr auf beiden Seiten. Nach der Zugdurchfahrt rechnet jeder mit einem Heben der Schranken, doch nein, sie bleiben unten – kommt wohl noch ein Zug – wir warten und warten und warten – kein Zug. Nach mehrere Minuten öffnen sie sich wieder, es kann weiter gehen – hat da vielleicht jemand ein Nickerchen gemacht. Wir setzen unseren Weg fort, ebenso läuft der Verkehr wieder – oder doch nicht... In ca. 200 m Entfernung bleibt ein LKW stehen, die Autos hinter ihm sind geduldig, es wird nicht gehupt, nach einer Weile trauen sich die Ersten ihn zu überholen. Er steht auch vor einer Seitenstraße, aus der nun ebenfalls die Autos raus fahren möchten. Als wir näher kommen, sehen wir dass der LKW-Fahrer regungslos hinter seinem Steuer sitzt, mit Respekt kommen wir seitlich des Führerhauses, ist er vielleicht ... hoffentlich nicht. Ludger klopft vorsichtig an die Scheibe und siehe da, der Fahrer zuckt zusammen und öffnet die Augen, realisiert die Situation und setzt nun zügig seine Fahrt fort. Gut dass das Nickerchen ihn hier im Stau übermannt hat!!!
Wir erreichen bald die Innenstadt und stellen fest, dass es hier 2 Eisdielen direkt nebeneinander gibt,
die Wahl fällt auf San Remo, wir bestellen uns 3 schön aussehende und auch leckere Eisbecher.
Beim nächsten Besuch werden wir das nebenliegende Eiscafe Venezia testen.
Auch sind die hier liegenden Burgen Lüdinghausen und Vischering sicher einen Besuch wert
– nächstes Mal.
 

Auf der Weiterfahrt passieren wir die Baustelle der Lippeüberführung und stellen fest, es geht auch hier voran:
der neue Trog ist bereits mit Wasser gefüllt, auf Anfrage teilt uns ein Arbeiter mit, dass sie wohl im nächsten Jahr fertig werden. Hoffen wir mal dass er Recht behält, hat der südliche Kanal dann eine Engstelle weniger.


Bei km 19 biegen wir in den Datteln-Hamm-Kanal ab, denn wir wollen heute Abend das Hafenrestaurant Yachthafen testen. Auf der nur 2 km langen Strecke fällt uns ein Bauwerk auf: ein Brückenfundament, das so allein am Kanalrand steht (zusammen mit seinem Gegenpart auf der Nordseite) und auf seine eigentliche Brücke wartet. Auch gibt es hier keine Straßenanbindung. War es eine Fehlplanung? Ein Übungsstück? Oder hat es doch einen grad nicht erkennbaren Sinn? Zumindest wird es wohl ein Fall für das bekannte Schwarzbuch sein ;-)

 

Beim Hafen Ribbrock angekommen entscheiden wir uns für die außen liegende Spundwand. Im Vorfeld hatte ich mehrfach versucht, mit dem Hafen Kontakt aufzunehmen bezüglich der maximalen Schiffsgröße, leider ohne Erfolg. Schade!
Von der Brücke macht er einen engen Eindruck, die Boxen sind eh voll, so bleiben wir lieber draußen.
Unser Ziel ist das im Netz gelobte Steakhaus direkt am Hafen, es hat täglich ab 11:30 Uhr geöffnet. Wir können das Lob nur weitergeben, es hat uns prima geschmeckt. Und man bekommt schon VOR dem Bestellen einen Begrüßungstrunk gereicht, wir kennen das von südländischen Restaurants als Abschlußgetränk. Zu unserer Überraschung gibt es dieses ebenfalls. Aber auch wegen dem Essen kommen wir gerne wieder.
Ein kurzer Blick ins Hafengelände bestätigt unseren Eindruck, dass hier Besucher wohl nicht gewünscht sind:
es fällt keine Hafenmeisterhaus auf, auch sehen wir keinen Hinweiskasten für Gäste
– Schade!

