HERZLICH WILLKOMMEN!

Mit diesem Blog möchte ich gerne alle Interessierten einladen, an unseren Törns teilzuhaben.
Für Bootfahrer soll es eine Hilfestellung zur eigenen Törnplanung sein, wobei alle Hinweise sich immer auf das Jahr beziehen, in dem wir die Tour gemacht haben, d.h. sie werden nicht laufend aktualisiert! Für weiterreichende Anfragen stehe ich gerne zu Verfügung.
Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden, aber nicht ohne Erlaubnis heruntergeladen oder anderweitig verwendet werden, denn das Urheberrecht liegt bei mir, schreibt mich einfach bei Bedarf an.
Ihr findet mich übrigens auch bei Instagram unter @my_bettelu

Nun aber viel Spaß beim Lesen ... Gruß Bettina

2023 – es geht wieder in den Norden > über Hamburg und die Nordsee nach Bremerhaven ...
            ist aber noch noch nicht vollständig 🖥️ ...

Letztes Update: August 2023

2012 - TANTE STÖRDI > Schleswig-Holstein


Es wird mit der "TANTE STÖRDI" ab Lübeck eine Rundfahrt durch Schleswig-Holstein werden.
Zum ersten Mal fahren wir dann auch außerhalb von Binnengewässern, wir lernen einen Teil der Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal und auch die Elbe kennen. Das wird spannend...


Donnerstagabend, 5. Juli 2012

Die Koffer sind gepackt, morgen Mittag geht es los, das Boot können wir am Samstagnachmittag übernehmen, so dass noch Zeit bleibt, uns die schöne Stadt Lübeck anzuschauen. Die Wettervorhersagen sind auf unserer Seite :-)


Tag 1: Freitag, 06. Juli 2012 – Anreise und etwas Lübeck

Direkt nach Einsichtnahme der Jammerlappen (Zeugnisse), ging es los.
Bei Hamburg kamen wir natürlich in den Freitagnachmittagsberufsverkehr, es ging nur langsam voran. Wir erreichten unsere Pension in Bad Schwartau am frühen Nachmittag und machten uns noch auf zum Stadtspaziergang nach Lübeck. Das Wetter war auf unserer Seite, so dass wir die wunderschöne Altstadt genießen konnten
sie hätte auch mehrere Tage Besichtigung verdient.
Lukas wollte eigentlich noch vor dem Urlaub zum Friseur… doch leider fehlte dazu die Zeit – so war er immer wieder am quengeln, dass seine Haare zu lang seien. Als wir dann zufällig zu später Stunde (es war schon kurz vor Ladenschluss… oder sogar später?) bei einem Figaro vorbei kamen, nahmen wir die Chance gleich war. Beim entern des Ladens sagten wir, dass er dringend einen Haarschnitt bräuchte – der arme Junge hätte eine Wette verloren, worauf der Friseur geistesgegenwärtig antwortete: „Glatze? Ich bin dabei“. Doch Lukas konnte das Schlimmste verhindern – er kam zu seinen gewünschten Haarschnitt – 9mm.
Ein toller Abschluss des Tages war der Ausblick von der 50 m hohen Aussichtsplattform der St. Petri-Kirche.
 

Tag 2: Samstag, 07. Juli 2012 – Bootübernahme, Fahrt nach Travemünde

Wieder bei Sonnenschein ging es als erstes zum Fabrikverkauf von Niederegger, den hatte ich mir allerdings größer vorgestellt: Kiloweise Marzipan für die Stollenbäckerin wäre schön gewesen. Anschließend ging es zurück in die Innenstadt, nun konnten wir auch das Rettungsschiff der 1957 gesunkenen PAMIR in der Seefahrerkirche St. Jakobi anschauen – schon beklemmend, dieses kaputte Boot zu sehen, in dem 21 Seeleute 3 Tage lang auf Hilfe hofften, einer von ihnen wurde nur gerettet (insgesamt 6).
Danach ging es zur St. Marienkirche, in der noch die kaputten Glocken zerborsten am Boden liegen, sie sind 1942 beim großen Bombenangriff auf Lübeck herunter gefallen und dort als Mahnmal belassen worden.
Nun noch beim Café Niederegger in der Stadt vorbei und die Marzipankunst bewundern – schon toll, was man aus Lebensmitteln so alles machen kann. Nachdem wir noch einkaufen waren ging es endlich zum Vercharterer, es war zwar noch früh, aber meist kann man ja schon eher aufs Boot und genauso war es.
Wir konnten in Ruhe alles an Bord schaffen (sollte für 4 Wochen reichen, eigentlich  sind ja nur 2 geplant!), nach einer Einweisung durch Herrn Stratmann ging es um 17:45 Uhr „richtig“ los, wir möchten heute noch rüber nach Travemünde. Auf dem Weg dorthin sahen wir auch schon bald eine große Finnline-Fähre ablegen, wir ließen ihr gerne den Vortritt, auch wenn es uns einige Wartezeit kostete, aber besser als von ihr in der kommenden Enge überholt zu werden. In Travemünde ergatterten wir noch um 21 Uhr den letzten Gastliegeplatz im Passathafen, dafür durften wir aber auch bestimmt an die 200 m rückwärts fahren – eine gute Übung zum wieder rein kommen. Während wir an Deck den ersten Tag Revue passieren ließen, konnten wir mehrere riesige Fähren beobachten, die rein bzw. raus fuhren – ein schönes Schauspiel. Als krönenden Abschluss bekamen wir noch ein Feuerwerk geliefert – was für ein Empfang!!!

Tag 3: Sonntag, 08. Juli 2012: Travemünde – Burgstaaken/Fehmarn

Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir unser Frühstück an Deck und starten um 10:10 Uhr den Motor, bei der Ausfahrt aus dem Hafen lassen wir erst noch den „fliegenden PETER PAN“ vorbei und reihen uns hinter ihm ein. Vorbei geht es an dem eindrucksvollen Viermaster PASSAT.   
 
