Mit diesem schönen Glücksbringer, ein selbstgemachtes Geschenk von Beate 🙏 starten wir bei frischen, aber sonnigen 15°C am 30. Mai in die neue Saison. Vor der Kranung erneuern wir noch den Luftfilter, füllen den internen Kühlkreislauf etwas auf, öffnen die Seewasserventile und bestücken die BetteLu mit frisch gewaschenen Leinen und Fendern, man sagt auch klarieren dazu. Mittags kommen die Hafenjungs mit ihrem Hubwagen und fahren mit ihr zum Kranplatz, dort wird sie, wie immer schön sanft, in ihr Element, das Wasser, zurückgehoben. Wir gehen an Bord und checken alle Bilgen, aber alles bleibt schön trocken 👍 Nun zum spannenden Moment: springt der Motor direkt nach der langen Winterpause an ... Leider nein, erst beim 8. Versuch 😲 BEATE - ich glaub der Glücksbringen muss etwas GRÖSSER sein!!! Nach einer kleinen Probefahrt auf den Kanal raus, geht es in unsere Box, wo die Nachbarschiffe den ganzen Winter über auf diesen Moment gewartet haben. Für uns heißt es nun, das Schiff weiter für die Sommersaison vorzubereiten: die zuhause gereinigten und gewachsten Relingwände anschrauben und die neue Persenning montieren. Am Tag darauf schrubben wir bei sonnigen 22°C die Gangbord und das Achterdeck, ruckzuck ist es bei dem Wetter wieder trocken, so dass wir den Teppich legen und die Backskiste stellen können, beides darf immer zuhause überwintern. Nach 2 Jahren steht in diesen Frühling der Ölwechsel wieder auf unserer ToDo-Liste: das alte Öl wird abgepumpt und frische 13 l wieder eingefüllt. Auch getauscht werden die beiden Dieselfeinfilter, in der Hoffnung, dass dann unsere immer wieder auftretenden Startprobleme endlich der Vergangenheit angehören!!! Ebenso bekommt der Luftfilter seinen jährlichen Wechsel, damit sind wir im Motorraum fertig und können die Dämmplatten wieder einsetzen. Jetzt geht es draußen weiter: für den Autopiloten muss noch der Kompass platziert werden, oben auf dem Geräteträger finden wir eine passende Lücke. Etwas neues und gut sichtbares für unsere BetteLu gibt es noch: 2 schöne neue Fender in 🟢 und 🔴 wo welche Farbe hinkommt ist natürlich klar 😁 Nachdem noch die Wassertanks frisch befüllt sind und die Matratze wieder an ihrem Platz liegt, kümmere ich mich um die Betten und Ludger beseitigt im Salon das übliche Winterchaos. So können wir am 25.06. endlich wieder an Bord übernachten 😴😴 Bei einer kleinen Ausfahrt, der Motor startet übrigens sofort 👍 kalibrieren wir den Kompass: auf freier Strecke müssen wir dafür etwas im Kreis fahren und siehe da, es funktioniert. Nun geben wir ihm mal einen Kurs vor und schön brav bleiben wir in der Spur 👍 lediglich bei einem an der Spundwand festgemachten Leichter fühlt sich die BetteLu zu diesem hingezogen, ebenso bei Brücken ist es besser den Autopiloten kurz auszuschalten. Aber fährt man hinter einem Berufsschiffer in seinem Fahrwasser musste man sonst ständig nachlenken, nun hält der Autopilot trotz unruhigem Wasser den Kurs >>> Wir sind voll zufrieden mit unserem winterlichen Großprojekt 💪💪 Die nächsten 14 Tage ist Ludger beruflich unterwegs, so nutze ich die Zeit und fahre 2 mal alleine zum Boot, das Auto jeweils gut bepackt mit Lebensmitteln, Getränken und sonstigem Kram, den man so für die Sommersaison benötigt.
