In der zweiten Osterwoche, am 21. April ist es soweit (recht früh für unsere Verhätnisse), die BetteLu wird wieder in ihr Element gesetzt, gehört sie doch ins Wasser und nicht an Land. Schon im Wasser, aber noch am Kran hängend, kontrollieren wir direkt alle Borddurchlässe, es bleibt aber überall trocken. Auch die Wellendichtung, die Ludger nochmals nachgezogen hatte, hält bei stehendem wie auch unter drehendem Propeller dem Wasserdruck stand > HURRA 👍👍 Wir stellen den Geräteträger noch auf und wollen zur kleinen Proberunde starten, doch nun will der Motor nicht mehr starten 😨😨 Ein Motorcheck und der Blick auf den Dieselvorfilter ergeben keine Auffälligkeiten, es ist alles augenscheinlich OK, nach weiteren Versuchen funktioniert es doch. Was auch immer es war ... wir wissen es nicht 🤷🤷🏻♂️ Eine kleine Proberunde kurz auf den Kanal raus und wieder zurück verläuft ohne Probleme, ebenso das erste Anlegen in unsere Box. Hier vervollständigen wir die Persenning und bringen die Relingwände wieder an, diese dürfen auch immer bei uns im Keller überwintern und sind vor kurzem frisch gewachst worden.
Am nächsten Tag geht das Putzen weiter, denn nach der Proberunde gestern hat sich gezeigt, wie schön das Wasser dank unseres Einsatzes abperlt 💧💧 Ludger kümmert sich um das dreckige Salondach, die Solarpanele können wir dafür ohne großen Aufwand zur Seite stellen. Ich nehme mir derweil das Achterdeck und die Gangbord vor, dabei hilft mir eine 12V-Minipumpe, die mir das Kanalwasser direkt an den Schrubber heranbefördert, das funktioniert SUPER ✨, an manchen Stellen muss auch eine alte Zahnbürste herhalten.
An den folgenden Tagen gibt es noch viel zu tun: nun wollen die Aufbauten gewaschen und poliert werden, das Ruder bekommt eine Fetteinspritzung, die Bugbatterien werden auch an den neuen Batteriemonitor angeklemmt, die Frischwassertanks bedrüfen einer Reinigung, leider haben sie keine Inspektionsklappe: der Versuch mit Gebissreinigertabs sieht 👀 und riecht 👃 erst vielversprechend aus, doch nach 2 Tagen ist es genauso unangenehm wie im letzten Jahr 😕
> wir bleiben vorerst bei stillem Mineralwasser für die Nahrungszubereitung 😕 Da sich die Wassertanks unter dem Eignerbett befinden, können wir erst nach 5 Wochen unsere Matratze mitbringen und an Bord übernachten 😴🛌 Bei herrlichem Wetter gönnen wir uns u.a. den ersten Anlegeschluck des Jahres und ein Fläschchen Rotwein 😋 Geschlafen haben wir danach vorzüglich und morgens konnten wir das Frühstück im Sonnenschein auf dem Achterdeck einnehmen
> HERRLICH
> nun sind wir endlich in der Sommersaison angekommen 😎😎
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Im Juni haben wir beide eine Woche Urlaub und starten unsere erste Tour in diesem Jahr. Gemeinsam mit unserem Nachbarboot VENTURA heißt es bei schönem 🌞 Wetter ablegen und Richtung Norden fahren. Der Kanal ist heute nicht viel befahren, so können wir weite Strecken nebeneinander fahren. Schade, dass grad kein Bekannter auf einer der Brücken steht und ein Bild von uns machen kann. Manchmal wäre eine Drohne doch schön, aber über dem Kanal darf sie dann auch wieder nicht fliegen ...
Beim Nassen Dreieck geht es in den Mittellandkanal, um dort bei km 4 in den Stichkanal Ibbenbüren einzubiegen, hier kann man schön in der Natur an der Sportbootliegestelle festmachen. Den Anlegeschluck nehmen wir an Land ein, denn dort haben wir es uns mit Tisch und Stühlen gemütlich gemacht, am Abend wollen wir hier noch grillen. Doch vorher legt die Wasserschutzpolizei an und nimmt bei allen Booten die Sportbootüberprüfung vor, nun haben wir endlich mal wieder ein aktuelles Abzeichen 👍 Den ganzen Abend sitzen wir noch hier in gemütlicher Runde und lassen uns das Grillfleisch mit Salaten und dem ein oder anderen Bierchen gut schmecken 😋😋😋😋
Am nächsten Morgen ist strahlend blauer Himmel, da schmeckt das Frühstück doch wieder hervorragend, anschließend lässt jeder von uns auf seine Weise die Seele baumeln: Klaus genießt die Sonne, Anne widmet sich einem Buch und wir lesen online unsere heimische Tageszeitung Die Glocke
> URLAUB HALT
Erst Mittags legen wir ab, bei der Stichkanalausfahrt geht es vorbei an den Hafenanlagen, in der Woche werden hier Schüttgüter auf Züge verladen, da hört man schon mal die Züge fahren und rangieren, doch empfinden wir es nicht als störend, nachts herrscht Ruhe.
Wir folgen dem Mittellandkanal weiter nach Osten, unterwegs ist nicht viel los, einige Sportboote sind wohl unterwegs, man merkt, dass morgen Feiertag ist (zumindest in NRW). An einer Liegestelle liegt ein verlassen wirkendes Schiff, seine Optik ist einem klassischen Piratenschiff nachempfunden, ob die Crew wohl die Rumvorräte auffüllt oder womöglich noch die Wirkungen von abends auskuriert ... Nach nur 10 km Wegstrecke biegen wir in die Marina Recke ein und finden an dem neu angelegten sehr langen Gästesteg genug Platz für unsere beiden Boote. Im dortigen Panorama-Café mit großer Außenterrasse lassen wir uns ein kühles Getränk und ich mir ein leckeres Stück Stachelbeer-Torte schmecken. Heute ab 18:00 Uhr findet wieder das bekannte Grillbüfett statt, dazu gibt es immer eine große Anzahl hausgemachter Salate, wir melden uns dazu an und lassen es uns auch am Abend gut gehen. Leider wird bei Büfetts ja oft viel weggeschmissen, da die Leute ihre Teller einfach zu voll machen 😠😠 um dem entgegenzuwirken wird das Fleisch pro Stück und der Salat nach Gewicht berechnet 👍👍 Nach diesem köstlichen Mahl lassen wir den Abend an Deck der VENTURA ausklingen und genehmigen uns einen mit Sekt aufgefüllten Himbeergeist 🍹😋
Auch der folgende Tag begrüßt uns mit blauem Himmel, noch vor Mittag verabschieden wir uns von dieser schönen Marina und fahren auf dem Mittellandkanal weiter Richtung Osten. Während der Fahrt erledige ich noch ein paar kleine Streicharbeiten im vorderen Gangbordbereich. Nach ca. 1 Stunde biegen wir in den Stichkanal Osnabrück und erreichen nach nur einem halben Stündchen den Osnabrücker Motor-Yachtclub, hier passen wir in die Gästenische genau hintereinander. Das Hafenrestaurant wird leider nicht mehr bewirtschaftet, man kann dort wohl am Abend sein Bierchen bekommen 🍺 doch wir sind heute Selbstversorger. Nach dem obligatorischen Anlegeschluck (heute einen Amalfi) gibt es leckere Pellkartoffeln mit Heringsstipp 😋😋 Abends haben wir einen schönen Blick über die Felder auf den Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen legen wir schon sehr früh ab, es ist noch VOR 9 Uhr 😲 Zunächst fahren wir zur Sportbootliegestelle Bramsche, um dort im nahe gelegenen Supermarkt Proviant für die letzten beiden Tage zu kaufen, dann geht es wieder zurück zu "unserer" Liegestelle bei km 4. Diese ist gerade am Wochenende sehr beliebt, deswegen das frühe Aufstehen, so erreichen wir sie noch vor 14 Uhr und können wieder hintereinander festmachen. Den Anlegeschluck genehmigen wir uns heute auf unserer Badeplattform sitzend, es gibt Ricard mit Wasser gemischt > HERRLICH
Am Abend grillen wir nochmals und beschließen, morgen nicht wie geplant nach Riesenbeck weiter zu fahren, sondern den angekündigten heißen Tag hier zu verbringen.
Nach dem Frühstück machen wir einen Erkundungsgang: wir gehen einmal um den Stichkanal herum und bekommen so einen schönen Blick auf die große Liegestelle, in dem Wendebecken dürfen am Wochenende die Sportboote festmachen, wir liegen jedoch wie schon vor einigen Tagen an der langen Spundwand. Wieder zurück an Bord hüpfen wir zur Abkühlung erst einmal in das erfrischende Wasser und schwimmen einige Runden 🏊🏊 Nach einer verdienten Ruhepause 😴😴 sind wir jedoch wieder voller Energie und pumpen unser neues SUP-Board auf, es soll heute eingeweiht werden. Auch nach einem Jahr Pause klappt das immer noch ganz gut, nicht nur bei mir, auch Ludger dreht so einige Runden. Beim späteren Abbauen müssen wir leider feststellen, dass an der Unterseite an mehreren kleinen Stellen Luft austritt 😲😲 > so ein Mist, hatten wir doch letztes >Jahr< schon Pech mit unserem Board. Zum Glück können wir es, wie auch damals, noch wieder zurückschicken, um wenigstens das Geld wieder zu bekommen, aber es ist ärgerlich.
Wir sollten wohl doch mal ein höherwertiges kaufen ...
Da es unser letzter Abend ist, den wir ja eigentlich in Riesenbeck in unserer dortigen Stamm-Pizzeria 🍕 verbracht hätten, wollen wir uns die leckeren Gerichte gerne bringen lassen, doch das ist wegen Personalmangel leider nicht möglich > SCHADE 😕😕 Beim fünften Versuch bei anderen Lokalitäten haben wir endlich Erfolg 😀😀, die meisten wollen sich nicht darauf einlassen, uns das Essen hierher zu liefern, haben wir ja keine feste Adresse für die Liegestelle. Doch mit Hilfe eines Standortbildes kommt das Essen nach kurzer Zeit ohne Probleme bei uns an > SUPER 😋😋😋😋 Zum Abschluß gönnen wir uns noch einen Florida-Cocktail, mal etwas ohne Alkohol, den gab es dann aber noch anschließend ...
Der letzte Tag beginnt mit starken Windböen, die jedoch nach dem Frühstück abflachen, so können wir ohne Probleme ablegen und uns auf den Heimweg machen, es liegen ca. 30 km vor uns. Zwischenzeitlich gibt es auch einen Regenschauer, doch der hält zum Glück nicht lange an, passend zur Ankunft im Hafen ist es wieder trocken. So geht eine sehr schöne Tour zu Ende, bei der wir uns prima erholt haben und gemeinsam jede Menge Spaß hatten.
Ende Juli konnte das vorläufig letzte Arbeitsprojekt abgeschlossen werden:
die BetteLu bekommt ihre neue Persenning/Verdeck/Kuchenbude/... 😀👍😀👍
wie immer man es nennen möchte > EGAL ... Hauptsache NEU!!
Wir wissen nicht, wie viel Jahre die alte auf dem Buckel hatte, aber jährlich war sie in der Wintersaison zum Nähen und bekam teils neue Fenster, da sie brüchig waren. Bei Regen glich das Achterdeck einer Tropfsteinhöhle, sodass im Cockpit immer so einige Behältnisse für das eindringende Regenwasser standen ☔
Damit ist nun hoffentlich Schluss!!
Im April gab es nach dem Kranen einen ersten Besprechungstermin, wenig später wurde bei passendem Wetter ein Folienmuster erstellt, da waren wir aber leider nicht dabei 😕🤷♀️ Bei der ersten Anprobe dann aber schon. Die alte Persenning hatten wir an dem Tag schon zeitig entfernt und das Achterdeck bis auf die Backskiste leer geräumt, so konnten wir schön vom Grünstreifen aus zusehen, wie die NEUE erstmalig montiert wurde. Hier und da passte jedoch noch nicht alles, so dass sie wieder demontiert wurde, um sie nachzuarbeiten. Beim nächsten Termin, nur 3 Monate nach dem ersten Besprechungstermin war es dann soweit: Alles passt und wir sind bis jetzt sehr zufrieden. Besonders gefällt uns, das sie von außen schwarz ist, von innen jedoch hellgrau, das lässt den Achterdeckbereich entschieden heller und größer wirken. Eine weitere ganz tolle Veränderung ist ein Art Markise, die nach vorne geht. Sie soll uns vor Sonne und auch Regen schützen, denn wir fahren ja mit Blick durch das obere mittlere Persenningfenster, welches dann immer offen ist, meist sogar alle drei. Und durch die Sonneneinwirkung schaltete sich das Tablet immer ganz schnell ab, da es zu heiß wird. Was uns ebenfalls sehr gut gefällt, sind die eingeschweißten Fensternähte, die machen optisch einen ganz tollen Eindruck. Als Beispiel habe ich hier mal die Persenning von einem anderen Boot, da es da aufgrund der Farbe besser zu sehen ist. Nun können wir in ein paar Tagen beruhigt in den Urlaub starten und in Ruhe schauen, ob noch Verbesserungen oder Veränderungen sinnvoll wären, diese ToDo-Liste werden wir dann anschließend mit der Firma besprechen.
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Wie schon im letzten Jahr müssen wir kurzfristig unsere Urlaubspläne ändern, wenn auch aus anderen Gründen: geplant war eine Fahrt an die Lahn, die 70-seitige Tourmappe war in wochenlanger Arbeit von mir fertiggestellt, als der Wasserstand auf dem Rhein immer mehr fiel, so dass letztendlich die Sportboothäfen nicht mehr anzufahren waren. Bei einer Rheinstrecke von 200 km ist das durchaus ungünstig ...
Somit landet diese Planung erstmal in der Schublade und ich beginne im Turbotempo von vorne:
wir holen jetzt die ursprüngliche Tour vom letzten Jahr nach > es geht in den Südosten von Berlin,
zum wunderschönen Scharmützelsee, auf dem Rückweg ist auch eine Cityrunde durch die Hauptstadt geplant.
Start ist am 12. August 2022, Rückkehr wird der 10. September 2022 sein > 4 Wochen 😎😎
Tag 1: Fuestrup > Sportbootliegestelle Venne
>>> 76 km in 7,3 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens reisen wir noch von zuhause aus an, verstauen die letzten mitgebrachten Dinge, so dass es mittags bei sonnigen 30°C 🌞 los geht, beste Wetterbedingungen für fast Mitte August. Dank der neuen Markise (s.o.) haben wir im Cockpit trotzdem Schatten > SUPER.
Zunächst fahren wir auf dem Dortmund-Ems-Kanal Richtung Norden, unterwegs gibt es als Stärkung mitgebrachten Kuchen mit Marani-Tee 😋😋 Bei km 100 liegt der Hafen Dörenthe mit seinem alten Kulturspeicher. Das markante rote Backsteingebäude ist über 100 Jahre alt und diente früher als Getreidespeicher, dank der hier ebenfalls verlaufenden Eisenbahn und Bundesstraße gab es eine gute Verkehrsanbindung für den Weitertransport. Nach der gewerblichen Nutzung wurde er vernachlässigt und verkam zusehens. 30 Jahre später begann sein Besitzer im Winter in dem Gebäude Boule zu spielen, schnell kam die Idee auf, das Gebäude kulturell zu nutzen, doch dafür musste es saniert werden. 6 Jahre dauerten diese umfangreichen Arbeiten (gefördert wurden sie vom Land NRW), seit 2006 finden hier nun diverse kulturelle Veranstaltungen statt und man kann das Gebäude auch für Feierlichkeiten mieten.
Nach nicht ganz 3 Stunden Fahrt erreichen wir das Nasse Dreieck und biegen dort in den Mittellandkanal ein, von nun an geht es für die nächsten Tage immer Richtung Osten. Bei km 8 sehen wir ein uns bekanntes Schiff aufgebockt am Ufer stehen, es ist das Piratenschiff, das wir auf unserer Frühjahrstour gesehen haben (s.o.), da lag es allerdings noch im Wasser > an ihm sind wohl Reparaturarbeiten nötig. 2 Stunden später sehen wir bei einem Haus eine Fasssauna auf dem Balkon stehen, so kann man beim Schwitzen den herrlichen Blick auf den Kanal genießen. Ob das anschließende Abkühlen wohl in diesem stattfindet? Für uns geht es noch eine Weile weiter, das Abendessen nehmen wir ebenfalls während der Fahrt ein, so können wir mehr Strecke machen, denn wir wollen in den ersten Tagen die Hauptanfahrtsstrecke hinter uns bringen. Erst gegen 20 Uhr machen wir den Motor an der Sportbootliegestelle Venne liegend aus, das sind 17 km mehr als ursprünglich geplant 👍 Von hier haben wir einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang und aufgrund der Temperaturen gönnen wir uns den heutigen Anlegeschluck auf der Badeplattform sitzend mit den Beinen im Wasser > PROST 🍸🍸
Tag 2: Venne > Schleuse Anderten Unterwasser
>>> 127 km in 12,4 Stunden Fahrzeit <<<
Auch wir - als Langschläfer - können früh aufstehen: noch vor 6 Uhr klingelt der Wecker, ohne Frühstück erledigen wir das Pflichtritual > den Motorcheck und starten bereits um 06:15 Uhr die Maschine. Der morgendliche Dunst liegt noch auf dem Wasser,
die Sonne zeigt sich bald zwischen den Bäumen und färbt den Himmel, das man meinen könnte, es ist bereits Abend ... aber dafür haben wir noch zu wenig Strecke gemacht.
Ich begebe mich nun für eine Weile unter Deck, aber nicht um noch eine Runde zu schlafen, sondern um unser sogenanntes Skipperfrühstück vorzubereiten: es gibt belegte Brote, gekochte Eier, Tomaten, Gurke, Paprika und natürlich Getränke, das genießen wir dann oben im Cockpit während der Fahrt 😋😋
In Bad Essen hat sich das Südufer wieder weiter entwickelt: Wo bis 2019 der markante 35 m hohe und 1938 erbaute Speicher war, gibt es nun die Hafenpromenade mit Treppen bis zum Kanal hin und auch das griechisches Restaurant Iridos hat sich hier niedergelassen. Direkt an der städt. Marina leuchten auf dem Fangedamm durch die Sonne die bunten drehbaren Bad Essener Sitzblüten, von ihnen aus kann man entweder das Hafengeschehen oder die vorbeifahrenden Schiffe beobachten. Die Marina liegt direkt an der Hafenpromenade, die abends als Treffpunkt sehr beliebt sein soll, dadurch kann es hier schon mal laut zugehen, wie uns schon mehrfach berichtet worden ist. Optisch macht sie u.a. durch ihre schönen langen Fingerstege einen guten Eindruck, sie ist jedoch zu allen Seiten frei zugänglich, es gibt keinerlei Zäune o.ä.. Wir persönlich übernachten gerne in Bad Essen, liegen jedoch lieber gegenüber an der Sportbootliegestelle. Der Vollständigkeit halber: es gibt am Nordufer auch noch den MYC Mittelland Bad Essen, aber auch hier haben wir noch nicht gelegen. Den ganzen Tag war bisher nicht viel Verkehr auf dem Wasser, im Bereich Minden ändert sich das, doch liegen hier die meisten Schiffe, überwiegend Berufsschiffer, seitlich an den Liegestellen, auch bei der Schacht- und der Weserschleuse ist heute kein Andrang. Da auch die Weserbrücke frei ist, können wir hier mehr auf der linken Seite fahren und haben einen schönen Blick auf die Weser (hier Richtung Norden), sie hat vom Bild her einen normalen Wasserstand, was auch durch die vielen Staustufen erreicht wird. Vielleicht sollte man den Rhein auch mit Schleusen versehen ...
Einige Zeit später werden wir von dem Berufsschiff TESSA überholt, warum er so dicht an uns vorbeifährt bleibt uns ein Rätsel: Gegenverkehr oder sonstige Einengung gab es nicht und soweit wie er aus dem Wasser schaut, hat er auch keinen großen Tiefgang ...
Danach haben wir gefühlt den Kanal wieder für uns alleine, die Ufer sind hier überwiegend schön grün bewachsen, man sieht keine Spundwände und oft liegen Wälder hinter den Wegen.
Schon weit vor Idensen sehen wir in der Ferne den großen Salzhügel vom ehemaligen Kaliwerk Sigmunshall liegen, unübersehbar erhebt er sich 120 m aus dem sonst flachen Gebiet, von den Bewohnern der Gegend wird er auch der Kalimandscharo genannt. Das Werk selber wurde nach 120 Jahren im Dezember 2018 geschlossen, da die Rohstoffe hier abgebaut waren.
Auch im Nordhafen von Hannover ist heute kein Betrieb, der in der Sonne leuchtende Kran wartet hier geduldig auf seinen nächsten Arbeitseinsatz.
Hinter der Kurve am Horizont liegt ein Segelschiff an der Liegestelle, es handelt es sich um eine junge Familie, die sich wahrscheinlich eine längere Auszeit nimmt und auf großer Tour ist. Dazu gehört eine Menge Mut, ist aber sicher auch eine einzigartige Erfahrung. Beim YH Hannover legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein, um den sythetischen Diesel GTL zu tanken, er ist zwar sehr teuer (2,60€/Liter), soll aber gut für den Motor sein. Zum Übernachten bleiben wir jedoch nicht hier, denn dafür ist es uns mit 18 Uhr zu früh, lieber möchten wir noch die ungeliebte Schleuse Anderten hinter uns bringen, um dann im Oberwasser zu nächtigen. Bei der Schleusenanmeldung per Funk wird uns allerdings gesagt, dass es dort schon voll wäre, wenn wir oben angekommen nicht weiter fahren wollten, müssten wir im Unterwasser über Nacht bleiben. SCHADE, aber eine Weiterfahrt kommt wegen der dann bald einsetzenden Dunkelheit nicht in Frage. Also bleibt uns für heute der abendliche Blick auf den massiven Schleusenbau und in anderer Richtung auf den etwas anderen Sonnenuntergang, überwiegend verdeckt durch die hier vorhandenen Brücken.
Tag 3: Hannover > Sportbootliegestell Bergfriede
>>> 96 km + 2 Schleusen in 10,1 Stunden Fahrzeit <<<
Wieder stehen wir um 05:30 Uhr auf, die Laternen im Unterwasser leuchten noch. Fix erledigen wir den Motorcheck und melden uns dann bei der Schleuse, zumal wir auf dem Monitor bereits einen Berufsschiffer kommen sehen. Und ja, auch die WILHELMINA möchte schleusen und wir dürfen mit rein in die 220 m lange Kammer (des Schreckens). Nach 20 Minuten haben wir den Hub von 15 m geschafft, hier geht es immer sehr schwungvoll hoch und es gibt leider keine Schwimmpoller 😕😕, bei vielen Sportbooten (auch bei uns) ist sie wegen des turbulent einstömenden Wassers nicht beliebt. Nach der Ausfahrt überholen wir den Berufsschiffer und können dann die Fahrt ohne unruhiges Wasser und mit freiem Blick genießen. Ich verziehe mich trotzdem bald wieder nach unten, um unser Skipperfrühstück vorzubereiten, das wir wie schon am Vortag oben im Cockpit einnehmen 😋😋 Nach 2 Stunden Fahrtzeit haben wir einen alten Bekannten
vor uns: der Frachter ANTON ist uns bisher täglich begegnet: erst am Nassen Dreieck, als er nach uns von Norden kommend in den Mittellandkanal einbog, dann gestern als wir ihn hinter Bad Essen überholt haben und nun kommen wir ihm wieder näher, so dass wir ihn bei Peine ein zweites Mal überholen. Beim Abzweig Stichkanal Salzgitter stehen Hinweisschilder: für uns geht es weiter geradeaus Richtung Berlin (248 km), die Hälfte unserer Anfahrtsstrecke haben wir hier ungefähr erreicht, doch werden wir schon vorher die Bremse ziehen und es ruhiger angehen lasssen. Beim Hafen Braunschweig liegen mehrere Leichter, die gerade von ihren Containern befreit werden (antriebslose Ladebehälter, Vorteil: das Schubschiff kann während des Löschvorgangs andere Leichter durch die Gegend fahren), man muss also nicht bis Hamburg oder so reisen, um Containerschiffe zu sehen 😉 Während der "Hauptkapitän" Ludger auf dem Sofa ein Schläfchen macht, übernehme ich auch gerne mal das Steuer, man kann da schön bei abschalten. Die Papiere habe ich dazu, denn wir beide haben alle Scheine gemeinsam absolviert. Das Problem ist nur, wenn ich fahre sehe ich ständig Dinge, die ich gerne fotografieren möchte, das bleibt dann schon mal auf der Strecke. Aber diesen herrenlosen Stuhl habe ich trotzdem erwischt, der ist sicher bei einer Windböe ins Wasser geflogen. Da ich nun allein war, konnte ich ihn leider nicht rausfischen ♀️ Ebenso konnte ich die alte Eisenbahnbrücke bei Bechtsbüttel im Bild festhalten, sie stammt aus dem Jahre 1931 und ist 270 m lang. Auch heute noch fahren Züge über sie hinweg, doch leider nicht in diesem Moment. Ein Fußgänger- und Radweg verläuft da oben und man soll von dort einen sehr schönen Ausblick haben.
Ob wohl schon mal die vielen Nieten an ihr gezählt worden sind???
Kurz vor dem Abzweig Elbe-Seitenkanal kommen uns Container entgegen, sie sind wieder auf Leichtern gestapelt und werden wohl gerade nach Braunschweig oder auch zum 2019 eröffneten RegioPort OWL bei Minden gefahren. Hier schiebt der Schuber 2 Leichter vor sich her, auf dem Rhein haben wir schon 3 Leichter nebeneinander und 3 voreinander gesehen, also 9 Stück für einen Schuber, dafür wäre hier kein Platz. In die Schleuse Sülfeld können wir direkt mit einem Berufsschiffer und 2 weiteren Sportbooten einfahren. Obwohl wir auf dem Mittellandkanal Richtung Osten in Bergfahrt sind, geht es hier jedoch 9 m nach unten und das sogar mit komfortablen Schwimmpollern, zumindest in der neueren Südkammer.
In Wolfsburg liegt die Bahnstrecke und auch der Hauptbahnhof direkt am Kanal, hier flitzt gerade der grüne Flixtrain Richtung Osten an uns vorbei. Beim Bahnhof ist auch direkt am Kanalausgang eine Sportbootliegestelle, anfangs hört man noch jede Durchsage, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und kann auch gut schlafen dort (getestet 2018). Am Nordufer liegt das große VW-Werk mit seinem imposanten Markenhochhaus, der VW-Zentrale, etwas zurück liegen die Werkhallen. Der Baukomplex mit den 4 Schornsteinen ist das VW-Kraftwerk (laut Bildern werden sie im Advent wohl entsprechend geschmückt). Danach liegt ein Hafenbecken mit einigen Freizeit-möglichkeiten, bevor man zu dem Forum der Autostadt kommt. An einer Erlebnisführung haben wir hier bereits >2018< teilgenommen, das war absolut interessant, auch wenn man kein Autonarr ist, auf jeden Fall seeeeehr zu empfehlen! Auf der südlichen Uferseite liegt der Geländeparcour, hier kann man u.a. mit dem Auto über Schrägen und Treppen fahren, sicherlich mal eine gute Erfahrung, auch Sicherheitstrainings werden angeboten. Im Anschluß an das riesengroße Werksgelände liegt die Volkswagenarena, sie wurde 2002 eröffnet und ist seitdem Spielstätte des VfL Wolfsburg ⚽, auch Wölfe genannt, 30.000 Zuschauer finden in ihr Platz.
Etwa 2 Stunden später machen wir bereits am frühen Abend an der Sportbootliegestelle Bergfriede fest, hier ist ein 35 m langer Gitterrost zwischen 2 Dalben befestigt, so das an beiden Seiten Boote hier festmachen können, auch einen Landzugang gibt es. Die Wassertiefe zur Uferseite beträgt laut Pegelanzeige noch 1,20 m, das reicht für uns. Da wir noch über 30°C haben, hüpfen wir erstmal ins Wasser und gönnen uns nach der langen Fahrt im kühlen Nass den verdienten Anlegeschluck 🍸🍸
Tag 4: Bergfriede > Sportbootliegestelle Parey
>>> 80,8 km + 2 Schleusen in 8,7 Stunden Fahrzeit <<<
Nochmals heißt es früh aufstehen für uns, doch werden wir von der Landschaft und dem schönen Morgenlicht dafür belohnt. Auch ein Nutria (vielleicht auch ein Bisam oder Biber ...) zieht bereits seine Bahn durch das Wasser. Für uns geht es weiter Richtung Osten, vorbei an sehr dicht bewachsenen Ufern, man könnte meinen, der MLK wäre ein natürlicher Fluss. Bei km 286 kommen wir an dem kleinen Sportboothafen Calvörde vorbei, er liegt östlich des gleichnamigen Ortes am linken Ufer und bietet Platz für 26 Boote.
Ein Stückchen weiter sehen wir einen Berufsschiffer, festgemacht an einer Liegeestelle, bei dem das Vergnügen anscheinend nicht zu kurz kommt: er hat mit großer Wahrscheinlichkeit seine Kinder mit an Bord, denn hier gibt es neben dem auffällig aufgeblasenen Tukan auch noch ein Kinderfahrrad, ein SUP, einen (Whirl-)Pool und auch 2 kleinere Sportboote.
Bei Haldensleben führt eine relativ neue Eisenbahnbrücke über den Kanal, es ist die Trasse von Wolfsburg > Oebisfelde > Haldensleben > Magdeburg. Das Bauwerk erinnert mich an die Bilder, bei denen man Fäden um in Holz gehämmerte Nägel spannt ...
14 km weiter kreuzen reichlich Freileitungen den Kanal, sie kommen vom naheliegenden Umspannwerk Wolmirstedt.
Kurz darauf nähern wir uns dem Bereich der Elbeüberführung. An der Sportbootliegestelle der Schleuse Rothensee sehen wir einen Katamaran liegen, es wirkt, als läge er schon länger hier und hätte mal die Funktion einer Fähre bzw. Ausflugsschiffes gehabt ... Weiß da jemand mehr drüber?
Schauen wir nach Norden, bekommen wir wie schon bei Idensen einen Blick auf die 2 riesigen Abraumhalden des 1968 gegründeten Kaliwerks Zielitz, von den Anwohnern auch hier Kalimandscharo genannt. Laut der Werkshomepage ist es von der Abbaumenge her eines der modernsten und größten Kaliwerke weltweit. Zu erkennen ist sogar das lange Förderband, dass die Abbaureste der Salzgewinnung nach oben auf das Haldenplateu befördert. Es gibt auch Führungen, bei denen man mit ehemaligen Arbeitern zu Fuß eine der 120 m hohen Halden erklimmt und von oben dann einen wunderbaren Ausblick genießen kann, zusätzlich erhält man natürlich viele interessante Informationen aus erster Hand. Zielitz hat nun die Genehmimgung erhalten, seinen Kaliberg auf 150 m wachsen zu lassen, muss dafür aber auch entsprechende Umweltauflagen erfüllen. Auf einer der beiden Halden finden im Sommer sogar Theateraufführungen statt, die bei den Akteuren wie auch bei dem Publikum sehr beliebt sind. Die höchste deutsche Kalihalde liegt übrigens in Hessen, sie hat eine Höhe von über 200 m.
Für uns geht die Reise heute jedoch hier auf dem Wasser weiter:
es folgt die Fahrt über die 2003 fertiggestellte Kanalbrücke über die Elbe, sie hat eine Gesamtlänge von 918 m, 228 m davon verlaufen über die Elbe und die restlichen 690 m sind für die sogenannte Vorlandbrücke, so ist auch der Bereich überbrückt, der bei Elbehochwasser überflutet wird. Die Fahrwasserbreite beträgt 32 m, wodurch nur ein Einbahnverkehr zugelassen wird, diese wird über die Schleuse Hohenwarthe geregelt und gilt auch für Sportboote. Die Höhe über der Elbe ist so bemessen, dass dort bei Normalwasser noch Schiffe mit 3 übereinander gestapelten Containern fahren können. Von der Kanalbrücke aus sieht man in beiden Richtungen natürlich die Elbe fließen, im Moment ohne Schiffsverkehr, nach Süden blickend auch die viel befahrene A2-Autobahnbrücke Hohenwarthe.
Nach der Überfahrt heißt es für uns beim Sportbootwartebereich der gleichnamigen Schleuse festzumachen, dieser besteht aus der hohen und sehr groben Spundwand (wie auch schon bei den Wartestellen für die Elbebrücke). Nach kurzer Zeit kommt aus der südlichen Schleusenkammer ein Flusskreuzfahrtschiff gefahren, es ist die 82 m lange MONA LISA. Direkt danach fährt auch noch ein zweites Flusskreuzfahrtschiff aus der Kammer, es ist die 95 m lange ELBE PRINCESSE, wir haben sie bereits >2018< im Plauer See gesehen. Eindrucksvoll wird sie von ihren 2 Schaufelrädern angetrieben, die mit einem Durchmesser von 4,60 m am Heck befestigt sind, zusätzlich hat sie 2 schwenkbare Bugstrahlruder. Damit war die Kammer gut gefüllt, denn sie hat eine Länge von 190 m, so blieben für die beiden Schiffe nur 13 m Platz für die drei Lücken (vorne - dazwischen - hinten) übrig ... Nach deren Ausfahrt müssen wir noch 1 Stunde hier ausharren 😕😕 Eine gemeldete Wetterwarnung vertreibt uns etwas die Zeit: wir montieren vorsichtshalber unsere Markise ab, wäre zu schade, wenn eine starke Windboen darunter packt und sie zerstört. So bekommen wir auch mehr Übung mit dem Handling von ihr, besonders beim späteren Wiederaufbau. Schließlich können wir mit den 3 anderen Sportbooten einfahren und werden nun 19 m nach unten geschleust, zum Glück gibt es Schwimmpollern 👍 Wieso UNTEN??? Wir sind doch in BERGfahrt!!! Ja, manchmal ist das halt aufgrund der hügeligen Landschaft so. Dann ist es soweit: östlich der Schleuse erreichen wir bei km 325,7 das Ende des Mittellandkanals, er geht hier direkt mit fortlaufender Kilometrierung über in den Elbe-Havel-Kanal (EHK). 20 km später erreichen wir das Oberwasser der Schleuse Zerben, hier verspricht das Schild einen Wartebereich von stolzen 75 m, das klingt sehr gut 👍👍 Schaut man jedoch genauer hin, bleibt nicht viel Anlegemöglichkeit für größere Sportboote übrig: ein Schwimmsteg von vielleicht 15 m Länge liegt an der vorhandenen Spundwand und weiter westlich geht es dann in eine Slipstelle über ... 😳😳
Da wir inzwischen allein unterwegs sind, passt es mit dem Steg für uns, kämen weitere Boote müssten sie bei uns als Päckchen gehen oder dümpeln. Lange müssen wir hier bei sonnigen 30°C nicht warten, dann können wir einfahren und es geht abermals 4,50 m runter, trotz Bergfahrt. Kurze Zeit später machen wir gegen 16:40 Uhr an der Sportbootliegestelle Parey fest, hier stehen uns Sportbooten echte 100 m Spundwand zur Verfügung. Aufgrund der Temperaturen gehen wir erstmal fix zur Abkühlung ins Wasser > HERRLICH. Danach müssen wir alles dicht machen, denn das gemeldete Unwetter mit Wind und Regen naht. Die Persenning hält dem Regen übrigens stand, das Cockpit ist KEINE Tropfsteinhöhle mehr > HURRA 😀😀 Zum Abendessen gibt es - ein letzten Mal - den bereits zuhause gekochten Reistopf, heute als Reissalat mit Heißwurst 😂😋
Tag 5: Parey > Plauer See ⚓
>>> 35,8 km + 1 Schleuse in 3,8 Stunden Fahrzeit <<<
Ein letztes Mal stehen wir früh auf und starten gegen 06:30 Uhr den Motor, leichter Nebel liegt noch auf dem Wasser. Bei wolkenfreiem Himmel und 17°C zeigen sich auf der noch ruhigen Wasseroberfläche wunderschöne Spiegelungen. Ich schnappe mir derweil den Pütz mit Wischer und widme mich ein wenig der Gangbordreinigung, da alles noch so schön feucht ist, geht das jetzt prima. Nach der nächsten Kurve ist der Nebel jedoch so dicht geworden, dass wir lieber an einer dortigen Liegestelle wieder festmachen, sie ist zwar nur für Berufsschiffe, doch in diesem "Notfall" sicher auch für uns erlaubt. Der Große hatte wohl das gleiche Problem, denn übernachtet hatte er auch an unserer Nachtliegestelle. Wir nutzen weiter die Zeit und putzen nun gemeinsam unsere Aufbauten. Nach nur 15 Minuten Liegezeit hat sich die Nebelwand verzogen und wir können wieder ablegen, die Sonne steht inzwischen auch schon höher. Auf den hinteren Persenningscheiben zeigen sich durch die runterlaufenden Wassertropfen und der Sonne-Schatten-Spiele sehr schöne Gemälde, die Optik erinnert an einen Duschvorhang ... In Genthin machen wir kurz an dem praktischen Lidl-Anleger fest, um nach 4 langen und heißen Fahrtagen mal die angesammelten Pfandflaschen loszuwerden und die frischen Vorräte aufzufüllen. Bei der Weiterfahrt fällt uns östlich des kleinen städtischen Sportboothafens ein für uns neuer Sportbootanleger auf, der auch gut angenommen wird. Auf dem weiteren Weg zur Schleuse Wusterwitz kommen uns kurz vor dem Oberwasser 4 Sportboote entgegen, doch leider wird uns trotzdem gesagt, dass wir erst am niedrigen Wartesteg festmachen müssen > SCHADE 😕 Doch können wir so die Zeit nutzen, die Markise wieder zu montieren, zum Vergleich hier mal ein Bild ohne und ein Bild mit Markise, der Cockpitbereich bekommt dadurch viel angenehmen Schatten.