Nun noch ein paar Meter und schon sind wir in der Lübecker Bucht, einem Teil der Ostsee – neue unbekannte Gewässer erwarten uns nun.
Da die Wettervorhersage für Montag Verschlechterung prophezeit, werden wir keine Übernachtung in Grömitz einlegen, sondern direkt Burgstaaken auf Fehmarn ansteuern (31 sm = 58 km).
Zunächst fahren wir hinter der großen Fähre her, werden aber bald von einem rasanten Lotsenboot überholt, doch der will nicht zu uns (wir können schon alleine fahren), sondern fährt weiter zu einer hereinkommenden Fähre. Die ihm folgenden Wellen bescheren uns einen schönen Wellentanz – es soll ein Vorgeschmack auf später sein…
Kurz danach ändern wir unseren Kurs, und halten uns mehr Richtung Norden, vorbei an Neustadt, Grömitz und unserem ehemaligen Urlaubsort Dahme (hier schwenken wir einen Gruß zu unserem damaligen Ferienhaus rüber). Die Navigation klappt prima. Toll ist, dass wir sogar ohne Steuermann fahren können. Wir bestimmen mit Hilfe von Seekarte und Navigationsbesteck den nötigen Kurs, geben ihn ein und schalten um auf Autopilot – eine feine Sache. So kann man das Wetter und die Fahrt besser genießen, allerdings müssen wir natürlich die anderen Boote (besonders die Vorfahrthabenden Segler) im Auge behalten und auch darauf achten, dass wir nicht in Warngebiete einfahren.
Ab dem Leuchtturm Dahmeshöved merken wir, dass die See nicht mehr so durch die Bucht geschützt ist und auch der Wind merklich zugenommen hat: die Wellen werden stärker. Die Kinder begeben sich zum Bug des Schiffes (Hinweis der Redaktion: vorne) und erfreuen sich an der Schräglage und der Gischt, mit dem Ergebnis, dass sie nachher durchnässt sind.
Selbst oben am Steuerstand werden wir nass von der spritzenden Gischt. Wir alle haben unseren Spaß daran – vor allem wird keinem von dem Geschaukel schlecht! Das Ganze ist ähnlich wie Wildwasserbahn fahren, nur länger und feuchter – nun werden wir unserem Blogtitel „Der Wellenritt“ gerecht  ;-)
Die Sonne ist übrigens weiter auf unserer Seite, doch weit hinter uns sehen wir schon dunkle Wolken kommen…
Bald erscheint weit hinten am Horizont die Silhouette der Fehmarn-Sund-Brücke, dort in der Nähe liegt unser Zielhafen für heute – Burgstaaken. Je näher wir der Brücke kommen, desto rauer wird die See, wir schätzen die Wellenhöhe teils auf 1 m, doch das Boot hält tapfer durch – und wir auch! Wenn dann doch mal die Wellen zu hart mit dem Boot umgegangen sind und unter Deck die Geräusche zu derb waren, ist Bettina wieder runter gegangen, um aufzuräumen. Hier müssen wir unbedingt noch an der Sicherung der Gegenstände unter Deck arbeiten – zum Glück ist nix kaputt gegangen
Wir fahren weit vor der Brücke her und steuern auf die schmale Hafeneinfahrt zu, achten dabei natürlich auf die dort vorherrschenden flacheren Gewässer. Unter erschwerten Bedingungen (Wind) suchen wir uns einen freien Liegeplatz, nach einigen Fahrmanövern haben wir unsere TANTE STÖRDI endlich festgemacht, als der Hafenmeister uns einen anderen größeren Liegeplatz zuweist. Also wieder raus aus der Nische und weiter hinten nochmals anlegen, der neue Platz ist auch wellengeschützter, was sich später als positiv auswirken wird. Als wir fertig sind öffnet der Himmel seine Pforten und lässt einen derben Guss auf uns herab, zum Glück sitzen wir im Trockenen, genießen einen leckeren Pastis und lassen die fast 7stündige Fahrt Revue passieren. Wir sind uns alle einig, es war ein toller Tag und wir werden sicherlich noch öfters auf der Ostsee fahren.
Von dem netten Hafenmeister erfahren wir das weitere Wetter, was leider nicht auf unserer Seite sein wird: die Winde werden Dienstag und wohl auch am Mittwoch noch so stark sein, dass wir eventuell erst am Donnerstag weiter kommen – SCHADE!
Wir haben trotz des Wetters einen gemütlichen Abend an Bord und stellen uns auf einen ruhigen Hafentag ein.


Tag 4: Montag, 09. Juli 2012: Tag im Hafen Burgstaaken

Wie wir gestern schon geahnt hatten, es ist heute leider zu windig für uns, sehnsüchtig schauen wir den Segelbooten hinterher, die den Wind für ihre rasanten Fahrten benötigen - für unser Motorboot ist er nicht geeignet. So frühstücken wir ganz in Ruhe und machen uns dann auf den Weg in die „Insel-Hauptstadt“ Burg. Auf dem 2 km langen Fußmarsch dorthin werden wir begleitet von unzähligen Autos, die sich die Hafenstraße lang quälen – wo wollen die nur alle hin??? Burg hat im Stadtkern eine turbulente Geschäftsstraße und Flaniermeile, hier genehmigen wir uns ein Eis, gehen eben in das dortige Lebensmittelgeschäft und verabschieden uns wieder aus der unruhigen Gegend, rüber in die Ruhezone Hafen. Kurz vor Ankunft am Boot erwischt uns leider noch ein derber Regenschauer, der hätte auch ruhig noch 15 Minuten warten können.
Beim Hafenmeister erfragen wir noch fix den Wetterbericht für den nächsten Tag und müssen erfahren, dass wir wohl frühestens am späten Nachmittag auslaufen können – dann schaffen wir nur noch die Etappe bis Heiligenhafen, eigentlich wollten wir am Dienstag schon in Kiel sein.