Nach einer verregneten Nacht machen wir uns weiter auf den Weg, erstes Etappenziel ist die Schachtschleuse Henrichenburg, sie soll uns 13,5 m nach oben befördern in den uns noch unbekannten Abschnitt des DEKs. Bei der Anmeldung erkundige ich mich auch nach dem Zahlencode für das Tor des Wasserwanderrastplatzes in Dortmund (so wie es auf der Internetseite des Dortmunder Hafens erwähnt wird), doch der Schleusenwärter weiß nichts von solch einem Code. Naja, lassen wir es mal auf uns zu kommen, vielleicht hat sich da ja was geändert...

Das Schleusentor steht schon für uns offen, so dass wir direkt einfahren können. An der Nordseite sind übrigens Schwimmpoller vorhanden, so verläuft der Schleusenvorgang sehr ruhig. 


Auf der anderen Seite wundern wir uns im Bereich km 12
über die weit herausstehenden Spundwände,
sollten wir Niedrigwasser haben? ;-)
 






 


Auch wird der Kanal hier recht hoch geführt,
was man gut beim Campingplatz Rewinkel sehen kann,
denn von den dortigen Wohnanhängern sieht man nur die Dächer. 







Auf der Weiterfahrt ändert sich das Bild des Kanals,
die Böschung wird wieder grün und auch flacher. 
Bei km 9 gesellen sich wohl an die 50 Gänse zu uns, sie wollten eigentlich gerade den Kanal queren, doch haben die meisten von ihnen Respekt vor unserem Boot und weichen wieder zurück.


Dieser Kanalabschnitt ist übrigens bei Kanufahrern sehr beliebt,
ist der Dortmnder Raum doch ein Leistungszentrum auf diesem Gebiet. Doch heute sehen wir nicht einen Sportler, was sicher daran liegt dass es Dienstagmittag ist, da sind alle noch am Arbeiten. Aber mehrere Ruder- und Kanuclubs liegen sichtbar am Kanal, manche machen einen sehr gut ausgestatteten Eindruck auf uns.




Nach ca. 90 Minuten ab der Schleuse erreichen wir bei Sonnenschein den Dortmunder Hafen, es soll der größte Kanalhafen Europas sein. Reges Treiben herrscht hier allerdings nicht, es sind nur 2 Berufsschiffer an den Kaianlagen zu sehen, am Containerterminal fahren die Kräne quietschend hin und her.


Unter der Kanalstraße her geht es für uns in den Bereich des Schmiedingshafens, hier liegt gleich am Anfang der Wasserwanderrastplatz der Stadt Dortmund, man kann hier für 72 Stunden kostenlos liegen. 
Es handelt sich hierbei um einen sicherlich 60 m langen stabilen Steg, der durch ein Sicherheitstor vom Ufer abgegrenzt sein sollte, doch schon von weitem sehen wir ein offen stehendes Tor. Da ein Boot der örtlichen Bootsschule hier seine Runden dreht und der Schüler das Anlegen übt, vermuten wir darin den Grund, kann so vielleicht der nächste Schüler direkt zum Boot kommen. Später stellen wir jedoch fest, das Tor hat gar kein Schloss mehr und es macht auch den Eindruck, dass dieser Zustand schon länger besteht. Das finden wir ziemlich ärgerlich, wollten wir doch den Abend in der Innenstadt verbringen, doch so ist uns das nicht ganz geheuer. Wieder zu Hause werde ich später mal eine Email dazu an den
Dortmunder Hafen schreiben, über die Antwort werde ich dann berichten.
Diese kam bereits nach einem Tag:
es ist inzwischen ein neues Schloss angebracht worden, den Code erfährt man an der Henrichenburger Schleuse oder bei einem der beiden Hafenmeister: Herr Oeke
bzw. Herr Middelhoff Mail: hafenmeister at dortmunder-hafen.de

Nachmittags machen wir uns trotzdem auf den Weg zur City,
die man von hier gut zu Fuß erreichen kann, 

alternativ kann man auch mit einem Kurzticket mit der Bahn fahren, die Haltestelle ist direkt vor dem Hafen. 
Die Tochter benötigt mit ihren langen Beinen dringend mal wieder eine neue Hose, im Bullet-Shop wird sie schnell fündig
diese Art wollte sie doch schon lange haben ...


