HERZLICH WILLKOMMEN!

Mit diesem Blog möchte ich gerne alle Interessierten einladen, an unseren Törns teilzuhaben.
Für Bootfahrer soll es eine Hilfestellung zur eigenen Törnplanung sein, wobei alle Hinweise sich immer auf das Jahr beziehen, in dem wir die Tour gemacht haben, d.h. sie werden nicht laufend aktualisiert! Für weiterreichende Anfragen stehe ich gerne zu Verfügung.
Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden, aber nicht ohne Erlaubnis heruntergeladen oder anderweitig verwendet werden, denn das Urheberrecht liegt bei mir, schreibt mich einfach bei Bedarf an.
Ihr findet mich übrigens auch bei Instagram unter @my_bettelu

Nun aber viel Spaß beim Lesen ... Gruß Bettina

2023 – es geht wieder in den Norden > über Hamburg und die Nordsee nach Bremerhaven ...
            ist aber noch noch nicht vollständig 🖥️ ...

Letztes Update: August 2023

2011 - SUSAN > Belgiens Kanäle

Für diesen Sommer haben wir ein Boot bei Yachtcharter Sneek gemietet. Wir starten jedoch nicht in Sneek/Holland, sondern in Gent/Belgien. Mit der SUSAN werden wir bald über die belgischen Kanäle fahren und auch einen Abstecher nach Frankreich unternehmen.

Die geplante Route ist 358 km lang und beinhaltet 28 Schleusen und 28 Brücken. Wenn wir gut in der Zeit sind, haben wir mehrere Möglichkeiten noch Abstecher zu machen. Doch nachdem es letztes Jahr teils stressig war, die Runde in 2 Wochen zu schaffen, planen wir diesmal lieber einen kürzeren Törn.

Tag 1: Freitag, 19. August 2011

Der Anreisetag war schon mal super, auch wenn er ein bisschen chaotisch angefangen hatte: Um 6 Uhr wurde Bettina unter der Dusche mit kaltem Wasser begrüßt – BRRRRR! Dementsprechend ging es mit kleinen Missgeschicken weiter – dennoch ging es pünktlich um 9 Uhr bei Nieselregen Richtung Gent los. Bis Antwerpen lief der Verkehr prima, vor dem bekannten Kennedytunnel staute es sich, doch danach rollte alles wieder, so dass wir um 13 Uhr unser Ibis-Hotel Centrum Opera in Gent erreichten. Der nächste Tagesdämpfer war die Erkenntnis, dass es nur Doppelbetten gab mit nur EINER Decke! Ob die Kinder da wohl Schlaf kriegen werden?
Nach einer stärkenden Pizza starteten wir gleich mit dem Stadtrundgang – übrigens bei herrlichem Wetter! Gent ist eine total schöne Stadt mit gut erhaltenem mittelalterlichem Stadtkern. 


Das Grafenschloss besichtigten wir von innen, was ich nur empfehlen kann (8 €/Erw., Kinder bis 19 frei). Von den Wehrgängen oben auf der Burg hat man einen herrlichen Blick über die Stadt. 

 
In den Gemäuern befinden sich auch Anschauungsmaterialien aus den Folterkammern der guten (?) alten Zeit, unter anderem auch eine Guillotine mit originalem Messer. Weiter ging es vorbei an den vielen Kanälen, die sich durch die Stadt schlängeln – HERRLICH!
Imposant auch das Rathaus mit seinen 2 Seiten, einer gotischen und einer aus der Renaissance, totale Gegensätze in einem Gebäude. 


Die St. Baafs-Kathedrale und der Belfried waren leider schon geschlossen.
Nach einer abendlichen Pause im Hotel zog es uns abends nochmals an die Kanäle zurück, wo wir uns natürlich die Boote anschauten – noch 1 Tag, dann sitzen wir auch wieder auf dem Deck! Nach einem Eis (die Kugel für 1,50 €) beendeten wir den Tag noch mit einen Absacker in der Bar Mistral neben dem Hotel.

Tag 2: Samstag, 20. August 2011

Nach einer schönen heißen Dusche im Hotel (das Bad war klein aber fein!) ging es in die Stadt zum Frühstücken. Dort erlebten wir, dass Gent um 9 Uhr noch „schläft“ – es war nix los, doch die morgendliche Sonne machte ein tolles Licht.