Tag 5: Dienstag, 10. Juli 2012: Burgstaaken – Heiligenhafen

Aufgrund des Windes frühstücken wir wieder ganz in Ruhe, machen einen Bummel durch den Hafen und suchen die Kartbahn, die auf großen Schildern angekündigt wird. Auf Nachfrage erfahren wir, dass die schon seit 2 Jahren nicht mehr existiert – Schade, wollten wir doch mit den Kids mal Kart fahren. Als Alternative suchen wir die Silo-Climbing-Station auf, dort kann man bis 40 m außen an Silos hoch klettern – ein Spaß für uns alle vier, denn wir müssen die beiden Kletterer an ihren Seilen sichern.
Nach einer kleinen Stärkung in einem Hafenlokal gehen wir zum Schiff zurück und bereiten die Abreise vor, denn der Wind hat nachgelassen und die Sonne scheint sogar.
Um 16:15 Uhr können wir endlich wieder den Motor starten. Unser Weg führt uns als erstes unter der mächtigen Fehmarn-Sund-Brücke her, hier könnte unser Boot ruhig 22 m hoch sein, wir würden drunter her passen (manche Segler sind höher).
Von Westen her sehen wir leider schon eine Regenfront auf uns zukommen, noch hoffen wir, dass wir ihr entfliehen können!
Direkt nach der Brücke schwenken wir ab nach Backbord und steuern Heiligenhafen an. Über die Hafenansteuerung hatte ich im Vorfeld viel gelesen, denn man muss exakt fahren, sonst landet man in Versandungen – wer will das schon. Die Ansteuerung ist aber kein Problem (auch nicht unter Regen, wie wir leider feststellen mussten!). Toll finden wir, dass wir nun Dinge praktisch kennen lernen, die wir vor 3 Jahren beim Bootsführerschein für die Prüfung gepaukt hatten: Sektorfeuer, Richtfeuer, Untiefentonnen mit unterschiedlichen Toppzeichen – man lernt halt doch fürs Leben. Gegen 19:25 Uhr lagen wir endlich an unserem endgültigen Liegeplatz, auch hier wurden wir mit neuen Gegebenheiten konfrontiert: die Leinen waren zu kurz und mussten mit speziellen Knoten verlängert werden. Zur Belohnung für all unsere Mühen können wir einen schönen Abend auf dem Achterdeck in der Abendsonne verbringen – HERRLICH!


Tag 6: Mittwoch, 11. Juli 2012: Heiligenhafen – Laboe

Früh um 6:45 Uhr klingelt heute schon der Wecker, denn wir wollen nach Kiel rüber und wissen anhand der Vorhersagen, dass ab Mittag das Wetter wieder schlimmer werden würde: Starkwind, Regen, Gewitter. Also heißt es für die Langschläferfamilie früh aufstehen – Gähn! Wir holen die bestellten Brötchen ab, starten um 7:20 Uhr den Motor und fahren nüchtern los. Das Wetter ist mal einmal auf unserer Seite, es ist trocken und nur geringer Wind, trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl, denn wir kommen heute – für unsere Verhältnisse – weit auf die Ostsee hinaus. Zur Stärkung unserer hungrigen Mägen sorgen die Kinder für geschmierte Brötchen, die sie uns auf die Brücke bringen – DANKE.
Sarah „reitet“ wieder – mit Lifeline gesichert – auf dem Bug des Schiffes über die Wellen.
Schon bald erreichen wir die Grenze zum Warngebiet Putlos in der Hohwachter Bucht, ein Schießübungsgebiet der Bundeswehr, doch die Aushänge besagen, es wäre Schießpause – glauben wir mal den amtlichen Angaben – so können wir mitten dadurch fahren und sind somit etwas näher am Ufer, obwohl da auch kein Hafen ist, aber das Gefühl ist besser …
Bei einer Geschwindigkeit von 6 kn (ca. 11 km/h) dauert die Fahrt hierdurch 2,5 Stunden, das Wetter bleibt konstant bei einer geschätzten Windstärke von 3 Beaufort.
Spannend ist immer das Fahren nach selbst navigierten Kursen, noch schöner ist es aber, wenn man die angepeilte Tonne dann auch erreicht – FREU! Seefahren macht Spaß, besonders wenn dann noch die Sonne ein wenig heraus kommt.
Nach ca. 5 Stunden Fahrt haben wir die Kieler Bucht vor Augen, sehen am Horizont schon einige große Schiffe und auch die Silhouette von Laboe, unser Tagesziel.
Die Kieler Fahrrinne habe ich mir viel voller vorgestellt, sie ist relativ leer, so dass wir mit unserem kleinen Bötchen durch die Mitte fahren können. Auch die Hafeneinfahrt und unser Anlegemanöver klappt ohne Probleme, davon abgesehen, dass wir mal wieder im Prasselregen das Boot festmachen dürfen. Nach dieser „Erfrischung“ genehmigen wir uns einen schönen warmen Tee und essen Kuchen. Frisch gestärkt machen wir uns nun auf den Weg zum Laboe Marineehrenmal. Es war ursprünglich eine Gedenkstätte für die verstorbenen/vermissten Marineangehörigen aus dem 1. Weltkrieg. Inzwischen ist es eine internationale Gedenkstätte für alle Seeopfer und ein Mahnmal für eine friedliche Seefahrt.

Wir besichtigen die Ausstellung zur deutschen Geschichte der militärischen Seefahrt mit vielen tollen 1:50 Modellen und die große Ehrenhalle, die auf uns sehr bedrückend wirkt.
Im unteren Teil des gemauerten Aussichtsturmes ist eine Auflistung über die bisher verlorenen Schiffe Deutschlands, militärisch sowie auch zivile. Einen Raum darüber kann man sich die Beflaggung für die deutschen Kriegsschiffe anschauen, von der ersten bis zur derzeitigen.
Von der 85 m hohen Aussichtsplattform haben wir einen wunderbaren Blick auf die gesamte Kieler Bucht – HERRLICH. Zumal es kurz zuvor noch ein Gewitter gegeben hat und wir so einen prächtigen Regenbogen bestaunen dürfen.
Anschließend gehen wir in das U-Boot U-995 vom Typ VII C, gebaut im Jahr 1942. Nach dem Krieg war dieses an Norwegen ausgeliefert worden, diese schenkten es nach Außerdienststellung wieder an Deutschland zurück.
In so einem U-Boot ist es ja doch recht eng, nicht zu verwechseln mit einer schönen „Kreuzfahrt“ auf der TANTE STÖRDI. Nach vielem Kopfstoßen geht es wieder raus aus dieser Enge.
Noch ein kurzer Einkauf im Supermarkt und zurück zum Boot Abendessen kochen.
 