Den Abend verbringen wir an Bord, liegen aber auch schon früh
in den Kojen. Bis 22 Uhr hört man noch den Arbeitslärm vom Industrieanleger gegenüber, dann ist schlagartig Ruhe. Morgens um 6 Uhr beginnt allerdings die Frühschicht mit frischem Elan ...




Am Ende des Hafenbeckens liegen übrigens auch 2 Kreuzfahrtschiffe, die DIANA aus Rotterdam und die SOLARIS aus Oberwesel. Allerdings warten sie nicht auf die üblichen Urlauber, sondern sollen demnächst als Flüchtlingsunterkunft dienen. Die Stadt Dortmund hat sie wohl für 1 Jahr angemietet.


Sehr schön anzusehen ist hier auch das Alte Hafenamt aus dem Jahre 1899, bis 1962 war die Behörde hier beheimatet, inzwischen steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Im untersten Geschoss hat die Wasserschutzpolizei ihre Räumlichkeiten, darüber ist eine Ausstellung für den Hafen und die Schifffahrt und im dritten Geschoss kann man sich im alten Kaiserzimmer trauen lassen.
Ich denke, wir müssen nochmals wiederkommen!


Zu seinen Füßen hat am Kanalufer Anfang des Jahres das TYDE neu eröffnet, es handelt sich dabei wohl um eine kulturelle Gastronomie. 
Ich hoffe, wir können es bei unserem 
nächsten Besuch mal kennen lernen.

Uns bleibt nach dem Frühstück nichts anderes übrig, als den Motor zu starten um abzulegen. Da der Steg hier sehr niedrig ist hatten wir auf ihn unseren Plastikhocker gestellt, damit man besser an Bord kommen kann. Nun sind die Holzplanken aber durch die Nässe sehr rutschig, als ich zum Leine lösen zügig von Bord möchte, passierte es:
der Hocker rutscht weg, ich kann mich noch eben an der Reling halten (gut, dass die so stabil ist!) und hänge wie ein nasser Kartoffelsack an der Bordwand. Die Tochter, die ebenfalls auf dem Steg ist, kommt schnell ran um mir zu helfen, doch ich schaffe es mich noch selber hochzuhangeln – man hat ja dann ungeahnte Kräfte! Von mir gibt es – zum Glück – kein Bild, aber hier der Hockerbeweis ... 

Die Fahrt zurück nach Henrichenburg verläuft dann ebenso unspektakulär wie die Hinfahrt. Wir müssen lediglich etwas mehr Gas geben, da vor uns auch ein Berufsschiffer abgelegt hat und wir gerne mit ihm schleusen wollen, denn wir wissen ja nicht, ob man uns wie am Vortag wieder alleine schleusen würde. Es klappt prima, so dass wir schon nach etwas mehr als einer Stunde mit in die Schleusenkammer einfahren können.
Hinter der Schleuse biegen wir nach Süden ab, um direkt vor dem alten Schiffshebewerk beim YC Henrichenburg festzumachen
– hier liegen wir nun schon zum dritten Mal, ein herrlicher Logenplatz, besonders abends wenn das Hebewerk beleuchtet ist. Heute wollen wir uns hier mit Bekannten treffen, die ebenfalls aus unserem Heimatort sind, mit ihrem Boot aber in Rünthe liegen, sie hatten einen Abstecher nach Oberhausen unternommen. Nach einem sehr schönen Abend beim nahegelegenen Griechen sitzen wir noch gemeinsam bei uns auf dem Achterdeck um die letzten Vorräte aufzubrauchen – die Saison geht ja schließlich zu Ende.
Am nächsten Morgen starten wir bei Nieselregen gemeinsam die Maschinen und fahren im Zweierkonvoi Richtung Norden. Beim DHK trennen sich unsere Wege, jedoch nicht bevor nicht jeder vom anderen ein paar Fotos vom fahrenden Schiff gemacht hat – die Gelgenheit hat man nicht alle Tage.