Um 10 Uhr kamen wir an unserer SUSAN an und hatten durch den netten Hafenmeister auch eine prima Tragehilfe – DANKE! Nach der Bootseinweisung starteten wir schon um 12:15 Uhr den Motor: ES GEHT LOS – HURRA! Übrigens bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Leider ist das Funkgerät an Bord ausgebaut worden, da es in Belgien auf Charterbooten wohl nicht gestattet ist. Wir hatten allerdings extra deswegen den Schein gemacht und waren schon ganz grell aufs Funken – SCHADE! 
Das Fahren klappte reibungslos, auch die Engstellen – kein Problem. 


Nach 3,5 Std. gemütlicher Fahrt und wenig Verkehr erreichen wir den Hafen von Beernem. Ludger und ich gehen noch Kleinigkeiten einkaufen (das meiste hatten wir von zu Hause mitgebracht in der Hoffnung, dass wir nicht jeden Tag wieder los müssen). Sarah genoss derweil ein Bad im Kanal. Als leckeres Einstiegsessen gab abends unsere obligatorischen Spaghetti mit Bolognese (selbst gemacht!). Nachdem wir feststellen mussten, dass der Internetstick vom Hafenmeister nicht funktionierte gingen wir früh schlafen.


3. Tag: Sonntag, 21. August 2011

Nach unserem ersten Bordfrühstück starten wir den Motor und fahren Richtung Brügge. Der Nieselregen wird bald durch blauen Himmel abgelöst, es ist wieder Deckwetter. Heute dürfen auch die Kids testen, ob sie noch fahren können – mit Hilfe klappt es. Der Kanal schlängelt sich gemütlich durch die Landschaft, am Rande tauchen die ersten Reste aus dem 2. Weltkrieg auf: Bunker.
Wir haben heute mehrere Klappbrücken, bei einer davon hatte der Brückenmeister uns wohl in seiner Mittagspause vergessen, wir durften 1 Std. auf die Öffnung warten, ich nutzte die Zeit, den Spaziergang in Brügge vorzubereiten. 





In Brügge bekamen wir noch einen Platz in dem stadtnahen Hafen Coupure, ein sehr schöner Hafen umsäumt von Kastanien. Die Wende auf engem Raum darin war allerdings nicht vorzeigewürdig, man sollte den Radeffekt beachten.
Der Stadtspaziergang durch Brügge war sehr schön, vorbei ging es am Beginendorf, der Salvatorkathedrale, dem Marktplatz mit dem Bergfried (die 8 € für die Besteigung haben wir uns jedoch geschenkt – bei 4 Personen echt happig und meine Knie fanden es auch besser), anschließend rüber zum Burgplatz (super) und weiter an den vielen Grachten entlang. 



Brügge ist – wie auch schon Gent - auf jeden Fall wert, mehr als einen Tag zu bleiben, doch dafür reicht die Zeit leider nicht. Internet gibt es hier übrigens auch wiedermal nicht, auch ein berühmtes amerikanisches Fast-Food-Lokal ist uns nicht aufgefallen, da hat man eigentlich immer ein Netz. SCHADE! Abend sitzen wir noch bei herrlichem Wetter auf dem Achterdeck und genießen den Pastis beim Scrabblespiel – ach, was geht’s uns gut.



4. Tag: Montag, 22. August 2011

Heute Nacht haben wir alle schon besser geschlafen und genießen so die frischen Brötchen – leider nicht an Deck, denn dort gibt es keinen großen Tisch. 

 

Um 10 Uhr geht schon für uns die Brücke von der Hafeneinfahrt hoch, so sind wir schon früh wieder unterwegs. Im Raum Brügge sind noch einige Klappbrücken zu passieren und eine große rundgebaute Schleuse, das kostet viel Zeit. Bei der letzten Klappbrücke driften wir im Wartebereich etwas ab und wundern uns, dass der Motor der Anfahrt keine Leistung mehr bringt. Wir stellen fest, dass wir ganz seicht im Schlamm gelandet waren und das mitten in einem Hafenbecken. Zum Glück kommen wir ohne Probleme wieder heraus und können unsere Fahrt fortsetzen. Unterwegs sehen wir eine sehr futuristische Klappbrücke.

Der Kanal nach Oostende liegt landschaftlich wunderschön und ist sehr natürlich gehalten, 
Berufsschiffe kommen uns kaum entgegen. Bei der Abzweigung nach Oostende lässt der Brückenwärter uns nicht weiter passieren, da ab hier nur noch Boote mit Funkausrüstung zugelassen sind. So was blödes, da wollten wir doch gerne auch hin! Also biegen wir links ab – wieder mal in so eine Großraumschleuse – und setzen unsere Fahrt in Richtung Nieuwpoort fort. 