Nachdem alles in den Schränken, Bänken und Bilgen verstaut ist, nutze ich beim ersten Besuch die Zeit für etwas, was ich am liebsten mache, wenn ich ganz alleine hier bin: das jährliche Putzen und Polieren der gesamten Oberflächen. So kann ich in Ruhe rumwuseln und keiner ruft nach mir oder läuft da wieder durch! Beim 2. Besuch bringe ich u.a. die Sofakissen, Dekosachen und neue Tischdecken mit, jetzt zieht hier die Gemütlichkeit wieder ein 😍 Der Glücksanker von Beate hat seinen Platz zusammen mit 3 Pinguinen und weiteren maritimen Dingen in einem neuen Dekotablett auf dem Tisch gefunden. Außerdem hatten wir uns an der neuen Persenning in die Dachteile Gürtelschlaufen nähen lassen, da ziehe ich batteriebetriebene Seillichterketten durch, so können wir es uns abends noch gemütlicher machen. Jetzt im Hellen kann ich die Wirkung natürlich noch nicht testen. Während wir im Frühsommer noch am Prüddeln sind, fahren andere schon auf ihre Sommertour. Beate & Elmar z.B. möchten in die Niederlande und bekommen als Infomaterial meine Tourplanung aus dem Jahre > 2019 < mit. Als wir Anfang August mal wieder zu unserem Schiff kommen, erwartet uns diese Überraschung auf dem Tisch: die Mappe mit einem Dankeszettel und diese wunderschöne dimmbare Lampe, die sie für uns personalisiert hat 🙏🙏 > > > Welche Mappe möchtet ihr im nächsten Jahr haben??? < < <
Da wir über Nacht bleiben, sehen wir sie abends dann auch im Dunkeln 🥰
... ebenso unsere Lichterketten, die unter der Persenning sitzen. Was wir sehen 👀 gefällt uns sehr sehr gut!
Morgens gibt es für uns erst ein gemütliches Frühstück im Hafen und anschließend eine kleine Ausfahrt bis zur nächsten Liegestelle, es ist unser letzter Bootstag vor unserem baldigen Start in den Sommerurlaub ... Nach einer Teepause in Schmedehausen wollen wir die Rückfahrt antreten, doch wieder hat unser Motor seine Startprobleme 😖 erst beim 8. Versuch klappt es. Auf dem Rückweg sehen wir die Feuerwehr Greven, die am Kanal mit ihrer Jugend Feuerlöschübungen druchführt, wir sind aber trocken geblieben 👍
A N F A N G ⏫
> > > S O M M E R T O U R < < <
Unsere diesjährige Sommertour soll uns in den Norden führen: geplant ist über Hannover nach Hamburg und Brunsbüttel, dann je nach Wetter über den Hadelner Kanal oder über die Nordsee nach Bremerhaven, Oldenburg und wieder zurück nach Fuestrup. Mal sehen, was die nächsten 4 Wochen so an Abendteuern auf uns zu kommen ...
Tag 1: Fuestrup > Bad Essen
>>> 91 km in 9,4 Stunden Fahrtzeit <<<
Nach einem herrlich geselligen Abend mit anderen Eignern im Hafen, dem ich viele juckende Insektenstiche als Andenken zu verdanken habe 😮 starten wir morgens um kurz nach 6 Uhr die Maschine und verlassen bei trockenen 20°C leise unseren Heinathafen. Während Ludger auf dem DEK Richtung Norden fährt, bereite ich in der Kombüse das Skipperfrühstück vor, das wir dann gemeinsam oben am Steuerstand zu uns nehmen. Nach fast 3 Std. passieren wir den Wasserwanderrastplatz Bergeshövede, an dem sehr viele Sportboote liegen, einige von ihnen gefühlt auch auch schon seeeeehr lange. Kurz danach biegen wir beim Nassen Dreieck in den Mittellandkanal ein und begegnen dort dem RAUMSCHIFF. JA, ihr habt richtig gelesen, das Schiff heißt so und ist in vielen Arbeitsstunden von den beiden Eignern Thea und Moritz rumpfmäßig verändert und selbst ausgebaut worden. Schaut mal bei Instagram 👀 dort lassen sie uns an ihren spannenden Abenteuern teilhaben (unbezahlte Werbung). Am späten Nachmittag erreichen wir unser heutiges Wunschziel, die Sportbootliegestelle Bad Essen, hier haben wir schon öfters übernachtet und uns immer sehr wohl gefühlt. Verschiedene Geschäfte sind bei Bedarf am anderen Ufer fußläufig sehr gut zu erreichen, ich besorge dort lediglich etwas Grillfleisch für morgen. Das heutige Essen hatte ich bereits zuhause vorgekocht, so können wir uns nach der langen Fahrt einen entspannten Abend gönnen.