Tag 7: Donnerstag, 12. Juli 2012: Laboe – Nord-Ostsee-Kanal I

Heute können wir den Tag gemütlich angehen und in Ruhe frühstücken.
Beim Blick über die Hafenmauer entdecken wir etwas, was wir nur aus Filmen kennen: ein fahrendes U-Boot – Begeisterung bei jedem von uns!
Den Motor starten wir erst um 10:45 Uhr, heute geht es für uns in den Nord-Ostsee-Kanal (NOK)l. Er ist von 1885 bis 1895 erbaut worden, fast 100 km lang, teilweise bis zu 162 m breit und 11 m tief, seine Durchfahrtshöhe beträgt 40 m, somit kann sogar z.B. die Gorch Fock mit stehenden Masten durch ihn durch fahren.
Um 11:25 Uhr setze ich meinen allerersten Funkspruch ab und funke die NOK-Zentrale an (Kiel Kanal 1), um uns für die Schleusung anzumelden. Da die beiden kleineren Schleusen (125 m x 22 m) gerade einer Langzeitreparatur unterliegen, wissen wir schon, dass wir auf jeden Fall mit in eine der beiden großen (310 m x 42 m) kommen werden. Leider bekommen wir erst um 12:45 Uhr freies Lichtsignal und können einfahren, solange drehen wir vor der Schleuse unsere Kreise – blöd für uns, denn dadurch geht wertvolle Zeit verloren. Gut für unseren Sohn, denn so können wir näher zum Tirpitzhafen fahren, dort liegen mehrere Marineboote.

In der Schleuse liegen  wir mit einem Großschiff und vielen kleinen Sportbooten. Für uns Sportboote gibt es vorne und hinten in der Schleuse extra markierte Bereiche mit seitlichen Schwimmstegen zum Festmachen, die allerdings SEHR rutschig sind, fast hätte ich mich dort lang gelegt. Zur Bezahlung der Kanalgebühr (für uns 18 €) muss man die Leitern hochklettern, um zum Kiosk auf der Mauer zu gelangen. Nachdem alle Boote ihre Kanalgebühr bezahlt haben, geht es los, kaum ist das hintere Tor geschlossen, öffnet sich auch schon das vordere, der Hub lag nur bei ca. 20 cm. 

Nun liegt er vor uns, der breite weltberühmt Kanal: er ist der am meisten befahrene Kanal weltweit! (noch vor dem Suez und Panama Kanal) Mit den anderen Sportbooten verlassen wir die Schleuse und fahren hinaus auf diese berühmte Strecke. Das Großschiff darf erst nach uns hinaus, es wird uns später noch überholen. Direkt hinter der Schleuse quert schon eine der vielen Fähren den Kanal, diese kann man kostenlos nutzen, wenn man von einer Seite zur anderen möchte. Diese Fähren sind klein und flink und haben Vorfahrt, also heißt es Auge sei wachsam! Eine von ihnen, die Schwebefähre bei Rendsburg, ist eine Attraktion aus dem Jahre 1913. Sie hängt an Ketten unter der Eisenbahnbrücke und steht seit 1988 unter Denkmalschutz.

Ich dachte jedoch im Vorfeld, dass hier viel mehr Schiffe unterwegs sind, mir kommt es wenig vor, vielleicht ist es auch nur ein ruhiger Tag. Mehrere Großschiffe kommen uns noch entgegen, das ist schon faszinierend, wenn die so dicht an uns vorbei fahren. Schön ist es dann auch, auf den Wellen, die sie bilden zu „tanzen“.
Über 60 km bleiben wir auf dem Kanal, dann biegen wir ab in den Gieselaukanal und machen dort vor der Schleuse an den Stegen fest, hier werden wir heute übernachten.


Tag 8: Freitag, 13. Juli 2012: Nord-Ostsee-Kanal II – Beidenfleth/Stör

Die kleine Gieselauschleuse beginnt um 8 Uhr mit dem Betrieb, somit heißt es wieder mal früh aufstehen, denn wir möchten noch einen Abstecher in das Flüsschen Eider machen, die kurz hinter ihr abgeht. Beim Aufstehen sind wir irritiert, der Himmel ist ja blau, ein ganz neues Gefühl für uns, sollte es mal ein schönes Tag werden?
Wir machen uns auf zum Schleusenwärter um uns bei ihm anzumelden. Für die Schleusung dürfen wir ganze 9 € abdrücken, da wir auch wieder zurück müssen, sind es also 18 €, das haben wir auch für die 100 km NOK bezahlt!!!
In der idyllischen Eider befinden wir uns in einem Revier, dass Irland und Belgien ähnelt: man sieht nur Weiden mit Kühen oder Schafen – Natur pur halt – SCHÖN! Doch hinter uns sehen wir schon wieder dunkle Wolken kommen, wer ist da nur immer für zuständig???

An dem Anleger eines Restaurants (das noch geschlossen hat) machen wir Halt zum Frühstücken. Die Brötchen kann Ludger zum Glück dem Küchenpersonal dort „abschwatzen“ – DANKE! So lassen wir uns in Ruhe das Frühstück schmecken. 