Dort erreichen wir am Abend dann den großen Hafen Westhoek, der uns kostenloses Internet verspricht – hoffen wir mal das Beste! Direkt an Bord klappt es schon mal nicht damit, also schreib ich schon mal alles vor und gleich geht es in die Hafenkneipe in der Hoffnung, dass es dort klappt.
Eigentlich wollten wir auch hier durch die Gezeitenschleuse fahren, doch auch das bleibt uns wegen der fehlenden Funkanlage verwehrt.

5. Tag: Dienstag, 23. August 2011

Nach einer angenehmen Dusche im Hafen genießen wir unser Frühstück, wobei es draußen derbe regnet. Was wird das wohl heute werden? 




Um 11:30 Uhr starten wir erst den Motor und machen uns auf in Richtung der geschichtsträchtigen Stadt Diksmuide (Frontstadt im 1. Weltkrieg). Die IJzer dorthin schlängelt sich wunderschön durch die Wiesen, nur ein Haubentaucher (oder ähnliches) beim Fischfang begleitet uns über ein langes Stück, ansonsten sind wir alleine unterwegs. Plötzlich stehen wir vor der niedrigen Klappbrücke Tervatebrug, die eigentlich 9 m hoch sein sollte. In der Karte war sie falsch eingetragen, doch die Öffnung erfolgte nach einem Telefonat zügig. Das Wetter hatte sich übrigens gebessert, es war nun überwiegend sonnig
In Diksmuide angekommen fanden wir zum Glück noch einen Anlegeplatz am Fuße des IJzerturmes, denn es war recht voll hier. Wir besuchen das Kriegsmuseum, welches in jenem Turme untergebracht ist. Mit dem Fahrstuhl fährt man nach oben auf 85 m, genießt die Aussicht und beim Runtergehen erlebt man auf jeder Etage interessant und anschaulich dargestellte Geschichte. 





Anschließend machen wir uns noch zu Fuß auf den Weg zu den sogenannten Totengängen, kurz vorm Ziel hält ein Wagen neben uns, um uns zu sagen, dass sie soeben geschlossen worden waren. Das Ehepaar im Wagen hatte uns schon im Turm gesehen – sehr nett von ihnen uns Bescheid zu geben – DANKE! So machten wir uns auf zur Innenstadt, bestaunten das wunderschöne Rathaus und genossen eine belgische Pommes mit Frikandelwurst – sehr lecker.




Den Abend verbrachten wir wieder auf dem Achterdeck bei leckeren Köstlichkeiten: Rotwein, Pastis für die Großen und Cola für die „Kleinen“, dazu Pringels – nur wegen der Dose ;-)

6. Tag: Mittwoch, 24. August 2011

Wieder einmal ist es stark bewölkt und am Regnen, trotzdem machen wir uns schon um 9:50 Uhr auf den Weg. Als erstes steuern wir die sogenannten Totengänge an, das sind die alten Schützengräben aus dem 1. Weltkrieg in Diksmuide, in denen die meisten Soldaten umkamen.


Weiter geht es zu der ebenfalls geschichtsträchtigen Stadt Ieper. Hier fanden die grausamsten Schlachten des 1. WK statt. Auch hier besuchen wir ein Kriegsmuseum, welches sehr anschaulich die Ereignisse von damals aufgreift. Als wir nach 2 Stunden wieder auf die Straße treten, sehen wir endlich wieder die Sonne.
Ebenso eindrucksvoll wie das Museum sind aber auch die Gebäude der Stadt: An den Tuchhallen von 1304 ist 100 Jahre lang gebaut worden, auch sehr schön ist der Marktplatz dort mit seinem Rathaus.


Abends schauen bzw. hören wir uns an dem Menentor noch den sogenannten „Last Post“ an, dieser „letzte Zapfenstreich“ wird seit 1928 täglich um 20 Uhr unter dem Stadttor gespielt und ist den über 50.000 vermissten Soldaten gewidmet, die hier in der Gegend gekämpft haben. Eine sehr ergreifende Stimmung…


Den Abend schlossen wir diesmal nicht auf dem Achterdeck, da es dort zu frisch war.