Tag 2: Bad Essen > Hannover-Linden
>>> 89 km in 8,7 Stunden Fahrtzeit <<<
Heute klingelt bereits um 05:30 Uhr der Wecker, wir wollen wieder früh starten, um km zu machen, doch der Motor ist da nicht mit einverstanden. Immer mal wieder macht er Probleme, helfen konnte bisher niemand 😕 Ist es ihm mit 29°C zu warm da unten drin??? Ludger beschließt, einmal die Dieselpumpe auszubauen und zu reinigen, doch auch danach will er nicht anspringen. Jetzt werden auch wir trotzig und frühstücken erstmal ganz in Ruhe, vielleicht hilft es ja ... Zur Aufmunterung gibt es sogar lustige Eier heute 😁 Daran muss es gelegen haben, denn nach dem Frühstück springt er sofort an 👍 Also wenn es an dem Ei liegt, das bekomme ich wohl täglich hin. Mit 3,5 Stunden Verspätung kommen wir jetzt endlich los, aber das Wetter ist prima: sonnige 21°C 🌞😎 Auf dem Wasser kommt uns das schön angestrichene und gepflegte Berufsschiff AMBULANT entgegen, so sauber sehen wir die Frachter selten. An der Sportbootliegestelle Lashorst liegen mehrere Boot eines nahe gelegenen Yachtclubs, es handelt sich wohl um eine kleine Ausfahrt mit geselliger Pause, freudig winken sie uns zu👋👋👋 vielleicht war es ja auch eine Einladung für uns ... Bei Lübbecke fährt die Weiße Flotte wieder, die 40 m lange EUROPA aus dem Jahre 1988 kommt uns entgegen, es sind allerdings nur wenige Fahrgäste an Bord (300 Pers. hätten Platz). Kurz darauf werden wir vom Frachter CHRISTINE überholt, er ist ziemlich leer und schaut somit hoch aus dem Wasser heraus. Den Vergleich zur farbenfrohen AMBULANT hält er nicht stand, so trostlos sehen leider die meisten Frachter aus. Bei Minden kommt uns ein bekanntes Sportboot entgegen, die NICOLE, früher haben Klaus & Margrit mit ihr bei uns in Fuestrup gelegen. Die alte Schachtschleuse aus dem Jahre 1914 (noch funktionstüchtig) und die neue längere Weserschleuse von 2017 liegen im Nordabstieg zur Weser, es gibt hier auch ein Informationszentrum und einen Erlebnispfad zum Wasserstraßenkreuz, ein Besuch steht noch auf unserer ToDo-Liste. Vor der Kanalbrücke hat der langsamer fahrende Frachter ROSA-PAULA noch die Nase vorn, doch hier können wir ihn bequem über den schmaleren alten Trog überholen 👍 Von diesem haben wir auch einen schönen Weitblick Richtung Süden zum Wesergebirge. Hier steht östlich der Weser der 135 m hohe Fernsehturm Porta Westfalica, er stammt aus dem Jahre 1979 und auf der westlichen Weserseite das 88 m hohe Kaiser-Wilhelm-Denkmal aus dem Jahre 1896, dieses kann man auch prima von der Autobahn A2 sehen. Nach fast 9 Stunden Fahrt erreichen wir den Stichkanal Hannover-Linden und machen an der dortigen Sportbootliegestelle fest. Obwohl es bereits 19 Uhr ist haben wir noch eine Lufttemperatur von 28°C, somit gönnen wir uns den Anlegeschluck heute mal schwimmend im Wasser. Anschließend kommt das gestern gekaufte Fleisch und Brot auf den Grill und bei der inzwischen untergehenden Sonne lassen wir es uns an Deck gut schmecken.