Nach einer 45minütigen Wartezeit können wir nach dem Berufsschiff MARCEL mit in die Schleusenkammer einfahren und mit ihm die 4,50 m Hub runter schleusen, dieses Mal gibt es nur normale Festmacher in den glatten Wänden, ist aber kein Problem. Nachdem der eigentliche Hubvorgang abgeschlosssen ist, belege ich alle 3 Leinen der Steuerbordseite, so kann uns das Schwellwasser von dem Großen nichts anhaben, früher war das manchmal ein recht großes Gezerre. Kurz darauf biegen wir in den ersten See unserer diesjährigen Tour ein, es ist der Große Wendsee. Nachdem wir die Seegartenbrücke unterquert haben, erreichen wir den Plauer See und damit auch die Untere-Havel-Wasserstraße, hier treffen wir eine sehr gute Entscheidung. Eigentlich wollten wir bis hinter Brandenburg in die Havel Marin fahren, doch bei dem Anblick der Seen und dem herrlichen Wetter entscheiden wir uns um: wir werden hier bleiben und den Anker setzen ⚓ es ist zwar noch nicht mal 12 Uhr, aber es ist URLAUB und nach den letzten Tagen haben wir uns das mehr als verdient. Bei 30°C Luft- und 22°C Wassertemperatur geht es erstmal ins Wasser, danach zum Trocknen kurz in die Sonne 🌞 bei einem Florida Cocktail 🍹 lassen wir die Seele baumeln, lesen und machen auch ein Nickerchen. Abends gibt es Pellkartoffeln mit Heringsstipp 🍽️ und leckeren Rotwein 🍷 dazu haben wir einen herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang.
Tag 6: Plauer See > Jungfernsee ⚓
>>> 45,5 km + 1 Schleuse in 5,3 Stunden Fahrzeit <<<
Den Wecker lassen wir heute mal aus, doch wach sind wir trotzdem schon zeitig, das ist halt die Folge der letzten Reisetage. Bis auf einen Berufssschiffer, der einsam den See kreuzt, ist alles noch ruhig. Wir haben genug Zeit und gönnen uns ein leckeres ausgiebiges Frühstück, erstmals nicht während der Fahrt, sondern in Ruhe am Tisch. Dabei fällt der Blick natürlich auch schon mal auf das Wasser, was wir da so sehen 👀 sieht gar nich schön aus: alles voller Bakterien 😕 sie sehen grün aus, heißen aber Blaualgen. Da hatten wir schon von gehört, sie entstehen gerne bei warmen Wetter/Wasser, in stehenden Gewässern und bei zu vielen Nährstoffen (z.B. durch Abwasser oder Überdüngung), zudem sind sie leider ungesund, weshalb man nicht darin baden sollte. Gestern waren wir jedoch im Wasser, durch die vielen Wasserbewegungen der vorbeifahrenden Schiffe war es uns gar nicht aufgefallen, vielleicht waren wir auch ein bisschen zu sehr im Modus Ich‑will‑jetzt‑nach‑den‑letzten‑Tagen‑unbedingt‑ins‑Wasser 🙈😳 Zum Glück haben wir eine Dusche an der Badeplattform, die wir auch genutzt hatten 🚿 und es geht uns noch gut 👍 Hoffen wir, dass sie sich in den nächsten Tagen/Wochen wieder auflösen und eine normale, dann ungefährliche Konzentration im Wasser einnehmen!!
Nach dem Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg, es geht durch den Silokanal rüber zur Schleuse Brandenburg, dort können wir ohne Wartezeit mit einem Berufsschiff und mehreren Sportbooten schleusen, es geht hier nur 2 m Hub aufwärts. Kurze Zeit später folgen wir der wunderschönen Havel, sie schlängelt sich hier durch die bewaldete Natur, zu beiden Seiten befinden sich Buchten/Nebenarme, in denen man prima ankern kann. Wir folgen ihr und überqueren mehrere Seen, an der Kreuzung mit dem Havelkanal und der Potsdamer Havel fahren wir geradeaus weiter, auf unserem Rückweg werden wir hier von Süden kommend wieder auf die Havel stoßen, doch noch liegt die schöne Zeit ja vor uns. Über den Sacrow-Paretzer-Kanal erreichen wir schließlich den Weißen See und haben über die Nedlitzer Südbrücke hinweg einen schönen Blick 👀 auf den Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg. Er wurde nach 2jähriger Bauzeit 1964 in Betrieb genommen und ist mit 212 m Bauhöhe das dritthöchste Bauwerk in Berlin. Im nachfolgenden Jungfernsee werfen wir am frühen Nachmittag wieder den Anker und genießen hier die Ruhe und das warme Wetter. Das Wasser meiden wir lieber, denn auch hier haben sich die Blaualgen breit gemacht 😕 lediglich die Füße lassen wir darin baumeln, während wir auf der Badeplattform sitzend unseren Anlegeschluck nehmen. Abends können wir lange vorne auf dem Vordeck sitzen, denn im Gegensatz zum Vorabend sind hier keine lästigen Insekten.
Tag 7: Jungfernsee > Berlin Tempelhofer Hafen
>>> 27,9 km + 1 Schleuse in 4,0 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens gegen 10 Uhr ist es bei der Abfahrt zwar bewölkt, aber angenehme 23°C warm, wir fahren vorbei an der unübersehbaren Gasthausbrauerei Meierei im Neuen Garten. Kurz darauf erreichen wir die Potsdamer Havel und blicken von hier auf das Casino im Park Glienicke, dieser liegt am Ostufer dicht bei der gleichnamigen geschichtsträchtigen Brücke. Über ihr verläuft die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg, damals war es damit die Staatsgrenze zwischen der BRD und der DDR. Dreimal fanden auf ihr Agentenaustausche statt, der letzte im Jahre 1986. Steven Spielberg beschäftigte sich mit der Geschichte dieser Brücke und drehte 2015 u.a. mit Tom Hanks einen Kinofilm über den ersten Austausch. Nach der Durchfahrt sehen wir vor uns das Schloss Babelsberg aus dem Jahre 1833, über 50 Jahre diente es dem dt. Kaiser Wilhlem I. und seiner Familie als Sommerresidenz. Es liegt mitten in dem weitläufigen Park Babelsberg, der auch besucht werden kann. Leider sind die vielen Grünflächen durch den trockenen Sommer teils braun. Auch das Dampfmaschinenhaus (1845) ist nicht übersehbar, befindet es sich doch direkt am Wasser, ebenso das gegenüberliegende Jagdschloss Glienicke (teils von 1683). Die Gebäude und auch der Park gehören zum UNESCO-Welkulturerbe. Unsere Weiterfahrt führt uns zwischen den beiden letzten Gebäuden hindurch, inzwischen befinden wir uns hier auf dem Teltowkanal. Nach einem kurzen schmalen Stück wird der Kanal breiter, wir sind auf dem Griebnitzsee, auf Berliner Seite befinden sich dichte Wälder, auf Brandenburger Gebiet liegt eine Villa neben der nächsten, teils sind es alte, aber auch ganz moderne sind dabei. Viele von ihnen haben weitläufige Gärten mit Bootsgaragen und der Rasenroboter zieht hier und da seine Bahnen. Nach einem weiteren schmalen Stück kommen wir bei Kleinmachnow an einem originalen ehemaligen Grenzturm vorbei, was damals undenkbar war, ist hier jetzt ganz normal: links und rechts von ihm stehen Wohnmobile > er gehört zu dem CityCamp Süd und kann von seinen Gästen besichtigt werden. Kurz darauf erreichen wir die Schleuse Kleinmachnow, hier können wir direkt nach dem Berufsschiff MAT mit in die Kammer einfahren, viel Platz können wir nicht zu ihm lassen, doch sind wir darin ja geübt. Ein weiteres Gebäude aus älterer Zeit ist die ehemalige Teltowwerft, von 1924-1962 wurden hier Schiffe gebaut, inzwischen stehen die Bauten unter Denkmalschutz, doch erobert sich die Natur dieses Fleckchen Erde wieder zurück. Am Südufer ist 2019 ein neuer Hafen eröffnet worden: der Stadthafen Teltow. In der Vorbeifahrt macht er einen guten Eindruck auf uns, besondern die vielen Sonnenstühle des Bistros Kleine Freiheit fallen auf, hier kann man sicherlich gut mit einem Getränk den Abend genießen 🍷🍺 Der Kanal ist nicht viel befahren, hat aber durchaus einige unübersichtliche Kurven, also sollte man besser auf der eigenen Seite bleiben, denn es könnte ja doch mal Gegenverkehr kommen ... Bei unserem Vorausfahrer wäre das bald in Auge gegangen ...😲 Diesem Fischreiher ist das allerdings egal, kommt ihm jemand zu nahe, fliegt er halt davon. Wir erreichen bald darauf unser heutiges Etappenziel, den Tempelhofer Hafen. In einer freien Box festgemacht, müssen wir hier leider aufgrund der kurzen Fingerstege über die Badeplattform das Boot
verlassen, was zur Folge hat, dass unsere herausstehenden Davits über den Steg ragen. Zur Warnung für dieses Hindernis in Kopfhöhe hängen wir ein paar auffällige rote Schuhe daran. In dem ehemaligen Lagerhaus befinden sich viele verschiedene Geschäfte, so können wir hier prima unseren leeren Kühlschrank wieder auffüllen. Das Gebäude und die noch vorhandenen Portalkrähne stammen aus dem Jahre 1908 und auch die Gleise von damals sind noch vorhanden, selbst in dem Einkaufszentrum wurden sie architektonisch integriert > sehr schön 👍 Nachdem es über Tag wieder schwüle 33°C waren, gibt es am Abend Regen und Gewitter, die es erträglich werden lassen. Uns macht das nicht so viel aus, sitzen wir doch unter der neuen Persenning immer noch im Trockenen und haben zu dritt einen sehr schönen Abend, denn meine Schwester, die in Berlin wohnt, ist zu Besuch gekommen.
Tag 8: Berlin-Tempelhof > Krüpelsee ⚓
>>> 37,0 km + 1 Schleuse in 4,1 Stunden Fahrzeit <<<
Nach dem gestrigen Gewitter frühstücken wir morgens bei angenehmen 22°C und bewölktem Himmel. Auf der anderen Kanalseite sehen wir das große ehemalige Druckereigebäude Ullstein, es stammt aus dem Jahre 1927. Es wurde damals zum 50jährigen Firmenjubiläum erbaut und war die größte und modernste Druckerei. 1934 jedoch wird die jüdische Druckerfamilie enteignet, gedruckt wird in dem Gebäude weiterhin, erst von den Nationalsozialisten, später von der US-Militärregierung. 1952 bekommt die Ullsteinfamilie ihre Druckerei zurück, doch ein Großteil der Maschinen wurde im Krieg von den Sowjets demontiert, trotzdem läuft die Maschinerie wieder, jedoch nicht so erfolgreich wie zuvor, weswegen sie 1959 an den Axel Springer-Verlag verkauft wird. Dieser widerrum verkauft das Gebäude abermals weiter, so entwickelt sich mit der Zeit das ehemalige Druckereigebäude zu einem Geschäftshaus. Noch heute sind viele verschiedene Firmen und Geschäfte dort ansässig. Beim nächsten Besuch müsssen wir hier unbedingt mehr Zeit einplanen! Gegen 11 Uhr verlassen wir das Hafenbecken, schauen aber nochmals zurück auf das imposante alte Lagerhaus. Über den Teltowkanal geht es für uns weiter, bis er auf die Spree-Oder-Wasserstraße (SOW) stößt. Hier biegen wir nach Süden ab und sehen am Westufer gleich drei eindrucksvolle Wohngebäude: das BUWOG THE VIEW-Ensemble wurde im Jahre 2021 fertig gestellt und konnte bezogen werden. Das mittlere Gebäude besitzt vorgelagerte Balkone, die jedoch nicht direkt am Gebäude liegen, sondern wie schwebende Stege Abstand dazu haben. Ein Stück weiter südlich sehen wir das Ende von mehreren Regattabahnen und der dazugehörigen Zieltribüne, es handelt sich dabei um die 2 km lange Regattastrecke Grünau. Sie ist die älteste Sportstätte Berlins, die noch benutzt wird, bereits 1868 fand hier die erste offizielle Segelregatta und 1936 die Kanu- und Ruderwettbewerbe der Olympischen Spiele statt. In der Karte (Deutsche Binnenwasserstraßen 4) ist sie natürlich auch eingetragen und man erkennt gut ihre Dimensionen, gekreuzt werden darf sie übrigens nicht. An den Uferseiten gibt es wieder viele schöne Domizile, die einen direkten Wasserzugang mit eigenen Anlegern und Bootsgaragen haben und auch Vereinsgebäude der hiesigen Wassersportclubs liegen hier. Derweil wir hier der breiten, zur Zeit nicht viel befahrene Wasserstraße folgen, fliegen die ganze Zeit im wenige-Minutentakt die landenden Flugzeuge über uns hinweg, ihr Ziel ist der neue Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER). Was für die Bewohner hier im Süden sicherlich seit Ende 2020 ein Fluch ist, ist für die Bewohner im Norden seitdem ein Segen, flogen sie früher ja über die Havel zum Flughafen Tegel. Ein Kleinod in diesem Bereich ist sicherlich die Insel Kleiner Rohrwall. Während der Große Rohrwall zu B-Grünau gehört, liegt diese im Bereich B-Schmöckwitz. Es ist heute ein Werktag, ich denke am Wochenende ziehen sich viele Berliner nach hierhin zurück und genießen die Natur, je nach Windrichtung sicherlich auch die Ruhe. Bald dauf biegen wir ab in die Dahme-Wasserstraße, sie führt uns weiter nach Süden und verbreitert sich nach kurzer Zeit in den Zeuthener See. Auch hier ist nicht viel Verkehr, am Wochenende oder auch zum Abend hin tummeln sich hier bestimmt viele Wassersportler, vornehmlich Segelboote ⛵⛵ Für uns ist es so entspannter 😉 haben letztere doch Vorfahrt gegenüber uns. Nach einer Bootsbetankung an einer günstigen SB-Tankstelle (später dazu mehr 🠋) kommen wir zur Schleuse Neue Mühle, hier machen wir kurz am Wartesteg fest, um die aktuelle Schleusung abzuwarten. Nachdem das Rundfahrtschiff FRITZE und weitere Boote die Kammer verlassen haben und die Straßenbrücke ihren Höchststand erreicht hat, können wir einfahren. Dabei stehen auf der Fußgängerbrücke einige Zuschauer, die die Vorgänge - wie bei vielen Schleusen - interessiert verfolgen 👀 diese Brücke hat übrigens eine angegebene DFH von 4,80 m, das passt für uns 👍 An der Südseite steht hier eine sehr schön gepflegte Schleusenbude, sie wird ebenso wie die Schleuse selbst aus dem Jahre 1869 stammen, damit gehört sie zu den ältesten Kammern im östlichen Deutschland, saniert wurde sie 1994. Das Wasser strömt hier schwungvoll durch die Schütze der Unterwassertore ein, also gut die Leinen festhalten 💪 Bei unserer Weiterfahrt durch diese sehr schöne Gegend sehen wir beim Beginn des Krüpelsees viele bunte BunBos bei ihrem Vercharterer an den Stegen liegen, sie werden im Großraum Berlin sehr gerne für den Tages- oder auch Wochenendausflug gemietet, zumal sie führerscheinfrei zu fahren sind. Dabei kommt es jedoch auch immer mal wieder zu brenzligen Situationen, da trotz des nötigen Charterscheins einiges an Backgroundwissen fehlt, auch wir haben das schon mehrfach beobachten können...
Für uns endet am östlichen Ende dieses Sees unsere heutige Reise, während Ludger den Anker fallen lässt, übernehme ich das Steuer für die Rückwärtsfahrt.
Nach dem Frühstück machen wir einen Erkundungsgang: wir gehen einmal um den Stichkanal herum und bekommen so einen schönen Blick auf die große Liegestelle, in dem Wendebecken dürfen am Wochenende die Sportboote festmachen, wir liegen jedoch wie schon vor einigen Tagen an der langen Spundwand. Wieder zurück an Bord hüpfen wir zur Abkühlung erst einmal in das erfrischende Wasser und schwimmen einige Runden 🏊🏊 Nach einer verdienten Ruhepause 😴😴 sind wir jedoch wieder voller Energie und pumpen unser neues SUP-Board auf, es soll heute eingeweiht werden. Auch nach einem Jahr Pause klappt das immer noch ganz gut, nicht nur bei mir, auch Ludger dreht so einige Runden. Beim späteren Abbauen müssen wir leider feststellen, dass an der Unterseite an mehreren kleinen Stellen Luft austritt 😲😲 > so ein Mist, hatten wir doch letztes >Jahr< schon Pech mit unserem Board. Zum Glück können wir es, wie auch damals, noch wieder zurückschicken, um wenigstens das Geld wieder zu bekommen, aber es ist ärgerlich.
Wir sollten wohl doch mal ein höherwertiges kaufen ...
Da es unser letzter Abend ist, den wir ja eigentlich in Riesenbeck in unserer dortigen Stamm-Pizzeria 🍕 verbracht hätten, wollen wir uns die leckeren Gerichte gerne bringen lassen, doch das ist wegen Personalmangel leider nicht möglich > SCHADE 😕😕 Beim fünften Versuch bei anderen Lokalitäten haben wir endlich Erfolg 😀😀, die meisten wollen sich nicht darauf einlassen, uns das Essen hierher zu liefern, haben wir ja keine feste Adresse für die Liegestelle. Doch mit Hilfe eines Standortbildes kommt das Essen nach kurzer Zeit ohne Probleme bei uns an > SUPER 😋😋😋😋 Zum Abschluß gönnen wir uns noch einen Florida-Cocktail, mal etwas ohne Alkohol, den gab es dann aber noch anschließend ...
Der letzte Tag beginnt mit starken Windböen, die jedoch nach dem Frühstück abflachen, so können wir ohne Probleme ablegen und uns auf den Heimweg machen, es liegen ca. 30 km vor uns. Zwischenzeitlich gibt es auch einen Regenschauer, doch der hält zum Glück nicht lange an, passend zur Ankunft im Hafen ist es wieder trocken. So geht eine sehr schöne Tour zu Ende, bei der wir uns prima erholt haben und gemeinsam jede Menge Spaß hatten.
Ende Juli konnte das vorläufig letzte Arbeitsprojekt abgeschlossen werden:
die BetteLu bekommt ihre neue Persenning/Verdeck/Kuchenbude/... 😀👍😀👍
wie immer man es nennen möchte > EGAL ... Hauptsache NEU!!
Wir wissen nicht, wie viel Jahre die alte auf dem Buckel hatte, aber jährlich war sie in der Wintersaison zum Nähen und bekam teils neue Fenster, da sie brüchig waren. Bei Regen glich das Achterdeck einer Tropfsteinhöhle, sodass im Cockpit immer so einige Behältnisse für das eindringende Regenwasser standen ☔
Damit ist nun hoffentlich Schluss!!
Im April gab es nach dem Kranen einen ersten Besprechungstermin, wenig später wurde bei passendem Wetter ein Folienmuster erstellt, da waren wir aber leider nicht dabei 😕🤷♀️ Bei der ersten Anprobe dann aber schon. Die alte Persenning hatten wir an dem Tag schon zeitig entfernt und das Achterdeck bis auf die Backskiste leer geräumt, so konnten wir schön vom Grünstreifen aus zusehen, wie die NEUE erstmalig montiert wurde. Hier und da passte jedoch noch nicht alles, so dass sie wieder demontiert wurde, um sie nachzuarbeiten. Beim nächsten Termin, nur 3 Monate nach dem ersten Besprechungstermin war es dann soweit: Alles passt und wir sind bis jetzt sehr zufrieden. Besonders gefällt uns, das sie von außen schwarz ist, von innen jedoch hellgrau, das lässt den Achterdeckbereich entschieden heller und größer wirken. Eine weitere ganz tolle Veränderung ist ein Art Markise, die nach vorne geht. Sie soll uns vor Sonne und auch Regen schützen, denn wir fahren ja mit Blick durch das obere mittlere Persenningfenster, welches dann immer offen ist, meist sogar alle drei. Und durch die Sonneneinwirkung schaltete sich das Tablet immer ganz schnell ab, da es zu heiß wird. Was uns ebenfalls sehr gut gefällt, sind die eingeschweißten Fensternähte, die machen optisch einen ganz tollen Eindruck. Als Beispiel habe ich hier mal die Persenning von einem anderen Boot, da es da aufgrund der Farbe besser zu sehen ist. Nun können wir in ein paar Tagen beruhigt in den Urlaub starten und in Ruhe schauen, ob noch Verbesserungen oder Veränderungen sinnvoll wären, diese ToDo-Liste werden wir dann anschließend mit der Firma besprechen.
A N F A N G ⏫ H E R B S T T O U R ⏬
> > > S O M M E R T O U R < < <
Wie schon im letzten Jahr müssen wir kurzfristig unsere Urlaubspläne ändern, wenn auch aus anderen Gründen: geplant war eine Fahrt an die Lahn, die 70-seitige Tourmappe war in wochenlanger Arbeit von mir fertiggestellt, als der Wasserstand auf dem Rhein immer mehr fiel, so dass letztendlich die Sportboothäfen nicht mehr anzufahren waren. Bei einer Rheinstrecke von 200 km ist das durchaus ungünstig ...
Somit landet diese Planung erstmal in der Schublade und ich beginne im Turbotempo von vorne:
wir holen jetzt die ursprüngliche Tour vom letzten Jahr nach > es geht in den Südosten von Berlin,
zum wunderschönen Scharmützelsee, auf dem Rückweg ist auch eine Cityrunde durch die Hauptstadt geplant.
Start ist am 12. August 2022, Rückkehr wird der 10. September 2022 sein > 4 Wochen 😎😎
Tag 1: Fuestrup > Sportbootliegestelle Venne
>>> 76 km in 7,3 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens reisen wir noch von zuhause aus an, verstauen die letzten mitgebrachten Dinge, so dass es mittags bei sonnigen 30°C 🌞 los geht, beste Wetterbedingungen für fast Mitte August. Dank der neuen Markise (s.o.) haben wir im Cockpit trotzdem Schatten > SUPER.
Zunächst fahren wir auf dem Dortmund-Ems-Kanal Richtung Norden, unterwegs gibt es als Stärkung mitgebrachten Kuchen mit Marani-Tee 😋😋 Bei km 100 liegt der Hafen Dörenthe mit seinem alten Kulturspeicher. Das markante rote Backsteingebäude ist über 100 Jahre alt und diente früher als Getreidespeicher, dank der hier ebenfalls verlaufenden Eisenbahn und Bundesstraße gab es eine gute Verkehrsanbindung für den Weitertransport. Nach der gewerblichen Nutzung wurde er vernachlässigt und verkam zusehens. 30 Jahre später begann sein Besitzer im Winter in dem Gebäude Boule zu spielen, schnell kam die Idee auf, das Gebäude kulturell zu nutzen, doch dafür musste es saniert werden. 6 Jahre dauerten diese umfangreichen Arbeiten (gefördert wurden sie vom Land NRW), seit 2006 finden hier nun diverse kulturelle Veranstaltungen statt und man kann das Gebäude auch für Feierlichkeiten mieten.
Nach nicht ganz 3 Stunden Fahrt erreichen wir das Nasse Dreieck und biegen dort in den Mittellandkanal ein, von nun an geht es für die nächsten Tage immer Richtung Osten. Bei km 8 sehen wir ein uns bekanntes Schiff aufgebockt am Ufer stehen, es ist das Piratenschiff, das wir auf unserer Frühjahrstour gesehen haben (s.o.), da lag es allerdings noch im Wasser > an ihm sind wohl Reparaturarbeiten nötig. 2 Stunden später sehen wir bei einem Haus eine Fasssauna auf dem Balkon stehen, so kann man beim Schwitzen den herrlichen Blick auf den Kanal genießen. Ob das anschließende Abkühlen wohl in diesem stattfindet? Für uns geht es noch eine Weile weiter, das Abendessen nehmen wir ebenfalls während der Fahrt ein, so können wir mehr Strecke machen, denn wir wollen in den ersten Tagen die Hauptanfahrtsstrecke hinter uns bringen. Erst gegen 20 Uhr machen wir den Motor an der Sportbootliegestelle Venne liegend aus, das sind 17 km mehr als ursprünglich geplant 👍 Von hier haben wir einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang und aufgrund der Temperaturen gönnen wir uns den heutigen Anlegeschluck auf der Badeplattform sitzend mit den Beinen im Wasser > PROST 🍸🍸
Tag 2: Venne > Schleuse Anderten Unterwasser
>>> 127 km in 12,4 Stunden Fahrzeit <<<
Auch wir - als Langschläfer - können früh aufstehen: noch vor 6 Uhr klingelt der Wecker, ohne Frühstück erledigen wir das Pflichtritual > den Motorcheck und starten bereits um 06:15 Uhr die Maschine. Der morgendliche Dunst liegt noch auf dem Wasser,
die Sonne zeigt sich bald zwischen den Bäumen und färbt den Himmel, das man meinen könnte, es ist bereits Abend ... aber dafür haben wir noch zu wenig Strecke gemacht.
Ich begebe mich nun für eine Weile unter Deck, aber nicht um noch eine Runde zu schlafen, sondern um unser sogenanntes Skipperfrühstück vorzubereiten: es gibt belegte Brote, gekochte Eier, Tomaten, Gurke, Paprika und natürlich Getränke, das genießen wir dann oben im Cockpit während der Fahrt 😋😋
In Bad Essen hat sich das Südufer wieder weiter entwickelt: Wo bis 2019 der markante 35 m hohe und 1938 erbaute Speicher war, gibt es nun die Hafenpromenade mit Treppen bis zum Kanal hin und auch das griechisches Restaurant Iridos hat sich hier niedergelassen. Direkt an der städt. Marina leuchten auf dem Fangedamm durch die Sonne die bunten drehbaren Bad Essener Sitzblüten, von ihnen aus kann man entweder das Hafengeschehen oder die vorbeifahrenden Schiffe beobachten. Die Marina liegt direkt an der Hafenpromenade, die abends als Treffpunkt sehr beliebt sein soll, dadurch kann es hier schon mal laut zugehen, wie uns schon mehrfach berichtet worden ist. Optisch macht sie u.a. durch ihre schönen langen Fingerstege einen guten Eindruck, sie ist jedoch zu allen Seiten frei zugänglich, es gibt keinerlei Zäune o.ä.. Wir persönlich übernachten gerne in Bad Essen, liegen jedoch lieber gegenüber an der Sportbootliegestelle. Der Vollständigkeit halber: es gibt am Nordufer auch noch den MYC Mittelland Bad Essen, aber auch hier haben wir noch nicht gelegen. Den ganzen Tag war bisher nicht viel Verkehr auf dem Wasser, im Bereich Minden ändert sich das, doch liegen hier die meisten Schiffe, überwiegend Berufsschiffer, seitlich an den Liegestellen, auch bei der Schacht- und der Weserschleuse ist heute kein Andrang. Da auch die Weserbrücke frei ist, können wir hier mehr auf der linken Seite fahren und haben einen schönen Blick auf die Weser (hier Richtung Norden), sie hat vom Bild her einen normalen Wasserstand, was auch durch die vielen Staustufen erreicht wird. Vielleicht sollte man den Rhein auch mit Schleusen versehen ...
Einige Zeit später werden wir von dem Berufsschiff TESSA überholt, warum er so dicht an uns vorbeifährt bleibt uns ein Rätsel: Gegenverkehr oder sonstige Einengung gab es nicht und soweit wie er aus dem Wasser schaut, hat er auch keinen großen Tiefgang ...
Danach haben wir gefühlt den Kanal wieder für uns alleine, die Ufer sind hier überwiegend schön grün bewachsen, man sieht keine Spundwände und oft liegen Wälder hinter den Wegen.
Schon weit vor Idensen sehen wir in der Ferne den großen Salzhügel vom ehemaligen Kaliwerk Sigmunshall liegen, unübersehbar erhebt er sich 120 m aus dem sonst flachen Gebiet, von den Bewohnern der Gegend wird er auch der Kalimandscharo genannt. Das Werk selber wurde nach 120 Jahren im Dezember 2018 geschlossen, da die Rohstoffe hier abgebaut waren.
Auch im Nordhafen von Hannover ist heute kein Betrieb, der in der Sonne leuchtende Kran wartet hier geduldig auf seinen nächsten Arbeitseinsatz.
Hinter der Kurve am Horizont liegt ein Segelschiff an der Liegestelle, es handelt es sich um eine junge Familie, die sich wahrscheinlich eine längere Auszeit nimmt und auf großer Tour ist. Dazu gehört eine Menge Mut, ist aber sicher auch eine einzigartige Erfahrung. Beim YH Hannover legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein, um den sythetischen Diesel GTL zu tanken, er ist zwar sehr teuer (2,60€/Liter), soll aber gut für den Motor sein. Zum Übernachten bleiben wir jedoch nicht hier, denn dafür ist es uns mit 18 Uhr zu früh, lieber möchten wir noch die ungeliebte Schleuse Anderten hinter uns bringen, um dann im Oberwasser zu nächtigen. Bei der Schleusenanmeldung per Funk wird uns allerdings gesagt, dass es dort schon voll wäre, wenn wir oben angekommen nicht weiter fahren wollten, müssten wir im Unterwasser über Nacht bleiben. SCHADE, aber eine Weiterfahrt kommt wegen der dann bald einsetzenden Dunkelheit nicht in Frage. Also bleibt uns für heute der abendliche Blick auf den massiven Schleusenbau und in anderer Richtung auf den etwas anderen Sonnenuntergang, überwiegend verdeckt durch die hier vorhandenen Brücken.
Tag 3: Hannover > Sportbootliegestell Bergfriede
>>> 96 km + 2 Schleusen in 10,1 Stunden Fahrzeit <<<
Wieder stehen wir um 05:30 Uhr auf, die Laternen im Unterwasser leuchten noch. Fix erledigen wir den Motorcheck und melden uns dann bei der Schleuse, zumal wir auf dem Monitor bereits einen Berufsschiffer kommen sehen. Und ja, auch die WILHELMINA möchte schleusen und wir dürfen mit rein in die 220 m lange Kammer (des Schreckens). Nach 20 Minuten haben wir den Hub von 15 m geschafft, hier geht es immer sehr schwungvoll hoch und es gibt leider keine Schwimmpoller 😕😕, bei vielen Sportbooten (auch bei uns) ist sie wegen des turbulent einstömenden Wassers nicht beliebt. Nach der Ausfahrt überholen wir den Berufsschiffer und können dann die Fahrt ohne unruhiges Wasser und mit freiem Blick genießen. Ich verziehe mich trotzdem bald wieder nach unten, um unser Skipperfrühstück vorzubereiten, das wir wie schon am Vortag oben im Cockpit einnehmen 😋😋 Nach 2 Stunden Fahrtzeit haben wir einen alten Bekannten
vor uns: der Frachter ANTON ist uns bisher täglich begegnet: erst am Nassen Dreieck, als er nach uns von Norden kommend in den Mittellandkanal einbog, dann gestern als wir ihn hinter Bad Essen überholt haben und nun kommen wir ihm wieder näher, so dass wir ihn bei Peine ein zweites Mal überholen. Beim Abzweig Stichkanal Salzgitter stehen Hinweisschilder: für uns geht es weiter geradeaus Richtung Berlin (248 km), die Hälfte unserer Anfahrtsstrecke haben wir hier ungefähr erreicht, doch werden wir schon vorher die Bremse ziehen und es ruhiger angehen lasssen. Beim Hafen Braunschweig liegen mehrere Leichter, die gerade von ihren Containern befreit werden (antriebslose Ladebehälter, Vorteil: das Schubschiff kann während des Löschvorgangs andere Leichter durch die Gegend fahren), man muss also nicht bis Hamburg oder so reisen, um Containerschiffe zu sehen 😉 Während der "Hauptkapitän" Ludger auf dem Sofa ein Schläfchen macht, übernehme ich auch gerne mal das Steuer, man kann da schön bei abschalten. Die Papiere habe ich dazu, denn wir beide haben alle Scheine gemeinsam absolviert. Das Problem ist nur, wenn ich fahre sehe ich ständig Dinge, die ich gerne fotografieren möchte, das bleibt dann schon mal auf der Strecke. Aber diesen herrenlosen Stuhl habe ich trotzdem erwischt, der ist sicher bei einer Windböe ins Wasser geflogen. Da ich nun allein war, konnte ich ihn leider nicht rausfischen ♀️ Ebenso konnte ich die alte Eisenbahnbrücke bei Bechtsbüttel im Bild festhalten, sie stammt aus dem Jahre 1931 und ist 270 m lang. Auch heute noch fahren Züge über sie hinweg, doch leider nicht in diesem Moment. Ein Fußgänger- und Radweg verläuft da oben und man soll von dort einen sehr schönen Ausblick haben.
Ob wohl schon mal die vielen Nieten an ihr gezählt worden sind???
Kurz vor dem Abzweig Elbe-Seitenkanal kommen uns Container entgegen, sie sind wieder auf Leichtern gestapelt und werden wohl gerade nach Braunschweig oder auch zum 2019 eröffneten RegioPort OWL bei Minden gefahren. Hier schiebt der Schuber 2 Leichter vor sich her, auf dem Rhein haben wir schon 3 Leichter nebeneinander und 3 voreinander gesehen, also 9 Stück für einen Schuber, dafür wäre hier kein Platz. In die Schleuse Sülfeld können wir direkt mit einem Berufsschiffer und 2 weiteren Sportbooten einfahren. Obwohl wir auf dem Mittellandkanal Richtung Osten in Bergfahrt sind, geht es hier jedoch 9 m nach unten und das sogar mit komfortablen Schwimmpollern, zumindest in der neueren Südkammer.
In Wolfsburg liegt die Bahnstrecke und auch der Hauptbahnhof direkt am Kanal, hier flitzt gerade der grüne Flixtrain Richtung Osten an uns vorbei. Beim Bahnhof ist auch direkt am Kanalausgang eine Sportbootliegestelle, anfangs hört man noch jede Durchsage, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und kann auch gut schlafen dort (getestet 2018). Am Nordufer liegt das große VW-Werk mit seinem imposanten Markenhochhaus, der VW-Zentrale, etwas zurück liegen die Werkhallen. Der Baukomplex mit den 4 Schornsteinen ist das VW-Kraftwerk (laut Bildern werden sie im Advent wohl entsprechend geschmückt). Danach liegt ein Hafenbecken mit einigen Freizeit-möglichkeiten, bevor man zu dem Forum der Autostadt kommt. An einer Erlebnisführung haben wir hier bereits >2018< teilgenommen, das war absolut interessant, auch wenn man kein Autonarr ist, auf jeden Fall seeeeehr zu empfehlen! Auf der südlichen Uferseite liegt der Geländeparcour, hier kann man u.a. mit dem Auto über Schrägen und Treppen fahren, sicherlich mal eine gute Erfahrung, auch Sicherheitstrainings werden angeboten. Im Anschluß an das riesengroße Werksgelände liegt die Volkswagenarena, sie wurde 2002 eröffnet und ist seitdem Spielstätte des VfL Wolfsburg ⚽, auch Wölfe genannt, 30.000 Zuschauer finden in ihr Platz.
Etwa 2 Stunden später machen wir bereits am frühen Abend an der Sportbootliegestelle Bergfriede fest, hier ist ein 35 m langer Gitterrost zwischen 2 Dalben befestigt, so das an beiden Seiten Boote hier festmachen können, auch einen Landzugang gibt es. Die Wassertiefe zur Uferseite beträgt laut Pegelanzeige noch 1,20 m, das reicht für uns. Da wir noch über 30°C haben, hüpfen wir erstmal ins Wasser und gönnen uns nach der langen Fahrt im kühlen Nass den verdienten Anlegeschluck 🍸🍸
Tag 4: Bergfriede > Sportbootliegestelle Parey
>>> 80,8 km + 2 Schleusen in 8,7 Stunden Fahrzeit <<<
Nochmals heißt es früh aufstehen für uns, doch werden wir von der Landschaft und dem schönen Morgenlicht dafür belohnt. Auch ein Nutria (vielleicht auch ein Bisam oder Biber ...) zieht bereits seine Bahn durch das Wasser. Für uns geht es weiter Richtung Osten, vorbei an sehr dicht bewachsenen Ufern, man könnte meinen, der MLK wäre ein natürlicher Fluss. Bei km 286 kommen wir an dem kleinen Sportboothafen Calvörde vorbei, er liegt östlich des gleichnamigen Ortes am linken Ufer und bietet Platz für 26 Boote.
Ein Stückchen weiter sehen wir einen Berufsschiffer, festgemacht an einer Liegeestelle, bei dem das Vergnügen anscheinend nicht zu kurz kommt: er hat mit großer Wahrscheinlichkeit seine Kinder mit an Bord, denn hier gibt es neben dem auffällig aufgeblasenen Tukan auch noch ein Kinderfahrrad, ein SUP, einen (Whirl-)Pool und auch 2 kleinere Sportboote.
Bei Haldensleben führt eine relativ neue Eisenbahnbrücke über den Kanal, es ist die Trasse von Wolfsburg > Oebisfelde > Haldensleben > Magdeburg. Das Bauwerk erinnert mich an die Bilder, bei denen man Fäden um in Holz gehämmerte Nägel spannt ...
14 km weiter kreuzen reichlich Freileitungen den Kanal, sie kommen vom naheliegenden Umspannwerk Wolmirstedt.
Kurz darauf nähern wir uns dem Bereich der Elbeüberführung. An der Sportbootliegestelle der Schleuse Rothensee sehen wir einen Katamaran liegen, es wirkt, als läge er schon länger hier und hätte mal die Funktion einer Fähre bzw. Ausflugsschiffes gehabt ... Weiß da jemand mehr drüber?