5. Tag: Donnerstag, 25. August 2011

Wieder einmal hängt der Himmel voller Wolken und es regnet ein bisschen.
Wir starten um 9:50 Uhr, da wir uns am Tag zuvor bei der ersten Schleuse angemeldet hatten, doch leider müssen wir trotzdem fast 1 Stunde auf die Schleusung warten – BLÖD! Im Laufe der Fahrt klart der Himmel auf, es wird angenehm warm. Nach ca. 2,5 Stunde biegen wir in die schmale IJzer ein, wo uns ein Baggerfahrzeug begegnet, es ist eng, aber es passt.

Im anschließenden Lokanal wird es jedoch nochmals enger, jetzt sollte uns besser keiner entgegen kommen. Die Landschaft ist herrlich, wir fahren mitten durch die Kuhwiesen, müssen dadurch jedoch auch viele Fliegen und die frische Landluft in Kauf nehmen. Landschaftlich ähnlich war es in Irland. Nach 36 km Fahrt erreichen unser heutiges Ziel, die Stadt Veurne. Auch sie hat einen herrlich alten Grote Markt (Marktplatz) mit entsprechend wieder aufgebauten Gebäuden: Rathaus, Belfried und natürlich die Kirche.


Die Gebäude ähneln sich hier in Flandern alle sehr, sind aber immer wieder schön anzusehen. Noch schnell ein bisschen einkaufen und zurück geht es zum Boot, um einen gemütlichen Abend an Deck zu verbringen. Das Wetter hält sich - hoffentlich bleibt es so!!!



6. Tag: Freitag, 26. August 2011

Selbst an Bettinas Geburtstag hängt der Himmel voller Wolken und es regnet, das ist nicht nett!!! 
Wir machen uns um 9:50 Uhr auf den Weg Richtung Frankreich, der Kanal ist herrlich, doch recht laut, da die Straße und auch die Autobahn daneben verläuft. In Frankreich suchen wir KM-Schilder mal wieder vergeblich, in Belgien sah man sie zumindest ab und zu mal. Lukas fährt heute ein ganzes Stück des Weges und macht seine Sache sehr gut.
Unsere erste Station in Frankreich ist die ebenfalls geschichtsträchtige Stadt
Dünkirchen (Dunkerque). Eh wir uns versehen, liegen wir in einer Schleuse, in der man nur rein darf, wenn man ein Funkgerät hat, da man sich anschließend im Seegebiet befindet, doch das haben wir ja nicht. Man lässt uns trotzdem passieren, da wir wohl glaubhaft versichern, dass wir nicht auf die Nordsee wollen, sondern nur in den Yachthafen dahinter. Die Strafe hierauf kann bis zu 8000 € betragen, also bitte SCHWEIGEN!!!


Im Hafen angelegt machen wir uns gleich auf den Weg zu einem weiteren Kriegsmuseum, diesmal geht es allerdings um den 2. Weltkrieg, speziell das Jahr 1940, die sogenannte Operation Dynamo (weiteres bei bekannten Suchmaschinen).


Danach gibt es den obligatorischen Stadtspaziergang, doch die Städte in Belgien haben uns besser gefallen, hier in Frankreich ist es lauter und auch schmutziger (was wir auch schon letztes Jahr festgestellt hatten). 
Auffällig fanden wir, dass z.B. an der St. Eloikirche noch die Einschusslöcher zu sehen waren - was nicht negativ gemeint ist!


Abends gehen wir zur Feier des Tages mal essen – unser Favorit wird die französische Küche jedoch nicht.



7. Tag: Samstag, 27. August 2011

Pleiten, Pech und Pannen:
Der heutige Tag sieht erst mal sehr vielversprechend aus: blauer Himmel und eine schöne Dusche ohne Zeitbegrenzung. 
 


Doch dann kommt alles wieder mal ganz anders: es kommen dicke dunkle Wolken auf, die Brücke an der Hafenausfahrt ist defekt und wir liegen für 2 Stunden im Hafen fest.