Tag 3: Hannover-Linden > Heidanger
>>> 68 km und 1 Schleuse in 7,1 Stunden Fahrtzeit <<<
ABER ... komplett werden es leider 12,3 Stunden 😲
>>> ein turbulenter und adrenalinreicher Tag für uns
Wir stehen wieder früh auf, damit wir in Ruhe frühstücken können, das hatte sich ja gestern bewährt. Und siehe da, der Motor springt auf Anhieb an 👍 Nach dem Nordhafen mit seinen teils sehr alten Speicherhäusern kommt uns das Schiff KUGELBAKE entgegen, auf dem AIS-Display hatten wir schon den Namen gesehen und uns gewundert, sind wir hier doch noch weit weg von Cuxhaven ... 😆
Beim YH Hannover legen wir einen kurzen Stopp ein, um 100 l synthetischen GTL-Diesel zu bunkern, er ist zwar teuer, aber soll gut sein für den Motor. Kurz nach der Buchholzer Mühle passiert es: > Mitten in der Fahrt geht der Motor aus und lässt sich auch nicht mehr starten 😲 Mit den Querstrahlrudern können wir uns zum Glück im Schilf an eine der superniedrigen kurzen Spundwände retten, sie schauen in Abständen nur so gerade aus dem Wasser hervor und sind natürlich sehr schmal. Ludger mit seinen langen Beinen springt auf solch eine und kann sich auch dort halten, während ich flugs die rote Flagge ausbringe, die Fender auf die Wasseroberfläche verlängere und ihm die Leinen reiche, um uns hier notdürftig fest zu machen. Mein Blick schweift dabei über den Kanal und ich sehe ein Flusskreuzfahrtschiff kommen, die haben ja meist Zeitdruck und sind somit zugig unterwegs, doch ihre Welle wäre nicht gut für uns … Ich funke ihn an und gebe unser Problem durch, er ist sehr nett und kommt später super langsam auf uns zu. Ludger will sich gerade dafür bei ihm bedanken, als der Kapitän der 82m langen VICTOR HUGO uns fragt, ob er uns abschleppen soll. Mit dieser Frage hatten wir nicht gerechnet > Gegenfrage von uns: „Geht das denn???“ „Ja sicher geht das!“ SUPER 👍 Wir sind natürlich einverstanden! Fix bringen wir die Steuerbordfender aus, reichen den netten Herren von der Crew unsere Leinen und lösen die Leinen an Backbord, ehe ich mich versehe, sind wir schon in Fahrt. Das Abschleppmanöver geschieht unter vielen
neugierigen Blicken der Kreuzfahrtpassagiere, die auf der Dachterrasse stehen bzw. durch die Fenster zusehen 👀 Trotz der - zumindst für uns - angespannten Situation kommen wir mit der Crew ins Gespräch: was geschehen ist, wo unsere beider Reisen hingehen und wir fangen sogar das Flaxen an: Ludger meint, das wäre nun die neue Variante
der Außenkabine … > das nennt man dann wohl Galgenhumor 😂 Nach ca. 4 km erreichen wir das Unterwasser der Schleuse Anderten, hier lösen wir uns bei der Liegestelle wieder von der VICTOR HUGO und bugsieren uns mit den Querstrahlrudern an die Spundwand. Das Kreuzfahrtschiff setzt derweil ihre Fahrt fort und kann in die für ihn offene Schleusenkammer einfahren.
Ihr wart eine SUPER NETTE CREW > VIELEN, VIELEN DANK!!! Wir müssen unsere BetteLu etwas zurück treideln, damit wir im Bereich der Sportbootliegestelle zu liegen kommen. Nicht, dass da ein falscher Eindruck von mir entsteht 😁 Ich habe natürlich auch mitgezogen, aber zum baldigen Aufstoppen war ich dann wieder im Cockpit. Als wir schließlich fest liegen, rufen wir auf Anraten der Crew die WSP an, um den Vorfall zu melden. Danach heißt es für uns: Spurensuche. Nur so aus Spaß, versucht Ludger den Motor zu starten ... und siehe da, er geht an 😳 das kann nicht wahr sein, gut, dass die VICTOR HUGO das nicht mehr mitbekommt. Trotzdem geht es nun für uns an den Motorraum: dort sind die üblichen Dinge wie Ölstand, Seewasserfilter etc. in Ordnung. Der aktuell offene Dieselwasserabscheider/-vorfilter zeigt eine leichte Verfärbung und Ablagerungen, wir beschließen nicht einfach auf den anderen zu schalten, sondern ihn zu tauschen. Einen neuen Filter haben wir da, auch wäre genug Sprit in den Tanks für die Befüllung, doch können wir da nichts abzapfen, also benötigen wir offenen Diesel. Auf der Bank vor der Liegestelle hatte sich inzwischen ein älterer Herr niedergelassen, der immer mal wieder ans Boot ran kommt und sehr interessiert an unserem Problem ist. Er sagt uns, wo eine Tankstelle wäre und bietet sich schließlich sogar an, wenn wir ihm Geld mitgeben, würde er dort einen Kanister mit Diesel besorgen. Mit etwas mulmigen Gefühl gebe ich ihm ein Scheinchen und hoffe, dass er auch wiederkommt, ich kann da ein Skeptiker sein ... Wir wollten derweil den Filter abmontieren, was sich allerdings als unmöglich erwies, wir hatten natürlich keinen Ölfilterschlüssel an Bord 😨 In den diversen Schränken ruht ja VIEL Werkzeug u.