Danach geht es zurück zur Gieselauschleuse und weiter in den NOK, es liegen noch 40 km vor uns. Viele Großschiffe kommen uns entgegen, jedes Mal ein Hingucker, ein Kreuzfahrschiff ist leider nicht dabei. 
Kurz vor den Ausfahrtschleusen können wir noch unser Schiff auftanken und von hier auf unsere Schleusung warten. Dieses Mal geht es schneller, wir kommen in eine der alten kleineren Schleusen (hier dürfen Sportboote auf der gesamten Länge an den tollen Schwimmstegen festmachen).
Wir erreichen die Elbe kurz nach Niedrigwasser, was gut für uns ist, so können wir mit der Flut Richtung Hamburg fahren. Wir sind beeindruckt von der Breite der Elbe, das ist schon was anderes als die Flüsse und Kanäle, die wir bisher hatten. Nach sorgfältigem Abwägen der Großschiffe im Hauptfahrwasser kreuzen wir sie, um auf der passenden Seite fahren zu können. Hier sind die Schiffe teils noch größer als im NOK. Aber auch hier hätte ich es mir turbulenter vorgestellt.
Nach 1,5 Stunden Fahrt müssen wir die Elbe abermals kreuzen, dabei merken wir, wie lange das dauert und um wie viel ein volles Containerschiff in der Zeit an uns ran kommt. Im Vorfeld sprachen wir alle nur von den beiden „Queens“, die am Wochenende gemeinsam einlaufen werden, aber dieses Containerschiff ist genauso lang wie die Mary – 345 m.


Wir biegen hier in die Stör ab, befahren sie aber nur über 10 km, um in dem Örtchen Beidenfleth festzumachen. Hier wollen wir uns heute mal verwöhnen lassen und Essen gehen. Im einzigen örtlichen Lokal findet jedoch eine Goldhochzeit statt und man ist nicht in der Lage, für uns etwas zu kochen – SCHADE! Wir hätten auch keine großen Ansprüche gehabt. Also kratzen wir unsere Reserven zusammen und es gibt doch nur Spaghetti mit Soße.


Tag 9: Samstag, 14. Juli 2012: Beidenfleth/Stör - Hamburg-Rüschkanal

Brötchen gibt es hier zum Glück schon früh zu kaufen, so starten wir zeitig den Motor, denn wir müssen die Elbe passend bei Niedrigwasser erreichen, um wieder mit der Flut gen Hamburg fahren zu können. Die Sonne versucht sich durch die Wolkenschicht zu kämpfen, gewinnt aber nicht völlig, wenigstens bleibt es trocken – vorerst.
Die Elbe kreuzen wir ohne Probleme, sie sieht sehr leer aus. Wir genießen die Fahrt und sehen viele Dinge, die wir früher mal gelernt haben: Sektorfeuer, Richtfeuer, fischende Trawler und "Baggerboote" mit entsprechender Kennzeichnung (schwarze Rhomben zwischen zwei Bällen, usw.). Bei der Schiffsbegrüßungsanlage Willkommenshöft kommen wir auch vorbei, doch da keine großen „Pötte“ in der Nähe und wir zu klein sind, hören wir nicht die passende Nationalhymne.
  

In der Ferne sehen wir schon die Kräne des Hamburger Hafens. Vorbei geht es noch am Airbusgelände, hier ist auch deren Start- und Landebahn. Direkt dahinter fahren wir in den Rüschkanal, um dort im Hafen anzulegen. Eigentlich wollten wir in den City Hafen Hamburg direkt an den Landungsbrücken, doch laut Telefonanfrage sind die Gastliegeplätze schon voll – ob das wirklich stimmt??? Hier im Rüschkanal machen wir bei dem Segelclub Nesselkamp SCNK fest, die uns sehr freundlich begrüßen. Angelegt wird endlich mal bei trockenem Wetter, aber unter erschwerten Bedingungen, denn neben uns landet eine Airbus Beluga und kurz darauf auch ein A380.

Von einer Händlerin, die klingelnd mit ihrem Fahrrad über die Stege fährt, kaufen wir 4 leckere Fischbrötchen und lassen sie uns schmecken – draußen regnet es mal wieder.
Anschließend fahren wir endlich mal Boot – allerdings nicht selber, sondern mit einer der flinken Hamburgfähren, die bringen uns zu den Landungsbrücken. Nach einem sättigenden Pizzeriabesuch treffen wir uns hier mit Freunden aus der Heimat und verbringen einen geselligen Abend in froher Runde auf der Reeperbahn. Für die Rückfahrt zum Hafen lassen wir uns von einem „hilfsbereiten“ Einheimischen beraten – gegen ein geringes Entgeld natürlich ;-) – aber der Tipp war Gold wert, wir kommen sicher am Hafen an – DANKE! Es ist inzwischen schon Sonntag geworden …

Tag 10: Sonntag, 15. Juli 2012: Cunard-Day: Queen Elizabeth und Queen Mary in Hamburg

… wir würden gerne ins Bett fallen, aber da war noch was: die Queens sollten einlaufen. Also begeben wir uns um 2:15 Uhr – GÄHN – zum Deich und sind voller Erwartung auf die beiden Majestäten. Gegen 2:50 Uhr sehen wir schon die erste am Horizont, hell erleuchtet fallen sie schon von weitem auf. Gegen 3:15 Uhr ist die Kleinere auf unserer Höhe und wird von einem kleinen Minifeuerwerk begrüßt, Queen Elizabeth dankt es mit einem langen Schallsignal
15 Minuten später folgte dann auch die Größere, die Mary 2, 
 auch sie begrüßt uns in Finkenwerder mit einem schönen langen Schallsignal – HERRLICH!!!!