Um 10:45 Uhr können wir endlich mit vielen Segelbooten passieren, die schwenken ab nach Steuerbord Richtung Nordsee, wir müssen nach Backbord wieder durch die Hafenschleuse Richtung  Inland, Diese funktioniert eigentlich automatisch mit Hilfe eines Seilzuges, den wir auch bedienen, doch es passiert nichts. Eine Telefonnummer gibt es nicht, da hier ja der Funk (den wir bekanntlich nicht haben) verpflichtend ist – WAS NUN? Nach geraumer Zeit passiert doch noch was, wir können endlich schleusen, gut dass hier alles Kameraüberwacht ist, so hat man uns bemerkt. Nun sind wir wieder im Binnenbereich unterwegs, unser eigentliches Revier, dieses werden wir jetzt auch nicht mehr verlassen – versprochen!
Die nächste Schleuse klappt ohne Probleme, doch wir benötigen noch die Vignette für die Brücken- und Schleusendurchfahrten – noch sind wir „Schwarzfahrer“. Laut Schleusenwärterin liegt das Büro hier in der Nähe, so dass wir hinter der Schleuse nochmals festmachen, zum genannten Büro rübergehen, um dann festzustellen, dass das VNF-Büro nur von Montags bis Freitags geöffnet hat. Die Franzosen haben wohl gerne Tourismus, aber bitte nicht am Wochenende... Tja, dann fahren wir halt erst mal ohne Vignette weiter.
Nun befinden wir uns auf einer Großschifffahrtswasserstraße und es dauert auch nicht lange, bis wir einen langen schwerfälligen Schubverband vor uns haben.


Wir sind „mutig“ und überholen ihn, doch gebracht hat uns das nicht wirklich was, denn 1 Stunde später an der Schleuse müssen wir auf ihn warten. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man vorne in einer 144 m langen Schleuse liegt und ein ca. 110 m langes Schiff noch mit herein rauscht… Eigentlich kommt die Berufsschifffahrt nach vorne und die kleinen kommen hinten dran, aber es klappt alles. Auch in der nächsten Schleuse liegt er wieder hinter uns.


Vor der dritten Schleuse lassen wir ihn allerdings passieren und machen vor der danebenliegenden stillgelegten Schleuse Fontinettes von 1887 (Industriedenkmal) fest, hier bleiben wir über Nacht – ein sehr schöner Liegeplatz, wenn auch eigentlich nicht für uns gedacht.




8. Tag: Sonntag, 28. August 2011


Unser heutiger Fahrtag beginnt um 9:45 Uhr gleich mit einer 13 m Schleuse.



Anschließend war geplant, im 33 km entfernten Bethune zu übernachten, doch es läuft auf der Großfahrzeugwasserstraße so gut, dass wir hier nur eine Tee- und Plätzchenpause einlegen und dann weiter fahren.
Heute wollen beide Kids gerne ihre Fahrkünste zeigen und machen ihre Sache sehr gut.


Nach langen 76 km erreichen wir bei bewölktem, aber überwiegend trockenem Wetter abends gegen 19:30 Uhr die Hauptstadt von französisch Flandern: Lille. Die Einfahrt in diese Großstadt führt uns vorbei an den kilometerlangen Industriegebieten und durch das Hafengelände, bis wir endlich die Innenstadt erreichen.


An den Anlegestellen kann die Stadt Lille jedoch noch arbeiten, denn die sind hier sehr rar. In einem Seitenarm, in dem Anleger sein sollten, standen wir plötzlich vor dem städtischen Kanuverein. Wir wollen lieber nicht wissen, wie hier die Wassertiefe war!?!?!? Vorsichtshalber fuhr Ludger hier dann rückwärts raus, für eine Wende hätte es wohl nicht gereicht. RESPEKT! An unserem Endplatz genossen wir dann erst mal ein leckeres Getränk auf dem Achterdeck.



9. Tag: Montag, 29. August 2011


Wir starten bei schönem Wetter und uns kommen viele Kajakfahrer entgegen.

Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir die Innenstadtschleuse von Lille, hinter der wir fest machen, um uns die Stadt anzuschauen. Uns fallen sehr viele Jogger hier auf, Lille ist eine Universitätsstadt, somit hat sie viele junge Leute – und die sind anscheinend sportlich.
Zunächst führt uns der Weg zur Zitadelle, wo das 43. Infanterieregiment der französischen Armee stationiert ist. Leider ist grad keine Kommandoübergabe, denn das soll sehr interessant sein.

 

In der Innenstadt sind noch viele eindrucksvolle alte Gebäude erhalten, doch ansonsten ist es auch eine laute Stadt – Großstadt eben. 



Die Kathedrale ist eine nicht grad gelungene Mischung aus alt und neu, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache…


Nachmittags fahren wir weiter, um zur Abwechslung mal wieder in einem Hafen festmachen zu können. Der hat aber nur einen Tiefgang von max. 1 m, unser Boot ist aber leider 1,05 m tief, so müssen wir außerhalb des Hafens an der Kaimauer anlegen und bekommen jede Welle der vorbeifahrenden Pötte mit.
Der Hafenmeister hat schon Feierabend, so können wir uns nicht mehr nach unserer weiteren Strecke erkundigen. Wir streben an, einen Kanal zu durchfahren, der nach Jahren erst im Juni wiedereröffnet wurde und sehr beschaulich sein soll.