ä., aber halt KEIN Ölfilterschlüssel oder entsprechendes. Inzwischen taucht wirklich unser Spritholer mit einem vollen Kanister wieder auf > SUPER, es gibt heute doch viele gute Menschen 🙏 Ludger telefoniert etwas herum wegen dem anderen Problem und kann sich schließlich beim Sportbootcenter einen Schlüssel abholen. Die wollen dafür ein Pfand haben für die Zeit, doch hat er in der Eile kein Geld/Handy o.ä. mitgenommen. Da er aber wohl vertrauenswürdig rüber kommt, darf er ihn schließlich doch so mitnehmen. Mit ihm können wir den Filter auf Anhieb lösen und einen neuen frisch befüllten einbauen. Genau den Bandschlüssel, einen mit Lederriemen, werden wir uns auch kaufen und dann an Bord liegen lassen. Für das wieder Zurückbringen darf er sich das Fahrrad von dem netten Herrn ausleihen, der nach wie vor auf der Bank sitzt und sich mit regem Interesse nach unseren Fortschritten erkundigt. Das Sportbootcenter und auch der Rentner Siggi bekommen als Dankeschön von uns jeweils ein lecker Tröpfchen aus unserem Heimatort überreicht, die wir für solche Dankeszwecke mit an Bord haben, nun ist der Vorrat jedoch schon in der ersten Urlaubswoche geschrumpft. Nach 3 Stunden Werkelei im Motorraum können wir tatsächlich die Maschine wieder starten, auch der Drehzahlmesser funktioniert wieder > HURRA 👍 Sollte der Fehler tatsächlich gefunden und behoben sein, wir hoffen es mal! Das Werkzeug räumen wir etwas an die Seite, denn wir können jetzt mit 2 Sportbooten in die Kammer der Schleuse Anderten einfahren. Den beiden Sportbooten hatten wir kurz von unserem Dilemma erzählt, für den Fall, dass der Motor wieder ausgeht, dürfen sie uns dann aus der Schleuse ziehen ... doch dazu kommt es zum Glück nicht 😀😀 Die Schleusung mit ihren 15 m Hub ist heute sehr human, dabei ist sie überall unbeliebt, auch wir haben schon schlechte Erfahrungen mit ihr gemacht. Bei Peine ragt die in Bau befindliche Hertha-Peters-Brücke 10 m über den Kanal, sie erinnert mich so an einen Sprungturm. Ein Stück weiter bei Sophiental wird das schöne abendliche Spiegelbild durch dunklen Rauch getrübt, der sich von Norden kommend durch die Bäume schiebt, brennt es dort etwa??? Nein, es ist zum Glück lediglich ein Bauer, der mit seinem Mähdrescher bei dem trockenen Boden sehr viel Staub aufwirbelt. Im Stichkanal Salzgitter erreichen wir erst 12 Std. nach dem morgendlichen Motorstart unseren Wunschhafen, den YH Heidanger. Wir hatten nach der Schleuse angerufen, dass wir noch kommen möchten, es aber später werden wird. Wie von ihm versprochen, ist am Gästesteg noch ein Platz für uns frei und wir sind so glücklich, diesen wunderschönen Paradieshafen heute noch erreicht zu haben. Bei der nun späten Anmeldung können wir sogar für morgen früh noch die sehr leckeren Frühstücksbrötchen für uns mitbestellen. Ein sehr aufregender Tag findet hier ein glückliches Ende. Gute Nacht 😴😴
Tag 4: Yachthafen Heidanger
>>> WOHL VERDIENTER RUHETAG <<<
Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der gestrigen Abenteuer, konnten wir prima schlafen, erst nach 09:00 Uhr wurden wir wach. Bevor es ans Aufräumen geht, gönnen wir uns ein entspanntes Frühstück mit den leckeren Brötchen und einem guten Ausblick Richtung Restaurant. Die kleinen Dalben an dem Gästesteg haben alle eine Geranie am oberen Ende, das sieht sehr einladend aus. Welcher Hafen hat schon Blumen am Steg? Nach dem Aufräumen der gestrigen Arbeitsutensilien relaxen wir den restlichen Tag über: Ludger liest und rätselt viel, ich widme mich dem Logbuch schreiben und prüddel etwas (kennt ihr prüddeln?). Auch planen wir für den anstehenden Winter einen neuen Aufkleber für den Schiffsrumpf: Wohin soll er? Wie groß darf er sein? Was es wird, wird noch nicht verraten 🙊 Abends lassen wir uns im Restaurant Am Yachthafen verwöhnen, bei gutem Wetter sitzen wir schön unter einer Palme 🌴 und genießen die von uns bestellten Köstlichkeiten. Später an Bord sitzen wir noch gemütlich auf dem Achterdeck.