Morgens gönnen wir uns nach der kurzen Nacht eine extra Portion Schlaf und es ist schon fast Mittag, als wir das Frühstück einnehmen. Wir lassen es noch weiter gemütlich angehen, eh wir am späten Nachmittag mit der idealen Fährverbindung rüber in die Stadt fahren .
Hamburg selbst haben wir uns mit den Kindern schon mal angeschaut, so können wir uns ganz den Queens widmen. An der Queen Elizabeth am Anleger Altona fahren wir mit der Fähre direkt vorbei.
Bei der Weiterfahrt bemerken wir ein hohes Polizeiaufkommen vor der Fischhalle und sind natürlich neugierig, stellen jedoch schnell fest, dass es sich um ein Filmteam handelt – große Erleichterung.
Von Bord aus können wir die Menschenmassen auf den Landungsbrücken sehen, die wahrscheinlich alle wegen den Queens gekommen sind. Wir fahren weiter bis zum Speicherstadt-Anleger und sehen dort auch schon die Queen Mary 2 liegen, zu ihr machen wir einen Fußmarsch durch die Hafen City.
Schade, dass sie nicht neben einander liegen, dann würde der Größenunterschied mehr auffallen, so wirken beide RIESIG. Ein Bild mit unserem Boot im Vordergrund wäre ja auch schön gewesen, aber wir haben uns gegen eine eigene Hafenrundfahrt an diesem Tag entschieden, da die vielen Barkassen und Fähren das Wasser ziemlich unruhig machen. Nach einem Restaurantbesuch schauen wir uns von den Landungsbrücken aus an, wie die Queen Elizabeth rüber fährt zu ihrem Schwesterschiff, dort dreht und für die Dauer des Feuerwerkes vor ihr liegen bleibt.

Mehrere Motorboote und Fahrgastschiffe begleiten sie schon auf diesem kurzen Stück. Das Feuerwerk dauert ca. 15 Minuten, danach – es ist inzwischen 21:45 Uhr – verabschieden sich die beiden Majästäten voneinander und die kleinere Queen macht sich mit viel Schallsignal auf den Weg zur Ostsee-Kreuzfahrt. Noch viel mehr Boote als eben fahren neben ihr her, es ist ein tolles Bild und wir sind froh, dass wir es von hier oben in Ruhe beobachten können, statt unten in dem Gewühl mitzufahren.
Die große Queen wird erst gegen 0:30 Uhr auslaufen, das wird uns zu spät, wir fahren mit  S-Bahn und Bus wieder zu unserem Hafen und gehen zufrieden ins Bett: der Besuch von Hamburg mit den beiden Queens hat sich echt gelohnt, war doch auch dieses Ereignis der Auslöser für unseren Urlaub.


Tag 11: Montag, 16. Juli 2012: Hamburg-Rüschkanal - Lauenburg

Heute stehen wir wieder etwas eher auf, denn wir müssen uns ein letztes Mal nach dem Niedrigwasser richten, aber das meint es gut mit uns: gegen 10 Uhr starten wir den Motor. Wir fahren zunächst auf die Elbe Richtung Hamburg und sehen schon aus der Ferne, dass dort schon wieder 2 andere Kreuzfahrtschiffe liegen, zum einen die Costa Pacifia und zum anderen die MSC Lirica, nicht ganz so groß wie die gestrigen, aber auch sehr schön anzuschauen. Wir belassen es zunächst bei einem Fernblick, da wir in den Hafenbereich Köhlbrand abbiegen und unter der berühmt geschwungenen Brücke her fahren.
Über einen Verbindungskanal geht es rüber in den Rosshafen, hier können wir das Be- und Entladen (Löschen) der Schiffe aus nächster Nähe beobachten.
Nun kehren wir für ein kurzes Stück wieder auf die Elbe zurück, vorbei an dem Costa-Kreuzfahrtschiff, den Landungsbrücken und auch dem König-der-Löwen-Theater. Dabei merken wir, wie viel Unruhe die „Flitze-Fähren“ machen und das sind nur wenige im Vergleich zu gestern – es war also wohl die richtige Entscheidung gewesen! Nochmals biegen wir nach Steuerbord ab und fahren durch weitere Hafenbecken, bei einer engen Brückendurchfahrt liegt auf der anderen Seite plötzlich ein „Baggerschiff“, doch er winkt uns durch, die Lücke ist groß genug, dass wir im Bogen um ihn rum kommen. Im folgenden Hansahafen kommt Lukas plötzlich vom Bug zum Heck  (er liest dort immer) und sagt, sein Hut wäre ihm vom starken Wind weggeweht worden. Wir drehen uns um, und richtig genug, bestimmt 20 m hinter uns treibt er im Wasser. Was tun? Ganz einfach: wir machen das, was jeder Bootsfahrer mal üben sollte: ein Hut-über-Bord-Manöver fahren: Propeller aus, drehen und passend zum Wind anfahren, dabei hält einer Wache und beobachtet die ganze Zeit den wippenden Hut, diesen „Wahrschau-Part“ übernimmt natürlich der Sohn selbst. Mit dem Bootsharken bewaffnet beugt er sich über die Reling und versucht den vorm „Ertrinken“ bedrohten Hut raus zu fischen, doch klappt dieses erst beim 2. Anlauf. Eine Wiederbelebung ist zum Glück nicht nötig, es reicht aus ihn gut gesichert an einer Wäscheleine in den Wind zu hängen. Nun ist aber einer glücklich!!! Gut, dass diese Aktion in einem ruhigen Hafenbecken passierte und nicht auf der Elbe, dann wäre keine Rettung möglich gewesen, er wäre wohl untergegangen.
Nach dieser Aktion biegen wir direkt vor der Elbphilharmonie wieder in die Norderelbe ein und können hier das zweite Kreuzfahrschiff bestaunen, es wird gerade vom Wasser aus betankt.
Nach dieser privaten Hafenrundfahrt fahren wir noch unter den Norderelbbrücken (Fischbrücke) durch und verabschieden uns von Hamburg. Ab hier wird es abrupt ländlicher, die Flussränder sind wieder Schilfbewachsen, ein Fischreiher ist auf der Suche nach der nächsten Mahlzeit und die Großschiffe sind nicht mehr ganz so groß, nur noch um die 100 m lang und weniger hoch. Beim Zusammentreffen von Süder- und Norderelbe an der Bunthäuser Spitze steht ein hölzerner Leuchtturm von 1914, er war bis 1977 in Betrieb, heute ist in ihm ein technisches Museum.
Unser Mindestziel ist es die Schleuse Geesthacht zu erreichen, denn dort endet das tidenabhängige Elbegebiet. Bis kurz vorher schien übrigens überwiegend die Sonne, doch bei der Schleuse kam es wie es kommen musste, es regnet und es blieb dann auch weiter unbeständig. Da es aber fahrmäßig gut läuft, erreichen wir noch Lauenburg. Hier biegen wir von der Elbe in den Elbe-Lübeck-Kanal ab und bleiben direkt am Anfang bei dem Wassersportclub WSC Lauenburg über Nacht liegen. Eine sehr schöne Anlage mit einem netten Hafenmeister, sehr zu empfehlen. Zum Einkaufen geht man ca. 15 Minuten, allerdings einen steilen Berg hoch – Pust, nix für meine Knie. Ich dachte immer Schleswig-Holstein wäre nur plattes Land, da muss wohl ein Örtchen aus der Reihe fallen und das erwischen wir. Aber der Kühlschrank muss nun doch mal wieder aufgefüllt werden. Es ist übrigens der erste „Großeinkauf“ in diesem Urlaub, sonst mussten wir immer viel häufiger los. Man wird halt routinierter – SMILE