10. Tag: Dienstag, 30. August 2011

Nach dem Frühstück melden wir uns bei der Hafenmeisterin an und erfragen die Durchfahrtmöglichkeiten des im Juni wiedereröffneten Canal de Roubaix, der uns nach Belgien führen soll. Es ist ein kleiner beschaulicher Kanal mit vielen Schleusen. Die Hafenmeisterin sagt uns, dass man die Kanalfahrt jedoch mindestens 1 Tag vorher anmelden muss, da uns ein Schleusenteam dort begleiten würde. Die Telefonnummer lassen wir uns trotzdem geben, vielleicht klappt es ja doch. Bei dem Telefonat mit der zuständigen Dame (sehr nett und englisch sprechend) erfahren wir, dass wir heute Nachmittag um 14 Uhr noch in den Kanal einfahren können. HURRA! Die Wassertiefe passt auch: 1,60 m, unser Boot hat 1,05 m. Doch schon die erste Schleuse vor dem Kanal bringt uns Schwierigkeiten, sie reagiert nicht auf unsere Fernbedienung, die wir uns noch besorgt hatten. Also telefonieren und auf den Service warten, doch der kommt schnell und nach einem Reset klappt alles. Schnell weiter, denn das Team wartet ja gleich bei der 2. Schleuse auf uns. Der Kanal ist herrlich: schmal und kurvig, die Bäume und Sträucher ragen bis ins Wasser – sehr idyllisch.


Doch dann das nächste Problem: in einem Industriegebiet liegen plötzlich 2 große Schiffe nebeneinander vor uns (wie sind die bloß durch den engen Kanal gekommen???), sie blockieren den Kanal während sie sich entladen lassen. Doch sie machen schnell Platz für uns.


Doch was ist das? Direkt dahinter liegt ein Schwimmbagger mit Zusatzplattform für den Kies und blockiert die Strecke. Die Bauarbeiter haben die Ruhe weg und lassen uns 1 Stunde warten. Gut, dass wir extrem früh losgefahren waren, doch diese Stunde wollten wir eigentlich mit Tee und Plätzchen genießen und nicht vor einer stinkigen Firma und lauten Baustelle verbringen.


Passend um 14 Uhr sind wir am Treffpunkt angekommen, wir werden herzlich empfangen, bekommen reichlich Informationsmaterial und man entschuldigt sich für die Probleme, die wir hatten. Wir sind ca das 50. Boot, das diesen Sommer diese Strecke fährt, ich glaub, sie sind um jedes Boot froh, welches sich anmeldet. 2 Männer begleiten uns nun durch die folgende Schleusentreppe und öffnen für uns die Tore etc.. Leider haben sie schon um 16 Uhr Feierabend, so dass wir danach nicht weiterkommen. Sie bieten uns sogar an, uns mit dem Auto zum Supermarkt zu fahren, damit wir einkaufen gehen können, doch wir gehen mit unserem Trolley zu Fuß – ein bisschen Bewegung schadet nicht.
Morgen früh um 8:30 Uhr geht es erst weiter, das war so nicht geplant, denn am Freitag müssen wir ja schon wieder in Gent sein.


 
11. Tag: Mittwoch, 31. August 2011


Zeitig um 8:30 Uhr starten wir bei blauem Himmel – HURRA! – den Motor und fahren vor zur ersten mobilen Brücke, wo auch bald das mobile Einsatzkommando kommt.