Schauen wir nach Norden, bekommen wir wie schon bei Idensen einen Blick auf die 2 riesigen Abraumhalden des 1968 gegründeten Kaliwerks Zielitz, von den Anwohnern auch hier Kalimandscharo genannt. Laut der Werkshomepage ist es von der Abbaumenge her eines der modernsten und größten Kaliwerke weltweit. Zu erkennen ist sogar das lange Förderband, dass die Abbaureste der Salzgewinnung nach oben auf das Haldenplateu befördert. Es gibt auch Führungen, bei denen man mit ehemaligen Arbeitern zu Fuß eine der 120 m hohen Halden erklimmt und von oben dann einen wunderbaren Ausblick genießen kann, zusätzlich erhält man natürlich viele interessante Informationen aus erster Hand. Zielitz hat nun die Genehmimgung erhalten, seinen Kaliberg auf 150 m wachsen zu lassen, muss dafür aber auch entsprechende Umweltauflagen erfüllen. Auf einer der beiden Halden finden im Sommer sogar Theateraufführungen statt, die bei den Akteuren wie auch bei dem Publikum sehr beliebt sind. Die höchste deutsche Kalihalde liegt übrigens in Hessen, sie hat eine Höhe von über 200 m.
Für uns geht die Reise heute jedoch hier auf dem Wasser weiter:
es folgt die Fahrt über die 2003 fertiggestellte Kanalbrücke über die Elbe, sie hat eine Gesamtlänge von 918 m, 228 m davon verlaufen über die Elbe und die restlichen 690 m sind für die sogenannte Vorlandbrücke, so ist auch der Bereich überbrückt, der bei Elbehochwasser überflutet wird. Die Fahrwasserbreite beträgt 32 m, wodurch nur ein Einbahnverkehr zugelassen wird, diese wird über die Schleuse Hohenwarthe geregelt und gilt auch für Sportboote. Die Höhe über der Elbe ist so bemessen, dass dort bei Normalwasser noch Schiffe mit 3 übereinander gestapelten Containern fahren können. Von der Kanalbrücke aus sieht man in beiden Richtungen natürlich die Elbe fließen, im Moment ohne Schiffsverkehr, nach Süden blickend auch die viel befahrene A2-Autobahnbrücke Hohenwarthe.
Nach der Überfahrt heißt es für uns beim Sportbootwartebereich der gleichnamigen Schleuse festzumachen, dieser besteht aus der hohen und sehr groben Spundwand (wie auch schon bei den Wartestellen für die Elbebrücke). Nach kurzer Zeit kommt aus der südlichen Schleusenkammer ein Flusskreuzfahrtschiff gefahren, es ist die 82 m lange MONA LISA. Direkt danach fährt auch noch ein zweites Flusskreuzfahrtschiff aus der Kammer, es ist die 95 m lange ELBE PRINCESSE, wir haben sie bereits >2018< im Plauer See gesehen. Eindrucksvoll wird sie von ihren 2 Schaufelrädern angetrieben, die mit einem Durchmesser von 4,60 m am Heck befestigt sind, zusätzlich hat sie 2 schwenkbare Bugstrahlruder. Damit war die Kammer gut gefüllt, denn sie hat eine Länge von 190 m, so blieben für die beiden Schiffe nur 13 m Platz für die drei Lücken (vorne - dazwischen - hinten) übrig ... Nach deren Ausfahrt müssen wir noch 1 Stunde hier ausharren 😕😕 Eine gemeldete Wetterwarnung vertreibt uns etwas die Zeit: wir montieren vorsichtshalber unsere Markise ab, wäre zu schade, wenn eine starke Windboen darunter packt und sie zerstört. So bekommen wir auch mehr Übung mit dem Handling von ihr, besonders beim späteren Wiederaufbau. Schließlich können wir mit den 3 anderen Sportbooten einfahren und werden nun 19 m nach unten geschleust, zum Glück gibt es Schwimmpollern 👍 Wieso UNTEN??? Wir sind doch in BERGfahrt!!! Ja, manchmal ist das halt aufgrund der hügeligen Landschaft so. Dann ist es soweit: östlich der Schleuse erreichen wir bei km 325,7 das Ende des Mittellandkanals, er geht hier direkt mit fortlaufender Kilometrierung über in den Elbe-Havel-Kanal (EHK). 20 km später erreichen wir das Oberwasser der Schleuse Zerben, hier verspricht das Schild einen Wartebereich von stolzen 75 m, das klingt sehr gut 👍👍 Schaut man jedoch genauer hin, bleibt nicht viel Anlegemöglichkeit für größere Sportboote übrig: ein Schwimmsteg von vielleicht 15 m Länge liegt an der vorhandenen Spundwand und weiter westlich geht es dann in eine Slipstelle über ... 😳😳
Da wir inzwischen allein unterwegs sind, passt es mit dem Steg für uns, kämen weitere Boote müssten sie bei uns als Päckchen gehen oder dümpeln. Lange müssen wir hier bei sonnigen 30°C nicht warten, dann können wir einfahren und es geht abermals 4,50 m runter, trotz Bergfahrt. Kurze Zeit später machen wir gegen 16:40 Uhr an der Sportbootliegestelle Parey fest, hier stehen uns Sportbooten echte 100 m Spundwand zur Verfügung. Aufgrund der Temperaturen gehen wir erstmal fix zur Abkühlung ins Wasser > HERRLICH. Danach müssen wir alles dicht machen, denn das gemeldete Unwetter mit Wind und Regen naht. Die Persenning hält dem Regen übrigens stand, das Cockpit ist KEINE Tropfsteinhöhle mehr > HURRA 😀😀 Zum Abendessen gibt es - ein letzten Mal - den bereits zuhause gekochten Reistopf, heute als Reissalat mit Heißwurst 😂😋
Tag 5: Parey > Plauer See ⚓
>>> 35,8 km + 1 Schleuse in 3,8 Stunden Fahrzeit <<<
Ein letztes Mal stehen wir früh auf und starten gegen 06:30 Uhr den Motor, leichter Nebel liegt noch auf dem Wasser. Bei wolkenfreiem Himmel und 17°C zeigen sich auf der noch ruhigen Wasseroberfläche wunderschöne Spiegelungen. Ich schnappe mir derweil den Pütz mit Wischer und widme mich ein wenig der Gangbordreinigung, da alles noch so schön feucht ist, geht das jetzt prima. Nach der nächsten Kurve ist der Nebel jedoch so dicht geworden, dass wir lieber an einer dortigen Liegestelle wieder festmachen, sie ist zwar nur für Berufsschiffe, doch in diesem "Notfall" sicher auch für uns erlaubt. Der Große hatte wohl das gleiche Problem, denn übernachtet hatte er auch an unserer Nachtliegestelle. Wir nutzen weiter die Zeit und putzen nun gemeinsam unsere Aufbauten. Nach nur 15 Minuten Liegezeit hat sich die Nebelwand verzogen und wir können wieder ablegen, die Sonne steht inzwischen auch schon höher. Auf den hinteren Persenningscheiben zeigen sich durch die runterlaufenden Wassertropfen und der Sonne-Schatten-Spiele sehr schöne Gemälde, die Optik erinnert an einen Duschvorhang ... In Genthin machen wir kurz an dem praktischen Lidl-Anleger fest, um nach 4 langen und heißen Fahrtagen mal die angesammelten Pfandflaschen loszuwerden und die frischen Vorräte aufzufüllen. Bei der Weiterfahrt fällt uns östlich des kleinen städtischen Sportboothafens ein für uns neuer Sportbootanleger auf, der auch gut angenommen wird. Auf dem weiteren Weg zur Schleuse Wusterwitz kommen uns kurz vor dem Oberwasser 4 Sportboote entgegen, doch leider wird uns trotzdem gesagt, dass wir erst am niedrigen Wartesteg festmachen müssen > SCHADE 😕 Doch können wir so die Zeit nutzen, die Markise wieder zu montieren, zum Vergleich hier mal ein Bild ohne und ein Bild mit Markise, der Cockpitbereich bekommt dadurch viel angenehmen Schatten.
Nach einer 45minütigen Wartezeit können wir nach dem Berufsschiff MARCEL mit in die Schleusenkammer einfahren und mit ihm die 4,50 m Hub runter schleusen, dieses Mal gibt es nur normale Festmacher in den glatten Wänden, ist aber kein Problem. Nachdem der eigentliche Hubvorgang abgeschlosssen ist, belege ich alle 3 Leinen der Steuerbordseite, so kann uns das Schwellwasser von dem Großen nichts anhaben, früher war das manchmal ein recht großes Gezerre. Kurz darauf biegen wir in den ersten See unserer diesjährigen Tour ein, es ist der Große Wendsee. Nachdem wir die Seegartenbrücke unterquert haben, erreichen wir den Plauer See und damit auch die Untere-Havel-Wasserstraße, hier treffen wir eine sehr gute Entscheidung. Eigentlich wollten wir bis hinter Brandenburg in die Havel Marin fahren, doch bei dem Anblick der Seen und dem herrlichen Wetter entscheiden wir uns um: wir werden hier bleiben und den Anker setzen ⚓ es ist zwar noch nicht mal 12 Uhr, aber es ist URLAUB und nach den letzten Tagen haben wir uns das mehr als verdient. Bei 30°C Luft- und 22°C Wassertemperatur geht es erstmal ins Wasser, danach zum Trocknen kurz in die Sonne 🌞 bei einem Florida Cocktail 🍹 lassen wir die Seele baumeln, lesen und machen auch ein Nickerchen. Abends gibt es Pellkartoffeln mit Heringsstipp 🍽️ und leckeren Rotwein 🍷 dazu haben wir einen herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang.
Tag 6: Plauer See > Jungfernsee ⚓
>>> 45,5 km + 1 Schleuse in 5,3 Stunden Fahrzeit <<<
Den Wecker lassen wir heute mal aus, doch wach sind wir trotzdem schon zeitig, das ist halt die Folge der letzten Reisetage. Bis auf einen Berufssschiffer, der einsam den See kreuzt, ist alles noch ruhig. Wir haben genug Zeit und gönnen uns ein leckeres ausgiebiges Frühstück, erstmals nicht während der Fahrt, sondern in Ruhe am Tisch. Dabei fällt der Blick natürlich auch schon mal auf das Wasser, was wir da so sehen 👀 sieht gar nich schön aus: alles voller Bakterien 😕 sie sehen grün aus, heißen aber Blaualgen. Da hatten wir schon von gehört, sie entstehen gerne bei warmen Wetter/Wasser, in stehenden Gewässern und bei zu vielen Nährstoffen (z.B. durch Abwasser oder Überdüngung), zudem sind sie leider ungesund, weshalb man nicht darin baden sollte. Gestern waren wir jedoch im Wasser, durch die vielen Wasserbewegungen der vorbeifahrenden Schiffe war es uns gar nicht aufgefallen, vielleicht waren wir auch ein bisschen zu sehr im Modus Ich‑will‑jetzt‑nach‑den‑letzten‑Tagen‑unbedingt‑ins‑Wasser 🙈😳 Zum Glück haben wir eine Dusche an der Badeplattform, die wir auch genutzt hatten 🚿 und es geht uns noch gut 👍 Hoffen wir, dass sie sich in den nächsten Tagen/Wochen wieder auflösen und eine normale, dann ungefährliche Konzentration im Wasser einnehmen!!
Nach dem Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg, es geht durch den Silokanal rüber zur Schleuse Brandenburg, dort können wir ohne Wartezeit mit einem Berufsschiff und mehreren Sportbooten schleusen, es geht hier nur 2 m Hub aufwärts. Kurze Zeit später folgen wir der wunderschönen Havel, sie schlängelt sich hier durch die bewaldete Natur, zu beiden Seiten befinden sich Buchten/Nebenarme, in denen man prima ankern kann. Wir folgen ihr und überqueren mehrere Seen, an der Kreuzung mit dem Havelkanal und der Potsdamer Havel fahren wir geradeaus weiter, auf unserem Rückweg werden wir hier von Süden kommend wieder auf die Havel stoßen, doch noch liegt die schöne Zeit ja vor uns. Über den Sacrow-Paretzer-Kanal erreichen wir schließlich den Weißen See und haben über die Nedlitzer Südbrücke hinweg einen schönen Blick 👀 auf den Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg. Er wurde nach 2jähriger Bauzeit 1964 in Betrieb genommen und ist mit 212 m Bauhöhe das dritthöchste Bauwerk in Berlin. Im nachfolgenden Jungfernsee werfen wir am frühen Nachmittag wieder den Anker und genießen hier die Ruhe und das warme Wetter. Das Wasser meiden wir lieber, denn auch hier haben sich die Blaualgen breit gemacht 😕 lediglich die Füße lassen wir darin baumeln, während wir auf der Badeplattform sitzend unseren Anlegeschluck nehmen. Abends können wir lange vorne auf dem Vordeck sitzen, denn im Gegensatz zum Vorabend sind hier keine lästigen Insekten.
Tag 7: Jungfernsee > Berlin Tempelhofer Hafen
>>> 27,9 km + 1 Schleuse in 4,0 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens gegen 10 Uhr ist es bei der Abfahrt zwar bewölkt, aber angenehme 23°C warm, wir fahren vorbei an der unübersehbaren Gasthausbrauerei Meierei im Neuen Garten. Kurz darauf erreichen wir die Potsdamer Havel und blicken von hier auf das Casino im Park Glienicke, dieser liegt am Ostufer dicht bei der gleichnamigen geschichtsträchtigen Brücke. Über ihr verläuft die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg, damals war es damit die Staatsgrenze zwischen der BRD und der DDR. Dreimal fanden auf ihr Agentenaustausche statt, der letzte im Jahre 1986. Steven Spielberg beschäftigte sich mit der Geschichte dieser Brücke und drehte 2015 u.a. mit Tom Hanks einen Kinofilm über den ersten Austausch. Nach der Durchfahrt sehen wir vor uns das Schloss Babelsberg aus dem Jahre 1833, über 50 Jahre diente es dem dt. Kaiser Wilhlem I. und seiner Familie als Sommerresidenz. Es liegt mitten in dem weitläufigen Park Babelsberg, der auch besucht werden kann. Leider sind die vielen Grünflächen durch den trockenen Sommer teils braun. Auch das Dampfmaschinenhaus (1845) ist nicht übersehbar, befindet es sich doch direkt am Wasser, ebenso das gegenüberliegende Jagdschloss Glienicke (teils von 1683). Die Gebäude und auch der Park gehören zum UNESCO-Welkulturerbe. Unsere Weiterfahrt führt uns zwischen den beiden letzten Gebäuden hindurch, inzwischen befinden wir uns hier auf dem Teltowkanal. Nach einem kurzen schmalen Stück wird der Kanal breiter, wir sind auf dem Griebnitzsee, auf Berliner Seite befinden sich dichte Wälder, auf Brandenburger Gebiet liegt eine Villa neben der nächsten, teils sind es alte, aber auch ganz moderne sind dabei. Viele von ihnen haben weitläufige Gärten mit Bootsgaragen und der Rasenroboter zieht hier und da seine Bahnen. Nach einem weiteren schmalen Stück kommen wir bei Kleinmachnow an einem originalen ehemaligen Grenzturm vorbei, was damals undenkbar war, ist hier jetzt ganz normal: links und rechts von ihm stehen Wohnmobile > er gehört zu dem CityCamp Süd und kann von seinen Gästen besichtigt werden. Kurz darauf erreichen wir die Schleuse Kleinmachnow, hier können wir direkt nach dem Berufsschiff MAT mit in die Kammer einfahren, viel Platz können wir nicht zu ihm lassen, doch sind wir darin ja geübt. Ein weiteres Gebäude aus älterer Zeit ist die ehemalige Teltowwerft, von 1924-1962 wurden hier Schiffe gebaut, inzwischen stehen die Bauten unter Denkmalschutz, doch erobert sich die Natur dieses Fleckchen Erde wieder zurück. Am Südufer ist 2019 ein neuer Hafen eröffnet worden: der Stadthafen Teltow. In der Vorbeifahrt macht er einen guten Eindruck auf uns, besondern die vielen Sonnenstühle des Bistros Kleine Freiheit fallen auf, hier kann man sicherlich gut mit einem Getränk den Abend genießen 🍷🍺 Der Kanal ist nicht viel befahren, hat aber durchaus einige unübersichtliche Kurven, also sollte man besser auf der eigenen Seite bleiben, denn es könnte ja doch mal Gegenverkehr kommen ... Bei unserem Vorausfahrer wäre das bald in Auge gegangen ...😲 Diesem Fischreiher ist das allerdings egal, kommt ihm jemand zu nahe, fliegt er halt davon. Wir erreichen bald darauf unser heutiges Etappenziel, den Tempelhofer Hafen. In einer freien Box festgemacht, müssen wir hier leider aufgrund der kurzen Fingerstege über die Badeplattform das Boot
verlassen, was zur Folge hat, dass unsere herausstehenden Davits über den Steg ragen. Zur Warnung für dieses Hindernis in Kopfhöhe hängen wir ein paar auffällige rote Schuhe daran. In dem ehemaligen Lagerhaus befinden sich viele verschiedene Geschäfte, so können wir hier prima unseren leeren Kühlschrank wieder auffüllen. Das Gebäude und die noch vorhandenen Portalkrähne stammen aus dem Jahre 1908 und auch die Gleise von damals sind noch vorhanden, selbst in dem Einkaufszentrum wurden sie architektonisch integriert > sehr schön 👍 Nachdem es über Tag wieder schwüle 33°C waren, gibt es am Abend Regen und Gewitter, die es erträglich werden lassen. Uns macht das nicht so viel aus, sitzen wir doch unter der neuen Persenning immer noch im Trockenen und haben zu dritt einen sehr schönen Abend, denn meine Schwester, die in Berlin wohnt, ist zu Besuch gekommen.
Tag 8: Berlin-Tempelhof > Krüpelsee ⚓
>>> 37,0 km + 1 Schleuse in 4,1 Stunden Fahrzeit <<<
Nach dem gestrigen Gewitter frühstücken wir morgens bei angenehmen 22°C und bewölktem Himmel. Auf der anderen Kanalseite sehen wir das große ehemalige Druckereigebäude Ullstein, es stammt aus dem Jahre 1927. Es wurde damals zum 50jährigen Firmenjubiläum erbaut und war die größte und modernste Druckerei. 1934 jedoch wird die jüdische Druckerfamilie enteignet, gedruckt wird in dem Gebäude weiterhin, erst von den Nationalsozialisten, später von der US-Militärregierung. 1952 bekommt die Ullsteinfamilie ihre Druckerei zurück, doch ein Großteil der Maschinen wurde im Krieg von den Sowjets demontiert, trotzdem läuft die Maschinerie wieder, jedoch nicht so erfolgreich wie zuvor, weswegen sie 1959 an den Axel Springer-Verlag verkauft wird. Dieser widerrum verkauft das Gebäude abermals weiter, so entwickelt sich mit der Zeit das ehemalige Druckereigebäude zu einem Geschäftshaus. Noch heute sind viele verschiedene Firmen und Geschäfte dort ansässig. Beim nächsten Besuch müsssen wir hier unbedingt mehr Zeit einplanen! Gegen 11 Uhr verlassen wir das Hafenbecken, schauen aber nochmals zurück auf das imposante alte Lagerhaus. Über den Teltowkanal geht es für uns weiter, bis er auf die Spree-Oder-Wasserstraße (SOW) stößt. Hier biegen wir nach Süden ab und sehen am Westufer gleich drei eindrucksvolle Wohngebäude: das BUWOG THE VIEW-Ensemble wurde im Jahre 2021 fertig gestellt und konnte bezogen werden. Das mittlere Gebäude besitzt vorgelagerte Balkone, die jedoch nicht direkt am Gebäude liegen, sondern wie schwebende Stege Abstand dazu haben. Ein Stück weiter südlich sehen wir das Ende von mehreren Regattabahnen und der dazugehörigen Zieltribüne, es handelt sich dabei um die 2 km lange Regattastrecke Grünau. Sie ist die älteste Sportstätte Berlins, die noch benutzt wird, bereits 1868 fand hier die erste offizielle Segelregatta und 1936 die Kanu- und Ruderwettbewerbe der Olympischen Spiele statt. In der Karte (Deutsche Binnenwasserstraßen 4) ist sie natürlich auch eingetragen und man erkennt gut ihre Dimensionen, gekreuzt werden darf sie übrigens nicht. An den Uferseiten gibt es wieder viele schöne Domizile, die einen direkten Wasserzugang mit eigenen Anlegern und Bootsgaragen haben und auch Vereinsgebäude der hiesigen Wassersportclubs liegen hier. Derweil wir hier der breiten, zur Zeit nicht viel befahrene Wasserstraße folgen, fliegen die ganze Zeit im wenige-Minutentakt die landenden Flugzeuge über uns hinweg, ihr Ziel ist der neue Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER). Was für die Bewohner hier im Süden sicherlich seit Ende 2020 ein Fluch ist, ist für die Bewohner im Norden seitdem ein Segen, flogen sie früher ja über die Havel zum Flughafen Tegel. Ein Kleinod in diesem Bereich ist sicherlich die Insel Kleiner Rohrwall. Während der Große Rohrwall zu B-Grünau gehört, liegt diese im Bereich B-Schmöckwitz. Es ist heute ein Werktag, ich denke am Wochenende ziehen sich viele Berliner nach hierhin zurück und genießen die Natur, je nach Windrichtung sicherlich auch die Ruhe. Bald dauf biegen wir ab in die Dahme-Wasserstraße, sie führt uns weiter nach Süden und verbreitert sich nach kurzer Zeit in den Zeuthener See. Auch hier ist nicht viel Verkehr, am Wochenende oder auch zum Abend hin tummeln sich hier bestimmt viele Wassersportler, vornehmlich Segelboote ⛵⛵ Für uns ist es so entspannter 😉 haben letztere doch Vorfahrt gegenüber uns. Nach einer Bootsbetankung an einer günstigen SB-Tankstelle (später dazu mehr 🠋) kommen wir zur Schleuse Neue Mühle, hier machen wir kurz am Wartesteg fest, um die aktuelle Schleusung abzuwarten. Nachdem das Rundfahrtschiff FRITZE und weitere Boote die Kammer verlassen haben und die Straßenbrücke ihren Höchststand erreicht hat, können wir einfahren. Dabei stehen auf der Fußgängerbrücke einige Zuschauer, die die Vorgänge - wie bei vielen Schleusen - interessiert verfolgen 👀 diese Brücke hat übrigens eine angegebene DFH von 4,80 m, das passt für uns 👍 An der Südseite steht hier eine sehr schön gepflegte Schleusenbude, sie wird ebenso wie die Schleuse selbst aus dem Jahre 1869 stammen, damit gehört sie zu den ältesten Kammern im östlichen Deutschland, saniert wurde sie 1994. Das Wasser strömt hier schwungvoll durch die Schütze der Unterwassertore ein, also gut die Leinen festhalten 💪 Bei unserer Weiterfahrt durch diese sehr schöne Gegend sehen wir beim Beginn des Krüpelsees viele bunte BunBos bei ihrem Vercharterer an den Stegen liegen, sie werden im Großraum Berlin sehr gerne für den Tages- oder auch Wochenendausflug gemietet, zumal sie führerscheinfrei zu fahren sind. Dabei kommt es jedoch auch immer mal wieder zu brenzligen Situationen, da trotz des nötigen Charterscheins einiges an Backgroundwissen fehlt, auch wir haben das schon mehrfach beobachten können...
Anschließend gönnen wir uns passend zur Kaffeezeit den leckeren Johannisbeerkuchen, den meine Schwester uns am Vorabend mitgebracht hatte. Später zum Abendessen aktivieren wir erstmals auf dieser Tour unseren kleinen Grill 🥩 wie immer steht er auf der bunten Spritzschutzdecke 😂 dazu gibt es frisch zubereiteten Salat 🥗😋😋
Tag 9: Krüpelsee > Scharmützelsee ⚓
>>> 36,6 km + 3 Schleusen + 1 Fußgängerbrücke in 5,0 Stunden Fahrzeit <<<
Kurz nach 9 Uhr starten wir nach dem Motorcheck die Maschine und holen den Anker ein. Das Wetter meint es heute leider nicht so gut mit uns: es regnet ☔ dabei müssen wir doch wegen der Brücken den Geräteträger und damit auch die hintere Persenning legen. Zum Glück ist der Steuerstand selbst im Trockenen und Ludger kann sogar dank der Markise durch das ausgebaute Frontfenster nach draußen schauen (sonst saß er immer auf einem kleinen Hocker und schaute durch die feste Glasscheibe). Aber wir sehen bei diesem Wetter, wie schön das Wasser auf der neuen Persenning immer noch abperlt > SUPER 👍 Nach dem See fahren wir durch den Abschnitt Bindower Fließ, das teils schmale Gewässer schlängelt sich durch die waldige Landschaft, teils ist es auch Naturschutzgebiet. An manchen Stellen sieht man kleine Lichtungen oder es ragt ein einfacher Steg aus dem Dickicht, der sicher gern für eine Ruhepause genutzt wird. Nach der Überquerung des Dolgensees, der bei diesem Wetter kaum befahren ist, ereichen wir bei Dolgenbrodt den nächsten schmaleren Gewässerabschnitt, hier gibt es wieder Gartengrundstücke, die bis ans Wasser reichen, doch dieses Mal sind sie nicht auf Luxus getrimmt, sondern kleiner und einfach gehalten. Ich find sie herrlich natürlich und würde mich sofort wohl fühlen, man hat das Gefühl > hier wird nicht gezeigt, sondern gelebt 😍 Ein Stückchen weiter wird es dörflicher, es gibt mehrere offensichtlich private Anlegestellen, eine davon ist wohl von einem USA-Fan belegt, er hat sein Boot MOONSHINER mit den Stars and Stripes folieren lassen, eine andere ist mit unser kleineren Schwester STARGAZER belegt, es eine Succes 108 Ultra, unsere ist eine 115 Ultra. Ist jemand ein eingefleischter Camper und möchte doch gerne mal Wassersport betreiben, kann sich dieses Wokamo-Model mieten. Noch jemand anderes hat seine Badewanne angemalt und auf seinen Badesteg gestellt. Ihr seht, die Welt ist herrlich bunt und vielfältig 🌈
Kurz darauf verlassen wir die Dahme-Wasserstraße und biegen ein in die Storkower-Gewässer, auch hier wechseln sich größere Seen und schmale geschwungene Passagen ab. Nach dem Langer See am Anfang erreichen wir den sogenannten Sauwinkel, fragt mich nicht, wo der Name herkommt 😂 Der Fischreiher trotzt dem Regen und hält von seiner erhöhten Position Ausschau nach Fischen und Fröschen, doch auch Kleinnagetiere und Insekten stehen durchaus auf seinem Speiseplan. Für die Genießer unter euch hier ein Video von der Fahrt durch diesen wunderschönen Bereich, einfach mal wirken lassen ...
Was ja absolut selten ist, aber hier mal einmal eintritt, ist, dass wir die Schleuse Kummersdorf nach nur kurzer Wartezeit bei trockenem Wetter fahren können 👍 2 km weiter erreichen wir die niedrigste Brücke von diesem Gewässer, es ist die Philadelphiabrücke, angegeben ist sie mit 3,75 m, vorab ist einen Brückenpegel. Lange Zeit habe ich mich damit schwer getan, diese abzulesen 🤗 dabei ist es doch sooo einfach: die Zahlen, die GANZ aus dem Wasser schauen, geben die Durchfahrtshöhe an. In diesem Fall liegt sie somit bei ca. 3,70 m, passt für uns bei gelegtem Geräteträger, wie wir es ja schon den ganzen Tag haben. Die folgende Schleuse Storkow dürfen wir wieder im Regen ☔ durchfahren, müssen sie aber nicht mit der blauen (+ roten) Stange selbst bedienen, was hier auch möglich wäre. Die Fußgängerbrücke dahinter jedoch steht auf manuelle Bedienung, ist aber auch ganz simpel: Man fährt an dem Wartebereich die Stangen an und dreht die blaue um 90° zu sich, so wird die Öffnung der Brücke eingeleitet, ist sie ganz gehoben, wird sie per Licht- und Textsignal frei gegeben. Die rote Stange ist NUR für den Notfall, da wird der Vorgang gestoppt! Die letzte Schleuse für heute, die in Wendisch Rietz dürfen wir auch selbst bedienen. Bei einer Schleusung ist dieser Vorgang etwas erweitert: Am Wartesteg wieder die blaue Stange drehen, nach der Einfahrtsfreigabe fahren alle Boote ein, ist das LETZTE an seinem Schleusenplatz angekommen UND hat die Leinen gelegt, DANN ERST wird die blaue Stange in der Kammer gedreht, denn nun schließen sich die Tore und die Schleusung beginnt. WICHTIG > Eins der Boote muss in dem Bereich der Stangen liegen, um sie problemlos bedienen zu können! Wir legen uns nach Schleusung für eine Weile an den Anleger, stellen den Geräteträger wieder auf und schließen die Persenning, anschließend gehe ich noch fix zum nahe gelegenen Einkaufsladen. Nach kurzer Weiterfahrt erreichen wir den Scharmützelsee und suchen uns im südöstlichen Bereich eine geeignete Ankerstelle, die wir auch zügig finden, so dass wir gegen 16 Uhr den Motor ausmachen können. Das Wasser wird hier zum Glück nicht von Blaualgen dominiert, so dass wir erstmal schwimmen gehen > HERRLICH 🏊😀👍 Später gibt es Salat mit frischem Brot und anschließend lassen die Wolken das abendliche Sonnenlicht durch.
Tag 10: RUHETAG > wir bleiben am Scharmützelsee ⚓
Heute bleiben wir hier und lassen die Seele in dieser tollen Umgebung baumeln. Leider versteckt sich die Sonne überwiegend hinter den Wolken 🌥️ aber warm ist es trotzdem. Das Wasser wirkt dadurch nur nicht so grünlich klar wie vor >einigen Jahren<, als wir schon mal hier waren, aber rein gehen wir natürlich trotzdem 🏊 Ich schmeiße zurest den Rettungsring 🛟 vom Achterdeck hinein und springe dann selbst hinterher, das macht voll Spaß 😁 Ludger lässt es da ruhiger angehen und nimmt die Badeleiter. Wir pumpen auch unser SUP auf und drehen damit einige Runden 🏄 Nach dem Grillen am Abend lassen wir diesen schönen Tag bei Rotwein 🍷 und Sonnenuntergang ausklingen.
Tag 11: Scharmützelsee > Bindow Süd
>>> 30,6 km + 3 Schleusen + 1 Fußgängerbrücke in 4,2 Stunden Fahrzeit <<<
Heute werden wir dieses schöne Fleckchen Erde bzw. Wasser wieder verlassen. Bei einem ersten Blick nach draußen, es ist kurz nach 7 Uhr, liegt noch Dunst auf dem Wasser und alles ist ruhig, bis auf einen Frühschwimmer, der sich an der nahegelegenen Badebucht gerade ins Wasser begibt. Wir bereiten unser Frühstück vor und genießen es in dieser ruhigen Umgebung, um dann aktiv zu werden: Ludger holt den Anker wieder ein und muss dabei allerlei Unterwasserpflanzen von der Kette lösen, nach 2 Nächten hat sich da so einiges angesammelt. Schließlich kann ich im Bogen fahrend unseren Ankerplatz verlassen und auf Wendisch-Rietz zusteuern, vor der dortigen Schleuse müssen wir nur kurz warten, eh wir mit einigen anderen Booten zusammen einfahren können. Da wir als Erstfahrer ganz vorne zu liegen kommen, haben wir bei der anschließenden Weiterfahrt über die Storkower Gewässer einen schönen Blick auf das stille Wasser und seine bewaldeten Ufer. Schon bald erreichen wir den Großen Storkower See und wundern uns über viele dunkle Boote, die in der Ferne von der Seite kommend auf den See fahren und dann in voller Breite auf uns zu kommen. Ich gebe zu, dass mir in der aktuellen Lage (Russland > Ukraine) bei diesem Anbllick etwas mulmig wird ... Als sie näher kommen, schert ein Boot aus der Reihe aus und kommt mit wehender Flagge auf uns zu gefahren, er signalisiert uns, dass sie Steuerbord an uns vorbei fahren werden. Wir erkennen, dass in jedem Boot anscheinend auch Kinder mit orangenen Schwimmwesten sitzen - seltsam ... Bei der nächsten Schleuse klären uns andere Bootsfahrer auf: es handelte sich hier um das Informationstechnikbataillon 381, traditionsgemäß fahren sie jährlich am Einschulungstag die Erstklässler der Europaschule Storkow mit ihren Sturmbooten über den See, anschließend bekommen die Kleinen von der Bürgermeisterin noch ein Eis 🍨 Eine schöne Aktion, die den Kleinen sicherlich viel Spaß macht 👍 In Storkow angekommen müssen wir die Fußgängerbrücke durch Betätigen der Selbstbedienungsstangen für uns öffnen, um dann anschließend im Oberwasser der Schleuse festzumachen. Da es etwas länger dauern wird, machen wir den Motor aus > ein Fehler, wie wir leider noch feststellen werden ... Als wir später hätten einfahren können, springt er nicht wieder an 😲 Jaaaa, wir hatten manchmal Probleme, wenn er warm war und wieder gestartet werden sollte, er war dann bockig, aber nach einer Weile kam er. Jetzt tut sich jedoch nix mehr, es klingt, als käme kein Diesel zum Motor. Wir geben grad den anderen Booten Bescheid, dass sie vor uns rein dürfen und kümmern uns um unser Sorgenkind 👀🔧Die Schläuche sitzen noch an ihrer richtigen Stelle und die Filter sind alle frei. Schließlich gibt Ludger dem Schleusenwärter Bescheid und fragt nach einem eventuellen Mechaniker hier in der Gegend. Nach kurzer Zeit bekommen wir die Kontaktdaten und telefonieren gleich, leider kann er uns nicht versprechen, dass er heute noch vorbei kommt 🤷♀️ Ärgerlich, aber wir machen das Beste daraus: mit Tee und Plätzchen machen wir es uns gemütlich und beobachten das rege Treiben vor der Schleuse. Langweilig ist es nicht, es kommen reichlich Boote, die schleusen möchten. Leider haben sich einige bereits am Beginn des Oberwassers in die Engstelle gelegt, so dass die nachfolgenden sich durchschlängeln müssen. Auch uns bekannte Boote kommen hier an: die Soldaten mit ihren Sturmbooten fahren an allen vorbei (inzwischen wieder ohne Kinder) und dürfen direkt in die Schleuse einfahren, einige von ihnen müssen jedoch wegen Vollheit auf die nächste Schleusung warten. Einer von ihnen ruft bei der Vorbeifahrt: "Wir sind Berufsschifffahrt und haben Vorrang" > so kann man es auch sehen 😆 Nach einer Weile ruft uns der Mechaniker nochmals an und sagt, er könnte doch noch kommen > HURRA 👍👍 Problem ist jetzt nur, wie kommt er an Bord, denn unser Warteplatz hat keinen Landzugang. Vor uns liegt der Segler JOBIGO, die beiden bieten sich netterweise an, dass sie uns rüber auf die andere Seite ziehen und das, obwohl sie nun in die Schleuse hätten einfahren können. Ein forsches Sportboot meint trotz unseres Manövers zur Kammer vordringen zu können, wird aber energisch von der Seglerin gestoppt ✋🗣️ auch schaltet der Schleusenwärter die Signale auf 🔴🔴 und hilft uns sogar beim Ranziehen und Festmachen. Als wir schließlich festliegen ist auch unser Mechaniker vor Ort und wir können unseren lieben Rettern nur noch aus der Ferne ein DANKESCHÖN rüber rufen, denn sie sind bereits in der Kammer angekommen und setzen ihren Heimweg fort. Sie sind unsere VORZEIGESKIPPER des Jahres!!! Für uns geht es nun mit Herrn H. an den Motor, einige mögliche Ursachenquellen kann er ausschließen, doch nicht das Problem selber lösen. Auf jeden Fall könnte der Motor irgendwo Luft ziehen und deshalb nicht anspringen. Schließlich greift er zu einem NOTmittel, was aber KEINE Dauerlösung sein kann: er spritzt während des Startvorgangs KURZ Bremsenreiniger in den Luftansaugstutzen, es wird für einen Moment laut und knatterig 🙉 aber der Motor läuft wieder > HURRA 👍 Er sagt uns, wir sollten noch bis Bindow weiter fahren und dort an seinem Steg übernachten, dann käme er morgens nochmals vorbei, um zu hören, wie alles geklappt hat. Nach dieser 4-stündigen Zwangspause dürfen wir bei der folgenden Schleusung direkt mit einsteigen, unser Mechaniker bleibt noch an unserer Seite, doch alles geht gut, der Motor darf dabei natürlich anbleiben 😉
Die wunderschöne Umgebung lassen wir während der Weiterfahrt auf uns wirken, sie strahlt so eine herrliche Ruhe aus. Beim Anmelden zur Schleuse Kummersdorf wird uns gesagt, dass es noch etwas dauern könnte, da sie auf ein Boot mit Motorproblemen warten würde, als wir sie aufklären, dass wir das sind, dürfen wir direkt rein und den Motor wieder dabei anlassen 😏 Nach Überqueren des Wolzigersees und des Langer Sees erreichen wir die Dahme-Wasserstraße, hier biegen wir ab nach Norden und erreichen nach dem Dolgensee die Gemeinde Bindow-Süd. Hier suchen wir eine Weile nach dem angegebenen Anlegeplatz, werden aber schließlich fündig. Es ist spät geworden, erst gegen 19 Uhr machen wir nach diesem langen aufregenden Fahrtag den Motor aus. Zur Ablenkung werde ich nach dem Essen noch etwas kreativ und setzte mit einer kleinen Lichterkette unser Steuerrad in Szene 😍
Tag 12: Bindow Süd > Zeuthener See ⚓
>>> 16,7 km + 1 Schleuse in 2,4 Stunden Fahrzeit <<<
Wie verabredet kommt zu 8 Uhr nochmals der Herr H. zu unserem Boot, er ist übrigens ein ehemaliger Bootsmechaniker, der als Rentner noch ein wenig weiter arbeitet, Anfragen kommen in diesem beliebten Fahrgebiet sicherlich häufiger vor. Als Möglichkeit für unser Problem vermutet er letztendlich einen Magnetschalter, der nicht mehr richtig öffnet, dieser sitzt in den Tiefen des Motorraums und beinhaltet auch eine Feder, die vielleicht nicht in Ordnung ist ... Nach einigen interessanten Erzählungen über seine Einsätze bedanken wir uns ganz herzlich bei ihm (und bezahlen ihn natürlich für seinen schnellen Einsatz) und setzen gegen 10 Uhr unsere Reise fort. Zu Beginn befahren wir, wie schon auf der Hinfahrt, den schönen schmalen Bereich des Bindower Fließ'. Hier kommt uns das Flusskreuzfahrtschiff MARYLOU entgegen, es ist 1953 gebaut worden und kann maximal 16 Passagiere mitnehmen. Oben auf dem Dach liegen mehrere Fahrräder, mit denen vor Ort Ausflüge gemacht werden können. Nach dem folgenden Krüpelsee erreichen wir die Schleuse Neue Mühle, hier sind wir wieder die ersten und müssen somit bis dicht vor die beiden Unterwassertore fahren, der Schleusenwärter sagt dabei an, wie weit. Außerdem möchte er gerne meine Bugleine haben, ich dachte, er möchte sie für mich um einen dicken Poller legen, der weiter weg steht. Aber nein, er legt sie um einen dünnen Metallstift, der seine Tür vom Bedinerhäuschen offen hält ... hoffentlich hält der 😲 unser Boot wiegt schließlich 10 Tonnen. Alles geht gut und wir können unsere Fahrt fortsetzen. Nach der Eisenbahnbrücke (vorläufig die letzte niedrige Brücke für uns) statten wir, wie schon auf dem Hinweg, der SB-Tankstelle Königs-Wusterhausen einen Besuch ab und tanken nochmals voll, bezahlen kann man hier übrigens nur mit der Karte in 80€-Schritten. Anschließend dürfen wir bei dem benachbarten Vercharterer noch unseren fast leeren Wassertank auffüllen. Bei Bedarf kann man kurzzeitig unter dem Kran festmachen, um dann in einem der beiden nahegelegenen Lebensmittelläden die Küchenvorräte aufzustocken, wir sind aber noch gut versorgt. Beim etwas weiter nördlichen SC Argo legen wir nochmals einen Zwischenstopp ein, denn wir wissen, dass unser liebes Seglerpärchen Birgit & Joris vom Vortag hier ihren Heimathafen haben. Das Boot liegt auch am Steg, vielleicht sind sie ja da, schauen wir mal. Personen sehen wir auf den ersten Blick nicht, doch da betritt jemand das Gelände, der uns weiterhelfen kann, denn die beiden sind in ihrer Gartenanlage direkt um die Ecke. Dort überraschen wir sie, halten einen kleinen Plausch und überreichen als Dankeschön ein lecker Tröpfchen 🍷 aus unserer Heimatstadt. Bei unserer Abfahrt machen sie noch ein Bild von uns, sooo liebe Leute 🙏 Nördlich von Rauchfangswerder lassen wir in der Bucht wieder den Anker fallen, das angestrebte Schwimmen gehen fällt leider aufgrund der immer noch vorherschenden Blaualgen aus 😕 Entschädigt werden wir nach dem gegrillten Abendessen mit einem mückenfreien Abend auf dem Vordeck, freiem Blick auf die vielen umherfliegenden Fledermäuse 🦇🦇 und einem schönen Sonnenuntergang hinter der Stadt Zeuthen.