Tag 5: Heidanger > Bad Bevensen
>>> 104 km und 1 Schleuse in 10,6 Stunden Fahrtzeit <<<
Nach dem gestrigen erholsamen Ruhetag klingelt heute bereits um 05:30 Uhr unser Wecker, schon 30' später starten wir den Motor und verlassen diesen wunderschönen Hafen. Sooooooo schade, dass er ca. 250 km von unserem Heimathafen entfernt liegt, sonst wären wir wohl öfters im Jahr hier. Beim Einbiegen in den MLK lacht uns die aufgehende Sonne an 🌞 dafür lohnt sich doch der frühe Wecker ⏰ An der so zeitig noch feuchten Persenningscheibe zeichnet sich ein großes Spinnennetz 🕸 ab, die Spinne 🕷 selbst ist jedoch nicht zu sehen > auch gut. Ich verziehe mich nach unten und bereite für uns das Skipperfrühstück zu, das dann oben während der Fahrt von uns verköstigt wird 😋 Kurz nach dem Einbiegen in den Elbe-Seite-Kanal (ESK), auch Heide-Suez genannt, kommen uns bereits die ersten Container entgegen, der Koppelverband passt mit seiner Ladung nur so eben unter der Brücke her. Der Kanal wird hier recht hoch geführt, so, dass man teils weit ins Land schauen kann, auch ist er nicht viel befahren. Was für ihn typisch ist, ist, dass er nur wenige Abschnitte mit sichtbaren Spundwänden hat, die Ufer fallen mit ihren aufgeschütteten Steinen schräg ins Wasser ab, das ist nix für einen Nothalt ... Wie kommt es nur, dass uns so etwas plötzlich auffällt ...
Nach etwas mehr als 3 Stunden Fahrt hören wir plötzlich diesen unüberhörbaren piependen Warnton und direkt anschließend geht der Motor wieder aus 😱 Aaaaaaber, Schutzengel sei Dank, neben der Liegestelle Osloß, sprich, wir können uns mit den Querstrahlrudern an die Spundwand retten. So ein Glück, aber auch so ein Sch***, wir dachten, das Problem wäre endlich erledigt. Der Wasserabscheider (Dieselvorfilter) sieht einwandfrei aus, da liegt das Problem also nicht, auch sonst fällt uns im Motorraum nicht auf. Mensch, wir wollen doch auf die Elbe und dann Richtung Hamburg und Cuxhaven fahren, da können wir so einen zickigen Motor nicht gebrauchen. Während wir da wieder mal auf der Suche sind, kommt ein WSA-Bulli zu uns rangefahren, sie hatten uns von der gegenüberliegenden Seite gesehen und monierten, dass wir hier im Bereich der Großen liegen würden, die Sportbootliegestelle wäre doch etwas zurück. Wir erklären unser Problem und da nicht viel los ist, dürfen wir erstmal liegen bleiben 🙏 Anschließend telefoniert Ludger mit mehreren IVECO-Händlern, doch helfen kann uns leider keiner von ihnen. Auch den Bootsdoktor, den einige vielleicht aus dem TV kennen, rufen wir an, vorbeikommen kann er leider nicht, aber er führt uns in Richtung Lichtmaschine, anhand des Schaltplans schlägt er vor, ein bestimmtes Kabel abzuklemmen. HURRA, die Maschine startet wieder 👍 Außerdem sollen wir wegen der Wärme im Motorraum erstmal mit geöffneter Klappe und ohne Dämmplatten weiter fahren 🙉 Wir haben dafür zwar einen Abluftventilator, aber wenn es hilft, machen wir das halt mal so. Nach fast 3-stündiger Zwangspause geht es endlich weiter Richtung Norden. Wenn uns nun jemand entgegen kommt oder uns überholt, stehe ich im Salon parat und halte mit der rechten Hand den auf dem Sofa stehenden Tisch fest, der linke Fuß fixiert den in der Küche stehenden Motorraumdeckel und mit der linken Hand halte ich mich selbst am Fensterrahmen fest 🤣🙈 so legen wir ganze 40 km zurück. Bei Stüde sieht man nur die Dächer von den Häusern, da der Kanal so hoch liegt. Ja, auch für solche Eindrücke und Fotos muss noch Zeit sein!!! An der Sportbootliegestelle Bodenteich machen wir geplant fest und ich gehe mal grad zum nahegelegenen Supermarkt. Blöderweise startet danach