Für die 2. und 3. Brücke muss ein ganzer Kreisverkehr gesperrt werden – so viel Aufstand für ein Boot. Nach 2 Stunden Fahrt teilen die Männer uns mit, dass nun 3,5 Stunden Pause wäre, damit wir uns die Stadt anschauen könnten. NEIN, das wollen wir nicht, wir wollen voran kommen! Nach einem Telefonat sagt er uns, dass es doch direkt weiter geht. GLÜCK gehabt!  3 Schleusen und 3 Brücken weiter ist von einer Mittagspause die Rede, die würden wir gelten lassen, obwohl es nur noch 1 Schleuse und 1 Brücke wäre. Von selbst kommen die beiden darauf, dass wir gerne weiter möchten und sagen uns, dass sie doch weiter machen. PRIMA! Da wird wohl gleich ein Trinkgeld fällig,
Nun erreichen wir wieder Belgische Gewässer, den Canal de l’Espierres. Gleich hinter der Grenze liegt die erste belgische Schleuse, den Schleusenwärter können wir zunächst nicht erreichen, denn es ist Mittagszeit – geht das schon wieder los! Der Anleger ist durch einen Dauerlieger und kleine Tretboote belegt, beim Dümpeln kommen wir zu sehr an die Seite und bekommen Grundberührung mit Steinen – oh je, das klingt grauselig! Schnell wieder in die Mitte und dann doch an das letzte Stück Anleger, wenigstens den Bug festmachen. Nach einer Stunde kommt der Schleusenwärter und es geht nun zügig weiter, doch ist der Kanal sehr flach, da er für eine Baustelle weniger Wasser führt, dadurch grummelt es noch häufiger unter uns. Zu allem Übel liegt im Wasser sehr viel Gehölz rum (bis 10 cm Durchmesser!), auch das klingt nicht nett und würde der Schraube nicht guttun! Zu dritt stehen/ liegen wir vorne am Bug und halten Ausschau nach Holzstücken.


Landschaftlich ist der Abschnitt jedoch herrlich!


Wir sind trotzdem froh, nach 8,4 km die Schelde zu erreichen, die ist wieder schön tief und breit, passend für die Großschifffahrt halt. Nach 5 km biegen wir ab in den Kanal Bossuit – Kortrijk und schaffen aber leider nur noch 3 von den 6 Schleusen. Somit liegen wir heute nach 11 Stunden Fahrt, aber nur 45 km Strecke wieder mal über Nacht nicht in einem Hafen, sondern im Kanal an der Betonmauer. Gut, dass der Kühlschrank gut gefüllt ist, die Trockenvorräte noch nicht aufgebraucht sind (z.B. Spaghetti) und wir gestern Morgen den Frischwassertank noch vollgetankt haben.
Morgen streben wir aber auf jeden Fall wieder einen Hafen an!
Das Wetter hat sich übrigens über den ganzen Tag sehr gut gehalten, ein paar kleine Wolken, ansonsten heiter bis sonnig




12. Tag: Donnerstag, 01.September 2011



Ohne Frühstück im Bauch, aber bei blauem Himmel starten wir bereits um 8:10 Uhr, um die letzten 3 Schleusen des Kanals von gestern zu durchfahren. Direkt danach ist ein Besucheranleger der Stadt Kortrijk in einem Seitenarm, hier wird erst mal in Ruhe gefrühstückt. Anschließend schauen wir uns zumindest die Broeltürme von Kortrijk an. Auf den Rest der Stadt müssen wir aus Zeitmangel leider verzichten, dabei macht sie einen sehr schönen und sauberen Eindruck – Schade.


Nun fahren wir auf der Leie Richtung Norden nach Deinze, dort biegen wir rechts ab und fahren durch die unbegradigte Leie – eine so wunderschöne Strecke hatten wir in den ganzen 2 Wochen nicht – einfach WUNDERBAR.


Auf diesem 24 km langen Abschnitt können wir viele viele riesengroße Gärten mit wunderschönen Anlagen bestaunen, Geld müsste man haben…


Danach schmerzt uns allen der Nacken vom vielen Schauen.
Abends um 17:20 Uhr erreichen wir wieder unsere Ausgangsstadt Gent und machen in einem Vorstadthafen fest. Bei immer noch blauem Himmel genießen wir nochmals einen Pastis auf dem Achterdeck, bevor wir die letzten Lebensmittelreste vertilgen.
Morgen werden wir ganz gemütlich durch die Stadtkanäle von Gent zurück zum Ausgangspunkt fahren, wo wir das Boot dann leider um 16 Uhr wieder abgeben müssen. Wir würden gerne noch weiter fahren, denn Belgien und Frankreich haben uns sehr gut gefallen und wir haben noch längst nicht alles gesehen, also werden wir wohl noch mal wieder kommen müssen. GERNE!



13. Tag: Freitag, 02.September 2011

Auch der letzte Tag beschert uns noch mal schönstes Bootwetter. Wir starten um 9:35 Uhr unsere letzte Etappe. Sie führt uns durch die Innenstadtkanäle von Gent, die wir teils schon am ersten Tag zu Fuß gesehen hatten, auch unser Hotel können wir vom Wasser aus sehen.


Im Stadthafen Lindelei legen wir noch mal einen Stopp ein, um in der Altstadt die berühmten belgischen Pralinen zu kaufen – die sind sooooo lecker.