Tag 13: Zeuthener See > Berlin ⚓
>>> 32,5 km in 4,0 Stunden Fahrzeit <<<
Gegen 8 Uhr stehen wir auf, der Himmel ist noch bewölkt bei 19°C, der See scheint noch zu schlafen, ganz ruhig liegt er vor uns ... und hinter uns ... und auch neben uns 😂😂 ja, so ist das beim Ankern, rundherum ist das Wasser > HERRLICH 😍 Passend zum See machen wir uns in RUHE fertig, frühstücken und starten nach dem Motorcheck um 10 Uhr den Motor. Über den Zeuthener See geht es weiter Richtung Norden und wir erreichen nach wenigen Minuten die Spree-Oder-Wasserstraße SOW, über diese gelangen wir nach nicht mal 1 km in die Wasserstraße-Seddinsee-Gosenerkanal, auch hier herrscht noch fast völlige Ruhe. Letzterer mündet in den Dämeritzsee, von diesem biegen wir nach Westen in die Müggelspree ab und gelangen so in die wunderschöne Siedlung Neu Venedig. Sie liegt nicht - wie der Name vermuten lässt - in Italien, sondern gehört zum Berliner Ortsteil Rahnsdorf. Bis 1926 waren hier sumpfige Spreewiesen, die aber dann durch künstlich angelegte Kanäle entwässert und in kleine Grundstücke aufgeteilt wurden. Diese konnte man damals käuflich erwerben und bebauen, jedoch gibt es hier bis heute kein dauerhaftes Wohnrecht, da es sich um ein Spree-Überflutungsgebiet handelt und somit dem Hochwasserschutz der Stadt Berlin dient.
Wenn wir uns aber einige der Bauten so anschauen 👀 fällt es uns schwer zu glauben 😈
dass es sich hier wirklich um reine Wochenenddomizile handeln soll ...
Die kleineren abzweigenden Kanäle sind übrigens nur für die Anwohner befahrbar. Begehrt ist diese Gegend auch bei den beiden gekoppelten BunBos sowie den vielen Mitfahrenden des uns entgegen kommenden Ausflugsschiffes SPREE. Nach der ca. halbstündigen Fahrt durch diese schöne Gegend ereichen wir den Großen Müggelsee, den wir als Motorboot nur innerhalb der Fahrrinne durchfahren dürfen. Direkt nach dem See liegt in einer Biegung die beliebte Eventlocation und Restauration Spree-Arche, sie ist nur über den Wasserweg zu erreichen, Gäste von Land werden hier nach Betätigen einer Klingel mit dem Floß abgeholt. Ein Stück weiter in Köpenick folgt gleich die nächste Location, es ist der über 100 Jahre alte holländische Zweimaster arsVivendi. Nach der Dammbrücke haben wir kurz einen Blick auf die Altstadt von Köpenick, doch ist diese nicht unser diesjähriges Ziel. Für uns geht die Fahrt nach Erreichen der SOW weiter nordwärts Richtung Berlin Zentrum, doch legen wir in Niederschönewalde an der Ufermauer eine kurze Pause ein, denn hier liegen direkt am Wasser 2 Lebensmittelläden und ein Getränkemarkt > immer sehr PRAKTISCH für uns Bootfahrer 🛒👍 Bei der Weiterfahrt fällt uns ein schöner alter Bau auf, es handelt sich um die Lagerhalle des ehemaligen Kabelwerks Oberspree, sie stammt aus dem Jahre 1897 und steht unter Denkmalschutz. Erbaut wurden sie aus gelben Klinkersteinen, dem sogenannten „Oberschöneweider Klinker“, dieser leuchtet schön in der Sonne, die sich heute erfolgreich den Weg durch die Wolken erkämpft hat 🌤️ Wenige Spreekurven weiter liegen älter und neu nebeneinander: zum einen von außen nicht so schön aussehende Mehrfamilienhäuser, doch können sie ein Fleckchen Erde mit Bäumen, Blumen und kleinen Bootsanlegern ihr eigen nennen. Direkt daneben folgt eine Neubausiedlung, die dagegen zwar freundlich hell, aber sehr steril wirkt, ganz ohne persönliche Note ... Einige 100m weiter scheinen einige Bootsbesitzer wild zu campen, vielleicht auch dort fest zu liegen und zu wohnen. Die WSP ist nicht weit von hier stationiert, doch sie scheinen es zu dulden. Für uns geht die Reise nun am Spreebogenpark Plänterwald vorbei, danach umrunden wir einmal die Insel der Jugend, denn wir wollten wohl in diesem Bereich übernachten. Doch es ist sehr voll, nicht nur an dem Anleger, auch ankermäßig sind hier viele kreative Eigner unterwegs, das hatten wir so nicht erwartet. Südlich der Insel Kratzbruch finden wir schließlich eine Lücke, in der wir den Anker fallen lassen können. Eine Weile beaobachten wir, ob es auch bei drehendem Wind nach allen Seiten passt, aber jedes Boot dreht sich ja ähnlich > passt also ⚓ Zur Insel muss übrigens Abstand gehalten werden, denn sie steht unter Naturschutz. Langeweile kommt hier auf keinen Fall auf, denn es gibt regen Schiffsverkehr und auf der hölzernen Batuga-Insel treffen mehr und mehr junge Leute ein, eine Party steht an, noch ist es ruhig ... Man kann sie wie auch kleinere verankerte Hausboote bei Batuga mieten, mit einem Tretboot gelangt man zu seinem Wunschobjekt.
Mit so einer lebhaften Ankerposition hatten wir hier nicht gerechnet, aber ich glaub, wir ziehen den Altersschnitt um einiges nach oben 😁 Wir unterhalten uns mit dem Eigner von dem kleinen Bötchen neben uns, das er zur Zeit komplett entkernt und anschließend neu
aufbauen möchte. Eine mühselige Aufgabe, solch eine Aktion auf dem Wasser zu machen, aber so kostet keine Liegegebühr. Einen Logenblick haben wir auf die vorbeifahrenden Schiffe auf der Spree und auf das Zementwerk, in dem Ludger als Servicetechniker schon im Einsatz war. Die Nacht war übrigens ruhig, denn ab 22 Uhr gilt auch hier Nachtruhe 😴😴
Tag 14: Berlin > Hohengatow Lieper Bucht ⚓
>>> 31,7 km + 2 Schleusen in 4,1 Stunden Fahrzeit <<<
Um 6 Uhr heißt es für uns "raus aus den Federn", doch der herrliche Ausblick entschädigt uns: glasklares Spiegelwasser bei 18°C. Es gibt nur ein schnelles Frühstück, denn bei der heutigen Tour möchte ich es nicht unten in der Kombüse während der Fahrt herrichten. Gegen 7 Uhr starten wir die Maschine und verlassen diese einzigartige Ankergegend. Sie wird übrigens auch Rummelsburger Piratennest genannt, Pippi Langstrumpf-Nest würde es noch besser treffen, ist sie doch friedlich und freiheitsliebend, so wie die Bootsleute hier ... Wir folgen der Spree weiter Richtung Berlin Mitte, am östlichen Ufer liegt ein großes, anscheinend bewohntes Hausboot, oben auf dem Dach haben die Bewohner einen kleinen Garten mit Gewächshaus angelegt und die Schiffswand der Wasserseite mit reichlich Solarpanelen bestückt. Die obersten Stockwerke des 125 m hohen Gebäudes verschwinden zur Zeit noch im Morgennebel, es ist eines der 4 Hochhäuser der Treptowers. Die einzigartige 30 m hohe Wasserstatue Melecule Men ist jedoch prima zu sehen, es ist ein Symbol der Einheit und steht seit 1999 hier am Schnittpunkt von Kreuzberg, Alt-Treptow und Friedrichshain, somit im Bereich der ehemaligen Ost-West-Grenze. An den Ufern finden sich Neubauten, die sich teils den bestehenden Altbauten anpassen, einige haben auch interessante Überbauten, die mich an die Kranhäuser von Köln erinnern, so hat jede Epoche ihre charakteristischen Merkmale. Nun liegt die wunderschöne Oberbaumbrücke mit ihren 7 Gewölben vor uns, sie wurde 1902 fertiggestellt und hatte damals schon 2 Fahrebenen: zum einen eine art vorgelagerte Brücke für den Straßenverkehr, daneben war der Bereich für Fußgänger und Radfahrer und über ihnen verlief die Strecke der ersten Berliner U-Bahn. 1945 wurde der mittlere Gewölbebogen gesprengt, nach dem Krieg jedoch behelfsmäßig wieder erneuert. Bis auf kurze Phasen war die Brücke nach dem Mauerbau komplett gesperrt, doch wurde sie nach der Wiedervereinigung mit einem neuen Gewölbe versehen und aufwendig repariert. Heute gehört sie zu den verkehrsreichsten und wohl schönsten Brücken in Berlin. Westlich der Brücke verläuft am rechten Ufer die East Side Gallery, es handelt sich dabei um den 1,3 km langen Abschnitt, an dem die sogenannte Hinterlandmauer nicht entfernt wurde. Die Ostseite der Mauerelemente wurde 1990 von mehr als 100 internationalen Künstlern bemalt, einige der Bilder wurden zwischenzeitlich saniert, damit sie für alle sichtbar 👀 erhalten bleiben. In die Mühlendammschleuse können wir zu 4 Sportbooten direkt einfahren, ab hier gilt übrigens in den Sommermonaten von 10:30–19:00 Uhr FUNKFPLICHT, da durch die vielen Spreewindungen und den Ausflugsschiffen eine erhöhte Unfallgefahr auf dem Wasser herrscht. Wir haben zwar beide die Funklizenz, doch ist es entschieden entspannter, wenn man diesen Abschnitt außerhalb dieser Zeit befährt! Nun fahren wir östlich an der Museuminsel vorbei, die Hochschule für Musik Hanns Eisler, das Humboldt Forum und der Berliner Dom liegen nebeneinander direkt am Wasser. Letzterer ist eine evangelische Domkirche, die 1905 eröffnet wurde, in ihr gibt es neben den Gottesdiensten auch verschiedene andere Veranstaltungen und im Untergeschoss befindet sich die sehr umfangreiche Hohenzollerngruft. Nach dem anschließenden Kolonnadengang kommen wir schon an dem Bode-Museum vorbei, es stammt aus dem Jahre 1904. Neben seinen Skulpturen- und Kunstsammlungen beinhaltet es auch das Münzkabinett, welches 2017 durch den Big-Maple-Leaf-Diebstahl international bekannt wurde: es handelt sich dabei um die 50 cm große und 100 kg schwere Goldmünze höchster Reinheit mit dem Profil von Queen Elisabeth II. auf der einen und 3 Ahornblättern auf der anderen Seite. Die Täter wurden wohl inzwischen gefasst, doch die Münze selbst nie gefunden, man geht davon aus, dass sie zerstückelt oder eingeschmolzen wurde 😱 Bei einem Blick nach hinten sehen wir nochmals das Museum mit den beiden Bonijoubrücken (nördliche und südliche) und einen im Nebel versunkenen Berliner Funkturm, da nützt auch die stolze Bauhöhe von 368 m nichts > SCHADE 😕 Aber unsere Verfolger, die können wir sehen 👀 auch sie sind fleißig am Bilder machen. Gegenüber vom ARD-Hauptstadtstudio ist übrigens eine recht lange kostenlose Sportbootliegestelle, dort kann man für max. 24 Stunden liegen, sie ist jedoch frei zugänglich und besitzt keinerlei Versorgungseinrichtungen. Direkt daneben liegt ein uns bekanntes Schiff, es ist das Flusskreuzfahrtschiff MARYLOU, das uns schon am Tag 12 entgegen gekommen war. Nun erreichen wir das Regierungsviertel und haben als erstes einen Blick auf die bekannte begehbare Glaskuppel, die auf dem Reichstagsgebäude thront. Dieses stammt aus dem Jahre 1894, nach einer umfangreichen Restaurierung und Modernisierung sitzt seit 1999 in diesem Gebäude der Deutsche Bundestag. Daneben liegt das Funktionsgebäude des Deutschen Bundestags, das Paul-Löbe-Haus und auf dem gegenüberliegenden Spreeufer das Parlamentsgebäude Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, diese beiden Gebäude wurden nach der Wiedervereinigung neu gebaut und liegen mit dem ebenfalls neu erbauten Bundeskanzleramt in einer Flucht, dem sogenannten Band des Bundes. Im folgenden Spreebogen zweigt am rechten Ufer der Berlin-Spanndauer-Schifffahrtskanal ab, doch ist er von hier bis zum Westhafen für Sportboote verboten! Die Passagierschiffe fahren teils hier herein und drehen unter der Brücke. Wir fahren brav an ihm vorbei und haben dabei direkten Blick auf den Berliner Hauptbahnhof und das Bürogebäude Cube, rechts und links am Ufer ist jeweils eine neue Promenade entstanden, die bei Läufern beliebt sein soll. Die kommende Moltkebrücke ist von 1891, wie viele andere der alten Berliner Brücken steht auch sie unter Denkmalschutz. Der rote Sandstein wird ergänzt durch viele Skulpturen und Ornamente, über unserem Brückenbogen hängt z.B. ein Porträt von Helmuth von Moltke, er war Chef des Preußischen Generalstabes. Was bei unseren Bildern noch von den neuen Regierungsgebäuden fehlt, kommt nun: es ist das Bundeskanzleramt. Ein paar Jahre weiter wird ein viertes Regierungsgebäude das Band des Bundes ergänzen, denn ab dem Frühjahr 2023 soll ein Erweiterungsbau auf der gegenüberliegenden Seite entstehen, für die Bauzeit sind 4-5 Jahre angesetzt ... 😂😂 Nach den Regierungsgebäuden kommt am linken Ufer das Haus der Kulturen der Welt, die seit ihrer Gründung 1989 ihren Sitz hier haben. Die meisten kennen das Gebäude wahrscheinlich eher als die Kongresshalle, aufgrund ihrer Optik wird sie auch oft als Schwangere Auster bezeichnet. Eröffnung feierte sie als Kongresshalle 1957 aus Anlass der Int. Bauausstellung, für Reden waren später auch namhafte int. Politiker zu Besuch (z.B. J.F. Kennedy, J. Carter). 1980 stürzte ein Teil des auffälligen überstehenden Daches ein, Grund waren Bau- und Planungsmängel, die zu Ermüdungserscheinungen führten, erst 1987 konnte eine Wiedereröffnungsfeier stattfinden. Nun folgen wieder schöne alte Brücken, zum einen die Lutherbrücke von 1892 und später auch die Moabiter Brücke von 1894, aufgrund ihrer 4 Statuen auch die Bärenbrücke genannt. In dem Seminarschiff ORCA TEN BROKE erntsteht in den großen Fensterscheiben ein Spiegelbild von unserer BETTELU 😏 Bei km 11,8 befindet sich am rechten Ufer, dem Bundesratsufer, die nächste Sportbootliegestelle, sie ist kürzer als die vorherige, hat aber eine feste Mauer > kein Verschwinden der Fender 😉 In den ehemaligen Gebauer Höfen in Charlottenburg befindet sich unter anderem eine Cocktailbar mit Sandbereich. Die Gebauer Höfe wurden Ende 19. Jh./Anf. 20. Jh. erbaut, es handelt sich um historische Fabrikgebäude einer Textilfabrik, die auch unter Denkmalschutz stehen. Im Stadtteil Tiergarten folgt am rechten Ufer schon die nächste Sportbootliegestelle und eine weitere nach der Wasserkreuzung in Charlottenburg am linken Ufer, beide mit Spundwänden. 2 km weiter endet mit der Schl. Charlottenburg nach ca 2 Std. (ab Schl. Mühlendamm) diese wunderschöne Reise durch das Berliner Zentrum, ich kann die Fahrt nur empfehlen, rate aber, wie schon weiter oben erwähnt, zu einer frühen oder späten Durchfahrung, um dem Tagestrubel auf dem Wasser zu entgehen. Ganz gemächlich fahren wir weiter Richtung Spandau, um dort beim Nullpunkt dreier Wasserstraßen, der Havel-Oder-W., unserer Spree-Oder-W. und der Unteren-Havel-W. nach Süden in letztere abzubiegen. Nach nur 4 km Fahrt auf ihr erreichen wir die seenartige Havel, auch Gatow-Kladower-Seenkette genannt, am Westufer liegen kleine Ortschaften und mehrere Sportboothäfen, auf der Ostseite liegt der weitläufige Grunewald, diesem wurde 2015 die Auszeichnung Waldgebiet des Jahres verliehen. Bei der Lieper Bucht lassen wir noch vor der Mittagszeit den Anker fallen und haben von hier einen schönen Blick auf den Wald mit seinem 55 m hohen Grunewaldturm, dieser wurde 1899 auf dem dortigen Karlsberg zu Ehren des Deutschen Kaiseres Wilhelm I. errichtet. Da es noch so früh ist und die Sonne scheint, pumpen wir heute endlich zum ersten Mal unser neues SUP auf, denn das Wasser sieht hier gut aus und das Wetter lädt auch zum Baden ein. Bei der anschließenden Ruhepause mitsamt dem Ankerschluck auf dem Achterdeck beobachten wir den Rahsegler ROYAL LOUISE, ein 1999 gefertigter Nachbau von dem originalen gleichnamigen Dreimaster, der 1831 gebaut und 1945 zerstört worden war. Es werden gerade unter genauer Beobachtung der Passagiere die Segel gesetzt. Einige Zeit später sehe ich ein fahrbares Kioskboot auf die Bucht zusteuern, sogleich hole ich mein Portemonnaie und mache mich bemerkbar, denn nun gönnen wir uns hier mitten auf dem Wasser ein schönes leckeres Eis.
Über den Preis reden wir mal nicht 🙊 ist ja schließlich URLAUB 😁
Nach dem späteren Essen sitzen wir noch lange oben und lassen die ruhige Abendstimmung auf uns wirken 😍😍
Tag 15: RUHETAG
> wir bleiben in der Lieper Bucht ⚓
Heute gönnen wir uns wieder einen entspannten Ankertag. Warum? Weil es einfach sooooo schön ist ⚓😍 Aber ich kann mich noch an meine erste Ankernacht vor einigen Jahren erinnern, da habe ich gar nicht gut geschlafen, obwohl Ludger im Vorfeld extra eine AnkerApp aktiviert hatte. Ihr solltet das unbedingt bei Gelegenheit ausprobieren! Heute ist ein besonderer Tag für uns, denn wir haben Bergfest und es ist mein Geburtstag 😊 Zu Feier des Tages scheint morgens noch die Sonne 🌞 wobei sich auch schon Wolken nähern... Nach dem Frühstück ist die Havel hier noch nicht so viel befahren, so kann ich ganz in Ruhe eine größere SUP-Tour unternehmen, zur Mittagszeit werden die Wolken jedoch dunkler und die Sicht schlechter und es dauert nicht lange, da setzt ein windiger Starkregen ein. Zum Glück schaffen wir es noch vorher, alle Persenningsfenster einzusetzen, so können wir auf dem Achterdeck geschützt vor der Witterung Tee und Kuchen genießen, während der Regen niederprasselt. Als dann aber auch noch ein derbes Gewitter über uns aufzieht, verschwinden wir doch lieber in den Salon und genehmigen uns dort den Geburtstagstrunk 🍷😋 Mehrere Gewitter und der Starkregen tanzen um uns herum, so dass die Sicht weiter nachlässt, erst zum Abend hin beruhigt sich das Wetter, so dass wir beim Abendessen wieder auf dem Achterdeck sitzen können und freien Blick auf den 212 m hohen Fernmeldeturm auf dem Schäferberg haben. Während die Sonne sich nach dem Essen leise zurückzieht wird unser Schiff von vielen Rauchschwalben bevölkert, sie nutzen anscheinend nach dem turbulenten Tag den ruhigen Abend und wagen sich wieder weiter weg von ihren Nestern. Wir gönnen uns bei Kerzenschein nochmals einen leckeren Rotwein und sehen dabei, dass der Grunewaldturm nachts angestrahlt wird, nun hat er was von einem Engel mit hochstehenden Flügeln, was durch die Bildunschärfe noch unterstützt wird. Auch muss ich bei diesem Anblick an die deutsche Rockband Rammstein denken, könnt ihr euch denken warum?
Tag 16: Hohengatow Lieper Bucht > Potsdam
>>> 18,9 km in 2,4 Stunden Fahrzeit <<<
Beim Aufstehen ist es noch recht diesig, ein Berufschiffer fährt bereits einsam seine Route über die Gatow-Kladower-Seenplatte. Sie sind hier eher selten zu sehen, denn möchten sie von Westen kommend nach Norden weiter können sie den Berliner Raum großräumig über den Havelkanal umfahren, wollen sie von West nach Ost rüber nehmen sie die Strecke über den Sacrow-Paretzer-Kanal rüber zum Teltowkanal, somit hatte dieser bei seinem Tiefgang wohl in der Nähe seinen Beladehafen. Für uns geht die Fahrt erst 2 Stunden später bei besserer Sicht weiter, südlich von Schwanenwerder biegen wir nach Backbord (>links) in den Großen Wannsee ein. Zu unserer rechten Seite liegen die Stege des Bootshaus' Bolle, "bewacht" werden sie vom Denkmal Flensburger Löwe, es handelt sich hier um einen aus dem Jahr 1865 stammenden Zinkabguss von dem Original aus dem Jahre 1862, welches an den Sieg Dänemarks über Schleswig-Holstein im Jahre 1850 erinnert und später den Dänen zurückgegeben wurde, dieses Abbild steht seit 1938 hier am Heckeshorn. Etwas südlich davon liegt die 1914/15 erbaute Villa Marlier, bekannt wurde sie nach mehrmaligen Verkauf durch die dort am 20. Januar 1942 stattgefundene Wannsee-Konferenz: bekanntlich ein geheimes Treffen von 15 hochrangigen Personen, die hier die Durchführung der Endlösung der Judenfrage organisierten 😢 Nach der 90minütigen Besprechung wurde makabererweise zu einem Frühstück geladen. 1992 wurde in dem inzwischen renovierten denkmalgeschützten Gebäude die Gedenk- und Bildungsstätte "Haus der Wannsee-Konferenz" gegründet, seitdem gibt es hier mehrere Dauerausstellungen.
Im großen Bogen fahren wir an den vielen folgenden Yachthäfen vorbei, an der Ostseite des Sees liegt das bekannte 1907 eröffnete Strandbad Wannsee, es ist europaweit eines der größten Freibäder an einem Binnengewässer, verfügt es doch über einen über 1 km langen Sandstrand. Für den Rückweg zur eigentlichen Havelstrecke fahren wir südlich der Pfaueninsel lang, die Insel steht unter Naturschutz und gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO, zu erreichen ist sie mit der ältesten Fährverbindung Berlins, die bereit seit 1921 besteht. An ihrem Südufer liegt ein hölzerner Fregattenschuppen, dieser wurde bereits 1833 erbaut und diente damals der originalen ROYAL LUISE als Winterquartier, heute findet der oben bereits erwähnte Schiffsnachbau hier seinen Platz in der kalten Jahreszeit. Wenn man ihn so sieht, meint man nicht, dass das große Schiff da hinein passt ...
Im 18. Jh. diente die Pfaueninsel übrigens dem späteren König Friedrich Wilhelm II. und seiner Mätresse Wilhelmine Encke als Liebesinsel, anfangs soll er 17 und sie erst 13 ! Jahre gewesen sein, aus dieser "Beziehung" gingen 5 Kinder hervor und dauerte trotz seiner 2 (Pflicht-)Hochzeiten und mehreren Liebschaften bis zu seinem Tod. Das Schloss auf der Insel ließ er nach eigenen Plänen als Lustschloss bauen, Wilhelmine war verantwortlich für die Inneneinrichtung, die heutzutage noch zu bestaunen ist. Leider konnten sie beide sich nicht mehr lange darin vergnügen, starb er doch im Jahr der Fertigstellung 1797 mit nur 53 Jahren. (Bild ist von 2013) Die Geschichten der alten Zeiten sind übrigens seeeehr interessant zu lesen, weshalb die Schreiberei hier manchmal recht lange dauert 😁, mir fallen dazu die Worte: Sodom und Gomorra ein 🙈
Am südllichen Festland erhebt sich auf der Anhöhe Nikolskoe (gesprochen: Nikolskoje) weit sichtbar die ev. Kirche St. Peter und Paul, erbaut 1837 und später am nördlichen Ufer die auffällige Heilandskirche am Port von Sacrow, sie stammt von 1844 und wird seit ihrer Restaurerung wieder für Gottesdienste und Konzerte genutzt. Für uns schließt sich am folgenden Jungfernsee ein Kreis, waren wir doch vor 9 Tagen bereits hier und durchfuhren die Glienicker Brücke, auch heute führt uns der Weg unter ihr her, biegen danach jedoch nach Steuerbord (rechts) in den Tiefen See der Potsdamer Havel ab, hier liegt an der Nordseite übrigens ein Aldi mit eigenem Anleger für Sportboote, je nach Bootlänge passen da 3-4 Boote hin 👍 wir haben hier jedoch keinen Bedarf und fahren weiter unter der Humboldtbrücke hindurch. Während der folgenden schönen Passage der Neuen Fahrt hat man nicht das Gefühl mitten in Potsdam zu sein, doch an ihrem Ende beweist ein Blick zurück diese Begebenheit, wir schauen am Wasserbahnhof vorbei direkt auf das wiederaufgebaute Stadtschloss, in dem heutzutage das Landesparlament sitzt und sehen dahinter die 77 m hohe Kuppel der St. Nikolaikirche, diese wurde 1837 fertiggestellt, nach langjähriger Beseitigung der Kriegsschäden konnte sie erst 1981 erneut geweiht werden. Für uns geht es noch ein Stückchen weiter und endet planmäßig gegen Mittag im Yachthafen Potsdam, nach telefonischer Anfrage dürfen wir seitlich am Deutschland-Steg festmachen, müssen aber darauf achten nicht überzustehen, denn es käme später noch ein Passagierschiff > das kriegen wir hin. Hier sind mehrere Läden in der Nähe, die wir zwecks erneuter Bevorratung aufsuchen, anschließend genehmigen wir uns eine schöne Dusche in den Sanitäranlagen. Wir haben zwar eine, das ist aber echt behelfsmäßig und sparen wir uns auf für Notfälle, die wir bisher jedoch noch nicht hatten. Der Ausblick bei unserem späteren Anlegeschluck ist herrlich, der Blick schweift direkt über das Wasser rüber zur Halbinsel Hermannswerder mit seinem backsteinroten Wasserturm. Ab und an flitzt eins der auffälligen gelben Wassertaxis hier vorbei, mit ihnen kann man fix von A nach B kommen, ähnlich den von mir so genannten Flitzefähren in Hamburg. Das angekündigte Schiff bekommen wir zwar noch mit, liegen jedoch schon im Bett, da schauen wir morgen mal, was da gekommen ist und wie wir dann wieder ablegen können ...
Tag 17: Potsdam > Werder
>>> 19,4 km in 2,7 Stunden Fahrzeit <<<
Spät abends kam noch die MARYLOU und hat sich quer vor den Steg und an die Dalben gelegt, damit sehen wir sie nun zum dritten Mal. Die Fahrgäste sind gestern erst an Bord gekommen und werden heute ihre erste Radtour unternehmen, doch zuvor wird jedes Rad auf die Person eingestellt und Proberunden gedreht, wenn alles passt, starten sie auf eigene Faust zu ihrer Potsdam-Erkundungstour. Mit an Bord ist übrigens auch der Bordhund Skipper. Wir beobachten dieses rege Treiben während wir unser Frühstück an Deck genießen. Die MARYLOU hat übrigens seit Oktober 2022 in Heiligenhafen eine neue Aufgabe: sie dient dort an der Ostmole nun als Bed & Breakfast-Schiff und als Gastrobetrieb. Wir sind gegen 11 Uhr soweit und starten die Maschine, um uns aus der nun an drei Seiten geschlossenen Position raus zu zirkeln, viel Platz ist nicht, jetzt müsste man seitlich fahren können ... aber mit Geduld klappt es und wir können unsere Fahrt fortsetzen > Tschüss Potsdam. 30 Minuten später fällt uns auf, dass wir den Hafenschlüssel nicht abgegeben haben > SO EIN MIST, auf ihn gibt es 20 € Pfand zurück, also drehen wir nochmals um und finden zum Glück einen leichteren Anlegeplatz, fix den Schlüssel abgeben und schon verlassen wir den Yachthafen Potsdam heute zum zweiten Mal 🙄 Bei der Engstelle Caputh müssen wir der querenden Seilfähre TUSSY II den Vortritt lassen. Am Ostufer kann man in der Gaststätte Fährhaus Caputh schön draußen sitzen und das Treiben auf dem Wasser beobachten. Auch so wirkt der Ort sehr beschaulich, da wäre auch mal ein Stopp lohnenswert, hatte doch sogar Albert Einstein hier ein Sommerhaus. Für uns geht es weiter über den Schwielowsee, auf dem ein E-Foil-Fahrer seine Bahnen zieht.
Schon bald erreichen wir unser heutiges Etappenziel: die Halbinsel Werder, vom Wasser aus haben wir einen schönen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, die evangelische Heilig-Geist-Kirche, von der Optik her hat sie was von einer kleinen Kathedrale. An dem nördlichen Ende der Halbinsel biegen wir nach Backbord (links) ab und finden dort in der Föhse den Wasserwanderrastplatz Werder, dieser liegt sehr zentral kurz vor der Brücke zur Insel Werder. Bisher haben wir in diesem Jahr nicht viel an Land unternommen, was verschiedene Gründe hat, doch hier unternehmen wir einen Spaziergang über die beliebte Kernstadt, die sich auf der Halbinsel befindet. Zuvor müssen wir aber am Automaten noch das "Hafen"-Ticket besorgen, stolze 28 € müssen wir für eine Übernachtung bezahlen, man bedenke, wir liegen an einem Wasserwanderrastplatz!! Dieser ist zwar zum Land hin abgeschlossen und dort befindet sich auch das öffentliche, jedoch kostenpflichtige WC, aber der Preis ist definitv zu hoch. Das Tor zur Steganlage lässt sich übrigens nur mit dem QR-Codeabschnitt vom Ticket öffnen. Nach Überqueren der Inselbrücke schwenken wir nach Süden auf die Promenade und sehen schon bald die Bockwindmühle, sie stammt nicht original von hier, aber engagierte Insulaner kauften diese baugleiche, nachdem die letzte eigene 12 Jahre zuvor durch einen Brand zerstört worden war. Am Ende der Promenade schwenken wir nach links, vorbei geht es am Alten Friedhof zur Fischerstraße, hier steht zwischen den vielen alten Fischerhäusern der inzwischen 300 Jahre alte Birnenbaum der Sorte Bergamotte. Der schräg gewachsene Hauptstamm muss gestützt werden, doch trägt er noch heute viele Früchte. Über die Kirchstraße gelangen wir zur Heilig-Geist-Kirche, sie stammt aus dem Jahre 1858, und zur Stadtverwaltung, dieses Gebäude aus dem Jahre 1778 war zuvor eine Schule. Auch in den Nebenstraßen befinden sich viele schön restaurierte Häuser aus der alten Zeit, als die Mehrzahl der Einwohner noch Fischer waren:
Tag 9: Krüpelsee > Scharmützelsee ⚓
>>> 36,6 km + 3 Schleusen + 1 Fußgängerbrücke in 5,0 Stunden Fahrzeit <<<
Kurz nach 9 Uhr starten wir nach dem Motorcheck die Maschine und holen den Anker ein. Das Wetter meint es heute leider nicht so gut mit uns: es regnet ☔ dabei müssen wir doch wegen der Brücken den Geräteträger und damit auch die hintere Persenning legen. Zum Glück ist der Steuerstand selbst im Trockenen und Ludger kann sogar dank der Markise durch das ausgebaute Frontfenster nach draußen schauen (sonst saß er immer auf einem kleinen Hocker und schaute durch die feste Glasscheibe). Aber wir sehen bei diesem Wetter, wie schön das Wasser auf der neuen Persenning immer noch abperlt > SUPER 👍 Nach dem See fahren wir durch den Abschnitt Bindower Fließ, das teils schmale Gewässer schlängelt sich durch die waldige Landschaft, teils ist es auch Naturschutzgebiet. An manchen Stellen sieht man kleine Lichtungen oder es ragt ein einfacher Steg aus dem Dickicht, der sicher gern für eine Ruhepause genutzt wird. Nach der Überquerung des Dolgensees, der bei diesem Wetter kaum befahren ist, ereichen wir bei Dolgenbrodt den nächsten schmaleren Gewässerabschnitt, hier gibt es wieder Gartengrundstücke, die bis ans Wasser reichen, doch dieses Mal sind sie nicht auf Luxus getrimmt, sondern kleiner und einfach gehalten. Ich find sie herrlich natürlich und würde mich sofort wohl fühlen, man hat das Gefühl > hier wird nicht gezeigt, sondern gelebt 😍 Ein Stückchen weiter wird es dörflicher, es gibt mehrere offensichtlich private Anlegestellen, eine davon ist wohl von einem USA-Fan belegt, er hat sein Boot MOONSHINER mit den Stars and Stripes folieren lassen, eine andere ist mit unser kleineren Schwester STARGAZER belegt, es eine Succes 108 Ultra, unsere ist eine 115 Ultra. Ist jemand ein eingefleischter Camper und möchte doch gerne mal Wassersport betreiben, kann sich dieses Wokamo-Model mieten. Noch jemand anderes hat seine Badewanne angemalt und auf seinen Badesteg gestellt. Ihr seht, die Welt ist herrlich bunt und vielfältig 🌈
Kurz darauf verlassen wir die Dahme-Wasserstraße und biegen ein in die Storkower-Gewässer, auch hier wechseln sich größere Seen und schmale geschwungene Passagen ab. Nach dem Langer See am Anfang erreichen wir den sogenannten Sauwinkel, fragt mich nicht, wo der Name herkommt 😂 Der Fischreiher trotzt dem Regen und hält von seiner erhöhten Position Ausschau nach Fischen und Fröschen, doch auch Kleinnagetiere und Insekten stehen durchaus auf seinem Speiseplan. Für die Genießer unter euch hier ein Video von der Fahrt durch diesen wunderschönen Bereich, einfach mal wirken lassen ...