der Motor nicht wieder, also ist die Lichtmaschine nicht unser Problem 😡 das zuvor abgeklemmte Kabel wird wieder angeklemmt. Ludger studiert wieder den Schaltplan und tauscht sich nebenbei mit anderen technikversierten Eignern aus, hier wird die mögliche Ursache für das Absterben des Motors während der Fahrt weiter eingekreist, bis schließlich nur noch der Magnetschalter für die Unterbrechung der Dieselzufuhr übrig bleibt. Ihm fällt auch auf, dass immer dann die Kontrollleuchte "Überdrehzahl" leuchtet und ein schriller Warnton ertönt, wenn der Motor nicht anspringen will bzw. während der Fahrt ausgeht. Der weitere Blick im Elektoplan vom Motor bringt hervor, dass der Magnetschalter nicht nur vom roten "Aus"-Taster im Cockpit, sondern auch von einem Ausgang des Steuergerätes Spannung bekommen kann, dieses Kabel wird nun einfach abgeklemmt und kann uns somit nicht mehr in die Suppe spucken! KEINE SORGE: Hätte der Motor wirklich Überdrehzahl, würde uns der Drehzahlmesser das anzeigen, von daher ist ein Kappen kein Problem! Wir müssen jetzt nur zum Ausmachen des Motors dieses Kabel einmal manuel an den Magnetschalter halten > GEHT DOCH 😏 Nun bekommen wir den Motor wieder ohne Probleme gestartet und setzen unsere Fahrt fort. Nach 1 Stunde erreichen wir Schleuse Uelzen, hier sagt man uns, dass es dauern kann bis zur Schleusung. Wir nutzen die Zeit und verlegen ein Kabel vom "Aus"-Taster direkt bis zum Magnetschalter, umgehen also die Steuereinheit und haben nun wieder einen normal funktionierenden Motor, der nur an- und ausgeht, wenn WIR das so möchten!!! 👍 Wir haben soeben auch diese "Reparatur" beendet, da können wir hinter einem Frachter mit in die Schleuse einfahren. Sie hat zwar bei einem Hub von 23 m komfortable Schwimmpoller, sogar an beiden Seiten 👍 ABER die quietschen erbärmlich, kann man die nicht mal schmieren??? Das war beim letzten Mal schon äußerst unschön. Der Blick hoch zum Schleusentor ist schon seltsam: möge es sich bitte jetzt NICHT ÖFFNEN!!! Die Ausfahrt erfolgt wie bei dem Unterwassertor der Schleuse Anderten nur durch eine "kleine" Öffnung. Der Frachter legt sich für die Nacht ins Unterwasser, wir haben nichts dagegen, denn so haben wir freie Sicht und glattes Wasser, was uns nach diesen abermals turbulenten Fahrtag wenigstens noch schöne Bilder beschert. Aufgrund der Zwangpausen gibt es heute nicht nur das weiter oben bereits erwähnte Skipperfrühstück, sondern auch ein Skipperabendessen, denn inzwischen ist es schon 20 Uhr durch und es wird bald dunkel, schließlich geht es auf Ende August zu. So kommt es, dass wir heute ausnahmsweise mit Navigationsbeleuchtung fahren müssen, was wir beide als nicht angenehm empfinden. Den Plotter und die Instrumente decken wir ab, damit es uns nicht so blendet, doch ist es bald nicht mehr leicht zu erkennen, wo man sich genau befindet: am Rand oder doch noch mittig im Fahrwasser. Um 21:37 Uhr können wir endlich in Bad Bevensen an der Sportbootliegestelle festmachen und begeben uns nach dem Aufräumen auf direktem Wege ins Bett 🛌😴
Tag 6: Bad Bevensen > Dove Elbe
>>> 83 km und 3 Schleusen in 7,6 Stunden Fahrtzeit <<<