Tag 12: Dienstag, 17. Juli 2012: Lauenburg

Da nur noch 63 km vor uns liegen, wir aber noch 4 Tage Zeit haben, können wir es nun ruhiger angehen lassen, wir legen einen „Ruhetag“ ein. Zunächst ein spätes gemütliches Frühstück (wegen zu unbeständigem Wetter leider unter Deck, aber es hätte im nach hinein doch gepasst – GRRR) mit frischen Brötchen vom Berg (Ludger hat sich da wieder hochgequält). Hiernach machen wir einen verlängerten Spaziergang zu der alten Palmschleuse. Die ursprüngliche Schleuse stammt aus dem Jahr 1369 und war die Verbindung in den damaligen Sticknitzkanal, die erste Verbindung von Nord- und Ostsee. Später wurde sie erneuert und aus Stein gemacht. Bis 1896 war sie in Betrieb und für die wichtigen Salzkutter (Lauenburg liegt an der alten Salzstraße) ein notwendiges Hilfsmittel. Sie ist die älteste Kammerschleuse Europas.
Zurück an Bord können wir – endlich mal bei Sonnenschein – an Deck Kuchen und Tee einnehmen und die vorbeifahrenden Schiffe beobachten – und diesen Blog endlich mal ergänzen, hochgeladen wird aber erst heut Abend. Schön dabei anzusehen ist auch ein Güterschiff, das gerade rückwärts ! fahrend aus der Lauenburger Schleuse kommt und direkt vor unserer Nase eine Wende auf engem Raum vollzieht – RESPEKT. Da ist nicht viel Platz nach vorne bzw. hinten.
Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg in das alte Schifferstädtchen um zunächst auf der Elbpromenade entlangzugehen, hier bestaunen wir die Hochwassermarken, die an einer Hauswand schön dekorativ zu sehen sind. Unvorstellbar, dass wir an dieser Stelle mal ganz unter Wasser gewesen wären.
Weiter geht es hoch zur Schlossruine, von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf die Elbe.
Wieder unten im Dorf angekommen, bewundern wir die alten Häuser, sie sind herrlich restauriert und entsprechend angemalt, viele von ihnen stammen aus dem 16./17, Jahrhundert. In dem Restaurant Schifferbörse können wir das verpasste Abendessen von vor 4 Tagen nachholen. Auf der Terrasse sitzend, hoch über der Elbe lassen wir uns heute verwöhnen und es uns gut schmecken.
Zurück an Bord ist es immer noch warm genug (und trocken!), dass wir den Abend gemütlich auf dem Achterdeck ausklingen lassen können – HERRLICH, warum kann es nicht immer so sein???

Das mit dem Internet klappt übrigens nicht mehr, denn der Stick ist wohl kaputt 
und im Moment haben wir nur noch kleine Häfen ohne WLAN – SCHADE.





Tag 13: Mittwoch, 18. Juli 2012: Lauenburg - Mölln

Es kann nicht immer so sein – LEIDER. Die ganze Nacht über hat es geregnet und auch heute Morgen begleitet uns das nieselige Wetter. Ludger macht sich trotzdem auf den Weg zum hoch liegenden Bäcker um frische Brötchen zu holen. Nach dem Frühstück wechselt er noch schnell in den Untergrund, der regelmäßige Motorcheck steht an.
Es ist alles in Ordnung, somit kann es losgehen. Zunächst fahren wir zur Marina Lauenburg, um dort auf zu tanken. Die Frau dort sagt uns, es würde eigentlich nur morgens und nicht bei Regen betankt: Morgen passt ja noch (es ist 11:40 Uhr), aber mit dem Regen hat sie bei uns schlechte Karten. Aus dem anfänglichen Nieselregen wird natürlich ein kräftiges Schauer, welcher erst aufhört, als wir fertig sind. Nun geht es rüber zur Lauenburger Schleuse, doch die geöffneten Schleusentore gehen leider vor unserer Nase wieder zu, nach Funkanfrage erhalten wir die Nachricht, dass wir in ca. 30 min geschleust werden können – da möchte wohl jemand erst Mittagspause machen.
Pünktlich wie angegeben, geht es weiter, mit 2 weiteren Sportbooten liegen wir einsam und verlassen in der 115 m langen Schleuse. Danach geht es ganz gemächlich mit 10 km/h weiter zur nächsten Schleuse, sie ist bereits für uns geöffnet. Der nächste Stopp ist in der Till Eulenspiegel Stadt Mölln, hier soll TE gelebt und 1350 gestorben sein. Unser Hafenplatz liegt idyllisch in dem stadtnahen Ziegelsee mit Blick auf diesen – sehr schön, da lassen wir uns den Anlegeschluck gerne auf dem Achterdeck schmecken.
Nach dem leckeren selbstgekochten Essen haben wir 4 einen sehr vergnüglichen Abend beim Finden neuer Wörter, wir spielen Scrabble