Was ja absolut selten ist, aber hier mal einmal eintritt, ist, dass wir die Schleuse Kummersdorf nach nur kurzer Wartezeit bei trockenem Wetter fahren können 👍 2 km weiter erreichen wir die niedrigste Brücke von diesem Gewässer, es ist die Philadelphiabrücke, angegeben ist sie mit 3,75 m, vorab ist einen Brückenpegel. Lange Zeit habe ich mich damit schwer getan, diese abzulesen 🤗 dabei ist es doch sooo einfach: die Zahlen, die GANZ aus dem Wasser schauen, geben die Durchfahrtshöhe an. In diesem Fall liegt sie somit bei ca. 3,70 m, passt für uns bei gelegtem Geräteträger, wie wir es ja schon den ganzen Tag haben. Die folgende Schleuse Storkow dürfen wir wieder im Regen ☔ durchfahren, müssen sie aber nicht mit der blauen (+ roten) Stange selbst bedienen, was hier auch möglich wäre. Die Fußgängerbrücke dahinter jedoch steht auf manuelle Bedienung, ist aber auch ganz simpel: Man fährt an dem Wartebereich die Stangen an und dreht die blaue um 90° zu sich, so wird die Öffnung der Brücke eingeleitet, ist sie ganz gehoben, wird sie per Licht- und Textsignal frei gegeben. Die rote Stange ist NUR für den Notfall, da wird der Vorgang gestoppt! Die letzte Schleuse für heute, die in Wendisch Rietz dürfen wir auch selbst bedienen. Bei einer Schleusung ist dieser Vorgang etwas erweitert: Am Wartesteg wieder die blaue Stange drehen, nach der Einfahrtsfreigabe fahren alle Boote ein, ist das LETZTE an seinem Schleusenplatz angekommen UND hat die Leinen gelegt, DANN ERST wird die blaue Stange in der Kammer gedreht, denn nun schließen sich die Tore und die Schleusung beginnt. WICHTIG > Eins der Boote muss in dem Bereich der Stangen liegen, um sie problemlos bedienen zu können! Wir legen uns nach Schleusung für eine Weile an den Anleger, stellen den Geräteträger wieder auf und schließen die Persenning, anschließend gehe ich noch fix zum nahe gelegenen Einkaufsladen. Nach kurzer Weiterfahrt erreichen wir den Scharmützelsee und suchen uns im südöstlichen Bereich eine geeignete Ankerstelle, die wir auch zügig finden, so dass wir gegen 16 Uhr den Motor ausmachen können. Das Wasser wird hier zum Glück nicht von Blaualgen dominiert, so dass wir erstmal schwimmen gehen > HERRLICH 🏊😀👍 Später gibt es Salat mit frischem Brot und anschließend lassen die Wolken das abendliche Sonnenlicht durch.
Tag 10: RUHETAG > wir bleiben am Scharmützelsee ⚓
Heute bleiben wir hier und lassen die Seele in dieser tollen Umgebung baumeln. Leider versteckt sich die Sonne überwiegend hinter den Wolken 🌥️ aber warm ist es trotzdem. Das Wasser wirkt dadurch nur nicht so grünlich klar wie vor >einigen Jahren<, als wir schon mal hier waren, aber rein gehen wir natürlich trotzdem 🏊 Ich schmeiße zurest den Rettungsring 🛟 vom Achterdeck hinein und springe dann selbst hinterher, das macht voll Spaß 😁 Ludger lässt es da ruhiger angehen und nimmt die Badeleiter. Wir pumpen auch unser SUP auf und drehen damit einige Runden 🏄 Nach dem Grillen am Abend lassen wir diesen schönen Tag bei Rotwein 🍷 und Sonnenuntergang ausklingen.
Tag 11: Scharmützelsee > Bindow Süd
>>> 30,6 km + 3 Schleusen + 1 Fußgängerbrücke in 4,2 Stunden Fahrzeit <<<
Heute werden wir dieses schöne Fleckchen Erde bzw. Wasser wieder verlassen. Bei einem ersten Blick nach draußen, es ist kurz nach 7 Uhr, liegt noch Dunst auf dem Wasser und alles ist ruhig, bis auf einen Frühschwimmer, der sich an der nahegelegenen Badebucht gerade ins Wasser begibt. Wir bereiten unser Frühstück vor und genießen es in dieser ruhigen Umgebung, um dann aktiv zu werden: Ludger holt den Anker wieder ein und muss dabei allerlei Unterwasserpflanzen von der Kette lösen, nach 2 Nächten hat sich da so einiges angesammelt. Schließlich kann ich im Bogen fahrend unseren Ankerplatz verlassen und auf Wendisch-Rietz zusteuern, vor der dortigen Schleuse müssen wir nur kurz warten, eh wir mit einigen anderen Booten zusammen einfahren können. Da wir als Erstfahrer ganz vorne zu liegen kommen, haben wir bei der anschließenden Weiterfahrt über die Storkower Gewässer einen schönen Blick auf das stille Wasser und seine bewaldeten Ufer. Schon bald erreichen wir den Großen Storkower See und wundern uns über viele dunkle Boote, die in der Ferne von der Seite kommend auf den See fahren und dann in voller Breite auf uns zu kommen. Ich gebe zu, dass mir in der aktuellen Lage (Russland > Ukraine) bei diesem Anbllick etwas mulmig wird ... Als sie näher kommen, schert ein Boot aus der Reihe aus und kommt mit wehender Flagge auf uns zu gefahren, er signalisiert uns, dass sie Steuerbord an uns vorbei fahren werden. Wir erkennen, dass in jedem Boot anscheinend auch Kinder mit orangenen Schwimmwesten sitzen - seltsam ... Bei der nächsten Schleuse klären uns andere Bootsfahrer auf: es handelte sich hier um das Informationstechnikbataillon 381, traditionsgemäß fahren sie jährlich am Einschulungstag die Erstklässler der Europaschule Storkow mit ihren Sturmbooten über den See, anschließend bekommen die Kleinen von der Bürgermeisterin noch ein Eis 🍨 Eine schöne Aktion, die den Kleinen sicherlich viel Spaß macht 👍 In Storkow angekommen müssen wir die Fußgängerbrücke durch Betätigen der Selbstbedienungsstangen für uns öffnen, um dann anschließend im Oberwasser der Schleuse festzumachen. Da es etwas länger dauern wird, machen wir den Motor aus > ein Fehler, wie wir leider noch feststellen werden ... Als wir später hätten einfahren können, springt er nicht wieder an 😲 Jaaaa, wir hatten manchmal Probleme, wenn er warm war und wieder gestartet werden sollte, er war dann bockig, aber nach einer Weile kam er. Jetzt tut sich jedoch nix mehr, es klingt, als käme kein Diesel zum Motor. Wir geben grad den anderen Booten Bescheid, dass sie vor uns rein dürfen und kümmern uns um unser Sorgenkind 👀🔧Die Schläuche sitzen noch an ihrer richtigen Stelle und die Filter sind alle frei. Schließlich gibt Ludger dem Schleusenwärter Bescheid und fragt nach einem eventuellen Mechaniker hier in der Gegend. Nach kurzer Zeit bekommen wir die Kontaktdaten und telefonieren gleich, leider kann er uns nicht versprechen, dass er heute noch vorbei kommt 🤷♀️ Ärgerlich, aber wir machen das Beste daraus: mit Tee und Plätzchen machen wir es uns gemütlich und beobachten das rege Treiben vor der Schleuse. Langweilig ist es nicht, es kommen reichlich Boote, die schleusen möchten. Leider haben sich einige bereits am Beginn des Oberwassers in die Engstelle gelegt, so dass die nachfolgenden sich durchschlängeln müssen. Auch uns bekannte Boote kommen hier an: die Soldaten mit ihren Sturmbooten fahren an allen vorbei (inzwischen wieder ohne Kinder) und dürfen direkt in die Schleuse einfahren, einige von ihnen müssen jedoch wegen Vollheit auf die nächste Schleusung warten. Einer von ihnen ruft bei der Vorbeifahrt: "Wir sind Berufsschifffahrt und haben Vorrang" > so kann man es auch sehen 😆 Nach einer Weile ruft uns der Mechaniker nochmals an und sagt, er könnte doch noch kommen > HURRA 👍👍 Problem ist jetzt nur, wie kommt er an Bord, denn unser Warteplatz hat keinen Landzugang. Vor uns liegt der Segler JOBIGO, die beiden bieten sich netterweise an, dass sie uns rüber auf die andere Seite ziehen und das, obwohl sie nun in die Schleuse hätten einfahren können. Ein forsches Sportboot meint trotz unseres Manövers zur Kammer vordringen zu können, wird aber energisch von der Seglerin gestoppt ✋🗣️ auch schaltet der Schleusenwärter die Signale auf 🔴🔴 und hilft uns sogar beim Ranziehen und Festmachen. Als wir schließlich festliegen ist auch unser Mechaniker vor Ort und wir können unseren lieben Rettern nur noch aus der Ferne ein DANKESCHÖN rüber rufen, denn sie sind bereits in der Kammer angekommen und setzen ihren Heimweg fort. Sie sind unsere VORZEIGESKIPPER des Jahres!!! Für uns geht es nun mit Herrn H. an den Motor, einige mögliche Ursachenquellen kann er ausschließen, doch nicht das Problem selber lösen. Auf jeden Fall könnte der Motor irgendwo Luft ziehen und deshalb nicht anspringen. Schließlich greift er zu einem NOTmittel, was aber KEINE Dauerlösung sein kann: er spritzt während des Startvorgangs KURZ Bremsenreiniger in den Luftansaugstutzen, es wird für einen Moment laut und knatterig 🙉 aber der Motor läuft wieder > HURRA 👍 Er sagt uns, wir sollten noch bis Bindow weiter fahren und dort an seinem Steg übernachten, dann käme er morgens nochmals vorbei, um zu hören, wie alles geklappt hat. Nach dieser 4-stündigen Zwangspause dürfen wir bei der folgenden Schleusung direkt mit einsteigen, unser Mechaniker bleibt noch an unserer Seite, doch alles geht gut, der Motor darf dabei natürlich anbleiben 😉
Die wunderschöne Umgebung lassen wir während der Weiterfahrt auf uns wirken, sie strahlt so eine herrliche Ruhe aus. Beim Anmelden zur Schleuse Kummersdorf wird uns gesagt, dass es noch etwas dauern könnte, da sie auf ein Boot mit Motorproblemen warten würde, als wir sie aufklären, dass wir das sind, dürfen wir direkt rein und den Motor wieder dabei anlassen 😏 Nach Überqueren des Wolzigersees und des Langer Sees erreichen wir die Dahme-Wasserstraße, hier biegen wir ab nach Norden und erreichen nach dem Dolgensee die Gemeinde Bindow-Süd. Hier suchen wir eine Weile nach dem angegebenen Anlegeplatz, werden aber schließlich fündig. Es ist spät geworden, erst gegen 19 Uhr machen wir nach diesem langen aufregenden Fahrtag den Motor aus. Zur Ablenkung werde ich nach dem Essen noch etwas kreativ und setzte mit einer kleinen Lichterkette unser Steuerrad in Szene 😍
Tag 12: Bindow Süd > Zeuthener See ⚓
>>> 16,7 km + 1 Schleuse in 2,4 Stunden Fahrzeit <<<
Wie verabredet kommt zu 8 Uhr nochmals der Herr H. zu unserem Boot, er ist übrigens ein ehemaliger Bootsmechaniker, der als Rentner noch ein wenig weiter arbeitet, Anfragen kommen in diesem beliebten Fahrgebiet sicherlich häufiger vor. Als Möglichkeit für unser Problem vermutet er letztendlich einen Magnetschalter, der nicht mehr richtig öffnet, dieser sitzt in den Tiefen des Motorraums und beinhaltet auch eine Feder, die vielleicht nicht in Ordnung ist ... Nach einigen interessanten Erzählungen über seine Einsätze bedanken wir uns ganz herzlich bei ihm (und bezahlen ihn natürlich für seinen schnellen Einsatz) und setzen gegen 10 Uhr unsere Reise fort. Zu Beginn befahren wir, wie schon auf der Hinfahrt, den schönen schmalen Bereich des Bindower Fließ'. Hier kommt uns das Flusskreuzfahrtschiff MARYLOU entgegen, es ist 1953 gebaut worden und kann maximal 16 Passagiere mitnehmen. Oben auf dem Dach liegen mehrere Fahrräder, mit denen vor Ort Ausflüge gemacht werden können. Nach dem folgenden Krüpelsee erreichen wir die Schleuse Neue Mühle, hier sind wir wieder die ersten und müssen somit bis dicht vor die beiden Unterwassertore fahren, der Schleusenwärter sagt dabei an, wie weit. Außerdem möchte er gerne meine Bugleine haben, ich dachte, er möchte sie für mich um einen dicken Poller legen, der weiter weg steht. Aber nein, er legt sie um einen dünnen Metallstift, der seine Tür vom Bedinerhäuschen offen hält ... hoffentlich hält der 😲 unser Boot wiegt schließlich 10 Tonnen. Alles geht gut und wir können unsere Fahrt fortsetzen. Nach der Eisenbahnbrücke (vorläufig die letzte niedrige Brücke für uns) statten wir, wie schon auf dem Hinweg, der SB-Tankstelle Königs-Wusterhausen einen Besuch ab und tanken nochmals voll, bezahlen kann man hier übrigens nur mit der Karte in 80€-Schritten. Anschließend dürfen wir bei dem benachbarten Vercharterer noch unseren fast leeren Wassertank auffüllen. Bei Bedarf kann man kurzzeitig unter dem Kran festmachen, um dann in einem der beiden nahegelegenen Lebensmittelläden die Küchenvorräte aufzustocken, wir sind aber noch gut versorgt. Beim etwas weiter nördlichen SC Argo legen wir nochmals einen Zwischenstopp ein, denn wir wissen, dass unser liebes Seglerpärchen Birgit & Joris vom Vortag hier ihren Heimathafen haben. Das Boot liegt auch am Steg, vielleicht sind sie ja da, schauen wir mal. Personen sehen wir auf den ersten Blick nicht, doch da betritt jemand das Gelände, der uns weiterhelfen kann, denn die beiden sind in ihrer Gartenanlage direkt um die Ecke. Dort überraschen wir sie, halten einen kleinen Plausch und überreichen als Dankeschön ein lecker Tröpfchen 🍷 aus unserer Heimatstadt. Bei unserer Abfahrt machen sie noch ein Bild von uns, sooo liebe Leute 🙏 Nördlich von Rauchfangswerder lassen wir in der Bucht wieder den Anker fallen, das angestrebte Schwimmen gehen fällt leider aufgrund der immer noch vorherschenden Blaualgen aus 😕 Entschädigt werden wir nach dem gegrillten Abendessen mit einem mückenfreien Abend auf dem Vordeck, freiem Blick auf die vielen umherfliegenden Fledermäuse 🦇🦇 und einem schönen Sonnenuntergang hinter der Stadt Zeuthen.
Tag 13: Zeuthener See > Berlin ⚓
>>> 32,5 km in 4,0 Stunden Fahrzeit <<<
Gegen 8 Uhr stehen wir auf, der Himmel ist noch bewölkt bei 19°C, der See scheint noch zu schlafen, ganz ruhig liegt er vor uns ... und hinter uns ... und auch neben uns 😂😂 ja, so ist das beim Ankern, rundherum ist das Wasser > HERRLICH 😍 Passend zum See machen wir uns in RUHE fertig, frühstücken und starten nach dem Motorcheck um 10 Uhr den Motor. Über den Zeuthener See geht es weiter Richtung Norden und wir erreichen nach wenigen Minuten die Spree-Oder-Wasserstraße SOW, über diese gelangen wir nach nicht mal 1 km in die Wasserstraße-Seddinsee-Gosenerkanal, auch hier herrscht noch fast völlige Ruhe. Letzterer mündet in den Dämeritzsee, von diesem biegen wir nach Westen in die Müggelspree ab und gelangen so in die wunderschöne Siedlung Neu Venedig. Sie liegt nicht - wie der Name vermuten lässt - in Italien, sondern gehört zum Berliner Ortsteil Rahnsdorf. Bis 1926 waren hier sumpfige Spreewiesen, die aber dann durch künstlich angelegte Kanäle entwässert und in kleine Grundstücke aufgeteilt wurden. Diese konnte man damals käuflich erwerben und bebauen, jedoch gibt es hier bis heute kein dauerhaftes Wohnrecht, da es sich um ein Spree-Überflutungsgebiet handelt und somit dem Hochwasserschutz der Stadt Berlin dient.
Wenn wir uns aber einige der Bauten so anschauen 👀 fällt es uns schwer zu glauben 😈
dass es sich hier wirklich um reine Wochenenddomizile handeln soll ...
Die kleineren abzweigenden Kanäle sind übrigens nur für die Anwohner befahrbar. Begehrt ist diese Gegend auch bei den beiden gekoppelten BunBos sowie den vielen Mitfahrenden des uns entgegen kommenden Ausflugsschiffes SPREE. Nach der ca. halbstündigen Fahrt durch diese schöne Gegend ereichen wir den Großen Müggelsee, den wir als Motorboot nur innerhalb der Fahrrinne durchfahren dürfen. Direkt nach dem See liegt in einer Biegung die beliebte Eventlocation und Restauration Spree-Arche, sie ist nur über den Wasserweg zu erreichen, Gäste von Land werden hier nach Betätigen einer Klingel mit dem Floß abgeholt. Ein Stück weiter in Köpenick folgt gleich die nächste Location, es ist der über 100 Jahre alte holländische Zweimaster arsVivendi. Nach der Dammbrücke haben wir kurz einen Blick auf die Altstadt von Köpenick, doch ist diese nicht unser diesjähriges Ziel. Für uns geht die Fahrt nach Erreichen der SOW weiter nordwärts Richtung Berlin Zentrum, doch legen wir in Niederschönewalde an der Ufermauer eine kurze Pause ein, denn hier liegen direkt am Wasser 2 Lebensmittelläden und ein Getränkemarkt > immer sehr PRAKTISCH für uns Bootfahrer 🛒👍 Bei der Weiterfahrt fällt uns ein schöner alter Bau auf, es handelt sich um die Lagerhalle des ehemaligen Kabelwerks Oberspree, sie stammt aus dem Jahre 1897 und steht unter Denkmalschutz. Erbaut wurden sie aus gelben Klinkersteinen, dem sogenannten „Oberschöneweider Klinker“, dieser leuchtet schön in der Sonne, die sich heute erfolgreich den Weg durch die Wolken erkämpft hat 🌤️ Wenige Spreekurven weiter liegen älter und neu nebeneinander: zum einen von außen nicht so schön aussehende Mehrfamilienhäuser, doch können sie ein Fleckchen Erde mit Bäumen, Blumen und kleinen Bootsanlegern ihr eigen nennen. Direkt daneben folgt eine Neubausiedlung, die dagegen zwar freundlich hell, aber sehr steril wirkt, ganz ohne persönliche Note ... Einige 100m weiter scheinen einige Bootsbesitzer wild zu campen, vielleicht auch dort fest zu liegen und zu wohnen. Die WSP ist nicht weit von hier stationiert, doch sie scheinen es zu dulden. Für uns geht die Reise nun am Spreebogenpark Plänterwald vorbei, danach umrunden wir einmal die Insel der Jugend, denn wir wollten wohl in diesem Bereich übernachten. Doch es ist sehr voll, nicht nur an dem Anleger, auch ankermäßig sind hier viele kreative Eigner unterwegs, das hatten wir so nicht erwartet. Südlich der Insel Kratzbruch finden wir schließlich eine Lücke, in der wir den Anker fallen lassen können. Eine Weile beaobachten wir, ob es auch bei drehendem Wind nach allen Seiten passt, aber jedes Boot dreht sich ja ähnlich > passt also ⚓ Zur Insel muss übrigens Abstand gehalten werden, denn sie steht unter Naturschutz. Langeweile kommt hier auf keinen Fall auf, denn es gibt regen Schiffsverkehr und auf der hölzernen Batuga-Insel treffen mehr und mehr junge Leute ein, eine Party steht an, noch ist es ruhig ... Man kann sie wie auch kleinere verankerte Hausboote bei Batuga mieten, mit einem Tretboot gelangt man zu seinem Wunschobjekt.
Tag 14: Berlin > Hohengatow Lieper Bucht ⚓
>>> 31,7 km + 2 Schleusen in 4,1 Stunden Fahrzeit <<<
Um 6 Uhr heißt es für uns "raus aus den Federn", doch der herrliche Ausblick entschädigt uns: glasklares Spiegelwasser bei 18°C. Es gibt nur ein schnelles Frühstück, denn bei der heutigen Tour möchte ich es nicht unten in der Kombüse während der Fahrt herrichten. Gegen 7 Uhr starten wir die Maschine und verlassen diese einzigartige Ankergegend. Sie wird übrigens auch Rummelsburger Piratennest genannt, Pippi Langstrumpf-Nest würde es noch besser treffen, ist sie doch friedlich und freiheitsliebend, so wie die Bootsleute hier ... Wir folgen der Spree weiter Richtung Berlin Mitte, am östlichen Ufer liegt ein großes, anscheinend bewohntes Hausboot, oben auf dem Dach haben die Bewohner einen kleinen Garten mit Gewächshaus angelegt und die Schiffswand der Wasserseite mit reichlich Solarpanelen bestückt. Die obersten Stockwerke des 125 m hohen Gebäudes verschwinden zur Zeit noch im Morgennebel, es ist eines der 4 Hochhäuser der Treptowers. Die einzigartige 30 m hohe Wasserstatue Melecule Men ist jedoch prima zu sehen, es ist ein Symbol der Einheit und steht seit 1999 hier am Schnittpunkt von Kreuzberg, Alt-Treptow und Friedrichshain, somit im Bereich der ehemaligen Ost-West-Grenze. An den Ufern finden sich Neubauten, die sich teils den bestehenden Altbauten anpassen, einige haben auch interessante Überbauten, die mich an die Kranhäuser von Köln erinnern, so hat jede Epoche ihre charakteristischen Merkmale. Nun liegt die wunderschöne Oberbaumbrücke mit ihren 7 Gewölben vor uns, sie wurde 1902 fertiggestellt und hatte damals schon 2 Fahrebenen: zum einen eine art vorgelagerte Brücke für den Straßenverkehr, daneben war der Bereich für Fußgänger und Radfahrer und über ihnen verlief die Strecke der ersten Berliner U-Bahn. 1945 wurde der mittlere Gewölbebogen gesprengt, nach dem Krieg jedoch behelfsmäßig wieder erneuert. Bis auf kurze Phasen war die Brücke nach dem Mauerbau komplett gesperrt, doch wurde sie nach der Wiedervereinigung mit einem neuen Gewölbe versehen und aufwendig repariert. Heute gehört sie zu den verkehrsreichsten und wohl schönsten Brücken in Berlin. Westlich der Brücke verläuft am rechten Ufer die East Side Gallery, es handelt sich dabei um den 1,3 km langen Abschnitt, an dem die sogenannte Hinterlandmauer nicht entfernt wurde. Die Ostseite der Mauerelemente wurde 1990 von mehr als 100 internationalen Künstlern bemalt, einige der Bilder wurden zwischenzeitlich saniert, damit sie für alle sichtbar 👀 erhalten bleiben. In die Mühlendammschleuse können wir zu 4 Sportbooten direkt einfahren, ab hier gilt übrigens in den Sommermonaten von 10:30–19:00 Uhr FUNKFPLICHT, da durch die vielen Spreewindungen und den Ausflugsschiffen eine erhöhte Unfallgefahr auf dem Wasser herrscht. Wir haben zwar beide die Funklizenz, doch ist es entschieden entspannter, wenn man diesen Abschnitt außerhalb dieser Zeit befährt! Nun fahren wir östlich an der Museuminsel vorbei, die Hochschule für Musik Hanns Eisler, das Humboldt Forum und der Berliner Dom liegen nebeneinander direkt am Wasser. Letzterer ist eine evangelische Domkirche, die 1905 eröffnet wurde, in ihr gibt es neben den Gottesdiensten auch verschiedene andere Veranstaltungen und im Untergeschoss befindet sich die sehr umfangreiche Hohenzollerngruft. Nach dem anschließenden Kolonnadengang kommen wir schon an dem Bode-Museum vorbei, es stammt aus dem Jahre 1904. Neben seinen Skulpturen- und Kunstsammlungen beinhaltet es auch das Münzkabinett, welches 2017 durch den Big-Maple-Leaf-Diebstahl international bekannt wurde: es handelt sich dabei um die 50 cm große und 100 kg schwere Goldmünze höchster Reinheit mit dem Profil von Queen Elisabeth II. auf der einen und 3 Ahornblättern auf der anderen Seite. Die Täter wurden wohl inzwischen gefasst, doch die Münze selbst nie gefunden, man geht davon aus, dass sie zerstückelt oder eingeschmolzen wurde 😱 Bei einem Blick nach hinten sehen wir nochmals das Museum mit den beiden Bonijoubrücken (nördliche und südliche) und einen im Nebel versunkenen Berliner Funkturm, da nützt auch die stolze Bauhöhe von 368 m nichts > SCHADE 😕 Aber unsere Verfolger, die können wir sehen 👀 auch sie sind fleißig am Bilder machen. Gegenüber vom ARD-Hauptstadtstudio ist übrigens eine recht lange kostenlose Sportbootliegestelle, dort kann man für max. 24 Stunden liegen, sie ist jedoch frei zugänglich und besitzt keinerlei Versorgungseinrichtungen. Direkt daneben liegt ein uns bekanntes Schiff, es ist das Flusskreuzfahrtschiff MARYLOU, das uns schon am Tag 12 entgegen gekommen war. Nun erreichen wir das Regierungsviertel und haben als erstes einen Blick auf die bekannte begehbare Glaskuppel, die auf dem Reichstagsgebäude thront. Dieses stammt aus dem Jahre 1894, nach einer umfangreichen Restaurierung und Modernisierung sitzt seit 1999 in diesem Gebäude der Deutsche Bundestag. Daneben liegt das Funktionsgebäude des Deutschen Bundestags, das Paul-Löbe-Haus und auf dem gegenüberliegenden Spreeufer das Parlamentsgebäude Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, diese beiden Gebäude wurden nach der Wiedervereinigung neu gebaut und liegen mit dem ebenfalls neu erbauten Bundeskanzleramt in einer Flucht, dem sogenannten Band des Bundes. Im folgenden Spreebogen zweigt am rechten Ufer der Berlin-Spanndauer-Schifffahrtskanal ab, doch ist er von hier bis zum Westhafen für Sportboote verboten! Die Passagierschiffe fahren teils hier herein und drehen unter der Brücke. Wir fahren brav an ihm vorbei und haben dabei direkten Blick auf den Berliner Hauptbahnhof und das Bürogebäude Cube, rechts und links am Ufer ist jeweils eine neue Promenade entstanden, die bei Läufern beliebt sein soll. Die kommende Moltkebrücke ist von 1891, wie viele andere der alten Berliner Brücken steht auch sie unter Denkmalschutz. Der rote Sandstein wird ergänzt durch viele Skulpturen und Ornamente, über unserem Brückenbogen hängt z.B. ein Porträt von Helmuth von Moltke, er war Chef des Preußischen Generalstabes. Was bei unseren Bildern noch von den neuen Regierungsgebäuden fehlt, kommt nun: es ist das Bundeskanzleramt. Ein paar Jahre weiter wird ein viertes Regierungsgebäude das Band des Bundes ergänzen, denn ab dem Frühjahr 2023 soll ein Erweiterungsbau auf der gegenüberliegenden Seite entstehen, für die Bauzeit sind 4-5 Jahre angesetzt ... 😂😂 Nach den Regierungsgebäuden kommt am linken Ufer das Haus der Kulturen der Welt, die seit ihrer Gründung 1989 ihren Sitz hier haben. Die meisten kennen das Gebäude wahrscheinlich eher als die Kongresshalle, aufgrund ihrer Optik wird sie auch oft als Schwangere Auster bezeichnet. Eröffnung feierte sie als Kongresshalle 1957 aus Anlass der Int. Bauausstellung, für Reden waren später auch namhafte int. Politiker zu Besuch (z.B. J.F. Kennedy, J. Carter). 1980 stürzte ein Teil des auffälligen überstehenden Daches ein, Grund waren Bau- und Planungsmängel, die zu Ermüdungserscheinungen führten, erst 1987 konnte eine Wiedereröffnungsfeier stattfinden. Nun folgen wieder schöne alte Brücken, zum einen die Lutherbrücke von 1892 und später auch die Moabiter Brücke von 1894, aufgrund ihrer 4 Statuen auch die Bärenbrücke genannt. In dem Seminarschiff ORCA TEN BROKE erntsteht in den großen Fensterscheiben ein Spiegelbild von unserer BETTELU 😏 Bei km 11,8 befindet sich am rechten Ufer, dem Bundesratsufer, die nächste Sportbootliegestelle, sie ist kürzer als die vorherige, hat aber eine feste Mauer > kein Verschwinden der Fender 😉 In den ehemaligen Gebauer Höfen in Charlottenburg befindet sich unter anderem eine Cocktailbar mit Sandbereich. Die Gebauer Höfe wurden Ende 19. Jh./Anf. 20. Jh. erbaut, es handelt sich um historische Fabrikgebäude einer Textilfabrik, die auch unter Denkmalschutz stehen. Im Stadtteil Tiergarten folgt am rechten Ufer schon die nächste Sportbootliegestelle und eine weitere nach der Wasserkreuzung in Charlottenburg am linken Ufer, beide mit Spundwänden. 2 km weiter endet mit der Schl. Charlottenburg nach ca 2 Std. (ab Schl. Mühlendamm) diese wunderschöne Reise durch das Berliner Zentrum, ich kann die Fahrt nur empfehlen, rate aber, wie schon weiter oben erwähnt, zu einer frühen oder späten Durchfahrung, um dem Tagestrubel auf dem Wasser zu entgehen. Ganz gemächlich fahren wir weiter Richtung Spandau, um dort beim Nullpunkt dreier Wasserstraßen, der Havel-Oder-W., unserer Spree-Oder-W. und der Unteren-Havel-W. nach Süden in letztere abzubiegen. Nach nur 4 km Fahrt auf ihr erreichen wir die seenartige Havel, auch Gatow-Kladower-Seenkette genannt, am Westufer liegen kleine Ortschaften und mehrere Sportboothäfen, auf der Ostseite liegt der weitläufige Grunewald, diesem wurde 2015 die Auszeichnung Waldgebiet des Jahres verliehen. Bei der Lieper Bucht lassen wir noch vor der Mittagszeit den Anker fallen und haben von hier einen schönen Blick auf den Wald mit seinem 55 m hohen Grunewaldturm, dieser wurde 1899 auf dem dortigen Karlsberg zu Ehren des Deutschen Kaiseres Wilhelm I. errichtet. Da es noch so früh ist und die Sonne scheint, pumpen wir heute endlich zum ersten Mal unser neues SUP auf, denn das Wasser sieht hier gut aus und das Wetter lädt auch zum Baden ein. Bei der anschließenden Ruhepause mitsamt dem Ankerschluck auf dem Achterdeck beobachten wir den Rahsegler ROYAL LOUISE, ein 1999 gefertigter Nachbau von dem originalen gleichnamigen Dreimaster, der 1831 gebaut und 1945 zerstört worden war. Es werden gerade unter genauer Beobachtung der Passagiere die Segel gesetzt. Einige Zeit später sehe ich ein fahrbares Kioskboot auf die Bucht zusteuern, sogleich hole ich mein Portemonnaie und mache mich bemerkbar, denn nun gönnen wir uns hier mitten auf dem Wasser ein schönes leckeres Eis.
Über den Preis reden wir mal nicht 🙊 ist ja schließlich URLAUB 😁
Nach dem späteren Essen sitzen wir noch lange oben und lassen die ruhige Abendstimmung auf uns wirken 😍😍
Tag 15: RUHETAG
> wir bleiben in der Lieper Bucht ⚓
Heute gönnen wir uns wieder einen entspannten Ankertag. Warum? Weil es einfach sooooo schön ist ⚓😍 Aber ich kann mich noch an meine erste Ankernacht vor einigen Jahren erinnern, da habe ich gar nicht gut geschlafen, obwohl Ludger im Vorfeld extra eine AnkerApp aktiviert hatte. Ihr solltet das unbedingt bei Gelegenheit ausprobieren! Heute ist ein besonderer Tag für uns, denn wir haben Bergfest und es ist mein Geburtstag 😊 Zu Feier des Tages scheint morgens noch die Sonne 🌞 wobei sich auch schon Wolken nähern... Nach dem Frühstück ist die Havel hier noch nicht so viel befahren, so kann ich ganz in Ruhe eine größere SUP-Tour unternehmen, zur Mittagszeit werden die Wolken jedoch dunkler und die Sicht schlechter und es dauert nicht lange, da setzt ein windiger Starkregen ein. Zum Glück schaffen wir es noch vorher, alle Persenningsfenster einzusetzen, so können wir auf dem Achterdeck geschützt vor der Witterung Tee und Kuchen genießen, während der Regen niederprasselt. Als dann aber auch noch ein derbes Gewitter über uns aufzieht, verschwinden wir doch lieber in den Salon und genehmigen uns dort den Geburtstagstrunk 🍷😋 Mehrere Gewitter und der Starkregen tanzen um uns herum, so dass die Sicht weiter nachlässt, erst zum Abend hin beruhigt sich das Wetter, so dass wir beim Abendessen wieder auf dem Achterdeck sitzen können und freien Blick auf den 212 m hohen Fernmeldeturm auf dem Schäferberg haben. Während die Sonne sich nach dem Essen leise zurückzieht wird unser Schiff von vielen Rauchschwalben bevölkert, sie nutzen anscheinend nach dem turbulenten Tag den ruhigen Abend und wagen sich wieder weiter weg von ihren Nestern. Wir gönnen uns bei Kerzenschein nochmals einen leckeren Rotwein und sehen dabei, dass der Grunewaldturm nachts angestrahlt wird, nun hat er was von einem Engel mit hochstehenden Flügeln, was durch die Bildunschärfe noch unterstützt wird. Auch muss ich bei diesem Anblick an die deutsche Rockband Rammstein denken, könnt ihr euch denken warum?
Tag 16: Hohengatow Lieper Bucht > Potsdam
>>> 18,9 km in 2,4 Stunden Fahrzeit <<<
Beim Aufstehen ist es noch recht diesig, ein Berufschiffer fährt bereits einsam seine Route über die Gatow-Kladower-Seenplatte. Sie sind hier eher selten zu sehen, denn möchten sie von Westen kommend nach Norden weiter können sie den Berliner Raum großräumig über den Havelkanal umfahren, wollen sie von West nach Ost rüber nehmen sie die Strecke über den Sacrow-Paretzer-Kanal rüber zum Teltowkanal, somit hatte dieser bei seinem Tiefgang wohl in der Nähe seinen Beladehafen. Für uns geht die Fahrt erst 2 Stunden später bei besserer Sicht weiter, südlich von Schwanenwerder biegen wir nach Backbord (>links) in den Großen Wannsee ein. Zu unserer rechten Seite liegen die Stege des Bootshaus' Bolle, "bewacht" werden sie vom Denkmal Flensburger Löwe, es handelt sich hier um einen aus dem Jahr 1865 stammenden Zinkabguss von dem Original aus dem Jahre 1862, welches an den Sieg Dänemarks über Schleswig-Holstein im Jahre 1850 erinnert und später den Dänen zurückgegeben wurde, dieses Abbild steht seit 1938 hier am Heckeshorn. Etwas südlich davon liegt die 1914/15 erbaute Villa Marlier, bekannt wurde sie nach mehrmaligen Verkauf durch die dort am 20. Januar 1942 stattgefundene Wannsee-Konferenz: bekanntlich ein geheimes Treffen von 15 hochrangigen Personen, die hier die Durchführung der Endlösung der Judenfrage organisierten 😢 Nach der 90minütigen Besprechung wurde makabererweise zu einem Frühstück geladen. 1992 wurde in dem inzwischen renovierten denkmalgeschützten Gebäude die Gedenk- und Bildungsstätte "Haus der Wannsee-Konferenz" gegründet, seitdem gibt es hier mehrere Dauerausstellungen.
Im großen Bogen fahren wir an den vielen folgenden Yachthäfen vorbei, an der Ostseite des Sees liegt das bekannte 1907 eröffnete Strandbad Wannsee, es ist europaweit eines der größten Freibäder an einem Binnengewässer, verfügt es doch über einen über 1 km langen Sandstrand. Für den Rückweg zur eigentlichen Havelstrecke fahren wir südlich der Pfaueninsel lang, die Insel steht unter Naturschutz und gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO, zu erreichen ist sie mit der ältesten Fährverbindung Berlins, die bereit seit 1921 besteht. An ihrem Südufer liegt ein hölzerner Fregattenschuppen, dieser wurde bereits 1833 erbaut und diente damals der originalen ROYAL LUISE als Winterquartier, heute findet der oben bereits erwähnte Schiffsnachbau hier seinen Platz in der kalten Jahreszeit. Wenn man ihn so sieht, meint man nicht, dass das große Schiff da hinein passt ...