Da wir ja gestern unser Tagesziel nicht erreicht haben, geht es bereits gegen 6 Uhr schon wieder weiter für uns. Noch vor einem Schubverband, der auch gerade ablegt, können wir auf den Kanal einbiegen, so fahren wir gut behütet Richtung Norden, denn vor uns ist ebenfalls ein Schubverband. Na, da wird das mit der Schleusung im Hebewerk Lüneburg ja wohl gut klappen ... 10 km weiter kommt dann jedoch die Ernüchterung: ganze 2,5 Stunden müssen wir warten 😒 Zur Ablenkung fährt die WSP vor und kontrolliert unsere Papiere, die alle in Ordnung sind. Schließlich können wir zu 3 Sportbooten hinter einem der Containerleichter in den Trog einfahren. Das schöne an diesem Hebewerk ist, dass man nach dem Festmachen aussteigen und auch bis vorne gehen darf und so einen schönen Ausblick aus 38 m Höhe bekommt 👀 Nach nur 15' Hubvorgang sind wir bereits unten angekommen und können nach dem Leichter aus dem Trog wieder herausfahren. Keine Stunde später erreichen wir die Elbe und fahren auf ihr zu Tal Richtung Hamburg. Die folgende Schleuse Geesthacht können wir ohne große Wartezeit passieren und erreichen nach ihr das Tidengewässer. Geplant war, dass wir die Schleuse kurz nach dem Hochwasser verlassen, doch nun ist das durch die vorherige Warterei bereits 3 Stunden her. Wir möchten doch heute gerne noch die Dove Elbe erreichen und das geht nicht bei Niedrigwasser! Also mit der Strömung flott an der Bunthäuser Spitze mit seinem kleinen 7m hohen hölzernen Leuchtturm aus dem Jahre 1914 vorbei, seit 1977 ist er nicht mehr in Funktion, steht aber unter Denkmalschutz. Ab hier befinden wir uns auf der Norderelbe und biegen südlich der A1-Brücke und 30 Minuten vor dem Niedrigwasser in die Dove Elbe ein. An den Ufern sieht man bereits die Steine und etwas Schlick, doch unser Tiefenmesser zeigt 1,60 m Wasser unterm Kiel an > passt also. Von wegen 😨 durch das aufgewirbelte Wasser zeigte er nicht mehr richtig an, so bleiben wir in Sichtweite vor der rettenden Tatenberger Schleuse im weichen Grund stecken ... Doch wir sind relativ relaxed, liegt wahrscheinlich an den bisherigen Abenteuern und der Erkenntnis: es ist weicher Schlick unter uns und die Flut kommt gleich. Genauso ist es, nach ca. einer Stunde wackelt das Boot wieder und wir können in die inzwischen offen stehende Schleuse einfahren. Östlich von ihr liegen mehrere Vereine und auch ein schwimmendes "Auto" hat seinen Platz am Steg gefunden. Für uns jedoch geht die Fahrt weiter in den grüneren Bereich, denn unser Ziel ist der Tatenberger YC, der mit anderen Clubs in einer geschützten Bucht liegt. Hier werden wir bereits von der Instagram-Bekannten Nordlichtjutta und ihrem Mann erwartet, die diesem Club angehören. Direkt gegenüber von ihrem Schiff bekommen wir die Box mit der Liegeplatz-Nr. 24, ein Glücksplatz, ist das doch auch unsere Nummer im Heimathafen. Wie verabreden uns für morgen, da die beiden noch was vor haben und wir von den letzten Tagen ziemlich platt sind und somit früh schlafen gehen. Gute Nacht 😴😴
Tag 7: Tatenberger YC
>>> WIEDER EIN RUHETAG <<<
Morgens gönnen wir uns nach den letzten langen Fahrtagen ein gemütliches Frühstück, so richtig schön am Achterdecktisch sitzend, der Himmel ist dabei typisch hamburgerisch, bleibt aber trocken. Am Nachmittag sind wir von den beiden ins Clubschiff zu Kaffee und leckerem Kuchen eingeladen worden, dabei lernen wir uns näher kennen. Zum Abendessen sitzen wir erst draußen bei Salat und gegrillten Speisen, später lassen wir den wunderschönen Tag am großen Kapitänstisch mit anderen Eignern bei reichlich Seemannsgarn ausklingen. Es hat uns bei euch sehr gut gefallen, so dass wir gerne wieder hierher zurückkommen, zumal es sich anhand der Erzählungen wohl lohnt, in der sogenannten Renterbucht zu ankern und die Dove Elbe einmal weiter rauf zu fahren. Doch im Moment muss für uns dieser Schnupperkurs erst einmal reichen, denn morgen geht es für uns weiter nach Hamburg ...
Tag 8: Dove Elbe > Hamburg
>>> 29,6 km und 1 Schleuse in 3,2 Stunden Fahrtzeit <<<
Das Schreiben geht nun wieder weiter 💻
nicht täglich, aber hoffentlich stetig 😊