Für uns geht die heutige Tagesetappe bis Lüdinghausen,
hier wird ein letztes Mal in diesem Jahr an Bord gekocht.
Auf Wunsch der Tochter
– natürlich – Spaghetti Bolognese. 

Morgens tanken wir noch mit Hilfe der mitgebrachten Reservekanister auf, um dann die letzte Etappe in Angriff zu nehmen. Bei bewölktem Himmel geht es Richtung Münster, dort zur Schleusung fängt es
– was auch sonst – an zu regnen.
Nachmittags erreichen wir wieder unseren Heimathafen, packen unsere Sachen und lassen uns vom Sohnemann abholen. Mit im Gepäck sind schon viele Dinge, die ihre Winterzeit nicht an Bord sondern zuhause verbringen werden.

So hatten wir nochmals eine schöne Abschlusstour
über 167 km in 18 Betriebsstunden.
 


Im gesamten Jahr 2015 sind wir 1210 km in 138 Stunden gefahren,
haben dabei 42mal geschleust und 42 bewegliche Brücken passiert.
Die Regentropfen haben wir nicht gezählt, das wären zu viele gewesen.
Die wenigen Sonnentage wären da einfacher gewesen nachzuhalten ...


 
Am Tag der Einwinterung, es ist der
13. Oktober, müssen wir sogar schon Eis von der Persenning wischen.




Sobald das Boot seinen Platz im Trockenlager gefunden hat, beginnen wir mit dem Ausbau der Wassertanks
- eine Wuchterei jedesmal, jeder fasst 300 Liter.

Der Anstrich der Heckbilge vom letzten Jahr sieht gut aus,
wir können uns um bedürftige Stellen kümmern, die wir nach dem Schleifen mehrfach mit Zinga bestreichen.

 
Anfang des neuen Jahres kümmern wir uns um den Dieseldoppelfilter, er sitzt zur Zeit im Motorraum, klaut dort jedoch einer Motorraumdämmplatte den Platz. Wir setzen ihn hoch in die Sitzbank und hoffen, dass der zusätzliche Höhenunterschied von der Dieselpumpe noch geschafft wird - das stellen wir jedoch erst im Frühjahr fest, wenn es wieder ins Wasser geht
- aber das dauert noch soooo lange...
 


 
 


Weiter geht es im zeitigen Frühjahr mit Außenarbeiten:
Roststellenbeseitigung ist angesagt.
Am Heck und
an der Backbordseite
bearbeiten wir mehrere Stellen,
auch der Auspuff
gibt kein schönes Erscheinungsbild mehr her.
Zum Schluss sind sie natürlich nicht mehr grau,
sondern weiß bzw schwarz!


 
 

Beim Blick auf den Stromzähler wundern wir uns über den diesjährigen Verbrauch, es ist doch nichts an und der Hauptschalter ist auf aus - KOMISCH!

Bei den Pausen, die wir wegen der schon angenehmen Temperaturen auf dem Achterdeck verbringen,
gesellt sich gern ein zutrauliches Vögelchen zu uns,
um die herunter gefallenen Plätzchenkrümel zu erhaschen.



 

Zuhause ist bei passendem Wetter Waschtag angesagt:
heute mal nicht mit der Waschmaschine sondern mit der Hand
- die Persenning will gereinigt und neu imprägniert werden.
Einige Nähte müssen auch nachgenäht werden,
also ab damit zum Planendoktor in den Nachbarort.



 
Ende April, das Boot steht nun für 1 Woche unterm Hallendach,
ist das große Steuerbordfenster an der Reihe:
es ist undicht und lässt den Teppich und das umliegende Holz unschön aussehen. Für diese Aktion dürfen 2 Kollegen von Ludger mit anpacken, ich habe leider an dem Tag keine Zeit - hoffentlich geht das gut
!