Im 18. Jh. diente die Pfaueninsel übrigens dem späteren König Friedrich Wilhelm II. und seiner Mätresse Wilhelmine Encke als Liebesinsel, anfangs soll er 17 und sie erst 13 ! Jahre gewesen sein, aus dieser "Beziehung" gingen 5 Kinder hervor und dauerte trotz seiner 2 (Pflicht-)Hochzeiten und mehreren Liebschaften bis zu seinem Tod. Das Schloss auf der Insel ließ er nach eigenen Plänen als Lustschloss bauen, Wilhelmine war verantwortlich für die Inneneinrichtung, die heutzutage noch zu bestaunen ist. Leider konnten sie beide sich nicht mehr lange darin vergnügen, starb er doch im Jahr der Fertigstellung 1797 mit nur 53 Jahren. (Bild ist von 2013) Die Geschichten der alten Zeiten sind übrigens seeeehr interessant zu lesen, weshalb die Schreiberei hier manchmal recht lange dauert 😁, mir fallen dazu die Worte: Sodom und Gomorra ein 🙈
Am südllichen Festland erhebt sich auf der Anhöhe Nikolskoe (gesprochen: Nikolskoje) weit sichtbar die ev. Kirche St. Peter und Paul, erbaut 1837 und später am nördlichen Ufer die auffällige Heilandskirche am Port von Sacrow, sie stammt von 1844 und wird seit ihrer Restaurerung wieder für Gottesdienste und Konzerte genutzt. Für uns schließt sich am folgenden Jungfernsee ein Kreis, waren wir doch vor 9 Tagen bereits hier und durchfuhren die Glienicker Brücke, auch heute führt uns der Weg unter ihr her, biegen danach jedoch nach Steuerbord (rechts) in den Tiefen See der Potsdamer Havel ab, hier liegt an der Nordseite übrigens ein Aldi mit eigenem Anleger für Sportboote, je nach Bootlänge passen da 3-4 Boote hin 👍 wir haben hier jedoch keinen Bedarf und fahren weiter unter der Humboldtbrücke hindurch. Während der folgenden schönen Passage der Neuen Fahrt hat man nicht das Gefühl mitten in Potsdam zu sein, doch an ihrem Ende beweist ein Blick zurück diese Begebenheit, wir schauen am Wasserbahnhof vorbei direkt auf das wiederaufgebaute Stadtschloss, in dem heutzutage das Landesparlament sitzt und sehen dahinter die 77 m hohe Kuppel der St. Nikolaikirche, diese wurde 1837 fertiggestellt, nach langjähriger Beseitigung der Kriegsschäden konnte sie erst 1981 erneut geweiht werden. Für uns geht es noch ein Stückchen weiter und endet planmäßig gegen Mittag im Yachthafen Potsdam, nach telefonischer Anfrage dürfen wir seitlich am Deutschland-Steg festmachen, müssen aber darauf achten nicht überzustehen, denn es käme später noch ein Passagierschiff > das kriegen wir hin. Hier sind mehrere Läden in der Nähe, die wir zwecks erneuter Bevorratung aufsuchen, anschließend genehmigen wir uns eine schöne Dusche in den Sanitäranlagen. Wir haben zwar eine, das ist aber echt behelfsmäßig und sparen wir uns auf für Notfälle, die wir bisher jedoch noch nicht hatten. Der Ausblick bei unserem späteren Anlegeschluck ist herrlich, der Blick schweift direkt über das Wasser rüber zur Halbinsel Hermannswerder mit seinem backsteinroten Wasserturm. Ab und an flitzt eins der auffälligen gelben Wassertaxis hier vorbei, mit ihnen kann man fix von A nach B kommen, ähnlich den von mir so genannten Flitzefähren in Hamburg. Das angekündigte Schiff bekommen wir zwar noch mit, liegen jedoch schon im Bett, da schauen wir morgen mal, was da gekommen ist und wie wir dann wieder ablegen können ...
Tag 17: Potsdam > Werder
>>> 19,4 km in 2,7 Stunden Fahrzeit <<<
Spät abends kam noch die MARYLOU und hat sich quer vor den Steg und an die Dalben gelegt, damit sehen wir sie nun zum dritten Mal. Die Fahrgäste sind gestern erst an Bord gekommen und werden heute ihre erste Radtour unternehmen, doch zuvor wird jedes Rad auf die Person eingestellt und Proberunden gedreht, wenn alles passt, starten sie auf eigene Faust zu ihrer Potsdam-Erkundungstour. Mit an Bord ist übrigens auch der Bordhund Skipper. Wir beobachten dieses rege Treiben während wir unser Frühstück an Deck genießen. Die MARYLOU hat übrigens seit Oktober 2022 in Heiligenhafen eine neue Aufgabe: sie dient dort an der Ostmole nun als Bed & Breakfast-Schiff und als Gastrobetrieb. Wir sind gegen 11 Uhr soweit und starten die Maschine, um uns aus der nun an drei Seiten geschlossenen Position raus zu zirkeln, viel Platz ist nicht, jetzt müsste man seitlich fahren können ... aber mit Geduld klappt es und wir können unsere Fahrt fortsetzen > Tschüss Potsdam. 30 Minuten später fällt uns auf, dass wir den Hafenschlüssel nicht abgegeben haben > SO EIN MIST, auf ihn gibt es 20 € Pfand zurück, also drehen wir nochmals um und finden zum Glück einen leichteren Anlegeplatz, fix den Schlüssel abgeben und schon verlassen wir den Yachthafen Potsdam heute zum zweiten Mal 🙄 Bei der Engstelle Caputh müssen wir der querenden Seilfähre TUSSY II den Vortritt lassen. Am Ostufer kann man in der Gaststätte Fährhaus Caputh schön draußen sitzen und das Treiben auf dem Wasser beobachten. Auch so wirkt der Ort sehr beschaulich, da wäre auch mal ein Stopp lohnenswert, hatte doch sogar Albert Einstein hier ein Sommerhaus. Für uns geht es weiter über den Schwielowsee, auf dem ein E-Foil-Fahrer seine Bahnen zieht.
Schon bald erreichen wir unser heutiges Etappenziel: die Halbinsel Werder, vom Wasser aus haben wir einen schönen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, die evangelische Heilig-Geist-Kirche, von der Optik her hat sie was von einer kleinen Kathedrale. An dem nördlichen Ende der Halbinsel biegen wir nach Backbord (links) ab und finden dort in der Föhse den Wasserwanderrastplatz Werder, dieser liegt sehr zentral kurz vor der Brücke zur Insel Werder. Bisher haben wir in diesem Jahr nicht viel an Land unternommen, was verschiedene Gründe hat, doch hier unternehmen wir einen Spaziergang über die beliebte Kernstadt, die sich auf der Halbinsel befindet. Zuvor müssen wir aber am Automaten noch das "Hafen"-Ticket besorgen, stolze 28 € müssen wir für eine Übernachtung bezahlen, man bedenke, wir liegen an einem Wasserwanderrastplatz!! Dieser ist zwar zum Land hin abgeschlossen und dort befindet sich auch das öffentliche, jedoch kostenpflichtige WC, aber der Preis ist definitv zu hoch. Das Tor zur Steganlage lässt sich übrigens nur mit dem QR-Codeabschnitt vom Ticket öffnen. Nach Überqueren der Inselbrücke schwenken wir nach Süden auf die Promenade und sehen schon bald die Bockwindmühle, sie stammt nicht original von hier, aber engagierte Insulaner kauften diese baugleiche, nachdem die letzte eigene 12 Jahre zuvor durch einen Brand zerstört worden war. Am Ende der Promenade schwenken wir nach links, vorbei geht es am Alten Friedhof zur Fischerstraße, hier steht zwischen den vielen alten Fischerhäusern der inzwischen 300 Jahre alte Birnenbaum der Sorte Bergamotte. Der schräg gewachsene Hauptstamm muss gestützt werden, doch trägt er noch heute viele Früchte. Über die Kirchstraße gelangen wir zur Heilig-Geist-Kirche, sie stammt aus dem Jahre 1858, und zur Stadtverwaltung, dieses Gebäude aus dem Jahre 1778 war zuvor eine Schule. Auch in den Nebenstraßen befinden sich viele schön restaurierte Häuser aus der alten Zeit, als die Mehrzahl der Einwohner noch Fischer waren:
<<< Links die Michaelisstraße,
Rechts die >>> Pfarrgartenstraße
Auch dekorieren können
die Insulaner: in der Pfarrgartenstraße steht eine alte Schreibmaschine auf einem Blumenhocker (war - glaub ich - zumindest mal einer) und am Strand steht eine Muschelbank mit Muschelsäule (für ein Foto wird um eine Spende gebeten).
Auch an dem Marktplatz, dem ältesten städtischen Zentrum Werders, kommen wir vorbei und sehen hier ein Naturdenkmal: mitten auf dem Platz steht die Friedenseiche, sie stammt aus dem Jahre 1871. In der Torstraße
sehen wir vor einem kleinen Eislokal eine Menschenschlange,
also muss es dort wohl gut schmecken. Und JA, es lohnt sich dort anzustellen, denn es sieht nicht nur gut aus, die recht großen Kugeln schmecken auch phantastisch 😋🍦 Zum Abschluß gehen wir noch ein Stück die nördliche Promenade entlang bis zu Maria Meeressternkirche, es handelt sich hier um ein katholisches Gotteshaus aus dem Jahre 1906. Nachdem wir über die Brücke zurück wieder das Festland erreicht haben, schwenken wir noch kurz nach Süden zum sogenannten Werderblick. Von hier hat man nochmals einen Blick auf die Heilig-Geist-Kirche und die Bockmühle, im Vordergrund liegt im Wasser die Segelyacht HAVELWUNDER. Es handelt sich hierbei um eine über 50 Jahre alte Yacht, die von dem
>
Künstler Arno Christian Schmetjen aus Mischfarben, bestehend aus nur 8 Grundfarben, bemalt worden ist, über 1500 Farbfelder befinden sich auf dem Schiff
mitsamt den Segeln. Zurück an Bord gönnen wir den Beinen eine Ruhepause, das Laufen auf dem
Kopfsteinpflaster ist doch anstrengend, außerdem lassen wir uns noch
den Anlegeschluck schmecken. Dabei haben wir einen schönen Blick rüber zur Insel und sehen dabei auch ein U-Boot vorbeiziehen, zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus. Später am Abend kommen mehrere Hafenwächter vorbei > die Möwen nehmen auf den Dalben Platz und beobachten die Umgebung 😉
Tag 18: Werder > Plauer See ⚓
>>> 46,6 km + 1 Schleuse in 5,6 Stunden Fahrzeit <<<
Heute ist eine längere Strecke geplant: nicht ganz 50 km liegen vor uns, also starten wir nach dem Frühstück mit leckeren frischen Brötchen noch vor 10 Uhr die Maschine und fahren Richtung Norden, dort treffen wir nach ca. 1 Stunde auf die Untere-Havel-Wasserstraße, hier schließt sich wieder einmal ein Kreis, denn an diesem Punkt waren wir schon auf unserer Hinreise (s. Tag 6). Wir biegen nach Backbord (links) ab und beginnen hier mit der laaaaaangen Strecke Richtung Osten, enden wird sie nach über 400 km am Nassen Dreieck, doch bis dahin ist noch etwas Zeit ... An der Brandenburger Schleuse müssen wir nur kurz warten, dann können wir nach dem WSA-Schiff LURCH und einem BunBo einfahren. Nach der Schleusung biegen wir in die Brandenburger Niederhavel ab, hier reichen die Gärten wieder bis ans Wasser und fast jedes Grundstück hat seine eigene Anlegestelle und seinen fahrenden Rasenroboter. Am Nordufer versucht ein Angler 🎣 aus erhöhter Position sein Glück, doch ich glaube nicht, dass die Fische so hoch oben zubeißen werden 😂 Schauen wir nach vorne sehen wir schon die Jahrtausendbrücke, sie wurde 1929 zur Tausendjahrsfeier von Brandenburg erbaut. Nach der Sprengung im Krieg wurde sie wieder aufgebaut und 1996 erneuert, da sie für den anfallendenden Verkehr nicht mehr stabil genug war. Nach der Brückendurchfahrt sehen wir die ehemalige St. Johanniskirche am rechten Ufer, das sie durch die großen Fenster so hell erscheint liegt an einer Glasfassade auf der anderen Seite. Bevor das ehemalige Gottesgebäude im Krieg stark beschädigt wurde, diente es der Stadt als neuem Besitzer bereits als Spital, Brauhaus und auch als Schule. Inzwischen ist es nach einer Renovierungphase eine Veranstaltunghalle, bei der im Innenraum das Ruinenaussehen erahlten blieb, man erneute jedoch das erst 1986 eingestürzte Dach und schloss die offene Westfassade mit der bereits oben erwähnten Glasfassade. Zu ihren Füßen beginnt das Salzhofufer, es wurde 2011 eingeweiht und bietet viel Platz für Spaziergänger, hölzerne Bänke laden zum Ausruhen ein, im Wasser ist der Anleger für die Passagierschiffe und auch ein Wasserwanderrastplatz für Sportboote. Auf der linken Wassenseite sehen wir bald die Gottfried-Küger-Brücke liegen, die 1922 erbaute Brücke überspannt im hohen Bogen den hier fließenden Pumpengraben. Im Volksmund wird sie auch Bauchschmerzenbrücke genannt, da in alten Zeiten einem Müller in betrunkenem Zustand ein Fass mit Essig in den Graben gefallen sein soll und die Brücke sich daraufhin vor Bauchschmerzen krümmte ... Heutzutage wäre vielleicht aufgrund ihrer Treppenstufen der Name Knieschmerzenbrücke angebrachter ... 🦵😩 Während ich - wie meistens - fleißig fotografiere, steuert Ludger unsere BetteLu sicher über die Gewässer, hier vorbei am WWRP Slawendorf. Bei der Luckenberger Brücke stehen schön renovierte Häuser, sie wurden Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Kurz darauf sehen wir die alten Gebäude der ehemaligen Gießerei Elisabethhütte. Ursprünglich 1910 erbaut, nach der Kriegszerstörung neu aufgebaut, jedoch 1994 endgültig geschlossen worden, erobert sich die Natur in letzten 30 Jahren ihr Areal zurück. Eigentlich sollte hier seit 2005 von einem Investor das gesamte Grunstück für Neubauten vorbereitet werden ...
Anschließend verlassen wir den städtischen Bereich von Brandenburg und fahren auf der von viel Grün eingerahmten Niederhavel unsere Reise in gemütlichen Tempo fort. Hier darf das Totholz am Ufer liegen bleiben, so ist es eine sehr beschauliche Fahrt bis wir nach ca. 4 km den Breitlingsee erreichen. Diesen überqueren wir und erreichen im Norden wieder die Untere-Havel-Wasserstraße, biegen jedoch bald in eine Bucht des Plauer Sees ab und lassen hier nach 6 Stunden Fahrt den Anker ⚓ fallen, es wird unsere letzte Ankernacht in diesem Urlaub > SCHADE 😕 Leider dominieren auch hier die Blaualgen das Wasser, doch dem Schwan ist das egal. Mir zwar nicht, doch lasse ich es mir trotzdem nicht nehmen, bei dem herrlichen sonnigen Wetter eine große Runde auf dem SUP zu drehen, zum Glück ohne Sturz 👍 Später gibt es bei einem wunderschönen Abendhimmel leckeren Salat 🥗 mit Brötchen und natürlich den noch fehlenden Ankerschluck 🍷😋
Tag 19: Plauer See > Burg
>>> 50,5 km + 2 Schleusen in 5,9 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens um 7 Uhr ist die Sicht noch sehr bescheiden, einer Spinne ist es egal, sie hat sich an unseren Frontscheiben ein Netz gebaut, doch bisher keinen "Fang"erfolg gehabt. Wir nutzen die Zeit, um in Ruhe zu frühstücken und uns mal die AnkerApp anzuschauen. sie zeigt uns anschaulich, wie wir heute Nacht in unserem gezeichneten Schwojenkreis rotiert sind 😵 Würden wir die Kreislinie überschreiten gäbe es einen Alarmton, das funktioniert prima und lässt auch mich beruhigt schlafen 😴 Gegen 09:30 Uhr ist die Sicht gut, so dass wir den Anker lichten und uns wieder zum Hauptfahrwasser bewegen, hier erreichen wir schon bald den Elbe-Havel-Kanal und passieren die Seegartenbrücke. Nach dem Kleinen Wendsee folgt die Wusterwitzer Schleuse, nach nur kurzer Wartezeit werden wir hier geschleust. 14 km weiter westlich legen wir, wie schon auf dem Hinweg, in Genthin beim Lidl einen kurzen Stopp ein, um die Vorräte aufzufüllen. Bei der folgenden Schleuse Zerben müssen wir etwas länger warten, so dass wir mit ungutem Gefühl den Motor ausmachen. Das rächt sich später, denn er hat wieder Startschwierigkeiten 😖 Bei der Weiterfahrt sehen wir am Ufer eine sehr stabile Baumstamm-Bank, die dürfte ebenso wie der massive Tisch sehr lange halten. Bei der Schnapszahl km 333 machen wir an der Liegestelle Burg fest, sie liegt am westlichen Stadtrand. Später am Abend frischt der tagsüber ruhige Wind noch auf und läßt unsere Flagge gut in der Sonne tanzen.
Tag 20: Burg > Haldensleben
>>> 31,5 km + 1 Schleuse in 4,2 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens um 10 Uhr legen wir bei sonnigen 16°C ab, nach 8 km erreichen wir den Mittellandkanal MLK, das klingt schon etwas heimisch für uns, doch sind wir grad mal bei km 325 ... Hier liegt auch die Doppelschleuse Hohenwarthe, leider sagt man uns, dass wir über 1 Stunde warten müssen, wir gehen das Risiko ein und machen die Maschine aus, wird er doch in dieser Zeit wieder kälter und sollte anspringen. Tut sie auch, doch als wir abgelegt haben und auf die Kammer zufahren geht er plötzlich aus 😲 während der Fahrt hat er das noch NIE gemacht 😬 Ein erneutes Starten lehnt der Motor ab. Mit Hilfe von den beiden Querstrahlrudern manövriert uns Ludger wieder zurück zur Spundwand, zwar nicht in den Wartebereich, aber das ist jetzt auch egal!!! Hauptsache an Land. Hier gelingt ein erneuter Start und wir können noch fix mit in die Kammer einfahren, dort lassen wir die Maschine aber jetzt AN. Das Wasser strömt hier übrigens sehr zügig ein, so dass wir unsere Leinen trotz Schwimmpoller gut festhalten müssen 💪 um nicht zu weit von der Kammerwand weggedrückt zu werden und das bei einem Hub von 19 m. Da steht sie der Schleuse Anderten in nichts nach! Die vor uns liegende blaue SHENSI ist übrigens in London registriert. 2 Stunden dauert der gesamte Schleusenvorgang, also ab Anfunken gerechnet. Nur wenige km weiter westlich müssen wir für die Elbbrücke einen Schubverband abwarten, können dann aber als Führungsfahrzeug die Überfahrt antreten, dieses schöne Privileg hatten wir schon auf der Hinreise 😁 Nach weiteren 20 km erreichen wir unseren heutigen Übernachtungsplatz in Haldensleben an der Sportbootliegestelle, hier gönnen wir uns den Anlegeschluck wieder auf der Badeplattform sitzend und lassen dabei die Füße im klaren Wasser baumeln. Später bereitet Ludger einen Teil des Abendessens auf dem Grill zu, während ich drinnen einen Salat kreiere 😋😋 Als "Dessert" gönnen wir uns anschließend ein besonderes Tröpfchen aus unserem Heimatort: einen leckeren Kräuterlikör namens Dampfmaschinen-Öl, ganz in der Hoffnung, dass unser Motor von nun an wieder besser anspringt und - vor allem - auch anbleibt!!!! Bereits vor 20 Uhr verabschiedet sich die Sonne, ein Nachteil, wenn man so spät in den Urlaub fährt, doch leider ging es beruflich nicht eher😕
Tag 21: Haldensleben > Rühen
>>> 46,1 km in 4,9 Stunden Fahrzeit <<<
Bei strahlend blauem Himmel und 16°C starten wir noch vor 10 Uhr die Maschine und fahren weiter Richtung Westen. Am Umschlagplatz Haldensleben wird soeben die DIRKJE beladen, dabei hängt sie derbe schief im Wasser, man meint, das Heck würde gleich versinken während der Bug weit heraus schaut. Bei Bülstringen sehen wir oben auf einem Mast ein Storchennest, aufgrund des Spätsommers ist es verlassen, doch im nächten Jahr zieht dort sicher wieder ein Storchenpaar ein, um ihre Eier auszubrüten. In der Nähe von Velsdorf nähern wir uns einem 3er-Schuber, da er mit nur 7 km/h über den Kanal gleitet, nutzen wir den hier geraden Kanalabschnitt und setzen zum Überholen an, was auch uns, einem Verdränger, ohne Probleme gelingt. Anschließend scheinen wir den Kanal mit seinen grün bewachsenen Ufern für uns alleine zu haben, den Böschungen sieht man jedoch den heißen Sommer an, sie sind trotz der Nähe zum Wasser braun geworden. Nach fast 5-stündger Fahrtzeit ereichen wir die Landesgrenze von Sachsen-Anhalt zu Niedersachen und machen kurz darauf an der Sportbootliegestelle Rühen fest, hier gibt es das griechische Restaurant Jorgos am Kanal. Auf dem Hinweg hatten wir uns schon überlegt, dass wir auf unserem Rückweg hier festmachen werden, um das Lokal zu testen. Das haben wir nicht bereut, denn wir werden sehr freundlich empfangen und bedient, können schön sitzen (zur Zeit wird ein Wintergarten angebaut), und unsere bestellten Speisen sind sehr lecker 😋😋 dabei haben wir einen guten Blick auf den Kanal. Während wir so da sitzen, beobachten wir einen Berufsschiffer, der den Sportbootbereich ansteuert, doch macht er nicht wirklich fest, was hat er wohl vor? Da springt eine Person von Bord und holt im Lokal das wohl zuvor bestellte Essen ab, bezahlt und flitzt wieder zurück. Das hat dann was von Drive&Run-In auf dem Wasser 😁👍 Unseren Absacker nehmen wir auf dem Achterdeck ein, es gibt Aperol gemischt mit einem besonderen Riesling, es ist noch die Sonderabfüllung von unserem jüngsten Sohn, als er Abitur gemacht hat.
Tag 22: Rühen > Heidanger
>>> 46,2 km + 1 Schleuse in 5,1 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens um 6 Uhr stehe ich schon früh auf, jedoch nur, um ein Foto von dem morgendlichen Kanal zu machen, es sieht einfach zu schön aus 😍 Doch dann ruft doch noch mal das warme Bett nach mir 😴 Erst 3 Stunden später starten wir bei sonnigen 13°C die Maschine und setzen unsere Fahrt fort. Nach 1 Std. Fahrt erreichen wir Wolfsburg mit seiner bekannten und sehenswerten Autostadt, wir machen hier jedoch nur kurz beim Bahnhof fest, denn von hier aus kann man fix zum Einkaufen gehen. Später bei der Schleuse Sülfeld fährt gerade ein Zug über die Brücke, der mit seeeehr vielen Autos beladen ist, ob die wohl alle aus der eben gesehenen Fabrik stammen? Wir können direkt in die Kammer einfahren und uns mit einem Berufsschiffer schleusen lassen, es geht hier 9 m in die Höhe, aber leider ohne Schwimmpoller. Nachmittags biegen wir bei MLK km 213 nach Süden in den Stichkanal Salzgitter ein, hier erreichen wir nach ca 3 km eine eng wirkende Brückendurchfahrt, doch sie ist groß genug für uns (7 m breit, 5 m hoch, 2 m Wassertiefe) und so fahren wir duch sie hindurch, um unseren Lieblinshafen zu erreichen: den privat geführten YH Heidanger. Da ich gestern bereits angerufen hatte ist unser gewünschter Platz direkt vor dem Restaurant noch frei. Man liegt in diesem Hafen wunderbar ruhig und ist von mediterranem Flair umgeben, doch das zeige ich euch morgen. Heute steht nichts besonderes mehr auf dem Programm, nur relaxen, das kann man hier sehr gut. Abends wird der Außenbereich sehr schön angestrahlt.
Tag 23: BAUMELTAG
> wir bleiben im Yachthafen Heidanger
Heute haben wir einen Baumeltag: wir lassen die Beine und auch die Seele baumeln, das geht in diesem Hafen ganz prima 😍 Beim Frühstück haben wir sehr leckere vorbestellte Brötchen, für abends reservieren wir uns einen Tisch direkt am Wasser, so haben wir beim Essen einen freien Blick auf unser Schiff und den Hafen. Geschmeckt hat es - wie immer - ganz vorzüglich > können wir nur empfehlen. Nun lasse ich einige Bilder des Tages für sich sprechen ...
Tag 24: Heidanger > Hannover-Lohnde
>>> 68,2 km + 1 Schleuse in 7,3 Stunden Fahrzeit <<<
Bei bestem Wetter verlassen wir kurz nach 10 Uhr diesen schönen Hafen und machen uns auf den Weg Richtung Mittellandkanal, diesen erreichen wir nach nur 22 Minuten Fahrtzeit und setzen hier unsere Fahrt Richtung Westen fort. 4 Stunden später erreichen wir die Schleuse Anderten, sie hat einen Hub von fast 15 m, doch zum Glück geht es diesmal für uns runter, das ist entschieden angenehmer. Viele kennen sie, mögen sie aber nicht - so wie wir. Das Berufsschiff THEKLA schleust mit uns bzw. wir mit ihm, doch lässt er uns im Unterwasser vorbei und macht dafür sogar langsamer 🙏 Mitten in Hannover steht die Bucholzer Mühle, es handelt sich dabei um eine Hölländerwindmühle mit drehbarer Gaube, ursprünglich aus dem Jahre 1612, zwischenzeitlich brannte sie jedoch nieder, wurde aber wieder aufgebaut. Ansonsten ist auf der über 7stündigen Fahrt nicht viel besonderes passiert, allerdings war es eine metallisch-musikalische Fahrt, sahen wir doch 2 Berufsschiffer mit schön klingenden Namen: gleich morgens die HEAVY METAL und hier in Hannover dann noch die IRON MAIDEN. Ich hoffe, es läuft auch bei denen die passende Musik dazu, also unsere würde teils passen 🎵🤘 Noch knapp vor unserem heutigen Ziel erreichen wir die 1000 km-Marke, gefahren nur auf dieser Urlaubstour. An der Sportbootliegestelle Lohnde II festgemacht, gibt es nach dem Anlegeschluck noch ein schnelles Essen und wir haben einen guten Ausblick auf den schönen abendlichen roten Himmel.
Tag 25: Hannover-Lohnde > Minden
>>> 52,4 km in 5,6 Stunden Fahrzeit <<<
Heute starten wir eine Stunde eher als gestern, zunächst ist es noch bewölkt, doch der blaue Himmel setzt sich bald durch und die Temperaturen erreichen mittags sogar 28°C. An den dicht bewachsenen Ufern kündigt sich aber bereits der Herbst an, die Blätter an den Sträuchern und Bäumen beginnen bereits sich zu färben. Bei dem Umschlaghafen RegioPort bei Minden wird heute fleißig gearbeitet: 2 Berufsschiffer liegen davor und der Kran hat soeben einen Container am Haken bzw. an den Ecken. Auch der Lagerplatz ist gegenüber unseren früheren Vorbeifahrten gut gefüllt. Noch vor 15 Uhr erreichen wir den Mindener Yachthafen und bekommen einen schönen Liegeplatz zum Kanal hin. Da ist zwar der Weg zu den Sanitäranlagen am längsten, dafür hat man einen herrlichen Blick 👀 auf die vorbeifahrenden Schiffe. Ludger schnappt sich allerdings zunächst den Besen, um den Steg von den unschönen Hinterlassenschaften der Enten zu befreien. Nach dem Anlegeschluck machen wir uns auf den Weg zum nahe gelegenen Discounter, um für die letzten Tage nochmals die Vorräte aufzufüllen. Auf dem Rückweg kommt uns ein musizierender Eiswagen entgegen, hier gönnen wir uns ein sehr gut schmeckendes Eis 🍧😋 Wieder an Bord bereiten wir einen Salat zu, denn am Abend kommt unser Schwager zu Besuch, der hier in der Nähe wohnt, mit ihm haben wir einen gemütlichen Abend an Deck 🥗🍷
Tag 26: Minden > Bad Essen
>>> 35,7 km in 3,6 Stunden Fahrzeit <<<
Nach dem Motorcheck starten wir um 10 Uhr bei bewölktem Himmel und nur 18°C die Maschine und wollen los, doch der Plotter wehrt sich gegen das Zurücksetzen der gestrigen Werte. Die Touchfunktion hat schon eher gemuckt, aber immer erst nach längerem Betrieb 😲 auch die sonstige Bedienung ist dadurch stark eingeschränkt. Gut, dass wir einfach nur dem uns bekannten Kanal folgen müssen. Nach der Hafenausfahrt sehen wir am Südufer mehrere Soldaten mit ihrem Marschgepäck auf dem Rücken, sie kommen sicher aus einer
der beiden nahe gelegenen Kasernen und absolvieren gerade eine Leistungsprüfung oder trainieren dafür.
Bei Hille fängt es an zu regnen, dank unserer Markise kann das Fahrerfenster aber offenbleiben, lediglich den unteren Bereich müssen wir mit einem Handtuch dicht machen. So kann Ludger auf seinem höheren Steuerstuhl sitzen bleiben und muss nicht mehr wie früher auf einem niedrigen Fußhocker Platz nehmen, damit er dann durch die feste Scheibe schauen kann. Nach nicht mal 4 Stunden Fahrzeit machen wir an der Sprotbootliegestelle Bad
Essen fest, hier haben wir schon mehrfach gelegen. Mehrere Geschäfte gibt es auf der gegenüberliegenden Seite, seit einigen Jahren auch eine offen zugängliche Marina, doch liegt man dort auch mitten im teils trubeligen spätabendlichen Geschehen. Von unserem Platz am Nordufer können wir den DETTMER TANK 134 beobachten,
wie er sein Führerhäuschen ganz einfahren muss, um unter der Straßenbrücke herfahren zu können. Später am Abend haben wir wieder einen guten Blick auf den dämmerigen Abendhimmel.
Tag 27: Bad Essen > Ibbenbüren km 4
>>> 58 km in 6,0 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens gegen 8 Uhr haben wir ein schönes Bild am Himmel, kreuz und quer sind die Flugzeuge geflogen und haben so ein Muster hinterlassen. 2 Stunden später starten wir bei teils bewölktem Himmel zur letzten Etappe auf dem MLK > Mittellandkanal. Schon kurze Zeit später kommen wir bei Herringhausen an einer Sportbooteinsatzstelle vorbei, hier haben wir beide 2009 erfolgreich unsere Prüfung für Binnen und See abgelegt. Bei Kalkriese ist zur Zeit eine Verrengung der Fahrbahn, da an der Brücke Nr. 38 gearbeitet wird, dafür wird die Person mit einem Kran nach oben befördert. Zum Ende der heutigen Etappe übernehme ich das Steuer, denn ich möchte nach langer Zeit mal wieder selbst anlegen. Der Hauptfahrer ist bei uns Ludger, ich mache viel lieber das ganze Drumherum wie Fender und Leinen, Führen des Logbuches und auch das Fotografieren, auch für den Funk bin überwiegend ich zuständig, dafür haben wir ebenfalls beide die entsprechenden Scheine absolviert. Beim Anlegemanöver im Stichkanal Ibbenbüren, auch kurz km 4 genannt, merke ich, wie sehr ich aus der Übung gekommen bin, das hat früher schon mal besser geklappt. Zu unseren Charterzeiten waren wir jährlich immer im Wechsel verantwortlich für das Schiff, da konnte ich auch noch gut fahren, jetzt fehlt mir halt doch die Übung 🤷♀️ An diesem vorletzten Abend grillen wir nochmals, neben Fleisch und Brot landen auch Champions auf dem heißen Rost > sehr lecker 😋 Nachdem in dem Stichkanal Ruhe eingekehrt ist, haben wir einen schönen Blick auf das Wasser, in dem sich die Landschaft herrlich spiegelt. Es ist immer wieder aufs Neue ein soooooo schöner Anblick, wir können uns an diesen Bildern nicht sattsehen 👀👀
Tag 28: Ibbenbüren km 4 > Riesenbeck
>>> 7,7 km in 0,9 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens sieht das Wetter hier leider anders aus: es regnet 🌧️😕 Zum Glück haben wir lediglich eine sehr kurze Fahrt vor uns: wir verlassen den Mittellandkanal und erreichen auf unseren heimischen Dortmund-Ems-Kanal nach nicht mal einer Stunde Fahrt. die Liegestelle von Riesenbeck. Hier legen wir IMMER unseren letzten Stopp ein, wenn wir über das Nasse Dreieck zurück kommen. Die Geschäfte sind fußläufig gut zu erreichen, so können wir prima unsere Pfandflaschen hier gegen bares eintauschen. Das ist sehr angenehm, wenn man z.B. von einer Reise aus den Niederlanden zurückkommt, da sammelt sich dann ja so einiges an ... Während wir so unseren Anlegeschluck genießen, kommt von Norden das 85m lange Flusskreuzfahrtschiff SWISS RUBY an uns vorbei, sein nächster Stopp ist der Stadthafen in Münster, dort haben die Passagiere dann hoffentlich Zeit für die schöne Altstadt. Nachdem ein weiterer Prasselregen sich über uns ergossen hat, lugt bei den letzten Tropfen ein wenig die Sonne durch die Wolken und es bildet sich ein Regenbogen, wenn auch nur ein schwacher 🌈 Wir nutzen die Regenpause und begeben uns in den Ort zu der leckeren Pizzeria Bella Donna, auch dieses ist ein festes Ritual für uns 🍕😋
Auf dem Rückweg zeigt sich über dem Riesenbecker Kirchturm ein schönes kontrastreiches Himmelsbild. In einem Garten sehen wir weiße und braune Seidenhühner, sie sehen sehr schön aus. Mit dem Besitzer kommen wir ins Gespräch und er erzählt uns, dass er auch einen großen Jagdhund hat und die Hühner sich auf ihn stellen dürfen, wenn er am Boden liegt und döst. Das ist sicherlich ein schönes Bild, vielleicht sehen wir das bei unserem nächsten Besuch in Riesenbeck ... Zurück an Bord kommt der nächste Regenguss, da hattten wir ja Glück 👍 Hier erfahren wir, dass die britische Königin Elizabeth II. heute nachmittag im stolzen Alter von 96 Jahren verstorben ist. Sie war über 70 Jahre auf dem britischen Thron und damit der längste Monarch in diesem Land. Trotz ihrer konservativen Art war sie bei vielen sehr beliebt. Ich erinnere mich gerne an ihre Teestunde, die sie zu ihrem Platinjubiläum noch im Sommer diesen Jahres mit Paddington Bär hatte und dabei endlich verraten hat, was sie immer in ihrer Handtasche hat ...
Später zeigt sich noch ein fast voller Mond, der hinter den restlichen Wolken hervorlugt und der Kanalweg ist hier schön beleuchtet.
Tag 28: letzte Etappe von Riesenbeck > Fuestrup
>>> 25,8 km in 2,8 Stunden Fahrzeit <<<
Den letzten Urlaubstag starten wir mit einem ausgiebigen Frühstück, bei dem es nicht, wie sonst bei uns im Urlaub üblich, gekochte Eier gibt, sondern Rührei, darin kann man so schön die Reste verwerten > SEHR LEKKA 😋😋
Einige Zeit später begeben wir uns auf die letzte Touretappe:
die dunklen Wolken lassen wir hinter uns und fahren lieber den helleren im Süden entgegen, bald zeigt sich auch ein Sonnenloch. Aus unserem Notausstieg, der zur Badeplattform führt, habe ich mal ein Video gemacht:
Im Dörenther Hafen kommen wir an dem Kulturspeicher vorbei, er ist rundherum mit Polizisten bemalt. Ich hoffe, das schützt ihn vor Vandalismus!!! Vor über 100 Jahren wurde er hier als Getreidespeicher erbaut, lag später lange brach und wurde von Tieren als Behausung genutzt. Letztlich wurde er renoviert und ausgebaut, so dass heutzutage viele kulturelle Veranstaltungen hier stattfinden: Ausstellungen, Figurentheater, Musik und Workshops, auch ein Hafenfest gibt es. Bei der Autobahnbrücke der A1 erwischt es uns doch nochmal, ein Starkregen ergießt sich über uns 😕 Schade, dass wir nicht hierunter ausharren können bzw. dürfen, doch passend zu unserer Hafeneinfahrt kehrt die Sonne zurück und wir können trockenen Fußes in unserer Box anlegen. Thomas und Jürgen von den Nachbarbooten erwarten uns schon und nehmen unsere Leinen entgegen, als Dankeschön gibt es anschließend für alle ein leckeres Oelder Schätzken zu trinken, das ist ein Kräuterlikör aus unserer Heimat.