Nach einer Schleuse durchfahren wir auch noch den anderen Stadthafen Portus Ganda, der optisch einen sehr guten Eindruck macht, es wären auch noch viele Boxen frei, doch für uns wird es nun leider Zeit.


Weiter geht es durch den Genter Hafen, ein letztes Telefonat zur Schleuse (klappt wieder ohne Probleme) und schon erreichen wir unseren Heimatliegeplatz.
Schade, eine wunderschöne Tour endet leider hier.


Fix die Sachen ins Auto packen, mit dem Vermieter noch abrechnen und ab nach Hause. Da Freitagnachmittag ist und wir über Antwerpen müssen, werden wir nicht gut vorankommen.


Einige Eckdaten zur Tour:

442,5 km – 44 Schleusen – 40 mobile Brücken – 70,6 Betriebsstunden – 136 l Diesel – viele schöne Stunden


Abschließende Bemerkungen

  • Vermieter/Boot:
    Yachtcharter Sneek, Sitz in Sneek/NL, seit diesem Jahr mit 3 Schiffen in Belgien/Gent vertreten;
    SUSAN Simmerskip 1050 AK, 10,50 m lang, 3,50 m breit, 2,40 m Durchfahrtshöhe, 65 PS
    hat 5 feste Schlafplätze in 2 Schlafkabinen, ist aber im Salon für 4 Personen schon grenzwertig eng, er müsste länger und breiter sein;
    die Leinen sind viel zu kurz: ein paar Mal mussten wir die Ankerleine (30 m) zu Hilfe nehmen, was natürlich hinderlich war (in Holland brauchte man wohl immer nur kurze Leinen);
    wie auch in jedem anderen Boot bisher hatte man viel zu wenig Haken für Handtücher oder Jacken, in einem Bad für 5 Personen gab es nur 2 Haken?!?!?!
    an den zu öffnenden Fenstern waren teils feste Fliegengitter eingebaut, das war sehr gut, so hatten wir entschieden weniger Kleintiere an Bord als in den Vorjahren, auch im Außenbereich waren dieses Mal viel weniger Spinnen unterwegs;
    das Boot war sehr sauber und machte einen gepflegten und gut gewarteten Eindruck
  • Belgien hat uns landschaftlich teils an Irland erinnert
  • die Belgier selbst sind super nett und hilfsbereit und mit englisch kommt man hier überall klar, einige sprechen auch deutsch
  • die Franzosen sind ja bekanntlich ein Volk für sich, es gibt 2 Gruppen:
    die, die gewillt sind, Englisch zu sprechen (bzw. es versuchen) und die, die partout nur Französisch sprechen – die Schleuse aber dann doch offen ist, also werden sie mich wohl doch verstanden haben…
  • Vignette für Frankreich ist teuer (über 70 €), aber die Schleusungen klappen prima
  • die Anleger an/in den Schleusen sind vielfach noch nicht auf Sportboote abgestimmt
  • das Fahrgebiet war sehr ruhig frequentiert (Berufsschifffahrt wie auch Sportschifffahrt), vor 1 Monat soll das anders ausgesehen haben
  • das Wetter hat es in diesem Jahr mal relativ gut mit uns gemeint: es war überwiegend trocken, wenn die Sonne sich auch gerne etwas häufiger hätte blicken lassen dürfen; auf den Großschifffahrtsstraßen war es durch den Wind recht kühl
  • wir können diese Rundfahrt nur empfehlen, sie passt auch gut für 2 Wochen; den Canal de Roubaix bei Lille kann man aber auch gut weglassen (kostet 2 Tage!), dafür lieber über die Leie nach Belgien zurück fahren; aber auf die geschlängelte alte Leie oberhalb von Deinze sollte man auf keinen Fall verzichten, die bildet einen krönenden Abschluss!!!
  • mit dem Vermieter Yachtcharter Sneek waren wir zufrieden, die Kontaktaufnahme im Vorfeld klappte hervorragend (auf deutsch), aber auch die Abwicklung in Gent war problemlos (auf englisch)
  • in diesem Jahr hatten wir endlich mal überwiegend schönes Wetter, doch auch Regen hätte uns nicht davon abgehalten, weitere Bootstouren zu unternehmen
  • ich finde die Ruhe auf dem Boot HERRLICH, bin aber jedes Mal in den Städten erschrocken über den Autolärm und die Hektik, die dort herrscht
    --> Man gewöhnt sich so schnell an die Ruhe, nicht aber an den Lärm
  • weitere landschaftliche Fotos findet ihr hier:
    Belgien 2011 - Fotos