Tag 14: Donnerstag, 19. Juli 2012: Mölln - Travemünde

Nun sind es nur noch 30 km bis zum Heimathafen, morgen Abend wollen wir das Boot wieder abgeben, somit werden wir an Lübeck vorbei fahren und nochmals nach Travemünde – wenn es klappt wieder in den Passathafen – durch starten. Das Wetter schenkt uns für die ersten Stunden Dauerregen und auch Gewitter – und das, wo wir doch heute 5 Schleusen vor uns haben. Erst danach scheint kurz die Sonne für uns, Lukas macht es sich gleich auf dem Vorderdeck bequem,
wir genießen lieber den erneuten Blick auf Lübeck und entdecken die Wallbrücke, durch die wir morgen durch müssen – oje, da sollen wir durch???? Die ist bestimmt kleiner geworden in den 2 Wochen…
Während wir weiter durch den Lübecker Stadtgraben fahren, braut sich oben am Himmel schon das nächste Unwetter zusammen, es kommt wie es kommen muss: Regen. Routiniert wie wir inzwischen sind, setzen wir unsere Fahrt vom Innensteuerstand weiter fort. Über die Trave erreichen wir in 2 Stunden erneut den Passathafen von Travemünde und wundern uns über die Beflaggung an dem alten Segelschiff: ab morgen ist Travemünder Woche und entsprechend voll sind die Häfen. Den Passathafen müssen wir leider deswegen wieder verlassen, kommen jedoch auf dem letzten Gästeplatz in der Marina Baltica unter (endlich mal wieder Internet!), leider mit wenig Schwellschutz und die großen Fähren fahren Tag und Nacht wie wir noch feststellen werden.
Unseren allerletzten Anlegeschluck - nun ist die Flasche auch leer - genehmigen wir uns trotz Nieselregen auf dem Achterdeck und beobachten wie diese Fähren genau vor unserer Nase wenden.
 


Tag 15: Freitag, 20. Juli 2012: Travemünde - Lübeck

Nach unserem letzten Bordfrühstück machen wir bei trockenem Wetter einen Spaziergang rüber nach Travemünde, dort werden noch viele Veranstaltungs- und Werbezelte aufgebaut, die meisten Buden widmen sich jedoch dem Hunger und Durst und haben schon geöffnet, auch meine Brille hätte ich mir hier mehrfach putzen lassen können.
Zurück an Bord beginnt das große Packen, alles muss wieder in den Taschen verstaut werden. Da das Boot sehr viele Stauraumschränke zu bieten hat dauert das ne Weile, Ludger fährt uns derweilen schon mal rüber nach Lübeck, vorbei an den letzten Großschiffen, die uns begegnen.

Hier legen wir noch kurz an dem Stadtanleger an der Puppenbrücke an (super zentral!) und huschen noch mal eben nach Niederegger rüber (der Marzipanlikör war so lecker, dass die Flasche viel zu schnell leer war) und machen die üblichen Abschiedsbilder von der Crew und ihrem Boot.

Im anschließenden Regen - wie auch sonst? - geht es zu der schon erwähnten Wallbrücke. Weil sie in einer Ecke liegt müssen wir sie auch noch schräg anfahren - Spannung halt bis zur letzten Minute - doch wie vor 2 Wochen gleiten wir schrammenfrei hindurch SEHR GUT - schließlich möchten wir doch gleich unsere Kaution in voller Höhe wieder bekommen!
Ein paar 100 Meter weiter erreichen wir pünktlich um 16 Uhr den Heimatanleger von der Tante Stördi und machen ein letztes Mal unter den wachsamen Augen des Eigners Martin Stratmann fest.


So sah nun unser Routenverlauf aus:
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 für Details hier klicken --> Schleswig 2012

580 km - 65,2 Betriebsstunden - 220 l Diesel
   
Abschließende Bemerkungen:

  • Vermieter / Boot:
    die Linssen Classic Sturdy 35 AC Royal von 1995 hört auf den Namen TANTE STÖRDI, sie ist eine Motoryacht von Martin Stratmann, mobiliar club + charter aus Lübeck,
    10,30 m lang, 3,55 m breit, 1,15 m Tiefgang und eine Durchfahrtshöhe von 2,48 m, 130 PS,
    4 feste Schlafplätze, das Boot machte einen sehr gepflegten und gewarteten Eindruck auf uns, wir hatten tatkräftige Hilfe beim Verladen unseres Gepäckes und bekamen Tipps für unsere Tour
    das Boot hätte für uns 4 ruhig etwas größer sein dürfen, wir haben alle lange Beine und da wir oft Regen haben, sind wir auf den Salon angewiesen ;-)
    Scheiben beim Außenfahrstand würden das Boot sinnvoll ergänzen, denn man steht so im vollen Wind

    obwohl wir keine Fliegengitter an den Fenstern hatten, gab es kaum Spinnen an und im Boot, die wurden wohl alle vom Regen weggespült
    unterwegs sind wir oft von anderen Skippern/Eignern auf das schöne Boot angesprochen worden, durch sein nostalgisches Aussehen hat es einen gewissen Charme
  • die Tour an sich war sehr schön und abwechslungsreich, da man von der Ostsee bis zum kleinen Flüsschen bzw. Kanal alles dabei hat, ebenso begegnen einem GROSSE wie kleine Schiffe
  • die Häfen sind sehr unterschiedlich, von kleinen überschaubaren Clubs/Häfen mit sehr netten und hilfsbereiten Hafenmeistern (hier kommt man auch gut mit anderen Bootfahrern ins Gespräch) bis zu großen, unpersönlichen Marinas, in denen man mehr eine Nummer ist. Auf Frage nach dem morgigen Wetter für die Weiterfahrt nach Kiel bekamen wir nur zu hören, "der Zettel hängt morgen früh am Fenster" - da hing er aber beim Brötchen abholen leider noch nicht
  • abschließendes Zitat von unserem Sohn:
    "Wir hatten in den 2 Wochen mehr Wasser von oben als unser Boot verdrängt hat!"
  • hier ist der Link zu unseren Fotos:
    FOTOS SCHLESWIG 2012