Zum Schluss zeige ich noch eine bunte Mischung von auffälligen Booten bzw. eins mit interessantem Namen:
Denkt daran: durch Anklicken der Bilder werden sie GROSS 👀
Tag 18: Werder > Plauer See ⚓
>>> 46,6 km + 1 Schleuse in 5,6 Stunden Fahrzeit <<<
Heute ist eine längere Strecke geplant: nicht ganz 50 km liegen vor uns, also starten wir nach dem Frühstück mit leckeren frischen Brötchen noch vor 10 Uhr die Maschine und fahren Richtung Norden, dort treffen wir nach ca. 1 Stunde auf die Untere-Havel-Wasserstraße, hier schließt sich wieder einmal ein Kreis, denn an diesem Punkt waren wir schon auf unserer Hinreise (s. Tag 6). Wir biegen nach Backbord (links) ab und beginnen hier mit der laaaaaangen Strecke Richtung Osten, enden wird sie nach über 400 km am Nassen Dreieck, doch bis dahin ist noch etwas Zeit ... An der Brandenburger Schleuse müssen wir nur kurz warten, dann können wir nach dem WSA-Schiff LURCH und einem BunBo einfahren. Nach der Schleusung biegen wir in die Brandenburger Niederhavel ab, hier reichen die Gärten wieder bis ans Wasser und fast jedes Grundstück hat seine eigene Anlegestelle und seinen fahrenden Rasenroboter. Am Nordufer versucht ein Angler 🎣 aus erhöhter Position sein Glück, doch ich glaube nicht, dass die Fische so hoch oben zubeißen werden 😂 Schauen wir nach vorne sehen wir schon die Jahrtausendbrücke, sie wurde 1929 zur Tausendjahrsfeier von Brandenburg erbaut. Nach der Sprengung im Krieg wurde sie wieder aufgebaut und 1996 erneuert, da sie für den anfallendenden Verkehr nicht mehr stabil genug war. Nach der Brückendurchfahrt sehen wir die ehemalige St. Johanniskirche am rechten Ufer, das sie durch die großen Fenster so hell erscheint liegt an einer Glasfassade auf der anderen Seite. Bevor das ehemalige Gottesgebäude im Krieg stark beschädigt wurde, diente es der Stadt als neuem Besitzer bereits als Spital, Brauhaus und auch als Schule. Inzwischen ist es nach einer Renovierungphase eine Veranstaltunghalle, bei der im Innenraum das Ruinenaussehen erahlten blieb, man erneute jedoch das erst 1986 eingestürzte Dach und schloss die offene Westfassade mit der bereits oben erwähnten Glasfassade. Zu ihren Füßen beginnt das Salzhofufer, es wurde 2011 eingeweiht und bietet viel Platz für Spaziergänger, hölzerne Bänke laden zum Ausruhen ein, im Wasser ist der Anleger für die Passagierschiffe und auch ein Wasserwanderrastplatz für Sportboote. Auf der linken Wassenseite sehen wir bald die Gottfried-Küger-Brücke liegen, die 1922 erbaute Brücke überspannt im hohen Bogen den hier fließenden Pumpengraben. Im Volksmund wird sie auch Bauchschmerzenbrücke genannt, da in alten Zeiten einem Müller in betrunkenem Zustand ein Fass mit Essig in den Graben gefallen sein soll und die Brücke sich daraufhin vor Bauchschmerzen krümmte ... Heutzutage wäre vielleicht aufgrund ihrer Treppenstufen der Name Knieschmerzenbrücke angebrachter ... 🦵😩 Während ich - wie meistens - fleißig fotografiere, steuert Ludger unsere BetteLu sicher über die Gewässer, hier vorbei am WWRP Slawendorf. Bei der Luckenberger Brücke stehen schön renovierte Häuser, sie wurden Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Kurz darauf sehen wir die alten Gebäude der ehemaligen Gießerei Elisabethhütte. Ursprünglich 1910 erbaut, nach der Kriegszerstörung neu aufgebaut, jedoch 1994 endgültig geschlossen worden, erobert sich die Natur in letzten 30 Jahren ihr Areal zurück. Eigentlich sollte hier seit 2005 von einem Investor das gesamte Grunstück für Neubauten vorbereitet werden ...
Anschließend verlassen wir den städtischen Bereich von Brandenburg und fahren auf der von viel Grün eingerahmten Niederhavel unsere Reise in gemütlichen Tempo fort. Hier darf das Totholz am Ufer liegen bleiben, so ist es eine sehr beschauliche Fahrt bis wir nach ca. 4 km den Breitlingsee erreichen. Diesen überqueren wir und erreichen im Norden wieder die Untere-Havel-Wasserstraße, biegen jedoch bald in eine Bucht des Plauer Sees ab und lassen hier nach 6 Stunden Fahrt den Anker ⚓ fallen, es wird unsere letzte Ankernacht in diesem Urlaub > SCHADE 😕 Leider dominieren auch hier die Blaualgen das Wasser, doch dem Schwan ist das egal. Mir zwar nicht, doch lasse ich es mir trotzdem nicht nehmen, bei dem herrlichen sonnigen Wetter eine große Runde auf dem SUP zu drehen, zum Glück ohne Sturz 👍 Später gibt es bei einem wunderschönen Abendhimmel leckeren Salat 🥗 mit Brötchen und natürlich den noch fehlenden Ankerschluck 🍷😋
Tag 19: Plauer See > Burg
>>> 50,5 km + 2 Schleusen in 5,9 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens um 7 Uhr ist die Sicht noch sehr bescheiden, einer Spinne ist es egal, sie hat sich an unseren Frontscheiben ein Netz gebaut, doch bisher keinen "Fang"erfolg gehabt. Wir nutzen die Zeit, um in Ruhe zu frühstücken und uns mal die AnkerApp anzuschauen. sie zeigt uns anschaulich, wie wir heute Nacht in unserem gezeichneten Schwojenkreis rotiert sind 😵 Würden wir die Kreislinie überschreiten gäbe es einen Alarmton, das funktioniert prima und lässt auch mich beruhigt schlafen 😴 Gegen 09:30 Uhr ist die Sicht gut, so dass wir den Anker lichten und uns wieder zum Hauptfahrwasser bewegen, hier erreichen wir schon bald den Elbe-Havel-Kanal und passieren die Seegartenbrücke. Nach dem Kleinen Wendsee folgt die Wusterwitzer Schleuse, nach nur kurzer Wartezeit werden wir hier geschleust. 14 km weiter westlich legen wir, wie schon auf dem Hinweg, in Genthin beim Lidl einen kurzen Stopp ein, um die Vorräte aufzufüllen. Bei der folgenden Schleuse Zerben müssen wir etwas länger warten, so dass wir mit ungutem Gefühl den Motor ausmachen. Das rächt sich später, denn er hat wieder Startschwierigkeiten 😖 Bei der Weiterfahrt sehen wir am Ufer eine sehr stabile Baumstamm-Bank, die dürfte ebenso wie der massive Tisch sehr lange halten. Bei der Schnapszahl km 333 machen wir an der Liegestelle Burg fest, sie liegt am westlichen Stadtrand. Später am Abend frischt der tagsüber ruhige Wind noch auf und läßt unsere Flagge gut in der Sonne tanzen.
Tag 20: Burg > Haldensleben
>>> 31,5 km + 1 Schleuse in 4,2 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens um 10 Uhr legen wir bei sonnigen 16°C ab, nach 8 km erreichen wir den Mittellandkanal MLK, das klingt schon etwas heimisch für uns, doch sind wir grad mal bei km 325 ... Hier liegt auch die Doppelschleuse Hohenwarthe, leider sagt man uns, dass wir über 1 Stunde warten müssen, wir gehen das Risiko ein und machen die Maschine aus, wird er doch in dieser Zeit wieder kälter und sollte anspringen. Tut sie auch, doch als wir abgelegt haben und auf die Kammer zufahren geht er plötzlich aus 😲 während der Fahrt hat er das noch NIE gemacht 😬 Ein erneutes Starten lehnt der Motor ab. Mit Hilfe von den beiden Querstrahlrudern manövriert uns Ludger wieder zurück zur Spundwand, zwar nicht in den Wartebereich, aber das ist jetzt auch egal!!! Hauptsache an Land. Hier gelingt ein erneuter Start und wir können noch fix mit in die Kammer einfahren, dort lassen wir die Maschine aber jetzt AN. Das Wasser strömt hier übrigens sehr zügig ein, so dass wir unsere Leinen trotz Schwimmpoller gut festhalten müssen 💪 um nicht zu weit von der Kammerwand weggedrückt zu werden und das bei einem Hub von 19 m. Da steht sie der Schleuse Anderten in nichts nach! Die vor uns liegende blaue SHENSI ist übrigens in London registriert. 2 Stunden dauert der gesamte Schleusenvorgang, also ab Anfunken gerechnet. Nur wenige km weiter westlich müssen wir für die Elbbrücke einen Schubverband abwarten, können dann aber als Führungsfahrzeug die Überfahrt antreten, dieses schöne Privileg hatten wir schon auf der Hinreise 😁 Nach weiteren 20 km erreichen wir unseren heutigen Übernachtungsplatz in Haldensleben an der Sportbootliegestelle, hier gönnen wir uns den Anlegeschluck wieder auf der Badeplattform sitzend und lassen dabei die Füße im klaren Wasser baumeln. Später bereitet Ludger einen Teil des Abendessens auf dem Grill zu, während ich drinnen einen Salat kreiere 😋😋 Als "Dessert" gönnen wir uns anschließend ein besonderes Tröpfchen aus unserem Heimatort: einen leckeren Kräuterlikör namens Dampfmaschinen-Öl, ganz in der Hoffnung, dass unser Motor von nun an wieder besser anspringt und - vor allem - auch anbleibt!!!! Bereits vor 20 Uhr verabschiedet sich die Sonne, ein Nachteil, wenn man so spät in den Urlaub fährt, doch leider ging es beruflich nicht eher😕
Tag 21: Haldensleben > Rühen
>>> 46,1 km in 4,9 Stunden Fahrzeit <<<
Bei strahlend blauem Himmel und 16°C starten wir noch vor 10 Uhr die Maschine und fahren weiter Richtung Westen. Am Umschlagplatz Haldensleben wird soeben die DIRKJE beladen, dabei hängt sie derbe schief im Wasser, man meint, das Heck würde gleich versinken während der Bug weit heraus schaut. Bei Bülstringen sehen wir oben auf einem Mast ein Storchennest, aufgrund des Spätsommers ist es verlassen, doch im nächten Jahr zieht dort sicher wieder ein Storchenpaar ein, um ihre Eier auszubrüten. In der Nähe von Velsdorf nähern wir uns einem 3er-Schuber, da er mit nur 7 km/h über den Kanal gleitet, nutzen wir den hier geraden Kanalabschnitt und setzen zum Überholen an, was auch uns, einem Verdränger, ohne Probleme gelingt. Anschließend scheinen wir den Kanal mit seinen grün bewachsenen Ufern für uns alleine zu haben, den Böschungen sieht man jedoch den heißen Sommer an, sie sind trotz der Nähe zum Wasser braun geworden. Nach fast 5-stündger Fahrtzeit ereichen wir die Landesgrenze von Sachsen-Anhalt zu Niedersachen und machen kurz darauf an der Sportbootliegestelle Rühen fest, hier gibt es das griechische Restaurant Jorgos am Kanal. Auf dem Hinweg hatten wir uns schon überlegt, dass wir auf unserem Rückweg hier festmachen werden, um das Lokal zu testen. Das haben wir nicht bereut, denn wir werden sehr freundlich empfangen und bedient, können schön sitzen (zur Zeit wird ein Wintergarten angebaut), und unsere bestellten Speisen sind sehr lecker 😋😋 dabei haben wir einen guten Blick auf den Kanal. Während wir so da sitzen, beobachten wir einen Berufsschiffer, der den Sportbootbereich ansteuert, doch macht er nicht wirklich fest, was hat er wohl vor? Da springt eine Person von Bord und holt im Lokal das wohl zuvor bestellte Essen ab, bezahlt und flitzt wieder zurück. Das hat dann was von Drive&Run-In auf dem Wasser 😁👍 Unseren Absacker nehmen wir auf dem Achterdeck ein, es gibt Aperol gemischt mit einem besonderen Riesling, es ist noch die Sonderabfüllung von unserem jüngsten Sohn, als er Abitur gemacht hat.
Tag 22: Rühen > Heidanger
>>> 46,2 km + 1 Schleuse in 5,1 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens um 6 Uhr stehe ich schon früh auf, jedoch nur, um ein Foto von dem morgendlichen Kanal zu machen, es sieht einfach zu schön aus 😍 Doch dann ruft doch noch mal das warme Bett nach mir 😴 Erst 3 Stunden später starten wir bei sonnigen 13°C die Maschine und setzen unsere Fahrt fort. Nach 1 Std. Fahrt erreichen wir Wolfsburg mit seiner bekannten und sehenswerten Autostadt, wir machen hier jedoch nur kurz beim Bahnhof fest, denn von hier aus kann man fix zum Einkaufen gehen. Später bei der Schleuse Sülfeld fährt gerade ein Zug über die Brücke, der mit seeeehr vielen Autos beladen ist, ob die wohl alle aus der eben gesehenen Fabrik stammen? Wir können direkt in die Kammer einfahren und uns mit einem Berufsschiffer schleusen lassen, es geht hier 9 m in die Höhe, aber leider ohne Schwimmpoller. Nachmittags biegen wir bei MLK km 213 nach Süden in den Stichkanal Salzgitter ein, hier erreichen wir nach ca 3 km eine eng wirkende Brückendurchfahrt, doch sie ist groß genug für uns (7 m breit, 5 m hoch, 2 m Wassertiefe) und so fahren wir duch sie hindurch, um unseren Lieblinshafen zu erreichen: den privat geführten YH Heidanger. Da ich gestern bereits angerufen hatte ist unser gewünschter Platz direkt vor dem Restaurant noch frei. Man liegt in diesem Hafen wunderbar ruhig und ist von mediterranem Flair umgeben, doch das zeige ich euch morgen. Heute steht nichts besonderes mehr auf dem Programm, nur relaxen, das kann man hier sehr gut. Abends wird der Außenbereich sehr schön angestrahlt.
Tag 23: BAUMELTAG
> wir bleiben im Yachthafen Heidanger
Heute haben wir einen Baumeltag: wir lassen die Beine und auch die Seele baumeln, das geht in diesem Hafen ganz prima 😍 Beim Frühstück haben wir sehr leckere vorbestellte Brötchen, für abends reservieren wir uns einen Tisch direkt am Wasser, so haben wir beim Essen einen freien Blick auf unser Schiff und den Hafen. Geschmeckt hat es - wie immer - ganz vorzüglich > können wir nur empfehlen. Nun lasse ich einige Bilder des Tages für sich sprechen ...
Tag 24: Heidanger > Hannover-Lohnde
>>> 68,2 km + 1 Schleuse in 7,3 Stunden Fahrzeit <<<
Bei bestem Wetter verlassen wir kurz nach 10 Uhr diesen schönen Hafen und machen uns auf den Weg Richtung Mittellandkanal, diesen erreichen wir nach nur 22 Minuten Fahrtzeit und setzen hier unsere Fahrt Richtung Westen fort. 4 Stunden später erreichen wir die Schleuse Anderten, sie hat einen Hub von fast 15 m, doch zum Glück geht es diesmal für uns runter, das ist entschieden angenehmer. Viele kennen sie, mögen sie aber nicht - so wie wir. Das Berufsschiff THEKLA schleust mit uns bzw. wir mit ihm, doch lässt er uns im Unterwasser vorbei und macht dafür sogar langsamer 🙏 Mitten in Hannover steht die Bucholzer Mühle, es handelt sich dabei um eine Hölländerwindmühle mit drehbarer Gaube, ursprünglich aus dem Jahre 1612, zwischenzeitlich brannte sie jedoch nieder, wurde aber wieder aufgebaut. Ansonsten ist auf der über 7stündigen Fahrt nicht viel besonderes passiert, allerdings war es eine metallisch-musikalische Fahrt, sahen wir doch 2 Berufsschiffer mit schön klingenden Namen: gleich morgens die HEAVY METAL und hier in Hannover dann noch die IRON MAIDEN. Ich hoffe, es läuft auch bei denen die passende Musik dazu, also unsere würde teils passen 🎵🤘 Noch knapp vor unserem heutigen Ziel erreichen wir die 1000 km-Marke, gefahren nur auf dieser Urlaubstour. An der Sportbootliegestelle Lohnde II festgemacht, gibt es nach dem Anlegeschluck noch ein schnelles Essen und wir haben einen guten Ausblick auf den schönen abendlichen roten Himmel.
Tag 25: Hannover-Lohnde > Minden
>>> 52,4 km in 5,6 Stunden Fahrzeit <<<
Heute starten wir eine Stunde eher als gestern, zunächst ist es noch bewölkt, doch der blaue Himmel setzt sich bald durch und die Temperaturen erreichen mittags sogar 28°C. An den dicht bewachsenen Ufern kündigt sich aber bereits der Herbst an, die Blätter an den Sträuchern und Bäumen beginnen bereits sich zu färben. Bei dem Umschlaghafen RegioPort bei Minden wird heute fleißig gearbeitet: 2 Berufsschiffer liegen davor und der Kran hat soeben einen Container am Haken bzw. an den Ecken. Auch der Lagerplatz ist gegenüber unseren früheren Vorbeifahrten gut gefüllt. Noch vor 15 Uhr erreichen wir den Mindener Yachthafen und bekommen einen schönen Liegeplatz zum Kanal hin. Da ist zwar der Weg zu den Sanitäranlagen am längsten, dafür hat man einen herrlichen Blick 👀 auf die vorbeifahrenden Schiffe. Ludger schnappt sich allerdings zunächst den Besen, um den Steg von den unschönen Hinterlassenschaften der Enten zu befreien. Nach dem Anlegeschluck machen wir uns auf den Weg zum nahe gelegenen Discounter, um für die letzten Tage nochmals die Vorräte aufzufüllen. Auf dem Rückweg kommt uns ein musizierender Eiswagen entgegen, hier gönnen wir uns ein sehr gut schmeckendes Eis 🍧😋 Wieder an Bord bereiten wir einen Salat zu, denn am Abend kommt unser Schwager zu Besuch, der hier in der Nähe wohnt, mit ihm haben wir einen gemütlichen Abend an Deck 🥗🍷
Tag 26: Minden > Bad Essen
>>> 35,7 km in 3,6 Stunden Fahrzeit <<<
Nach dem Motorcheck starten wir um 10 Uhr bei bewölktem Himmel und nur 18°C die Maschine und wollen los, doch der Plotter wehrt sich gegen das Zurücksetzen der gestrigen Werte. Die Touchfunktion hat schon eher gemuckt, aber immer erst nach längerem Betrieb 😲 auch die sonstige Bedienung ist dadurch stark eingeschränkt. Gut, dass wir einfach nur dem uns bekannten Kanal folgen müssen. Nach der Hafenausfahrt sehen wir am Südufer mehrere Soldaten mit ihrem Marschgepäck auf dem Rücken, sie kommen sicher aus einer
der beiden nahe gelegenen Kasernen und absolvieren gerade eine Leistungsprüfung oder trainieren dafür.
Bei Hille fängt es an zu regnen, dank unserer Markise kann das Fahrerfenster aber offenbleiben, lediglich den unteren Bereich müssen wir mit einem Handtuch dicht machen. So kann Ludger auf seinem höheren Steuerstuhl sitzen bleiben und muss nicht mehr wie früher auf einem niedrigen Fußhocker Platz nehmen, damit er dann durch die feste Scheibe schauen kann. Nach nicht mal 4 Stunden Fahrzeit machen wir an der Sprotbootliegestelle Bad
Essen fest, hier haben wir schon mehrfach gelegen. Mehrere Geschäfte gibt es auf der gegenüberliegenden Seite, seit einigen Jahren auch eine offen zugängliche Marina, doch liegt man dort auch mitten im teils trubeligen spätabendlichen Geschehen. Von unserem Platz am Nordufer können wir den DETTMER TANK 134 beobachten,
wie er sein Führerhäuschen ganz einfahren muss, um unter der Straßenbrücke herfahren zu können. Später am Abend haben wir wieder einen guten Blick auf den dämmerigen Abendhimmel.
Tag 27: Bad Essen > Ibbenbüren km 4
>>> 58 km in 6,0 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens gegen 8 Uhr haben wir ein schönes Bild am Himmel, kreuz und quer sind die Flugzeuge geflogen und haben so ein Muster hinterlassen. 2 Stunden später starten wir bei teils bewölktem Himmel zur letzten Etappe auf dem MLK > Mittellandkanal. Schon kurze Zeit später kommen wir bei Herringhausen an einer Sportbooteinsatzstelle vorbei, hier haben wir beide 2009 erfolgreich unsere Prüfung für Binnen und See abgelegt. Bei Kalkriese ist zur Zeit eine Verrengung der Fahrbahn, da an der Brücke Nr. 38 gearbeitet wird, dafür wird die Person mit einem Kran nach oben befördert. Zum Ende der heutigen Etappe übernehme ich das Steuer, denn ich möchte nach langer Zeit mal wieder selbst anlegen. Der Hauptfahrer ist bei uns Ludger, ich mache viel lieber das ganze Drumherum wie Fender und Leinen, Führen des Logbuches und auch das Fotografieren, auch für den Funk bin überwiegend ich zuständig, dafür haben wir ebenfalls beide die entsprechenden Scheine absolviert. Beim Anlegemanöver im Stichkanal Ibbenbüren, auch kurz km 4 genannt, merke ich, wie sehr ich aus der Übung gekommen bin, das hat früher schon mal besser geklappt. Zu unseren Charterzeiten waren wir jährlich immer im Wechsel verantwortlich für das Schiff, da konnte ich auch noch gut fahren, jetzt fehlt mir halt doch die Übung 🤷♀️ An diesem vorletzten Abend grillen wir nochmals, neben Fleisch und Brot landen auch Champions auf dem heißen Rost > sehr lecker 😋 Nachdem in dem Stichkanal Ruhe eingekehrt ist, haben wir einen schönen Blick auf das Wasser, in dem sich die Landschaft herrlich spiegelt. Es ist immer wieder aufs Neue ein soooooo schöner Anblick, wir können uns an diesen Bildern nicht sattsehen 👀👀
Tag 28: Ibbenbüren km 4 > Riesenbeck
>>> 7,7 km in 0,9 Stunden Fahrzeit <<<
Morgens sieht das Wetter hier leider anders aus: es regnet 🌧️😕 Zum Glück haben wir lediglich eine sehr kurze Fahrt vor uns: wir verlassen den Mittellandkanal und erreichen auf unseren heimischen Dortmund-Ems-Kanal nach nicht mal einer Stunde Fahrt. die Liegestelle von Riesenbeck. Hier legen wir IMMER unseren letzten Stopp ein, wenn wir über das Nasse Dreieck zurück kommen. Die Geschäfte sind fußläufig gut zu erreichen, so können wir prima unsere Pfandflaschen hier gegen bares eintauschen. Das ist sehr angenehm, wenn man z.B. von einer Reise aus den Niederlanden zurückkommt, da sammelt sich dann ja so einiges an ... Während wir so unseren Anlegeschluck genießen, kommt von Norden das 85m lange Flusskreuzfahrtschiff SWISS RUBY an uns vorbei, sein nächster Stopp ist der Stadthafen in Münster, dort haben die Passagiere dann hoffentlich Zeit für die schöne Altstadt. Nachdem ein weiterer Prasselregen sich über uns ergossen hat, lugt bei den letzten Tropfen ein wenig die Sonne durch die Wolken und es bildet sich ein Regenbogen, wenn auch nur ein schwacher 🌈 Wir nutzen die Regenpause und begeben uns in den Ort zu der leckeren Pizzeria Bella Donna, auch dieses ist ein festes Ritual für uns 🍕😋
Auf dem Rückweg zeigt sich über dem Riesenbecker Kirchturm ein schönes kontrastreiches Himmelsbild. In einem Garten sehen wir weiße und braune Seidenhühner, sie sehen sehr schön aus. Mit dem Besitzer kommen wir ins Gespräch und er erzählt uns, dass er auch einen großen Jagdhund hat und die Hühner sich auf ihn stellen dürfen, wenn er am Boden liegt und döst. Das ist sicherlich ein schönes Bild, vielleicht sehen wir das bei unserem nächsten Besuch in Riesenbeck ... Zurück an Bord kommt der nächste Regenguss, da hattten wir ja Glück 👍 Hier erfahren wir, dass die britische Königin Elizabeth II. heute nachmittag im stolzen Alter von 96 Jahren verstorben ist. Sie war über 70 Jahre auf dem britischen Thron und damit der längste Monarch in diesem Land. Trotz ihrer konservativen Art war sie bei vielen sehr beliebt. Ich erinnere mich gerne an ihre Teestunde, die sie zu ihrem Platinjubiläum noch im Sommer diesen Jahres mit Paddington Bär hatte und dabei endlich verraten hat, was sie immer in ihrer Handtasche hat ...
Später zeigt sich noch ein fast voller Mond, der hinter den restlichen Wolken hervorlugt und der Kanalweg ist hier schön beleuchtet.
Tag 28: letzte Etappe von Riesenbeck > Fuestrup
>>> 25,8 km in 2,8 Stunden Fahrzeit <<<
Den letzten Urlaubstag starten wir mit einem ausgiebigen Frühstück, bei dem es nicht, wie sonst bei uns im Urlaub üblich, gekochte Eier gibt, sondern Rührei, darin kann man so schön die Reste verwerten > SEHR LEKKA 😋😋
Einige Zeit später begeben wir uns auf die letzte Touretappe:
die dunklen Wolken lassen wir hinter uns und fahren lieber den helleren im Süden entgegen, bald zeigt sich auch ein Sonnenloch. Aus unserem Notausstieg, der zur Badeplattform führt, habe ich mal ein Video gemacht:
Im Dörenther Hafen kommen wir an dem Kulturspeicher vorbei, er ist rundherum mit Polizisten bemalt. Ich hoffe, das schützt ihn vor Vandalismus!!! Vor über 100 Jahren wurde er hier als Getreidespeicher erbaut, lag später lange brach und wurde von Tieren als Behausung genutzt. Letztlich wurde er renoviert und ausgebaut, so dass heutzutage viele kulturelle Veranstaltungen hier stattfinden: Ausstellungen, Figurentheater, Musik und Workshops, auch ein Hafenfest gibt es. Bei der Autobahnbrücke der A1 erwischt es uns doch nochmal, ein Starkregen ergießt sich über uns 😕 Schade, dass wir nicht hierunter ausharren können bzw. dürfen, doch passend zu unserer Hafeneinfahrt kehrt die Sonne zurück und wir können trockenen Fußes in unserer Box anlegen. Thomas und Jürgen von den Nachbarbooten erwarten uns schon und nehmen unsere Leinen entgegen, als Dankeschön gibt es anschließend für alle ein leckeres Oelder Schätzken zu trinken, das ist ein Kräuterlikör aus unserer Heimat.
Zum Schluss zeige ich noch eine bunte Mischung von auffälligen Booten bzw. eins mit interessantem Namen:
Denkt daran: durch Anklicken der Bilder werden sie GROSS 👀
Abschließend noch ein paar Eckdaten zu der Tour:
▷ 1.181,7 km ▷128,4 Betriebsstunden ▷ 23 Schleusen ▷ 2 Brücken
▷ 26 Fahrtage ▷ 29 Spaßtage ▷ 10 Ankernächte
▷ sehr heiße Tage, dadurch leider oft Blaualgen ▷ da bereits Spätsommer > kurze Tage
▷ es war eine sehr schöne und entspannte Tour,
aufgrund der Entfernung halt mit längeren Fahrtagen für die An- bzw. Abreise
A N F A N G ⏫ W I N T E R T O U R ⏬
Vor der bald kommenden Herbsttour steht noch eine kleine Näharbeit bei mir an: Durch unsere großen Ecklöcher auf dem Achterdeck pfeift derbe der Wind, im Sommer manchmal angenehm, kann das aber im Herbst recht frisch werden. So habe ich vor Jahren einfach festen Stoff mit Klettbändern versehen, die wir dann darein hängen. Ein Teil der Kletts war aber nicht mehr gut, weswegen nun neue her mussten. Schwarz lag noch in der Schublade, also haben wir nun 2farbige, aber egal, Hauptsache hält!
> > > H E R B S T T O U R < < <
01.-09. Oktober 2022 > OBERHAUSEN
Nur 3 Wochen nach der Sommertour starten wir mit unserer Herbsttour, der Plan ist Oberhausen und zurück. Am Abend vorher reisen wir bereits an, starten aber erst gegen Mittag die Maschine, denn morgens war es noch recht böig. Nach der Hafenausfahrt machen wir eine 180° Wende und fahren Richtung Süden, da liegt nach nur wenigen Metern die Baustelle für die neue Emsüberführung. Seit Jahren wird hier eine 1 km lange Umfahrung der alten Emsbrücke gebaut, in diesem Winter soll sie nun endlich eröffnet werden, um dann an der Stelle der noch aktuellen Brücke die endgültige Trogbrücke zu bauen. Ob WIR diese Brücke wohl noch mit dem Schiff befahren werden ... Hier kann man jedenfalls links die nördliche Zufahrt der Umfahrung erkennen, für uns geht es heute rechts weiter über den alten Trog. Bei Gelmer erreicht man dann demnächst wieder den eigentlichen Kanal. Die künftige Baustelle lässt sich mit Hilfe der noch vorhandenen alten Senktore trockenlegen, ein großer Vorteil 👍 Als wir näher nach Münster kommen sehen wir den neu angelegten Radweg, er ist nun geteert und auch beleuchtet, das sieht vom Schiff aus sehr gut aus und freut sicher die vielen Radfahrer, die sonst immer über Schotterwege fahren mussten. Bei der Schleuse Münster müssen wir erst eine Weile warten, doch hinter der NIEDERSACHSEN 11 können wir mit einfahren. Der Himmel weiß nicht genau, was er so will: von blau über weiße Wolken bis hin zu dunklen Wolken ist heute alles dabei, noch haben wir die Sonne auf unserer Seite und das in einer Schleuse > ungewöhnlich. Auch im südlichen Münster, also im Hiltruper Bereich, wird an den Radwegen gewerkelt, die Fertigstellung werden wir aber wohl erst im nächsten Jahr sehen. Bei der Liegestelle Hiltrup liegen 2 Boote: das eine wirkt schlicht und verlassen, das andere, bestückt mit einigen Pflanzen an Bord, dauerbewohnt. Ob die auf der Rückfahrt wohl auch noch hier liegen? Für uns geht die Fahrt jedenfalls noch weiter, vorbei an der nun fertigen Uferpromenade in Senden. Wie man sieht, kann man als Sportboot auch hier festmachen, der Steg ist allerdings etwas niedriger, da käme dann unser Treppenfender zum Einsatz. Ein Lebensmittelmarkt im Ort wäre fußläufig zu erreichen. Durch unsere späte Abreise ist es bereits nach 18 Uhr, als wir an der Sportbootliegestelle Lüdinghausen festmachen. Wir haben gerade alle Leinen und Fender richtig sitzen, da schickt uns die Sonne noch einen schönen abendlichen Gruß 😊 Wie so oft, wenn wir hier übernachten, bekommen wir Besuch durch meinen Bruder mit Frau, die für uns 4 die vorab bestellte Pizza direkt mitbringen. So haben wir einen herrlichen gemeinsamen Abend, der erst nach Mitternacht endet.
Hier an der Liegestelle kommen immer mal Autos runter gefahren, die hier eigentlich nichts zu suchen haben. Doch dieses Auto, dass während unseres Frühstücks angefahren kommt, kennen wir doch: es ist der bekannte DeLorean DMC-12 aus den Filmen Zurück in die Zukunft. Er gehört einer Bielefelder Telekommunikationsfirma, die mit diesem Wagen natürlich immer alle Blicke auf sich zieht 👀👀 Bevor mit einem Model hier Fotos vom und am Auto gemacht werden, dürfen wir ihn uns anschauen: selbstverständlich hat er auch einen FluxKompensator hinter der Mittelkonsole. Gegen Mittag legen wir ab und fahren bei schönem Wetter und 15°C weiter nach Süden, dabei passieren wir auch die Lippeüberführung. Sie wurde nach 13 Jahren Bauzeit 2016 fertig gestellt und besteht aus 2 Trögen, für jede Fahrtrichtung einer. Auch unsere Emsüberführung (s.o.) wird irgendwann einmal so aussehen ... Etwas südlicher beim Dattelner Meer (Abzweig Wesel-Datteln-Kanal) sieht man das alte Sicherheitstor Datteln im Altkanal des Dortmund-Ems-Kanals liegen. Hier verlief früher der Kanal durch die Stadt Olfen, Teile dieses Kanalsabschnittes sind noch heute mit Wasser gefüllt und dienen den Bewohnern teils zur Freizeitgestaltung. Wir fahren weiter Richtung Süden und kommen bei km 18 an der im Januar 2022 abgesackten Löringhofbrücke vorbei. Sie galt schon länger als marode, ein Neubau war schon in Arbeit, als sie nach dem Bruch eines Rollenlagers um 10 cm absackte und sofort für den Straßen- wie auch den Schiffsverkehr gesperrt wurde. Nach einigen Sicherungsarbeiten konnte der Schiffsverkehr wieder passieren, für die Fahrzeuge oberhalb blieb sie jedoch dicht. Die neue Brücke liegt aber schon bereit, kann jedoch erst 2024 eingeschwemmt werden... Über den hier sehr beschaulichen Kanal geht es für uns weiter, vorbei an herrlich grünen Ufern erreichen wir am frühen Nachmittag den Hafen des AMC Castrop-Rauxel und können im Emshafen den letzten freien Platz am Außersteg belegen. Von hier hat man einen schönen freien Blick auf das Kanalgeschehen. Beim Anlegeschluck regnet es noch, doch 2 Stunden später ist überwieggend blauer Himmel. Nach einer Dusche in den wunderbaren Sanitäranlagen lassen wir uns im Hafenrestaurant kulinarisch verwöhnen > seeehr lecker!!! Anschließend gönnen wir uns noch den Sundowner oben auf dem Achterdeck sitzend 🍺 JAAA, auch auf der Herbsttour sitzen wir immer oben, schön eingemummelt in unseren Anziehdecken. Das Salonsofa nutzen wir eigentlich nur für ein Mittagsschläfchen oder während der Wintersaison für die Tee- und Plätzchenpause, um uns wieder aufzuwärmen.
Morgens sind es nur 8°C, aber es ist trocken, auch wenn sich einige Wolken am Himmel tummeln ... Nach dem Frühstück haben wir den Kanal mit seinen Berufsschiffen im Auge und können so passend die Schleuse anfunken, als die COMMEARE an uns vorbeifährt, es klappt > wir dürfen hinter ihm mit rein fahren 👍 12 m geht es hier in der Kammer hinunter, zum Glück gibt es Schwimmpoller: locker die Leine d'rum und nur aufpassen, dass der Poller auch schön mitgeht > prima Sache 😊 In der Schleuse könnten wir uns bequem das Gemüse für einen abendlichen Salat zusammenstellen, Algenkost ist ja im Kommen und soll gesund sein ... Es gibt ja die ollen Schmierfinken, die sich für die Nachwelt überall verewigen müssen 😠 doch dieses "Kunstwerk" finde ich ja mal witzig: ein Spendenaufruf für die WSA (Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt)
Ob wohl schon jemand was eingeworfen hat??? 😁 Nachdem die COMMEARE die Kammer verlassen hat, legen auch wir ab, denn nun hat sich das von ihm aufgewühlte Wasser wieder beruhigt. 6 km weiter kommt bereits die Schleuse Wanne-Eickel, hier macht er leider im Oberwasser fest, doch der Schleusenwärter gibt uns trotzdem grünes Licht. Ganz am Anfang legen wir uns direkt nach dem Schleusentor an den ersten Schwimmpoller und bekommen während des Hubvorganges (8,40 m) einen interessanten Blick nach hinten: das wuchtige gebogene Schleusentor schützt uns vor dem Wasser des Rhein-Herne-Kanals. Nur 15 Minuten später können wir bereits wieder ausfahren. Auch hier bei Gelsenkirchen sieht man, dass das Ruhrgebiet sehr viel grün zu bieten hat und auch hier gibt es bald eine neue Straßenbrücke über die Adenauerallee /Uechtingstraße. Sie findet ihren Platz direkt neben der alten Brücke und liegt auch schon am Ufer bereit. Dahinter sieht man einen Kugelgasbehälter, der 1985 als eines der ersten Kunstwerke am RHK von Rolf Glasmeier angemalt wurde. Durch seine Farbwahl, blau mit kleinen gelben Punkten, wirkt der tonnenschwere Bahälter leicht wie ein bunter Kinderball. Auch die dritte und für heute letzte Schleuse können wir ohne Wartezeit alleine passieren. Bald danach kommen wir am Amphitheater Gelsenkirchen vorbei, es liegt im ehemaligen Bundesgarten- schaugelände und es finden hier oft unterschiedliche Konzerte statt. Direkt im Anschluss beginnt die Graffitiwand des Nordstenparks, an der 400 m langen alten Hafenmauer des ehemaligen Kohlehafens der Zeche Nordstern dürfen sich die jungen Sprüher austoben. 11 km weiter westlich waren die Profis am Werk, aber auch sie sind vielleicht mal
im Nordsternpark damit angefangen ... Die Lackaffen aus Münster haben das neue Regenüber- laufbecken in OB in der Form eines Berufsschiffes verschönert > sehr gelungen 👍 Noch vor dem Gasometer biegen wir in die Marina Oberhausen ein und finden ein schönes Plätzchen für unsere BetteLu. Hier wollen wir 2 Nächte bleiben und haben somit für heute keinen bestimmten Programmpunkt mehr auf dem Plan. Es gibt Eis 🍧😋 von einer mobilen Eisdiele und nette Unterhaltungen mit anderen Eignern hier im Hafen. Abends gibt es mal eine große Ausnahme: wir sitzen doch unten im Salon auf dem Sofa, denn es ist Montag und die neue Staffel von Lecker an Bord beginnt heute, das dürfen wir natürlich auf gar keinen Fall verpassen!!!
Morgens ist es teils bewölkt, teils sonnig, unser Blick beim Frühstück geht über das Wasser hinweg Richtung Sealife, leise hören wir auch die Musik, die den ganzen Tag läuft, um die Leute anzulocken. Doch unsere Pläne sehen anders aus, wir machen uns auf den Weg zum bekannten Bekleidungsgeschäft, welches den Namen des größten lebenden Vogels trägt ... ihr wisst bestimmt, wen ich meine 😉 Ludger wird dort fündig, was ich mir überlegt hatte, war leider nicht passend da > schade. Anschließend füllen wir noch etwas die Lebensmittel auf und machen uns dann auf den Weg zurück zur Marina. Inzwischen hat sich die Sonne 🌞 voll durchgesetzt und schenkt uns zur Teepause angenehme 19°C. Abends gibt es erst Pellkartoffeln mit Heringsstipp und später haben wir beim Abendschluck einen schönen Blick auf den naheliegenden beleuchteten Aquapark Oberhausen, dank der Windstille sogar mit Spiegelung im Wasser.