Schon beim Ausbau sieht man das Malheur, der Durchblick ist nicht nur durch die eigentliche Fensteröffnung möglich :-
( 
Der Fensterausschnitt wird angepasst, der Rahmen gereinigt und eine neue Dichtung eingesetzt und dann wieder eingebaut.
Als Abschluss verpasst ein Hafenkollege das und weitere Fenster mit einer schönen neuen Silikonnaht. Den Wassertest beim Waschen des Salondaches besteht das Fenster - hoffentlich bleibt es trocken. Wir werden es beobachten und uns dann um die Holzschäden kümmern.


Die nächsten Tage werden bestimmt von Flächen zu Waschen, zu Polieren und zu Wachsen - 
nachts kreisen schon bald die Arme weiter ...
Auch immer wieder sehr 'beliebt': das Erneuern des Antifoulings.
Erst das ganze Unterwasserschiff leicht abschleifen, selbstverständlich ausgestattet mit einem Ganzkörperschutzanzug inclusive Schutzbrille und Atemmaske, unterm Schiff liegend und dann man los, Handarbeit ist hier wieder gefragt.
Anschließend mit einem Lappen abreiben und danach nochmals unterm gesamten Schiff herrobben,
um den Neuanstrich aufzutragen. Die gesamte Prozedur dauert fast 6 Stunden!
Warum wollten wir noch so ein grooooooooßes Schiff haben???
Nach diesem Arbeitstag gönnen wir uns ein leckeres Zigeunerschnitzel mit Pommes
in einem leckeren Grillimbiss an der B64 - Belohnung muss sein!

Desweiteren steht noch die Reparatur des Bugstrahlruders aus, es fing in der letzten Saison an zu zicken. Somit baut Ludger es aus, um die Schleifkontakte zu reinigen, doch die mühevolle Arbeit wird leider nicht belohnt. Es funktioniert auch danach nicht, es ist doch wohl das Relais kaputt. Noch abends wird ein neues bestellt, welches auch 2 Tage später eintrifft.
Nach dessen Einbau funktioniert es wieder - Hurra!


Die Ankerkette bekommt noch meterweise bunte Markierungsclipse, dabei stellen wir fest, dass sie ca. 30 m lang ist. Auch den Ankerkasten schauen wir uns mal wieder von innen an, vor 2 Jahren hatten wir ihn grundüberholt. Leider befindet sich im unteren Bereich, wo sich immer Wasser sammelt, wieder Rost. Wir bearbeiten auch noch diese Stellen und legen den Kasten mit einer gelöcherten Gummimatte aus, damit die Kette dort nicht direkt am Metall liegt. Mal sehen, wie es im nächsten Winter aussieht...

Die Gasprüfung steht auch nach 2 Jahren wieder an,
da ist alles in Ordnung und wir bekommen eine neue Plakette.

Inzwischen ist es schon bald Mitte Mai geworden, doch nun ist es soweit:
das Boot glänzt wieder und ist bereit für eine neue Saison.
Mit der gewohnten Genauigkeit wird sie vom Hafenmeister Klaus und seinem Team wieder ins Wasser gesetzt. Sogleich kontrollieren wir alle Bilgen und Öffnungen am Schiffsrumpf auf Wassereinbruch - da ist alles OK - SUPER!
Doch unter dem Küchenboden bemerke ich Wasser, wo kommt das denn her?
Von der Toilette nebenan vielleicht? Nein.
Wasserleitung defekt kann auch nicht sein, die Wassertanks sind ja noch nicht gefüllt.
Beim Forschen stelle ich fest, dass es unterm Kühlschrank auch nass ist ...
OH NEIN ... schnell sehe ich es ... der Kühlschrank ist an!
Im Eisfach hängt ein Eisklumpen, der so vor sich hin tropft, da die Tür natürlich zwecks Belüftung offen stand.
Jetzt wissen wir auch, woher der oben schon erwähnte höhere Stromverbrauch kommt.
Den ganzen Winter war es uns nicht aufgefallen - Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!
Aber besser so ein "Leck" als ein "richtiges"!!!

So schließen wir diese Saison ab und freuen uns auf viele neue und schöne Fahrten in 2016
Bis bald ...