Der nächste Tag ist ein besonderer, denn unser Sohn Samoel kommt mit Zug und Bus von zuhause angereist (2 Std. Fahrzeit!), um den Nachmittag mit uns zu verbringen, geplant ist ein Besuch im Gasometer, immer wieder lohnenswert. Aktuell zu bestaunen ist noch die Ausstellung Das zerbrechliche Paradies. Es gibt, wie auch schon in den vorherigen Ausstellungen, viele eindrucksvolle großformatige Fotografien und Filmbeiträge, gestochen scharf mit toller Farbgebung. Sie alle zeigen uns die Einzigartigkeit, aber auch die Zerbrechlichkeit unseres blauen Planeten ERDE 🌍 Doch wird uns auch anschaulich vor Augen gehalten, was wir selbst mit ihr anstellen: Industrialisierung, Umweltverschmutzung, Klimawandel, usw.
HIER MUSS SICH DRINGEND WAS ÄNDERN ! ! !
Die Darstellungen und Eindrücke lassen sich gar nicht entsprechend wiedergeben, deshalb verzichte ich hier bewusst auf Bilder davon. Nach den Ausstellungsebenen auf den unteren Etagen betreten wir den 100 m hohen Luftraum des Gasometers, hier setzen/legen wir uns hin und lassen die über uns hängende Erdkugel auf uns wirken, sie hat einen Durchmesser von 20 m. An ihr wird uns durch Projektionen gezeigt, wie die Kontinente und Ozeane sich im Laufe der Zeit gewandelt haben und wie z.B. die Massen an täglichen Flug- und Schiffsrouten ein dichtes "Spinnennetz" um die Erde weben, mit all ihren Konsequenzen. Auch hier wird uns eindrucksvoll der Spiegel vor Augen gehalten:
SO KANN UND DARF ES NICHT WEITER GEHEN ! ! !
Anschließend begeben wir uns auf die Ebene 11, das ist das Dach des Gasometers, von hier oben haben wir aus 110 m Höhe einen herrlichen Ausblick auf die nähere und weitere Umgebung.
Blick von Westen über Norden nach Osten:
Blick von Südosten über Süden nach Südwesten:
(Hinweis: Durch Anklicken der Bilder lassen sie sich vergrößern🔎!)
Anschließend gönnen wir drei uns eine kühle Köstlichkeit im Eiscafé Promenade und haben von der großen Außenterrasse nochmals einen herrlichen Blick auf das Gasometer und die herbstlich geschmückten Bäume im Vordergrund. Nach einem gemeinsamen Abendessen an Bord, es gibt Spaghetti Aglio, tritt Sam seinen Rückweg an und wir lassen den schönen Tag bei einem Gläschen Amerié mit Sekt nochmals Revue passieren.
Nach den 2 Erholungstagen in Oberhausen verlassen wir an Tag 6 die Marina wieder und begeben uns auf den Rückweg. Bei sonnigen 14°C fahren wir östlich Richtung Schleuse Gelsenkirchen. Die Fußgänger-Bogenbrücke am Nordstenpark leuchtet schön in der Sonne, in der Ferne können wir schon die Schleuse sehen. Doch zuvor erregt unsere Auferksamkeit noch das Berufsschiff MADEIRA, es liegt an der Spundwand und hat sich vor erst 4 Stunden an genau dieser Rundbogenbrücke sein Führerhäuschen abgefahren 😲 Auf dem rechten Bild (geklaut aus dem Netz!) könnt ihr es mit seinem höhenverstellbaren Aufbau sehen. Zum Glück ist der Schiffsführer nur leicht verletzt worden und konnte seine Fahrt noch bis hierher fortsetzen. Die Feuerwehr musste nur einige abgefahrene Teile aus dem Wasser und von der Brücke beseitigten, so dass der Schiffsfverkehr bald wieder passieren konnte. Was ein Glück auch für uns! In die Schleuse Gelsenkirchen können wir direkt mit einem weiteren Sportboot einfahren, dieses hatte ca. 1 Stunde vor uns die Marina verlassen. Ebenso müssen wir auch bei den Schleusen Wanne-Eickel und Herne-Ost nicht warten und erreichen somit am frühen Nachmittag unseren Zielhafen des WSV Herne. Hier können wir an dem sehr stabilen Meldesteg festmachen und auch liegen bleiben. Von den sehr netten Vereinsmitgliedern erfahren wir, dass sie die Steganlage erst vor 3 Jahren in Eigenarbeit erneuert haben 💪💪 Sehr gut gefallen uns auch die Sanitäranlagen und auch die Preise
> also wir kommen auf jeden Fall sehr gerne wieder hierher zurück! Danke übrigens an Beate 🙏 die uns diesen Hafen empfohlen hatte. Von unserem Platz aus haben wir einen weiten Blick zum Kanal und auf die weithin sichtbare gelbe Klangskulptur, die 2010 von Bogomir Ecker geschaffen wurde. Von den Leuten hier wird sie meist die 'Käsestange' genannt. Ergänzt wurde sie später durch die kleine Skulptur "Leben" von Bülent Kullukcu. Nach den leckeren selbst gemachten Bratkartoffeln, die mit Resten der Woche gepimpt wurden, haben wir heute Abend einen schönen Sonnenuntergang. Der nächste Tag startet mit frischen 7°C, blauem Himmel und Sonnenschein. Wir lassen es gemütlich angehen, denn für heute ist nur eine kurze Etappe geplant. So verlassen wir erst gegen Mittag bei inzwischen 13°C diesen Hafen und fahren an den Klangskulpturen vorbei auf den Rhein-Herne-Kanal zurück. Beim Wasserkreuz Castrop-Rauxel sehen wir einen schiffbaren Kran an der Seite liegen, dieser wird morgen ein bereits am Ufer stehendes Bückensegment in die fertig vorbereiteten Brückenzuführungen einschwemmen. Es handelt sich hierbei um die neue Brücke "Sprung über die Emscher", die für Fußgänger und Radfahrer gebaut wird und Mitte 2023 eröffnet werden soll. In diesem Bereich fließt auch die inzwischen saubere Emscher unter dem Kanal her, ebenso in 16 m Tiefe ein neu gebauter Abwasserkanal gleichen Namens. Nach gerade mal 1 Stunde Fahrzeit erreichen wir den sehr schönen Hafen des YCHH, er liegt direkt am Fuße des alten Hebewerks Henrichenburg. Am Gäste- und Reparatursteg können wir festmachen, dieser ist zwar etwas niedrig, doch kann man sich nach dem Anlegen eine fahrbare Treppe zum bequemeren Ein- und Aussteigen an das Boot stellen. Zur Teezeit gibt es mal keine Plätzchen, sondern einen leckeren Berliner und später das Abendessen nehmen wir in dem nahe gelegenen griechischen Restaurant INOS ein. Hier waren wir schon öfters und sind immer sehr zufrieden gewesen, so auch heute.
Auch an unserem vorletzten Fahrtag ist es nur eine sehr kurze Strecke für uns, deshalb starten wir wieder erst zur Mittagszeit. Bereits zu Anfang werden wir von der WSP15 überholt, sie hat es wohl etwas eiliger als wir, die Mittagspause naht wahrscheinlich 😁 Beim immer wieder in den Medien auftauchenden Kraftwerk Datteln 4 wird noch reichlich Kohle angefahren. Seine ersten 3 Blöcke aus den 70er Jahren wurden im Februar 2014 stillgelegt, der moderne 4. Block wurde erst 2020 in Betrieb genommen. Doch ist seine Zukunft ungewiss, denn 2019 hat Deutschland den Kohleausstieg bis 2038 beschlossen, dieser Zeitraum soll jedoch möglichst noch verkürzt werden ... Bei dichter Bewölkung und doch mit Sonnenschein setzen wir unsere kurze Reise fort und biegen nach 4 km in den Datteln-Hamm-Kanal ein, um nach weiteren 2 km an der äußeren Spundwand der Camp-Marina Ribbrock festzumachen. Die Einfahrt in den Hafen ist uns durch die kleine Brückendurchfahrt immer zu heikel, weswegen wir lieber außerhalb liegen. Ludger nutzt den freien Nachmittag für kleine Arbeiten: zum einen hat einer der vorderen Leinenhaken in einer doofen Schleusung gelitten, so dass er bei ihm die Befestigung erneuert, zum anderen benötigt unsere neue 30 m Leine noch eine Aufhängemöglichkeit, sie findet ihren Platz auf dem Achterdeck neben dem Ausstieg zur Badeplattform. Diese Leine benutzen wir in Zukunft, um sie am Heck quer rüber zum Ufer legen zu können, beim Anlegen neben Fahrwasser gibt sie so zusätzlichen Halt. Nach der Arbeit gönnen wir uns den noch ausstehenden Anlegeschluck und genießen die wärmende Sonne. Für den Abend haben wir in dem Steakhaus Yachthafen einen Tisch bestellt, denn wir sind - wie immer, wenn wir hier liegen - mit meinem Bruder und Frau dort zum Essen verabredet. Auch unser jüngster Sohn macht sich nochmals auf den Weg, um uns Gesellschaft zu leisten
> was man für ein leckeres Steak nicht so alles macht 😉
Mit einem herrlichem Sonnenaufgang, aber nur 2°C starten wir heute schon gegen 8 Uhr die Maschine, es wird für uns die letzte Etappe dieser Tour und auch der letzte Fahrtag in dieser Saison. Die Leinen sind noch ganz steif und vereist von der Nacht. Anfangs mit der Sonne im Rücken und dem Dampf über der Wasseroberfläche haben wir eine herrliche Kulisse vor Augen, hier bei den alten Brückenpfeilern am DHK. Während Ludger oben fährt, bereite ich uns in der Kombüse das Skipperfrühstück vor, das wir anschließend oben im Cockpit während der Fahrt gemeinsam genießen können 😋😋 Inzwischen den DEK erreicht, leuchten bei Lüdinghausen die gerade nicht benötigten Tonnen im herbstlichen Sonnenlicht und spiegeln sich im Kanalwasser. Bei Senden sehen wir einen Zweierruderer, auch die beiden nutzen das herrlich sonnige Wetter für ihren Sport. Erinnert ihr euch an die beiden Sportboote, die südlich von Münster lagen (s.o.), eines davon liegt nun 4 km weiter südlich bei Amelsbüren. Bei Hiltrup fahren wir hinter dem Berufsschiff ELBIA an den bereits herbstlich verfärbten Bäumen vorbei. Die Kids von Münster sind hart im Nehmen: bei 13°C Lufttemperatur gehen sie in dem kalten Kanalwasser schwimmen, hier sitzen sie zwar noch auf dem Steg, doch sah ich sie aus der Ferne im Wasser toben. RESPEKT! In die Schleuse Münster können wir direkt nach dem obigen Berufsschiff und einem weiteren Sportboot einfahren und auch die Emsüberführung nehmen wir mit gebürtigem Abstand mit ihm. Dieses wird definitiv unsere letzte Fahrt durch diesen Trog, denn er wird im Winter gesperrt und der Schiffsverkehr über die in den letzten Jahren gebaute Umfahrungsstrecke geleitet, um dann an dieser Stelle einen neuen Trog zu bauen (ich berichtete schon mehrfach darüber). Direkt nördlich davon liegt unser Heimathafen, die Marina Fuestrup, hier biegen wir ein und machen in unserer Box fest. Eine schöne 10tägige Herbsttour findet hier ihr geplantes Ende: es waren 204 km und 8 Schleusen in 25 Betriebsstunden.
In diesem Jahr erreichten wir folgende Eckdaten:
▷ 1.525,3 gefahrene km ▷ 167,8 Betriebsstunden ▷ 31 Schleusen
▷ 717 Liter Diesel verfahren ▷ Dank Solar weniger als 1 Gasflasche verbraucht ▷ 49 Spaßtage gehabt
A N F A N G ⏫
> > > W I N T E R A R B E I T E N < < <
Die nächsten beiden Tage erledigen wir die Vorbarbeiten für die Kranung, denn die Wintersaison steht vor der Tür 😕 Oder sagt man hier ... vor dem Bug??? Das Boot muss mit Diesel wieder aufgetankt werden, Großteile wie Backskiste, Steuertuhl, Matratze, Relingwände, nicht benötigte Lebensmittel, Kleidung und Teppiche wandern ins Auto, das kommt alles mit nach Hause. In der Bugkabine verstauen wir die Achterdeckstühle und anderen Kleinkram. Am Krantag selber ist um 09:30 Uhr das Teakdeck noch gefroren, denn die Sonne steht noch zu flach hinter den Bäumen, also kümmern wir uns erst um das im Boiler stehende Wasser: es muss abgepumpt werden, die Tanks sind bereits leer. Anschließend ist ein Teil der Persenning bereits trocken und landet aufgerollt im Auto. Auch das Teakdeck ist nun getrocknet, so kann das Zubehör für den Wintercockpitschutz (Holzgerüst und Cockpitplane) dort für später zwischengelagert werden. Passend zum Termin fahren wir das Schiff zum Kranplatz rüber und bereits einige Zeit später schwebt die BetteLu rüber an Land und wird dort von den Hafenleuten mit dem Hochdruckreiniger gesäubert. Ein erster Rundgang um das Boot sagt uns, es sieht alles gut aus, keine unliebsamen Überraschungen 👍 Mit einem Hubwagen wird das Schiff an seinen Winterplatz gebracht und aufgebockt. Danach sind wir wieder an der Reihe: ausgestattet mit Zettel und Stift machen wir oben einen Rundgang und notieren schadhafte bzw. rostige Stellen, die im Frühjahr bearbeitet werden müssen, es ist zum Glück nur Kleinkram. Nun montieren wir das Holzgerüst, legen die Plane über das Cockpit und spannen diese mit Leinen zur Reling hin, unter ihr können wir die Fender und den Tisch verstauen. Von nun an heißt es für die nächsten Monate: über die Badeleiter geht es hoch zum Achterdeck und krabbelnd unter der Folie her rüber zum Eingang > das hält fit.
Wie jeden Sommer haben wir auch dieses Jahr eine ToDo-Liste für den Winter erstellt, den ersten Punkt davon gehen wir gleich an: wir haben im Motorraum eine freie Stelle neben dem Fäkalientank (auf dem Bild bereits ausgebaut) "gefunden", die muss gefüllt werden. Da kam uns die Idee von einem zentralen Staubsauger und genau das machen wir nun 💪 Das ganze ist natürlich mal wieder mit viel Kriecharbeit verbunden, hauptsächlich für Ludger, aber manchmal mussten wir auch zu zweit in das Loch zum Werkeln, schade manchmal, dass wir beide so groß sind ... Zunächst bauen wir ein Podest, auf dem der Sauger festgezurrt wird, die Stromzufuhr bekommt er über einen Fernhauptschalter und für das eigentlich An-/Ausschalten haben wir eine kleine Fernbedienung. Der fixe Saugschlauch findet seinen Weg über die Seitenräume durch die Sofabank bis zu einer Saugdose. Hier kann ich in Zukunft bei Bedarf den 8 m langen Staubsaugerschlauch einstecken und erreiche so alle Bereiche des Schiffes:
vom Bug bis zum Achterdeck 👍 Bei Nichtgebrauch verschwindet er aufgerollt mit der Teleskopstange und Düse im Schrank. Wer jetzt meint, dass die Saugkraft dann doch nicht mehr ausreicht, den kann ich beruhigen, da kommt noch reichlich Sogwirkung an. Vorteil ist nun auch, dass man den Sauger draußen kaum noch hört, also kann der Nachbar ruhig sein Schläfchen halten, während ich am "Wirbeln" bin 😁
Zufrieden genießen wir nun
die Advents- und Weihnachtszeit,
im Jahr 2023 geht es dann weiter ...
Im neuen Jahr starten wir mit Kleinkramarbeiten, die aber oft viel Zeit in Anspruch nehmen. In der Dinette gab es - schwerpunktmäßig - für mich 2 Anschlüsse: eine 12V-Ladebuchse für den Lappi und eine doppelte USB-Ladebuchse für Handy und Tablet. Bisher musste ich immer eine längere "Affenschaukel" legen, um an die bisherigen Buchsen zu kommen, nun habe ich alles vor Ort. Das Kabel für den Lufterfrischer verläuft jetzt versteckt durch den Schnapsschrank und kommt passend an Ort und Stelle von unten hoch. Hinter dem TV, der so gut wie nie gebraucht wird, gibt es nun ein LED-Lichtband, dieses kann auf Dauerbetrieb oder auch über einen Bewegungsmelder geschaltet werden. Letzteres ist sehr schön für abends, so muss unten nicht mehr dauernd eine Lampe an sein. Die Kühlbox, die fest in der Küchenbank sitzt, bekommt eine dicke Isolierung und sitzt dadurch schön fest an ihrem Platz, hier werden die leckeren Kaltgetränke gelagert 🍺😋😉 In der Eignerkabine können wir in Zukunft nachts die Uhrzeit an der Wand ablesen, der Projektionswecker hat einen festen Platz und eine versteckte Kabelverbindung bekommen. Zu Hause haben wir das schon seit Jahren und finden das herrlich: eben beim Umdrehen auf die Uhr schauen und weiterschlafen 😴 In Natura sieht man übrigens nur die Zahlen und nicht - wie im Bild - den Lichtkegel rundherum! Die zentrale elektrische Steuerung für einen Teil dieser Arbeiten hat ihren Platz in der Rückenlehne der Sofaecke im Salon gefunden, diese bis dahin ungenutzte Ecke wurde bereits > 2020 < für den Solarladeregler von uns geöffnet. Mit Abschluss dieser Kleinkramarbeiten, die durch ihre Fummeligkeit oft zeitraubend waren, aber ein zufriedenes Gefühl hinterlassen, kommt als nächstes ein GROSSPROJEKT ...
Doch vorher unternehmen wir bei schönem Wetter unseren jährlichen winterlichen Baustellenspaziergang, es geht um die Emsüberführung. Oben vom Achterdeck haben wir einen guten Bklick über die Hecke auf die im Wasser gebliebenen Schiffe, die nun von einer dünnen Schneeschicht bedeckt sind. Von hier aus ist es nicht weit bis zur ganz ursprünglichen Emsüberführung von 1879, von ihr aus haben wir einen schönen Blick über die Ems auf den neuen Trog. Schade, dass gerade kein Schiff darüber fährt, denn seit dem 06.02.2023 ist diese neue Umfahrungsstrecke stundenweise im Einbahnverkehr befahrbar und die alte Strecke für die kommenden Bauarbeiten gesperrt. 2 km sind es ungefähr von dem nördlichen Ende bei Fuestrup bis zum südlichen Ende bei Gelmer, schön ist, dass man direkt an der Umfahrungsstrecke lang gehen kann, doch auch jetzt kommt leider kein Schiff hier vorbei. Bei Gelmer können wir von der Kanalbrücke aus sehen, dass bei dem dortigen kleinen Hafen eine Sportbootwartestelle gebaut worden ist. Für die Berufsschiffe gibt es hier keine, das wird durch die 10 km entfernte Schleuse Münster geregelt: sie schleust die Berufsschiffe wohl so, dass sie dann passend hier sind zur Durchfahrt. Schauen wir von der Brücke zur anderen Seite, sehen wir die jetztige Baustelle und den südlichen Abschnitt der Umfahrungsstrecke. Auch das Senktor Gelmer ist sichtbar 👀 dieses soll demnächst geschlossen werden, so muss dann nur nach Norden hin eine Kanalabdichtung erfolgen, denn das dortige Senktor liegt im noch befahrbaren Abschnitt. Später, wenn ALLES fertig ist, werden beide Tore entfernt. Auf dem Rückweg können wir von der Fuestruper Brücke 2 Berufsschiffe sehen, wie sie in die Umfahrungsstrecke einfahren. Wichtig: Auch Sportboote müssen sich übrigens an das Prinzip der Stundenregelung halten! Dafür wurde auch hier extra eine Sportbootwartestelle eingerichtet. Ein sehr komplexes Thema ist das alles, aber noch komplexer ist die zeitliche Realisierung > wie meine Aufnahme von August 2015 zeigt, sollte die Umfahrung im Juli 2019 fertig sein ...
Eine Woche später starten wir mit unserem GROSSPROJEKT: seit Jahren träumt Ludger bereits davon, lange hat er sich in den letzten Wochen und Monaten intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt, auch überlegt, ob wir einen Fachmann damit beauftragen, letztendlich machen wir es nun aber doch selbst: ein >>> AUTOPILOT <<< soll her.
Ich persönlich bin skeptisch, ob wir ihn wirklich brauchen und den Einbau schaffen, aber meine Handlanger-Unterstützung hat er natürlich trotzdem, denn ich bekomme ja auch Wünsche erfüllt, die er nicht immer so einsieht 😉
Wir müssen dafür neue Hydraulikschläuche legen, sie verlaufen aktuell von der Steuerungspumpe hinter dem Steuerrad bis zum Zylinder im Heck des Schiffes. Also heißt es erstmal schauen und ausmessen, wie dick und wie lang sie sein müssen, zusäztlich benötigen wir auch noch welche für die kommende Hydraulikpumpe und einen sogenannten Sperrblock. Die Folgetage wühlt er sich durch das 'Netz', um die nötigen Schläuche zu finden und zu bestellen. Bei einem Händler bekommen wir sie sogar in gewünschter Länge und schon versehen mit den nötigen Anschlussstücken, auch die telefonische Hilfe ist dort sehr hilfreich und ausführlich > SUPER 👍 Damit wir sie später nicht verwechseln, bestellen wir sie gleich mit persönlichen passenden Beschriftungen 👀 Für die Installationen entfernen wir die beiden Wassertanks, so haben wir mehr Platz zum Arbeiten. Leider müssen wir bei deren Ausbau feststellen, dass ein Anschlussstück gerissen ist 😒 also kommen sie erstmal mit nach Hause, da können wir uns in Ruhe um einen komplette Neubestückung kümmern. Nun hat Ludger Platz zum Arbeiten, hier bei der Befestigung der neuen Hydraulikpumpe. Als die Schläuche kommen, geht es ans Verlegen durch die üblichen bereits engen Nischen und Ecken, man denkt immer: da kann doch nichts mehr rein ...
...passt aber, lediglich im Bettkasten ist noch reichlich Platz für mehr Kram 🙈 Vor der Verlegung markieren wir sie noch mit rotem und grünem Klebeband, so erleichtert es die Zuordnung. Es gibt nun 7 Hydraulikschläuche, die zwischen der Steuerpumpe, dem Sperrblock, der Hydraulikpumpe und natürlich dem Ruderzylinder verlegt sind, insgesamt sind es über 23 m Länge 😲 alle schön sauber verlegt und zusammengezurrt, nun wollen sie noch mit Öl befüllt werden. Hier einmal ein aktueller Überblick über den Ort des Hauptgeschehens 👀
Vor der Hydraulikölbefüllung müssen wir noch den zusätzlichen Ruderlagegeber einbauen, diesen positionieren wir parallel zum alten Geber und verbinden die beiden mit einer Gewindestange, so werden die Impulse vom Autopiloten an das Ruderblatt übertragen. Zur
Funktionskontrolle setze ich mich einmal unters Boot und beobachte die Bewegungen > passt alles 👍 Auch für das Steuerelement und den Hauptschalter finden wir noch einen Platz im eigentlich schon voll aussehenden Elektroschrank,
ebenso montieren wir das Bedienelement ins Cockpit, da gab es Platz, da ein alter Tiefenmesser schon länger nicht mehr nötig war.
Nun kann die Ölaktion beginnen: Oben am Steuerstand öffnen wir die Steuerpumpe und schrauben ein kurzes Stück durchsichtigen Schlauch ein, diesen haben wir extra hierfür mit einem Gewindeanschluss und am anderen Ende mit einem Trichter versehen, dazu ein Stückchen Holz, damit es nicht abknickt, so lasse ich nach und nach ca. 1,5 l Hydrauliköl in das Schlauchsystem hineinlaufen, während Ludger unten am Ruderzylinder das System entlüftet, außerdem steigen auch oben ständig Luftblasen auf 🫧 Ein Kontrollblick auf alle Anschlüsse zeigt uns > das gesamte Hydrauliksystem ist dicht und nach Schließung bewirkt ein Drehen am Steuerrad eine dazu passende Ruderblattbewegung 👍👍 Wenn wir bald im Wasser sind, wird weiter getestet und der Kompass noch kalibriert, für heute sind wir jedoch total zufrieden 😁😁 und gönnen uns darauf heute Abend einen leckeren Restaurantbesuch 🍽️
Inzwischen ist es Anfang April und bei trockenem Wetter geht es nun an die Außenarbeiten: auf der großen Düsseldorfer Messe im Januar haben wir unsere Wunschklampen bestellt (bestaunt hatten wir sie dort schon beim letzten Besuch), denn unten an der Badeplattform haben wir keine und diese beiden werden nun auf den schrägen Seitenteilen befestigt. Dafür müssen wir von unten an die Stelle ran, vom Innenraum her ist das leider nicht möglich. Auf der StB-seite ist ein Zugang durch die dortige Duscharmatur möglich, aber auf der BB-seite müssen wir dafür extra ein Loch sägen. Einige Zeit verwenden wir dafür, um zu planen, wie die Klampen ausgerichtet werden sollen, denn die Seitenkanten sind schräg und auch nicht parallel zueinander. Mit mehreren Bootseignern stehen wir an der Badeplattform und diskutieren über die Möglichkeiten, schließlich entscheiden wir beide uns für die senkrechte Variante und nicht irgendwie halbwegs parrallel zu den Kanten. Zur Stabilisierung bekommt die Klampe von unten eine 15 mm dicke Gegenplatte aus Flachstahl, jede wiegt fast 3,5 kg, was bei der Befestigung nicht gerade förderlich war ... 🙄 Platte halten, Schraubenloch finden und gleichzeitig noch eine Mutter anbringen, letztendlich hat es aber gut funktioniert 💪 Nun noch das Oberteil anbringen und fertig sitzt das schöne Stück an seinem Platz. Bei Nichtgebrauch sehen sie schön flach und elegant aus, bei Verwendung werden die "Flügel" einfach hochgeklappt. Wunderschön 😍 In das neu gesägte Loch haben wir ein kleines Staufach gesetzt, was wir darin unterbringen, wissen wir noch nicht, aber mit der Zeit wird sich was ergeben ...
Parallel zu den Arbeiten bearbeite ich - wie jedes Frühjahr - diverse kleine Roststellen, es ist jedes Mal nur ein kleiner Zeitaufwand pro Anstrich, aber aufgrund der verschiedenen Farbschichten bin ich mehrere Tage immer wieder damit beschäftigt > Wat mut, dat mut! Als nächstes kümmern wir uns um die beiden Wassertanks, der eine Anschluss war ja gerissen (s.o.). Zuhause im Garten konnten wir sie auch mal wieder besser von innen reinigen und Ludger hat sich um neue Anschlüsse gekümmert, es gibt nun welche aus PP, auch ein neues Sicherheitsventil wurde gekauft. Außerdem setzen wir noch eine Idee von mir um: Es war oft ungünstig, die Tanks zu fassen, deshalb besorgen wir uns Ratschengute und Halteschlaufen und verzurren diese an den Tanks und siehe da: nun kann ich sie sogar problemlos alleine tragen. Mit diesen Gurten können wir sie bequem wieder an ihren Platz setzen und dort festzurren. Nachdem die Wasserschläuche wieder an den Tanks angeschlossen sind, füllen wir Wasser bis oberhalb der Zuläufe ein und schauen 👀 ob alles wieder dicht ist. Ein Anschluss muss nochmals nachgezogen werden, dann passt es. Wie ihr sehen könnt, ist hier teils nicht viel Platz für die Anschlüsse, jeder cm auf dem Boot ist wertvoll, schließlich benötigt man auch in der Schlafkabine viel Stauraum. Diese Platzproblematik kennt ihr ja bestimmt auch alle ...
Jetzt haben wir die Innenarbeiten überwiegend fertig, nun geht es draußen an die Reinigung des Schiffsrumpfes:
Es wird mit Autoshampoo eingeschäumt, mit Wischer verrieben, klar abgesprüht, mit Lappen getrocknet, mit Maschinenhilfe poliert, per Handarbeit 2 x gewachst und so wieder auf Hochglanz gebracht ✨ dass sogar Spiegelbilder sichtbar sind. Besonders hartnäckige Kalkstellen werden direkt nach dem Waschgang mit einem Kalkbadreiniger nochmals extra behandelt. Bis zum Krantermin ist noch etwas Zeit, also entfernen wir die Winterplane und montieren einen Teil der alten Persenning, so können wir die Aufbauten nun in gleicher Weise behandeln, bis das Wasser auch da wieder schön abperlt 🫧
Wo alles jetzt schön sauber ist, hat sich eine Haus-Feldwespe überlegt: Och, da kann ich mir doch geschützt unter dem Solarpanel ein schönes Nest bauen. Wir werden das mal im Auge behalten, ob sie sich da auf Dauer wohl fühlt oder sich woanders noch ein geeigneteres Plätzchen sucht, das nicht bald auf Fahrt gehen möchte.
Für uns stehen noch weitere Aufgaben auf der Frühling-ToDo-Liste: Zum einen lassen wir den Anker fallen, denn so können wir uns den Ankerkasten mal wieder von innen anzuschauen. Es reicht aber, nur einmal mit dem Staubsauger eine Reinigung durchzuführen, ansonsten sieht er noch gut aus. Beim Hochholen des Ankers reinigen wir die Kette grob mit einer Bürste und schon können wir auch diesen Punkt abhaken. Leider entdecken wir bei der Ankeraktion in der Bugkabine ein Problem: die Matratze unter der Dachluke ist feucht 😕 Bei der Spurensuche bemerken wir, dass sich die Scheibe teils von der umlaufenden Dichtung abheben lässt. Die Firma, die die Scheibe vor ein paar Jahren erneuert und neu eingedichtet hatte, existiert leider nicht mehr 😕 Wir ziehen jetzt erstmal eine Sikaflexnaht darüber und verkleiden die Luke mit Frischhaltefolie. Ein anderes Problem ärgert uns aber noch mehr als diese Scheibe: In unserem Flexiteak entdecken wir einen ca. 10 cm langen Riss 😖 Auch hier können wir im Moment nur 1. Hilfe mit Sikaflex anbieten, denn aus der Garantie sind wir eh raus und die Werft, die es gelegt hat, mehrere Reisetage entfernt. Ein Telefonat mit denen findet natürlich statt, hat aber folgendes Resultat: Da müssen sie mit dem Schiff vorbei kommen ...
Die Kaltstartstrommessungen der 6 Batterien bringen bessere Nachrichten > alle Werte liegen im grünen Bereich 👍 So können wir Ende Mai, kurz vor unserem Krantermin, zum letzten ToDo-Punkt übergehen: das Unterwasserschiff bekommt noch eine neue Antifoulingschicht von uns spendiert, mit großen Planen und alter Kleidung ausgestattet, geht's los: Opferanoden abschrauben und reinigen ist Ludgers Part, Wasserpass abkleben wie jedes Jahr mein Part, Ludger beginnt dann mit dem angrenzenden oberen Bereich, während es für mich unterm Schiff weiter geht, was immer eine ziemliche Krabbelei ist. Nach insgesamt 4 Stunden sind wir mit den Arbeiten fertig und das Schiff ist (fast) startklar für die neue Saison 😀👍
>HIER< findet ihr die Geschichten der Saison 2023
Inzwischen ist es Anfang April und bei trockenem Wetter geht es nun an die Außenarbeiten: auf der großen Düsseldorfer Messe im Januar haben wir unsere Wunschklampen bestellt (bestaunt hatten wir sie dort schon beim letzten Besuch), denn unten an der Badeplattform haben wir keine und diese beiden werden nun auf den schrägen Seitenteilen befestigt. Dafür müssen wir von unten an die Stelle ran, vom Innenraum her ist das leider nicht möglich. Auf der StB-seite ist ein Zugang durch die dortige Duscharmatur möglich, aber auf der BB-seite müssen wir dafür extra ein Loch sägen. Einige Zeit verwenden wir dafür, um zu planen, wie die Klampen ausgerichtet werden sollen, denn die Seitenkanten sind schräg und auch nicht parallel zueinander. Mit mehreren Bootseignern stehen wir an der Badeplattform und diskutieren über die Möglichkeiten, schließlich entscheiden wir beide uns für die senkrechte Variante und nicht irgendwie halbwegs parrallel zu den Kanten. Zur Stabilisierung bekommt die Klampe von unten eine 15 mm dicke Gegenplatte aus Flachstahl, jede wiegt fast 3,5 kg, was bei der Befestigung nicht gerade förderlich war ... 🙄 Platte halten, Schraubenloch finden und gleichzeitig noch eine Mutter anbringen, letztendlich hat es aber gut funktioniert 💪 Nun noch das Oberteil anbringen und fertig sitzt das schöne Stück an seinem Platz. Bei Nichtgebrauch sehen sie schön flach und elegant aus, bei Verwendung werden die "Flügel" einfach hochgeklappt. Wunderschön 😍 In das neu gesägte Loch haben wir ein kleines Staufach gesetzt, was wir darin unterbringen, wissen wir noch nicht, aber mit der Zeit wird sich was ergeben ...
Parallel zu den Arbeiten bearbeite ich - wie jedes Frühjahr - diverse kleine Roststellen, es ist jedes Mal nur ein kleiner Zeitaufwand pro Anstrich, aber aufgrund der verschiedenen Farbschichten bin ich mehrere Tage immer wieder damit beschäftigt > Wat mut, dat mut! Als nächstes kümmern wir uns um die beiden Wassertanks, der eine Anschluss war ja gerissen (s.o.). Zuhause im Garten konnten wir sie auch mal wieder besser von innen reinigen und Ludger hat sich um neue Anschlüsse gekümmert, es gibt nun welche aus PP, auch ein neues Sicherheitsventil wurde gekauft. Außerdem setzen wir noch eine Idee von mir um: Es war oft ungünstig, die Tanks zu fassen, deshalb besorgen wir uns Ratschengute und Halteschlaufen und verzurren diese an den Tanks und siehe da: nun kann ich sie sogar problemlos alleine tragen. Mit diesen Gurten können wir sie bequem wieder an ihren Platz setzen und dort festzurren. Nachdem die Wasserschläuche wieder an den Tanks angeschlossen sind, füllen wir Wasser bis oberhalb der Zuläufe ein und schauen 👀 ob alles wieder dicht ist. Ein Anschluss muss nochmals nachgezogen werden, dann passt es. Wie ihr sehen könnt, ist hier teils nicht viel Platz für die Anschlüsse, jeder cm auf dem Boot ist wertvoll, schließlich benötigt man auch in der Schlafkabine viel Stauraum. Diese Platzproblematik kennt ihr ja bestimmt auch alle ...
Jetzt haben wir die Innenarbeiten überwiegend fertig, nun geht es draußen an die Reinigung des Schiffsrumpfes:
Es wird mit Autoshampoo eingeschäumt, mit Wischer verrieben, klar abgesprüht, mit Lappen getrocknet, mit Maschinenhilfe poliert, per Handarbeit 2 x gewachst und so wieder auf Hochglanz gebracht ✨ dass sogar Spiegelbilder sichtbar sind. Besonders hartnäckige Kalkstellen werden direkt nach dem Waschgang mit einem Kalkbadreiniger nochmals extra behandelt. Bis zum Krantermin ist noch etwas Zeit, also entfernen wir die Winterplane und montieren einen Teil der alten Persenning, so können wir die Aufbauten nun in gleicher Weise behandeln, bis das Wasser auch da wieder schön abperlt 🫧
Wo alles jetzt schön sauber ist, hat sich eine Haus-Feldwespe überlegt: Och, da kann ich mir doch geschützt unter dem Solarpanel ein schönes Nest bauen. Wir werden das mal im Auge behalten, ob sie sich da auf Dauer wohl fühlt oder sich woanders noch ein geeigneteres Plätzchen sucht, das nicht bald auf Fahrt gehen möchte.
Für uns stehen noch weitere Aufgaben auf der Frühling-ToDo-Liste: Zum einen lassen wir den Anker fallen, denn so können wir uns den Ankerkasten mal wieder von innen anzuschauen. Es reicht aber, nur einmal mit dem Staubsauger eine Reinigung durchzuführen, ansonsten sieht er noch gut aus. Beim Hochholen des Ankers reinigen wir die Kette grob mit einer Bürste und schon können wir auch diesen Punkt abhaken. Leider entdecken wir bei der Ankeraktion in der Bugkabine ein Problem: die Matratze unter der Dachluke ist feucht 😕 Bei der Spurensuche bemerken wir, dass sich die Scheibe teils von der umlaufenden Dichtung abheben lässt. Die Firma, die die Scheibe vor ein paar Jahren erneuert und neu eingedichtet hatte, existiert leider nicht mehr 😕 Wir ziehen jetzt erstmal eine Sikaflexnaht darüber und verkleiden die Luke mit Frischhaltefolie. Ein anderes Problem ärgert uns aber noch mehr als diese Scheibe: In unserem Flexiteak entdecken wir einen ca. 10 cm langen Riss 😖 Auch hier können wir im Moment nur 1. Hilfe mit Sikaflex anbieten, denn aus der Garantie sind wir eh raus und die Werft, die es gelegt hat, mehrere Reisetage entfernt. Ein Telefonat mit denen findet natürlich statt, hat aber folgendes Resultat: Da müssen sie mit dem Schiff vorbei kommen ...
Die Kaltstartstrommessungen der 6 Batterien bringen bessere Nachrichten > alle Werte liegen im grünen Bereich 👍 So können wir Ende Mai, kurz vor unserem Krantermin, zum letzten ToDo-Punkt übergehen: das Unterwasserschiff bekommt noch eine neue Antifoulingschicht von uns spendiert, mit großen Planen und alter Kleidung ausgestattet, geht's los: Opferanoden abschrauben und reinigen ist Ludgers Part, Wasserpass abkleben wie jedes Jahr mein Part, Ludger beginnt dann mit dem angrenzenden oberen Bereich, während es für mich unterm Schiff weiter geht, was immer eine ziemliche Krabbelei ist. Nach insgesamt 4 Stunden sind wir mit den Arbeiten fertig und das Schiff ist (fast) startklar für die neue Saison 😀👍
>HIER< findet ihr die Geschichten der Saison 2023